Osceola

Osceola

★★★ ++

  • Jahr: 1971
  • Regie: Konrad Petzold
  • Darsteller: Gojko Mitić, Iurie Darie, Horst Schulze, Pepa Nikolova, Karin Ugowski, William Aniche, Gerhard Rachold, Kurt Kachlicki, Monika Woytowicz, Iskra Radewa, Kati Bus, Gerry Wolff...

Story

Florida 1835: Die Regierung der Vereinigten Staaten will das Volk der Seminole erneut, dieses Mal nach Oklahoma, umsiedeln. Die Plantagenbesitzer der Gegend wie der fiese William Raynes (Horst Schulze) finden erstens, dass das nicht schnell genug gehen kann, bestehen aber zweitens darauf, ihre zu den Indianer geflüchteten und dort mittlerweile integrierten Sklaven in diesem Zuge wiederzuerhalten. Die Indianer selbst wollen Florida nicht verlassen. Und Freidenker wie der fortschrittliche Richard Moore (Iurie Darie), der die Schwarzen etwa gegen Geld für sich arbeiten lässt und mit Rhea (Pepa Nikolova) eine Häuptlingstochter geheiratet hat, schaffen es leider nicht, dass die Parteien sich annähern. Beide Seiten sind vorerst jedoch darauf bedacht, den Konflikt nicht eskalieren zu lassen. Als Raynes jedoch Che-Cho-Ter (Iskra Radewa), die Frau des Seminolenführers Osceola (Gojko Mitić), entführt und dieser bei ihrer Befreiung das Wohnhaus des Großgrundbesitzers in Flammen aufgehen lässt, geschieht es doch. Die Armee greift ein und der Zweite Seminolenkrieg bricht aus. Osceola und Co. müssen sich verstecken und kämpfen und Moore, dessen Besitz ebenfalls dem Feuer zum Opfer fällt, muss ganz neu beginnen.

Worte zum Film

interessante, authentische, leider nicht durchgängig spannende Geschichtsstunde; kein Biopic, aber einfach etwas Besonderes; inhaltlich seiner Zeit voraus, handwerklich höchstens solide; schreckliche Musik; die DEFA-Formkurve geht wieder eindeutig nach oben

Bewertung

Zum Film:

Eine Sache habe ich bei der Bewertung zu „Tödlicher Irrtum“ neulich völlig außer Acht gelassen. Ich weiß gar nicht, wie mir das passieren konnte (wenngleich ich natürlich auch so schon genug negative Punkte auf meiner Liste hatte), aber es ist mir auch beim nochmaligen Drüberlesen nicht aufgefallen. Sobald ich nun aber mit „Osceola“ den nachfolgenden DEFA-Indianerwestern gestartet hatte, sprang mir mein Fauxpas sofort ins Auge bzw. ins Ohr, wenn es das gibt. Die Musik des dort wieder reaktivierten Wilhelm Neef (ihr erinnert euch; das ist der, der auch schon die ersten beiden DDR-Pferdeopern mit seiner seltsamen Mucke nicht gerade bereichert hatte) war nämlich in „Tödlicher Irrtum“ schon wieder nicht gut (und bei Gelegenheit ergänze ich das dort unter „Übrigens:“ mal). Für „Osceola“ hat er sich dann aber noch einmal gesteigert und einen mitunter wirklich schrecklichen Score geschrieben. Gerade das Bläser-Gejaule am Anfang kann sich kein Mensch mit anhören.

Und wer sich dann die Credits durchliest, dem wird auffallen: Auch ansonsten hat man hier schon wieder auf die gleiche Crew vertraut, die auch den Vorgänger so unerwartet wie eindrucksvoll in den Sand gesetzt hat. Da wurde nur Kameramann Eberhard Borkmann durch Hans Heinrich ersetzt, aber darüber hinaus setzte man erneut auf Cutterin Thea Richter, Regisseur Konrad Petzold und natürlich meinen ganz speziellen Freund, Drehbuchautor Günter Karl. Letzterer wird dieses Mal flankiert von Walter Püschel, den ob der gerade einmal drei Einträge in seiner Filmografie wohl niemand kennen dürfte, und Hans-Joachim Wallstein, der bereits bei „Weiße Wölfe“ mitwirkte und ab hier regelmäßig zu den Schreiberlingen gehören sollte. Aber so alarmierend wie das ob des zuletzt abgelieferten Ausfalls auch klingen mag, müsst ihr euch bzgl. „Osceola“ trotzdem keine Sorgen machen. Dieser ist vielleicht kein weiteres Glanzlicht im DDR-Filmkanon, aber direkt wieder ein wirklich ansehnlicher Western geworden.

Vor allem atmet er endlich wieder diesen besonderen DEFA-Odem, der zuletzt „Chingachgook, die große Schlange“ aus- und so gut machte. „Spur des Falken“ und „Weiße Wölfe“ waren auch gut, aber ihnen fehlte diese Eigenständigkeit. „Osceola“ aber fühlt sich nun wieder wie etwas ganz Besonderes an, das man so vorher noch nicht gesehen hat. Dazu tragen zum größten Teil natürlich der Schauplatz „Florida im Jahre 1835“ sowie die daher gewählten Drehorte in Kuba bei, die man einfach nur als außergewöhnlich bezeichnen kann. Diese in Kombination mit den aus meiner Sicht authentischen Bauten und der ungewöhnlichen Indianergeschichte, die „endlich mal wieder“ genauestens recherchiert scheint, macht diesen Streifen zu einem Erlebnis. (Ich bezeichne die Erzählung über Osceola deswegen als ungewöhnlich, weil das Internet wenigstens bei oberflächlicher Suche tatsächlich nur die beiden Filme über den (bzw. mit dem) berühmten Indigenen-Führer ausspuckt, von denen man weiß (namentlich also diesen und Boettichers „Seminole“), sowie zusätzlich noch den mir bisher völlig unbekannten „Naked In The Sun“.) Denn auch wenn man das mit Blick auf die Ereignisse, die sich erst Jahre später im „Wilden Westen“ zutragen sollten, kaum glauben mag, war die Zivilisation in diesem Teil der USA und gerade auch unter den Seminolen zu diesem Zeitpunkt bereits so weit vorangeschritten, wie hier dargestellt. Die vielen schwarzen Sklaven etwa, die zu den Ureinwohnern, die teilweise selbst große Plantagen besaßen, überliefen, um unter ihnen frei leben, ja sogar zum Krieger und Häuptling aufsteigen zu können, sind kein Konstrukt der Drehbuchautoren, sondern historische Tatsache. Und wo bekommt man das sonst schon mal zu sehen?

Tatsächlich kümmert sich „Osceola“ daher auch lange nicht nur um das Zurechtrücken des Indianerbildes. „12 Years A Slave“ scheint einem bei der Darstellung der Zustände auf den damaligen Plantagen der weißen Zuckerrohr-Herren auch nicht weit ab zu sein. Und damit war man seiner Zeit ja wohl weit voraus. Einziges Problem hierbei: Auch wenn sich der Streifen dadurch gerade zu Anfang lange nicht ausschließlich um Weiße, sondern vor allem natürlich um Schwarze dreht, fällt Gojko Mitićs Rolle, der uns hier selbstverständlich wie immer den Titelhelden gibt, trotzdem wieder einmal recht klein aus. Und wieder einmal soll sich das leider bis zum Ende nicht sonderlich ändern. Sein weißer Freund Richard Moore (Iurie Darie) sowie Horst Schulzes Bösewicht William Raynes haben gefühlt wesentlich größere Auftritte. Da man daran mittlerweile ja aber leider gewöhnt ist, habe ich daran jetzt nicht die meisten Gedanken verschwendet, sondern mich von besagter, starker, authentischer Gesichte mitreißen lassen (wenn Mitić dann nämlich doch wieder auftaucht und in seiner dritten Szene gleich mal mit einem wirklich gut getricksten Krokodil kämpfen darf, entschädigt das doch für so einiges).

Diese (also seine Geschichte) erklärt im Übrigen auch die – inhaltlich – recht politische Note dieses Werks (sprich unabhängig von der Aussage, die bei den „Red Western“ der DEFA ja stets auch eine politische war). Wenn die hier zwar nur am Rande, dafür aber umso eindrucksvoller porträtierten Politiker und solche, die es werden wollen, rücksichtslos Wahlkampf betreiben bzw. diesen vorbereiten, gestandene Generäle davon sprechen, Florida ethnografisch, topografisch und geografisch genauestens studiert zu haben, und Moore und Raynes über die moralische sowie ökonomische Dimension der Sklaverei diskutieren, dann ist das erstens selbst in diesem Jahrzehnt (in dem die Ereignisse angesiedelt sind) glaubwürdig, da man in diesem Teil der USA seinerzeit bereits so weit fortgeschritten war, und zweitens sehr spannend zu verfolgen. Ich mein, ich muss nun wirklich keine Pferdeoper mit politischem Anspruch vor mir haben, um glücklich zu sein, aber wenn, dann sollte sie mich auf diesem Gebiet schon so ansprechen wie „Osceola“ es tut. (Spoiler) Wie beide Seiten nicht sofort jede sich auftuende Möglichkeit zum Intrigieren nutzen, ist sehr erfrischend zu sehen (gerade von den Weißen hätte man in der Saloonszene ja eine ganz andere Reaktion erwartet) und wenn Raynes es dann doch tut und tatsächlich Osceolas Frau Che-Cho-Ter (Iskra Radewa) entführt, blieb zumindest mir bei seiner dreisten Rechtfertigung, mit der er damals jedoch unbedingt durchkommen musste, fast der Mund offen stehen. (Spoilerende) Dass dies alles von demselben Mann (mit-)geschrieben sein soll, der sich für „Tödlicher Irrtum“ zuletzt nur dieses plumpe, völlig offensichtliche „Täuschungsmanöver“ des Öl-Spekulanten Allison ausdachte (der ohne jedwede Konzessionen einfach mal so nach dem schwarzen Gold bohrt, ohne dass es jemanden stört), mag man kaum glauben.

Leider, leider aber ist Karls sonstige Handschrift hier doch noch deutlich genug erkennbar. Er hat es nämlich zum wiederholten Male nicht geschafft, das Ganze bis zum Ende spannend zu halten. Das hat nichts damit zu tun, dass „Osceola“, obwohl man es dem Titel nach zu urteilen erwarten würde, kein Biopic ist. Ich gebe ehrlich zu, eines erwartet zu haben und ich war auch ein wenig erstaunt, als ich begriff, dass wir hier nur eine Episode aus dem Leben des berühmten Seminolenführers erzählt bekommen werden. Und ja, es wäre auf jeden Fall spannend gewesen, noch mehr über ihn zu erfahren und natürlich hätte ein kompletter Abriss seines Wirkens auch noch mehr Spielraum für weitere Kampfhandlungen eröffnet, aber der Ansatz, der hier gewählt wurde, hat ja auch was für sich. So kann man die Zustände und Spannungen dieses Zeitpunkts der Geschichte viel differenzierter darstellen. Vielleicht hätte man das fertige Werk dann nicht unbedingt nach seiner Hauptfigur benennen müssen, denn das weckt eben besagten Biografie-Eindruck, aber ansonsten kam ich nach anfänglicher Verwunderung damit sehr gut klar.

Und die fehlende Spannung hat auch nichts damit zu tun, dass „Osceola“ erneut kein Action-Western geworden ist. Schließlich gibt es auch ruhige Vertreter, die extrem spannend sind (falls es dazu tatsächlich noch eines Beispiels bedürfen sollte, seien an dieser Stelle noch einmal Sergio Leones „Amerika-Trilogie“ sowie Andrew Dominiks „The Assassinaton Of Jesse James By The Coward Robert Ford“ ans Herz gelegt (und, um das Genre mal zu verlassen, z. B. auch die überragende deutsche Serie „Dark“)). Nein, nein, die eben erwähnten politischen Inhalte und das ganze exotische Setting sprechen schon für sich bzw. beziehen ihre Anziehungskraft aus sich selbst – aber eben nicht für die kompletten eindreiviertel Stunden. Da müsste dann irgendwann schon noch mal was anderes passieren als etwa eine Beinahe-Hängung oder eine Kneipenschlägerei, die genauso schnell endet, wie sie begonnen hat. Solcherlei Elemente hat man sich allerdings komplett für den Schluss aufgehoben und bei diesen dann auch noch schlicht und einfach zu viel gewollt. (Spoiler) Bereits die zweite Gesangs- und Tanzeinlage ist eine zu viel (während ich von der sehr gelungenen ersten hingegen heute noch einen Ohrwurm habe), vor allem aber ist Che-Cho-Ters Rettungsaktion ja wohl selten unrealistisch geraten. Wie Osceola und sein Mitstreiter Robin (William Aniche) die Seminolenfrau da einfach mal so aus dem Pulk von streitlustigen Partygästen herausholen ist geradezu lächerlich einfach und dass Mitićs Figur sich danach sogar noch die Zeit nehmen kann, irgendwelchen Rachegelüsten nachzugehen, spricht ebenfalls für sich (von diesem konstruierten Brand mal ganz zu schweigen…). Ähnlich übertrieben ist kurze Zeit später seine One-Man-Show auf dem Armee-Dampfer, den er im Alleingang versenkt. Auf diese Art hätte man seine fehlende Screentime nicht ausgleichen müssen, finde ich. Davon, dass dieses Ende zusätzlich noch recht unübersichtlich geraten ist, fange ich besser gar nicht erst an. (Spoilerende)

Fairerweise muss man allerdings dazusagen, dass es nicht nur Karl war, der es verpasst hat, dem Ganzen mehr Spannung zu verleihen. Auch der Rest der vorhin bereits angesprochenen Mitarbeiter bekleckert sich diesbezüglich leider erneut nicht gerade mit Ruhm. Beispielhaft sei hierfür mit der Flucht der beiden Sklaven Robin und (ich glaube er hieß) Joshua (Almamy Soumaré) nur eine der ersten Action-Szenen genannt. Diese wurde von Petzold kein bisschen spannend inszeniert, von Richter völlig undynamisch geschnitten und von Neef nicht mit Trommeln oder Ähnlichem, sondern mit einem lahmen Chor unterlegt. Vorsichtig ausgedrückt also: Es wäre auch diesbezüglich noch Verbesserungspotenzial da gewesen… Da reißen die Alligator-Szenen danach dann auch nur beim ersten Ansehen ein bisschen was raus.

Dazu kommen leider erneut diese, ich nenne sie jetzt mal, Unachtsamkeiten (mitunter sind es aber auch einfach nur Schlampigkeiten). So sollen hier in gleich mehreren Szenen Pferde angebunden werden, was im ersten Versuch nicht funktioniert. Anstatt das Versäumnis aber einfach flink nachzuholen, entscheiden sich die betroffenen Personen ständig dafür, das Tier dann einfach unangebunden stehen zu lassen. Nach dem Motto „Wird schon nicht weglaufen.“. Na warum nicht? Ebenso gab es solche Revolver wie die, mit denen sich Osceola und Joe Hammer (Gerhard Rachold) gegen Ende duellieren, im Jahr 1835 selbstredend noch nicht. Es ließen sich hier noch mehr Beispiele finden, der absolute Ober-Knaller ist jedoch die Szene, in der Mitić und Aniche ebenfalls gegen Ende über die Mauer auf Raynes Besitz krabbeln. Dort entlarven diese nämlich die Bühnenbildner, die die Pfannen einfach nur auf die Mauer aufgelegt haben. Diese sind offensichtlich nicht mal versucht worden zu befestigen. Daher fällt nun eine nach der anderen runter. In einem ernst gemeinten Film eigentlich unmöglich, sollte man meinen…

Nun ja, immerhin gibt es an den Darstellern dieses Mal quasi nichts auszusetzen. Gojko Mitić ist nach seinem Ausfall in „Tödlicher Irrtum“ wieder ganz der Alte und dominiert die Szenen, die er hat (wie gesagt, es hätten mehr sein dürfen), eindeutig. Und Iurie Darie, von dem ich vorher ehrlich gesagt noch nie etwas gehört hatte, ist eine echte Bereicherung für die „Reihe“! Sehr charismatisch, sehr leidenschaftlich, sehr sympathisch. Ich freue mich schon darauf, ihn in „Blutsbrüder“ und „Severino“ wiederzusehen. Horst Schulze, vor allem aber dessen Filmtochter Karin Ugowski sind mitunter vielleicht ein wenig zu aufgesetzt böse, aber grundsätzlich geht ihre Leistung in Ordnung und ich mochte ihre Rollen. Gladis Raynes ist vielleicht ein Biest; Wahnsinn. William Aniche als Robin sowie Gerhard Rachold als Joe Hammer als auch Kurt Kachlicki als Offizier Stock (was für ein Name!) sind nette Sidekicks und wenn er ausnahmsweise mal nicht seine Stimme so anstrengend verstellt, kann man sich auch Gerry Wolff sehr gut angucken. Daneben sollte Pepa Nikolova nicht unerwähnt bleiben, die ihre Sache ganz gut macht und zusätzlich noch ganz vernünftig aussieht. Ebenso waren „Che-Cho-Ter“ Iskra Radewa als auch „Peggy Kerry“ Monika Woytowicz (damals) nicht gerade unansehnlich. Schade also, dass man die nackten (?) Frauenkörper in der einen Szene kurz vor dem Finale nur von so weit weg betrachten darf. ;)

Zusammenfassend handelt es sich bei „Osceola“ also um einen Film, der (gefühlt das erste Mal seit „Chingachgook“ wieder) Wert auf größtmögliche historische Korrektheit legt. Und auch wenn die meisten Figuren und Ereignisse, wenn ich es richtig sehe, keine reellen Vorbilder haben, kann man sich – verglichen mit dem, was man zu den tatsächlichen Umständen so recherchieren kann – doch sehr gut vorstellen, dass sich alles so oder so ähnlich abgespielt haben mag (außer die Geschehnisse um Charley Emathla vielleicht, dessen Ermordung (denn nichts anderes war es wohl) in echt wohl doch etwas anders ablief). Dazu hat man in Kuba die richtigen Drehorte für das historische Florida gefunden und – gerade was die erwähnt starke politische Note betrifft – genau den richtigen Ton getroffen. Das macht also schon ziemlich Laune. Allerdings kann diese Geschichtsstunde ihr hohes Start-Niveau leider nicht konservieren. Mit zunehmender Spielzeit geht die Spannung ein wenig verloren und hat man schlussendlich auch zu viel gewollt. Unterm Strich ist „Osceola“ sicherlich zehn Minuten zu lang. Und handwerklich? Handwerklich ist er größtenteils ordentlich gemacht, aber etliche Nachlässigkeiten und einige Schlampereien machen ihn auch in dieser Hinsicht nicht zum Aushängeschild der DEFA. Und so überwiegt bei mir am Ende eindeutig der positive Eindruck, den Story, Szenerie und Darsteller auf mich machen, aber in die Sphären der ersten vier Genrebeiträge aus der DDR stößt „Osceola“ noch nicht wieder vor. Verglichen mit seinem Vorgänger „Tödlicher Irrtum“ und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass für beide Streifen so ziemlich dieselbe Crew verantwortlich war, ist er trotzdem fast schon erstaunlich gut.

Zur DVD:

Ich habe mir seinerzeit die komplette „Gojko Mitić – Sammleredition“ von Icestorm Entertainment gekauft (insgesamt drei Boxen à vier Streifen). Dieser Film ist in der „Vol. 2“ zu finden, zusammen mit „Spur des Falken“, „Blutsbrüder“ und „Severino“ (eine sehr eigenwillige Zusammenstellung, ich weiß). Tatsächlich liegt auch diesem ein zweiseitiges Booklet mit Hintergrundinformationen bei. Ansonsten gibt’s hier nur noch die üblichen Bio- sowie Filmografien, Bildergalerien und einen „Apachen-Trailer“. Was auch immer das ist. Muss auch zugeben, dass ich diese DVD tatsächlich nie abgespielt habe. Bis ich mir jetzt die BDs zugelegt habe, bin ich um „Osceola“ irgendwie immer drum herum gekommen. Aber das Bild kann ja nicht besser sein als auf den anderen Scheiben, daher kann ich nur raten, es mir nachzutun. ;)

Zur BD:

Um das Ganze wieder in einem Rutsch abzufrühstücken, habe ich mir erneut die BD-Box von Icestorm Entertainment zugelegt. Diese firmiert unter dem erneut sehr sperrigen Titel „Gojko Mitić – Alle DEFA-Indianerfilme Gesamtedition“. In ihr sind dann selbstredend alle zwölf klassischen Indianer-Western der DEFA enthalten. Jeder in seinem eigenen Amaray, wie sich das gehört. Und das sieht auch alles ganz schick aus und hat, ähnlich wie die „Karl May Klassikeredition“ der Universum, dann den einzigen Nachteil, dass man schon ein wenig aufpassen muss, dass einem bei der Entnahme nicht gleich die ganze Box entgegengerutscht kommt, gerade wenn man einen Streifen aus der „Mitte“ sehen will. Das Bild kann erneut leider nicht ganz mit den überragenden ersten Scheiben mithalten. Ein paar Bildsprünge und mitunter nervige Nachzieheffekte stören ein wenig, aber ansonsten sieht das schon ziemlich gut aus. Da will ich das Bild der alten DVD gar nicht erst sehen. ;) Der Ton ist mitunter leider ein wenig unstet, aber auch das ist mir beim zweiten Durchlauf z. B. schon gar nicht mehr aufgefallen. An Bonusmaterial enthält diese Scheibe nur ein ca. 12,5minütiges Interview mit dem damaligen Filmarchitekten Hans-Jürgen Deponte. Dieses allerdings hat mir sehr gut gefallen, da es erstens mal was komplett Neues war, zweitens die Doku., obwohl sie wieder vom Filmgymnasium Babelsberg erstellt wurde, dem guten Herrn Deponte auch Raum zum Antworten gegeben hat, den dieser auch ausgiebig nutzt, es drittens endlich mal ein Bonus ist, der auch direkt mit diesem Film und nur mit „Osceola“ in Verbindung steht, und man Deponte viertens einfach auch ganz locker zuhören kann. Also da gab’s schon ganz andere Geschichten. Alles in allem würde ich diese Scheibe also durchaus wieder als runde Sache bezeichnen und meine Kaufempfehlung die ganze Box betreffend daher sehr gerne aufrechterhalten.

Zitate

„Du fürchtest die Wahrheit, weil du dann nicht mehr gottergeben auf deinen Tod warten kannst.“(Robin (William Aniche) spielt für seinen Kumpel Joshua (Almamy Soumaré) den Seelenklempner)

„Wissen Sie, Raynes, ich halte die Sklaverei moralisch für eine unverzeihliche Verletzung der Menschenwürde. Und ökonomisch, in unserem Jahrhundert, für eine unverzeihliche Dummheit!“(Richard Moore denkt anders als seine Mitmenschen)

[Raynes bietet Offizier Stock (Kurt Kachlicki) eine Zigarre an] „Vielen Dank, Mr. Raynes, aber ich habe so viele andere Laster, dass ich mich entschließen musste, auf dieses zu verzichten.“(Offizier Stock will nicht als langweiliger Nichtraucher gelten)

[Joe Hammer (Gerhard Rachold) geht baden; ein Indianerjunge beobachtet ihn dabei] „Warum badest du nur die Füße?“ – „Es ist mir zu nass, weißt du?“(Joe Hammer ist ein kleiner Entdecker)

„Verrückte Welt, in der einer verprügelt wird, weil er es wagt, ein menschliches Wort über Menschen zu sagen.“(Richard Moore bräuchte eine Zeitmaschine)

„Wer sein Volk nur durch Mord vor drohenden Gefahren beschützen kann, ist nicht wert es zu führen.“(Rhea würde Osceola beim nächsten Mal nicht wiederwählen)

★★★ ++

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