Spur des Falken

Spur des Falken

★★★ +++

  • Jahr: 1968
  • Regie: Gottfried Kolditz
  • Darsteller: Gojko Mitić, Hannjo Hasse, Helmut Schreiber, Fred Delmare, Rolf Hoppe, Hartmut Beer, Barbara Bryslka, Fred Ludwig, Holger Mahlich, Milan Jablonský...

Story

Seit in den Black Hills Gold gefunden wurde, strömen immer mehr Siedler in das Land der Dakota. So auch in das kleine Städtchen Tanglewood, in dem der Grundstücksspekulant Joe Bludgeon (Hannjo Hasse) das Sagen hat. Der einzige, der ihm hier noch gefährlich werden kann, ist sein Todfeind, der unbeugsame Sioux-Häuptling Weitspähender Falke (Gojko Mitić), der sich beharrlich weigert, mit den Seinen zur Agentur zu ziehen. Als dieser sich nach einigen Intrigen Bludgeons dazu gezwungen sieht, Tanglewood anzugreifen, ruft er damit die Armee auf den Plan, die den Geschäftsmann fortan unterstützt. Also müssen die Indianer doch vor der weißen Übermacht fliehen. Jedoch stellen sie sich als clevere Gegner heraus und können zumindest das erste Gefecht mit den Soldaten für sich entscheiden, indem sie selbigen die Pferde wegtreiben. Sodann hat Weitspähender Falke endlich auch Gelegenheit, sich um Bludgeon zu kümmern. Er treibt ihn auf den Gipfel eines Felsens, von dem aus dieser in den Tod stürzt.

Worte zum Film

gute Darsteller, gute Musik, tolle Bauten, Kulissen und Kostüme; solide Inszenierung mit Schwächen im Actionbereich; ansprechende, aber abgehackt und bisweilen formelhaft vorgetragene Story; endlich weitere Inhalte der „Söhne der großen Bärin“

Bewertung

Zum Film:

Nach den sehr erfolgreichen ersten Versuchen „Die Söhne der großen Bärin“ sowie „Chingachgook, die große Schlange“, für die man jeweils eine Buchvorlage adaptierte, dachte sich die DEFA-Arbeitsgruppe „Roter Kreis“ 1968 bei ihrem dritten Western offensichtlich, dass es an der Zeit wäre, dem Publikum zur Abwechslung mal eine selbsterdachte Geschichte zu präsentieren. Und wenn man mich fragt, war das eindeutig die richtige Überlegung. Ich weiß zwar nicht, ob und wenn ja, welche Wildwest-Romane seinerzeit in der DDR noch so angesagt waren, aber viele werden das ja nicht gewesen sein. Und überdies hatte man so wesentlich mehr Freiheiten. Schließlich hielten die Filmemacher sich bisher immer sehr strikt (oder zumindest sehr viel strikter als ihre westlichen Kollegen) an ihre Vorlagen – da kann man dann schnell an den Punkt gelangen, an dem es nicht mehr weitergeht. So allerdings konnte man sich das erste Mal so richtig „austoben“ und Drehbuchautor Günter Karl wusste davon auch durchaus Gebrauch zu machen.

So ganz von einem Roman-Vorbild lösen wollte oder konnte er sich dann aber offenbar doch nicht. Denn was mir an „Spur des Falken“ zuerst auffiel – und zwar sofort, als ich seine Eröffnungssequenz das erste Mal sah –, ist seine inhaltliche Nähe zu Liselotte Welskopf-Henrichs „Die Söhne der großen Bärin“ (sprich der Buch-Grundlage der ersten DEFA-Pferdeoper). Wirkt die dort gezeigte Mustang-Fang- und Zureit-Aktion doch ganz so, als hätte man ob der arg zusammengestauchten Filmversion der Hexalogie (vgl. meine Ausführungen im Review dort) noch etwas nachzuholen gehabt. Schließlich kann man bereits erahnen, dass wir nach dem kurzen Ausflug zu den Lenni Lenape  und Wyandot hier wieder zu den Dakota zurückkehren, sieht der Hengst, den sich der selbstredend wieder von Gojko Mitić verkörperte Protagonist Weitspähender Falke (der sich im weiteren Verlauf natürlich ebenfalls als Kriegshäuptling seines Stammes herausstellt) dort fängt, auch nicht viel anders aus, als das Tier, das er im ersten Ost-Western bereits ritt und wird dieses von einem Goldsucher kurze Zeit später ebenfalls als Prachtpferd oder irgendetwas ähnliches bezeichnet. Und a pro pos Goldgräber. Dass wir uns wieder in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre in den Black Hills befinden und der dortige Goldfund erneut die weißen Glücksritter anlockt sowie die Ureinwohner in Bedrängnis bringt, spricht auch eine deutliche Sprache. Weitere Parallelen sind die Einbindung der Eisenbahnlinie, der Soldaten, die einfach nirgendwo sonst „Dragoner“ heißen (hab ich bisher nur bei Henrich gelesen bzw. in der Verfilmung gehört), sowie die Tatsache, dass der Oberbösewicht der Weißen der „Todfeind“ der indianischen Hauptfigur ist (warum das so ist, klingt kurz an, ist aber nicht weiter wichtig). Auch, dass erneut Tashunka Witko auftaucht und explizit vom Winterquartier der Dakota die Rede ist, sind eindeutige Indizien dafür, dass Karl die Bücher gut kennt. Sicherlich muss man diese selbst auch gelesen haben, um solche Vergleiche anstellen zu können, fürs Filmverständnis aber ist deren Kenntnis natürlich nicht nötig. Vielmehr ist dieses (Wieder-)Erkennen für einen Fan wie mich nur ganz augenscheinlich und – was noch viel wichtiger ist – eine sehr angenehme Überraschung gewesen, nachdem ich nach der wie oben bereits erwähnt sehr komprimierten Version zwei Jahre zuvor doch ein wenig enttäuscht war, dass man aus den Romanen nicht noch mehr herausgeholt hat. Hat man mit etwas Verspätung nun also doch.

Allerdings scheint das dann auch schon alles gewesen zu sein, was man getan hat, wenn es um die bei den Vorgängern zuvor so vielgepriesene Recherche der DEFA geht. Zusätzlich scheint man da nicht noch großartig nachgebohrt zu haben; man verließ sich offensichtlich ganz auf Welskopf-Henrich. Sicherlich durfte man das angesichts von deren Recherche-Aufwand für die Bücher auch ohne große Bedenken tun, aber man meint darin dann schon eine Einstellung erkennen zu können. Zwar hat man logischerweise und als DDR-Unternehmen ganz zwangsläufig erneut auch deren Aussagen und Darstellungen bezüglich des harten Schicksals der amerikanischen Ureinwohner übernommen, aber hier wirkt das – gerade nach dem großartigen „Chingachgook“ – lange nicht mehr so vordergründig. Tatsächlich ist man fast gewillt zu sagen, dass die Indianer-Ideologie nur vorgeschoben wird, um einen ziemlich reinen Action-Western zu drehen. Ganz so ist es am Ende zwar nicht ((Spoiler) auch hier wird beispielsweise wieder ein Dorf der „Roten“ vollständig und schonungslos zerstört (Spoilerende)), aber es ist eindeutig, dass „Spur des Falken“ schon sehr auf seine Schauwerte fokussiert ist. Da wird keine Möglichkeit einer Schießerei oder anderweitigen Auseinandersetzung ausgelassen.

Das jetzt aber bitte nicht falsch verstehen: Dagegen ist per se und auch hier überhaupt nichts zu sagen. Nur wäre es dann natürlich schön gewesen, wenn der Regisseur denn auch Action gekonnt hätte… Und auch das ist immer noch viel zu überspitzt dargestellt, denn Gottfried Kolditz verstand sein Handwerk durchaus, aber gerade im Vergleich mit Richard Groschopp und selbst Josef Mach zieht er den Kürzeren. Das liegt vorrangig daran, dass seine Action-Szenen ziemlich inhaltlos sind. Da passiert eigentlich gar nicht viel. Ein paar Indianer reiten lauthals kreischend durch die Gegend, dann folgt ein Schnitt und es wird jemand gezeigt, der einen Pfeil oder eine Kugel abschießt, dann noch ein Schnitt und wir sehen den Einschlag dieser Kugel oder dieses Pfeils. Dann wieder kreischende Indianer… Abwechslungsreich sieht anders aus (von innovativ wollen wir mal lieber gar nicht erst reden). Und übersichtlich auch ((Spoiler) dass bei dem Überfall auf das Lakota-Dorf beispielsweise der sich im Hintergrund befindliche, von den Bösen gesprengte Felsen auf selbiges herabfallen soll, kann man höchstens erahnen (Spoilerende)). Na ja, jedenfalls stirbt dabei dann zwischendurch immer mal wieder einer und dann ist es wieder vorbei. Leicht anzuschauen, aber auch leicht wieder zu vergessen. Daran ändert auch Kolditz‘ Versuch nichts, das Ganze dadurch ein wenig zu kaschieren, dass er manchmal von der Abschuss- zur Einschlagseinstellung mit Hilfe eines schnell ausgeführten Schwenks „überzublenden“ versucht. Das wirkt recht hilflos. Das klingt, wenn ich das jetzt so aufschreibe, natürlich wesentlich schlimmer als es ist, schließlich funktionieren so viele B-Vertreter so, aber ich will es auch nicht unter den Tisch fallen lassen und außerdem schienen die DEFA-Western ja nie zweitklassige Beiträge zu sein.

An dieser Stelle wollen wir einmal ganz klar festhalten: Das sind sie nicht und das ist eindeutig auch „Spur des Falken“ nicht, aber leider schließt sich Kolditz mit seiner mitunter laxen Inszenierung mehr oder weniger nur Karls Script an. Dieser macht grundsätzlich ebenfalls einen guten Job – schafft es aber nicht komplett, seiner Geschichte die Beliebigkeit zu nehmen. Vieles passiert nach klassischem Schema und sehr abgehackt – Actio, Reactio, Actio, Reactio… Wenn eine Seite (egal, ob gut oder böse) einen Vorstoß gewagt hat, muss sie immer schön brav warten, wie denn die Gegenseite darauf reagieren wird; erst dann geht’s weiter. Wäre ja schön, wenn das Leben so einfach wäre. Und wenn sich immer alle Probleme so leicht in Luft auflösen würden wie hier. (Spoiler) Antagonist Joe Bludgeon (kaum wiederzuerkennen: Hannjo Hasse) hat soeben Glück gehabt und ist bei dem plumpen Versuch, zwei Goldsuchern ihren Fund einfach abzuquatschen, fast von den Indianern getötet worden und versucht nun, „seine“ Siedler dazu zu bringen, gegen die bösen, bösen „Indsmen“ vorzugehen, denen er den Mord an Glücksritter Nummer zwei (den selbstverständlich seine Leute begangen haben) auch noch schnell in die Schuhe schieben will. Nun fordert Sam Blake (Helmut Schreiber) zwar vehement ein, dass dieser vorher erstmal seinen Kaufvertrag mit der Regierung zeigen soll, aber keiner scheint ihn zu hören. Kurz darauf kommt auch noch Goldsucher Nummer eins schwer verletzt durch die Saloontür gewankt, kann Bludgeon aber nicht mehr verpfeifen, weil er vorher vor Schmerzen in Ohnmacht fällt. Wenn er kurz darauf erwacht ist und Blake alles erzählt hat, rennt dieser wieder schnurstracks zu dem Geschäftsmann und fordert erneut, das Überlassungspapier einsehen zu dürfen. In diesem Moment erscheinen (verhandlungswillige) Indianer in der Stadt und nachdem Bludgeon diese getötet bzw. einkassiert hat, denkt wieder keiner an das Gespräch zuvor auf der Straße. Wenn Blake und seine Freunde daraufhin lieber das Örtchen verlassen wollen, weil sie sich am Indianerkrieg nicht beteiligen wollen, schickt der Gauner seine linke Hand Bashan (Rolf Hoppe), um sie aufzuhalten. Dieser scheint ein schwerer Junge zu sein und hat auch schon die Pistole gezogen, aber zwei kleine Peitschenschläge von Blake und er schaut verdutzt in die Röhre. Und wenn Weitspähender Falke mit seinen Mannen dann tatsächlich die Stadt angreift, nur um von den Soldaten zurückgeschlagen zu werden, denkt man bereits, jetzt müsse es aus mit ihm sein, aber da sich die Kavallerie der Vereinigten Staaten hier spielend leicht ihre Pferde klauen lässt, kommt er am Ende doch wieder mit dem Leben davon (wie man sieht, verteilt Karl auch dieses Glück gleichmäßig an seine Pro- und Antagonisten). (Spoilerende)

Es ist also alles ein wenig weniger sorgfältig ausgearbeitet und inszeniert als die letzten beiden Male. Aber – und jetzt kommt das große Aber – nur aus eben diesem Grunde fällt das überhaupt so auf. Denn ich wusste das jetzt leider nicht anders zu strukturieren, aber eigentlich hätte ich gleich zu Beginn klarstellen sollen: „Spur des Falken“ unterhält ungeachtet der soeben erwähnten Mängel noch superb (und ich habe versucht das an den entsprechenden Stellen auch zum Ausdruck zu bringen)! Seine Story mag nicht die neueste sein, aber sie ist eben genau so eine, wie ich sie gerne sehe, extrem kurzweilig und grundsätzlich auch sehr ansprechend in Szene gesetzt (wie gesagt schaut man über durchschnittliche Action-Bilder wie hier sonst ja auch gerne mal hinweg). Guckt euch z. B. nur wieder den Aufwand an, den man sich bzgl. der Kostüme (mit Ausnahme der Revolver, die natürlich mal wieder von selbst spannen, brauchte man sich damit damals vor niemandem zu verstecken), Kulissen (gedreht wurde offensichtlich zu einem großen Teil in Georgien) und Bauten gemacht hat (stellvertretend seien hier die Stadt und der Zug genannt)! Am beeindruckendsten und aussagekräftigsten ist für mich diesbezüglich eine Szene relativ zu Anfang, wenn Weitspähender Falke und Co. eine Prärie mit von den Banditen niedergeschossenen Büffeln erblicken – das sieht großartig aus (auch wenn ich meine eine Ahnung zu haben, wie man diese „hergestellt“ hat)! Und was für ein cleverer Schachzug ist das, die für Indianer überlebenswichtigen Tiere erst in diesem „Stadium“ zu zeigen – gerade wenn man an die BRD-Umsetzung des Themas denkt, wo diese noch während des Abschusses gezeigt werden sollten, wofür man unverkennbar bereits vorhandenes Material zwischen das eigene schnitt. Nein, grundsätzlich darf man vom „Falken“ gewohnt gute DEFA-Kost erwarten (ich denke, das darf man nach mittlerweile drei Filmen dann mal so formulieren).

Zudem dürfte dieser für Interessierte einen wesentlich besseren, weil einfacheren Einstieg in die „Reihe“ bedeuten als „Die Söhne der großen Bärin“ oder „Chingachgook, die große Schlange“. Schließlich bedeutet die oben genannte, „lockerere“ Herangehensweise an das Thema gleichsam eine Annäherung an altbekannte Sehgewohnheiten. (Spoiler) So kommt einem die Szene, in der der „weiche“ Häuptling mit weißer Fahne bewehrt in die Stadt kommt, um klarzustellen, dass er nicht das Kriegsbeil ausgegraben hat, doch sehr „Winnetou“-mäßig vor. (Spoilerende) In eine ähnliche Kerbe schlägt die sehr eingängige Musik von Karl-Ernst Sasse und Wolfgang Meyer. Diese klingt nämlich seeehr nach US-Western. Zwar kommt sie einem dadurch fast schon zu bekannt vor (und vielleicht wird ihr Hauptthema auch einmal zu oft gespielt), aber ich finde sie sehr gut – wesentlich besser als Wilhelm Neefs Arbeiten.

Darstellerisch sind tatsächlich keine Unterschiede auszumachen. Gerade in den Hauptrollen ist „Spur des Falken“ exzellent besetzt. Dabei wundere ich mich über diese meine Aussage in Bezug auf Hannjo Hasse weiterhin stark. Kaum zu glauben, dass das der gleiche Schauspieler sein soll, der den Pitt in „Die Söhne der großen Bärin“ so grausam übertrieben hat… Aber auch wenn er zudem noch sehr anders aussieht: Nach einer Weile ist klar, dass das keine Verwechslung sein kann. Und diesem Hannjo Hasse würde ich immer gerne zugucken; so muss ein Bösewicht sein (für seinen Rollennamen kann er ja schließlich nichts; der wird hier immer nur „Blatschen“ ausgesprochen; da wusste ich überhaupt nicht, wie ich den schreiben soll). Gojko Mitić wirkt demgegenüber in seiner Titelrolle noch einmal gefestigter und war auf dem besten Wege, Filme auch alleine tragen zu können. Hier allerdings standen mit u. a. Helmut Schreiber (endlich mal als sympathische Figur), Barbara Brylska und Fred Delmare allerdings weitere, wirklich gute Leute vor der Kamera (wenngleich man Delmares Leistung ob seiner mitunter sehr nervigen Rolle kaum genießen kann). Besondere Erwähnung muss natürlich auch Bludgeons „innerster Kreis“ finden, der mit Rolf Hoppe und Hartmut Beer ebenfalls außergewöhnlich hochkarätig besetzt ist. Gerade Hoppe ist grandios (auch wenn seine kantige Gestallt im Wilden Western irgendwie immer ein Fremdkörper bleibt)! Zu guter Letzt soll auch der stets limitierte Milan Jablonský nicht vergessen werden – hat er hier mit „Bad Face“ doch den wohl passendsten Rollennamen seiner DEFA-Karriere abgekriegt.

Und so wären bei so viel Power trotz erwähnter Nachlässigkeiten (die aber eben vor allem deswegen auffallen, weil man es vorher bereits zweimal besser gemacht hatte) tatsächlich noch vier Sterne drin gewesen, aber am Ende wollte man bei der ersten selbstverfassten Western-Geschichte einfach ein wenig zu hoch hinaus. Oder wonach sehen für euch die fast 110 Minuten Spielzeit aus (ungeachtet der Tatsache, dass dieser Streifen mit „Weiße Wölfe“ im Anschluss direkt fortgesetzt wurde)? Ich zumindest empfinde den „Falken“ jedes Mal als mindestens eine Viertelstunde zu lang. So hätten beispielsweise Fidel-Szenen von Leuten, die offensichtlich gar nicht fideln können, durchaus gestrichen werden dürfen. Vor allem aber seinen Schluss halte ich für verschleppt. (Spoiler) Nach dem Überfall der Indianer auf Tanglewood hat man das Gefühl, nun müsste es auch zu Ende gebracht werden, aber dann dreht man nochmal eine Extrarunde und lässt die Indianer die Soldaten foppen. Ich hätte es mir auch durchaus nett vorgestellt, wenn Weitspähender Falke Bludgeon bei diesem Angriff getötet hätte und dann die Armee erschienen wäre und die Ureinwohner vor sich her getrieben hätte. Mit deren Flucht hätte man es dann offen enden lassen können und hätte gleichzeitig noch die Botschaft um einiges drastischer rübergebracht, ohne sich die Möglichkeit der Fortsetzung zu verbauen. (Spoilerende) Aber so dauert’s mir eben etwas zu lange.

Von daher ist es schon ein wenig schade zu nennen, dass dieser Streifen nicht der erste DEFA-Western war. Ich weiß nicht, ob ich ihn dann besser bewertet hätte, aber zumindest wäre man ob seines Ergebnisses nicht quasi-enttäuscht, nur weil die Jungs und Mädels vorher schon mal bewiesen hätten, dass sie es noch besser konnten. Aber so fühle ich mich gerade nun einmal. Früher als Jugendlicher haben mich die durchschnittliche Action und die abgehackt vorgetragene, am Ende etwas lange Geschichte nicht so sehr gestört; da war „Spur des Falken“ neben „Tecumseh“ meine Lieblings-DDR-Pferdeoper. Heute aber muss ich feststellen, dass das bei Groschopp „einen Film zuvor“ alles schon ein wenig dynamischer und weniger „zusammengeschnitten“ aussah und kann nicht mehr darüber hinwegsehen. Auch die wirklich guten Darsteller sowie die tolle Musik von Meyer und Sasse können unterm Strich leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass inhaltlich vieles nur angerissen wird (es sei noch einmal an Blakes Fragestunden erinnert, aber z. B. auch die Gewehr-Klau-Aktion der Indianer beispielhaft erwähnt). Daher scheint auch die Pro-Indianer-Message zum ersten Mal gar nicht mehr so deutlich zu sein wie sonst. Das ist alles nicht unhaltbar schlimm, mir am Ende aber einfach zu unausgewogen. Daher schwankt auch meine Meinung hierzu mal dahin und mal dorthin, weswegen es in der Abrechnung leider nicht mehr für die vier Sterne reicht, aber somit – neben einigen anderen – immerhin die Pole Position der Dreier mit drei Plus gestürmt wird. Und das sollte schließlich doch Empfehlung genug sein…

Übrigens: (Spoiler) Mir erschließt es sich nicht, warum die Städter unter der Führung von Bludgeon selbst die Vergeltung an den Dakota übernehmen und deren Dorf zerstören sollten. Das dürfte man damals der Armee überlassen haben, schätze ich. (Spoilerende)

Zur DVD:

Ich habe mir seinerzeit die komplette „Gojko Mitić – Sammleredition“ von Icestorm Entertainment gekauft (insgesamt drei Boxen à vier Streifen). Dieser Film ist in der „Vol. 2“ zu finden, zusammen mit „Blutsbrüder“, „Severino“ und „Osceola“ (eine sehr eigenwillige Zusammenstellung, ich weiß). Tatsächlich liegt auch diesem ein zweiseitiges Booklet mit Hintergrundinformationen bei. Die Bild- und teilweise auch die Ton-Qualität fand ich aber selbst damals schon oftmals nicht ganz so berauschend und auch das Bonusmaterial, bestehend aus den Songs „Steine und Staub“ und „Löscht das Feuer“ (beide gesungen von Mitić), die aber nur angespielt werden, ein paar Bildern und der Bio- sowie Filmografie von Gojko Mitić, lässt zu wünschen übrig. Von daher kann ich auch hier wieder nur dazu raten, sich entweder gleich die BD zu kaufen oder darauf umzusteigen.

Zur BD:

Um das Ganze wieder in einem Rutsch abzufrühstücken, habe ich mir erneut die BD-Box von Icestorm Entertainment zugelegt. Diese firmiert unter dem erneut sehr sperrigen Titel „Gojko Mitić – Alle DEFA-Indianerfilme Gesamtedition“. In ihr sind dann selbstredend alle zwölf klassischen Indianer-Western der DEFA enthalten. Jeder in seinem eigenen Amaray, wie sich das gehört. Und das sieht auch alles ganz schick aus und hat, ähnlich wie die „Karl May Klassikeredition“ der Universum, dann den einzigen Nachteil, dass man schon ein wenig aufpassen muss, dass einem bei der Entnahme nicht gleich die ganze Box entgegengerutscht kommt, gerade wenn man einen Streifen aus der „Mitte“ sehen will. Das Bild dieser Scheibe ist erneut großartig zu nennen, das guckt man sich sehr gerne mit an. Und am Ton habe ich natürlich wie immer nichts gefunden. Einzig das Bonusmaterial ist auch heutzutage mit nur einem rund zwölfminütigen Interview mit Rolf Hoppe recht dürftig geraten. Klar, 12 Minuten sind 12 Minuten, aber man merkt dieser Produktion leider die ganze Zeit über an, dass sie ein Schülerprojekt ist. Man sieht wesentlich mehr Auszüge aus dem Film nochmal, als dass man Hoppe reden hören würde. Dazu darf er dann immer nur ein, zwei Sätze zu einem Thema sagen und dann wird wieder weggeschnitten; das nervt auf die Dauer. Zumal so auch kein Fluss entsteht und man an Interessantem so gut wie gar nichts mitnehmen kann. Der Schauspieler selbst gibt sich sehr sympathisch, diese Art des Bonusmaterials ist es mir nicht unbedingt. Nun gut, aber das ist ob der sonstigen Qualität der Scheibe Meckern auf hohem Niveau, sodass man mittlerweile wohl auch der Gesamtbox eine Empfehlung aussprechen kann. Mal schauen, was die nächste Scheibe an Bonus bietet…

Zitate

„Die Indsmen werden früher, als ihnen lieb ist, kapieren, dass sie in den Black Hills nichts mehr verloren haben.“ – „Abknallen!“ [...] – „Das ist kein neuer und kein schlechter Gedanke, aber bei einigen Menschenfreunden an der Ostküste unpopulär…“ – „Der Gedanke ist nicht unpopulär, sondern unmenschlich!“(Spaßvogel Peter Hille (Fred Delmare) spricht gegenüber Bludgeon unpopuläre Gedanken aus)

[Catherine Emerson (Barbara Bryslka) und ihr Vater (Fred Ludwig) steigen, endlich im Wilden Westen angekommen, aus dem Zug] „Mach doch nicht so ein sorgenvolles Gesicht, Vater! Wer A sagt, muss auch B sagen.“ – „Auch wenn B Bludgeon heißt?“(Peter Hille ist vermutlich ein schneller „Stadt, Land, Fluss“-Spieler und legt den Finger in die Wunde)

„Es ist immer Dasselbe! Diese Zivilisten denken, die Army sei dazu da, ihnen ihren Dreck wegzuräumen.“ – „Macht sie das etwa nicht?“(zwei Offiziere diskutieren ihre Stellenbeschreibung)

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