Chingachgook, die große Schlange

Chingachgook, die große Schlange

★★★★

  • Jahr: 1967
  • Regie: Richard Groschopp
  • Darsteller: Gojko Mitić, Rolf Römer, Lilo Grahn, Johannes Knittel, Helmut Schreiber, Jürgen Frohriep, Andrea Drahota, Milan Jablonský, Horst Preusker...

Story

Nordostamerika 1740: Weil die verfeindeten Huronen unter ihrem Häuptling Gespaltene Eiche (Johannes Knittel) seine designierte Braut Wahtawah (Andrea Drahota) entführen, macht sich der von den Delawaren aufgenommene Mohikaner Chingachgook (Gojko Mitić) gemeinsam mit seinem weißen Bruder Wildtöter (Rolf Römer) auf, diese wieder zurückzuholen. Zuflucht finden die beiden mehr oder weniger freiwillig in der sich in der Mitte eines nahegelegenen Sees befindlichen Hütte des alten Fallenstellers Tom Hutter (Helmut Schreiber). Als dieser gemeinsam mit seinem Kompagnon Harry Hurry (Jürgen Frohriep) ebenfalls von den Huronen gefangen genommen wird, lösen sie die beiden mit Hilfe zweier Elefantenstatuen wieder aus. Da Harry aber keine Ruhe geben kann, greifen die Indianer bald wieder an und töten dabei Tom, der seiner Tochter Judith (Lilo Grahn) im Sterben noch steckt, dass er gar nicht ihr leiblicher Vater ist. Chingachgook wird daraufhin bei einem erneuten Befreiungsversuch von Wahtawah ebenfalls gefangen gesetzt und soll am Marterpfahl sterben. Da der immer nur nach den Belohnungen für Indianerskalpe dürstende Harry sich auf seiner Flucht direkt an das nächste Fort der Briten wendet und den dortigen Befehlshaber Hauptmann Warley (Horst Preusker) davon überzeugt, dass der Huronenstamm von Gespaltene Eiche ein leichtes, einträchtiges Ziel sein wird, kommt es dazu jedoch nicht. Während des Angriffs der Rotröcke stirbt der Häuptling und erlangen sowohl Chingachgook als auch Wahtawah ihre Freiheit wieder. Letztere rudern danach gemeinsam mit Wildtöter zu den Delawaren zurück. Judith hingegen, die sich zwar in Wildtöter verliebt, sich mit ihm aber nicht auf ein gemeinsames Leben einigen kann, geht wohl oder übel mit den Engländern mit.

Worte zum Film

gute Darsteller, großartige Kostüme, herrliche Landschaften, hervorragende Choreografien; tolle, eine wunderbare Atmosphäre kreierende Regie; überfälliges, realistisches Bild der gezeigten, amerikanischen Ureinwohner; dicht an der Vorlage und trotzdem spannend

Bewertung

Zum Film:

Bereits mit ihrem zweiten Western traf die DEFA 1967 voll ins Schwarze und bewies damit gleich zwei Dinge. Erstens gelang es gegenüber dem Erstling „Die Söhne der großen Bärin“ die im zugehörigen Review genannten Schwächen abzustellen und dadurch nicht nur Lernfähigkeit zu demonstrieren, sondern ebenso, dass man sich qualitativ hinter den Produktionen aus der BRD nicht zu verstecken brauchte (und hinter den ab 1966 gedrehten sowieso nicht). Und zweitens ist der so entstandene „Chingachgook, die große Schlange“ vor allem ein Zeugnis der unterschiedlichen Herangehensweisen in Ost und West. Während es „drüben“ eher darum ging, die einmal gefundene Erfolgsformel von Streifen zu Streifen so weit wie nötig, auf jeden Fall aber so wenig wie möglich abzuändern, zückte man auf der anderen Seite der Mauer schon beim zweiten Versuch ein ganz anderes Sujet. Vom Freiheitskampf der letzten der noch nicht (oder besser gesagt nicht länger) in der Reservation lebenden Lakota zurück zu den Vorläufern des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika – was für ein Zeitsprung! Manch einer mag sogar behaupten, Geschichten aus dieser Zeit wären noch gar keine richtigen Western (was den Verantwortlichen sicherlich gefallen hätte, bevorzugten diese doch den Begriff „Indianerfilm“). Man wollte ganz offensichtlich nicht immer „denselben Film“ drehen (aufgrund meiner Liebe für die Werke der „Winnetou“-Reihe möchte ich diese nicht als „Einheitsbrei“ bezeichnen, es würde mich jedoch nicht wundern, wenn die DDR-Entscheider so von ihnen gedacht hätten). Wie immer in der Geschichte des Kinos dürfte auch das nach dem überwältigenden Erfolg der „Söhne der großen Bärin“ ein gewisses Risiko bedeutet haben (ich schreibe „dürfte“, weil ich es nicht wirklich einzuschätzen vermag, welches Risiko ein solches Vorgehen für eine am Ende immer auch ideologisch geprägte und daher geförderte oder eben nicht geförderte Filmwirtschaft wie die der DEFA tatsächlich bedeutet haben mag). Aber wenn man sich das Ergebnis anschaut, wird einem sofort klar, warum selbiges sich ausgezahlt hat: An „Chingachgook, die große Schlange“ gibt es im Prinzip nichts zu meckern. Er ist ein einziges Erlebnis, ein einziger Genuss.

Rein von der zugrundeliegenden Geschichte her handelt es sich hierbei erneut um eine Romanverfilmung. Das dürfte – abgesehen von der ziemlich gleichen Crew natürlich – dann auch schon die so ziemlich einzige Gemeinsamkeit zwischen diesem Streifen und seinem Vorgänger sein. Dieses Mal adaptierte die DEFA-Arbeitsgruppe „Roter Kreis“ (der Name ist einfach so herrlich kommunistisch, dass ich ihn nochmal extra erwähnen wollte) James Fenimore Coopers „The Deerslayer, Or The First War-Path“, in unseren Breiten besser unter seinem deutschen Titel „Der Wildtöter“ bekannt. Da ich diesen, meine ich, irgendwann vor Jahren tatsächlich mal gelesen habe, mich aber selbstverständlich überhaupt nicht mehr an seinen Inhalt erinnern kann, kann ich in diesem Fall nicht so vergleichend vorgehen wie noch bei „Die Söhne der großen Bärin“. Das macht aber nichts, schließlich ist dieser ja nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals verfilmt und hierzulande vor allem auch vertont worden, sodass eine Grundahnung der Handlung vorhanden ist (mal ganz abgesehen davon, dass sich selbige heutzutage selbstredend spielend leicht im Internet nachlesen lässt). Daher möchte ich mich diesbezüglich dieses Mal kurzfassen und schlicht konstatieren: Natürlich hat man einiges an den Personen, Ereignissen sowie deren Verlauf geändert, aber die Kernpunkte sind ganz klar erhalten geblieben. (Spoiler) Wahtawahs (Andrea Drahota) Entführung durch den feindlichen Indianerstamm sowie das Ausrücken von Chingachgook (Gojko Mitić) und Wildtöter (Rolf Römer); Tom Hutters (Helmut Schreiber) befestigtes Haus mitten auf dem See; die Auslösung der Gefangenen und die erneute Gefangennahme einer Hauptfigur sowie letztendlich auch die Auflösung des Ganzen unter Mithilfe der britischen Truppen eines nahegelegenen Forts. Dass man aus den Mingos des Buches hier Huronen gemacht hat (die sich nach meinen Recherchen 1740 eigentlich bereits Wyandot nennen müssten, aber das ist ein „Fehler“, den Cooper im zeitlich sogar noch etwas später angesiedelten „Der letzte Mohikaner“ (den er allerdings eher verfasste) sogar selbst beging)? Dass man eine Tochter Hutters aus dem Drehbuch strich? Dass man die Gefangenen anstatt gegen Schachfiguren hier gegen Elefantenstatuetten austauscht? Sind so offensichtliche Kleinigkeiten, dass ihr jetzt schon merkt: Man hält sich erneut erstaunlich dicht an Coopers Vorlage. „Man“ sind im Übrigen die Drehbuchautoren Wolfgang Ebeling sowie Regisseur Richard Groschopp höchstselbst. (Ungenannt soll laut IMDb auch noch Egon Günther mitgeschrieben haben.) Und jetzt mal ganz unter uns: Ich kann jetzt natürlich nicht den Stil des berühmten James F. beurteilen, aber rein inhaltlich gibt sein Roman doch gar nicht so viel her (oder besser gesagt seine Romane). Der ist aus meiner Sicht mal wieder nur so berühmt geworden, weil er eben einer der allerersten war, die sich mit Wildwestgeschichten einen Namen machten. (Spoilerende) Genau das ist am Ende tatsächlich auch der einzig wirkliche kleine Hinkefuß dieses Werks. Hätte man sich noch mehr getraut und die populäre Vorlage handlungstechnisch noch ein wenig mehr abgeändert, sie damit spannender gemacht, hätte hierbei ganz klar auch ein Fünf-Sterne-Western herauskommen können.

Denn der Rest stimmt einfach! Vor allem die Indianer-Ausrichtung spricht mich erneut hervorragend an. Denn was man logischerweise ebenfalls geändert hat, ist die Hauptfigur. Diese heißt hier nicht mehr Nathaniel „Natty“ Bumppo (Gott sei Dank hat man diesen grausamen Namen in Gänze nicht übernommen und wird Rolf Römer daher die ganze Zeit über nur „Wildtöter“ gerufen), sondern – wie der Film selber eben auch – Chingachgook. Damit einher geht – noch wesentlich eindrucksvoller als im diesbezüglich ja gar nicht so auffälligen, weil die „Standard-Prärie-Indianer“ darstellenden „Die Söhne der großen Bärin“ – eine sehr realistische Fokussierung auf die gezeigten amerikanischen Ureinwohner. Da wird nämlich tatsächlich mal differenziert und sich an den Stamm angepasst, den man darstellen wollte. So wohnen die gezeigten Delawaren (mittlerweile wohl eher Lenni Lenape genannt) beispielsweise wirklich in historisch inspirierten Langhäusern. Die sieht man in Pferdeopern ja nun wirklich selten. Das Dorf, das man aus diesen aufbauen ließ, sieht einfach großartig aus! Ebenso wie das Dorf der Huronen im Übrigen, welches, wenn man nun ganz pingelig sein wollte, allerdings ebenfalls aus Langhäusern bestehen müsste. Da das ja aber ganz offensichtlich im Studio aufgebaut wurde (und vielleicht aus Kostengründen werden musste), schied diese Möglichkeit wohl so oder so aus. Und wenn man weiterhin sehr, sehr pingelig sein wollte, dürften die Huronen, die dort leben, auch nicht von „Manitu“ reden, sondern müssten an „Orenda“ glauben (die Delawaren (ich bleib jetzt mal dabei) übrigens schon). Aber ganz ehrlich: Das kann ich mit meinen Internetquellen heute auch ganz leicht herausfinden. Wie das 1967 in der DDR war, vermag ich mir nie im Leben vorzustellen.

Und ich will auch auf keinen Fall so pingelig sein, denn ganz ehrlich ist der eindeutig erkennbare Recherche-Aufwand, den die DEFA seinerzeit betrieb, schon viel, viel mehr als das, was die Kollegen im „Westen“ überhaupt bereit waren, zu investieren und selbst aus dem Heimatland des Western kannte man so was (wenn ich jetzt nichts Wesentliches übersehe) bis hierhin doch noch gar nicht. Zumal die Verantwortlichen mit ihrem Realismus hier sogar so weit gingen, die paar Franzosen, die auftreten, sogar Französisch sprechen zu lassen (ohne Untertitel versteht sich) (Spoiler) und die zum Schluss in die Huronensiedlung einmarschierenden Briten ein wahres Massaker anrichten zu lassen (ein absoluter, von mir wirklich nicht erwarteter Schlag in die Magengrube). (Spoilerende) Und das hat einfach meinen vollsten Respekt verdient. Zusätzlich wird einem – unter anderem in den angesprochenen Langhäusern – auch eine Menge Indianerfolklore in Form von Tänzen geboten. Jetzt vermag ich nun wirklich nicht zu beurteilen, inwieweit diese ebenfalls historischen Überlieferungen entspringen oder nicht, aber man könnte es sich zumindest vorstellen. Und sie sind – ganz im Gegensatz zu den meisten anderen solcher Darbietungen im Western – wirklich ein Augenschmaus und keinesfalls langweilig. Vier Stück (!) sind im gesamten Streifen untergebracht (der erste eröffnet das Ganze und beeindruckt sofort) und selbst den letzten guckt man sich noch interessiert mit an.

Fairerweise muss man an dieser Stelle hinzufügen, dass das zu einem Großteil auch das Verdienst von Regisseur Groschopp und seinem Choreografen (ich gehe davon aus, dass das Henn Haas war) ist. Da wurde einfach nichts dem Zufall überlassen. Ersterer ließ das Ganze von seinem ebenso gut aufgelegten Kameramann Otto Hanisch ziemlich dynamisch einfangen und Letzterer sorgte dafür, dass die Tanzeinlagen optisch ordentlich was hermachen (es also auch ordentlich was einzufangen gab). Aber nicht nur dafür darf man ihm dankbar sein, denn die gesamten Action-Szenen sind offensichtlich vorher vernünftig durchgeplant worden und sehen entsprechend aus. Ebenso ist Groschopps leitende Hand stets und ständig zu spüren. Er sorgt für ein unerwartet homogenes, atmosphärisches Filmvergnügen. Kleinigkeiten wie die grottige Vogelattrappe, die Wildtöter an einer Stelle vom Himmel schießen soll, oder auch die in die ansonsten überragenden Kulissen nun wirklich nicht hineinpassen wollende Landschaft, durch die Wildtöter kurzzeitig von zwei Huronen verfolgt wird, können dabei getrost vernachlässigt werden. Selbstredend nerven die leider noch zu zahlreichen Studioaufnahmen zwischendurch auch hier, sind dafür aber eindeutig ganz sauber gemacht worden. Nicht so stümperhaft wie etwa in Artur Brauners Karl-May-Verfilmungen.

Großen Anteil am Gelingen dieses Werks – gerade im Zusammenwirken mit seinem Spielleiter – hatte definitiv auch Kostümdesigner Günter Schmidt. Die von ihm entworfenen Outfits sehen durch die Bank großartig aus wie sie historisch korrekt zu sein scheinen. Überwältigend gar, wie vielen Statisten man allein für die zwei, drei Szenen, um die es ging, seine roten Briten-Röcke angezogen hat. Dies im Zusammenspiel mit Groschopps atmosphärischer Inszenierung sorgte bei mir dafür, dass ich mich wohlig an Michael Manns „The Last Of The Mohicans“ erinnert fühlte (auch wenn der logischerweise erst Jahre später entstand). Seitdem mich dieser Streifen als kleiner Junge nachhaltig mit seiner Version des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika beeindruckte, ja geradezu wegblies, ist mir kein vergleichbares Stück Film vor die Augen gekommen. Bis jetzt. Denn Groschopps Variante kann mit Manns Genie natürlich nicht ganz mithalten, aber es wundert einen doch sehr, wie es sein kann, dass die beiden Regisseure in ihren Darstellungen stellenweise so dicht beieinanderliegen, obwohl der Amerikaner „Chingachgook, die große Schlange“ mit Sicherheit nie gesehen haben wird…

Interessant übrigens auch Wilhelm Neefs Musik hierzu. Erst überrascht er, der er ja ebenso „Die Söhne der großen Bärin“ unterlegte, positiv mit ganz anders klingenden, flotteren Melodien als dort, um im weiteren Verlauf insbesondere mit seinen Stücken in Hutters Hütte zu verwirren. Denn was soll das sein? Jazz? Passt jedenfalls überhaupt nicht in einen Western und ebenso wenig zum Rest seiner Ansätze. Also so ganz den richtigen Ton hat er bei seinen Pferdeopern-Soundtracks, so weit ich das bisher beurteilen kann, noch nicht getroffen.

Zu sagen, dass das hier erneut Gojko Mitić gelingt, wäre ob der Tatsache, dass dieser ja wieder synchronisiert wurde, sicherlich nicht ganz richtig, aber ihr wüsstet trotzdem, was ich meine, oder? ;) Jedenfalls ist dieser erneut ein sehr ansehnlicher wie eindrucksvoller Ureinwohner, wenn hauptrollentechnisch sicherlich trotzdem immer noch ein wenig in der Findungsphase. Man merkt das zwar selten, aber er sollte tatsächlich noch besser werden. Wenngleich man einen Tanz wie den seinen zu Beginn so oder so erstmal schauspielern können muss; das sieht richtig gut aus. Rolf Römer ist ebenfalls erneut ordentlich zu nennen und auf jeden Fall ist er sehr engagiert, aber war er als Indianer ob seines Aussehens stellenweise schon sehr unglaubwürdig, ist er es als Wildtöter erst recht. Witzigerweise habe ich mir während der Ansicht notiert, dass er ein ziemlich milchgesichtiger Hawkeye ist, noch bevor Jürgen Frohriep ihn in seiner Rolle als Harry Hurry zu einem späteren Zeitpunkt im Werk tatsächlich als „Milchgesicht“ bezeichnet. Aber so ist es eben auch. Dieser Waldläufer kann ja nicht mal mit nem Kopfsprung ins Wasser springen und anschließend davonkraulen… Dafür allerdings passt seine lange Nase optisch hervorragend zu dem ebenso hervorstechenden Riechorgan von Lilo Grahn, die hier Hutters Tochter Judith verkörpert. Hätten ein schönes Paar zusammen abgegeben. Rein schauspielerisch gibt es an ihrem Auftritt allerdings nichts lächerlich zu machen. Auf ihren Filmvater Helmut Schreiben sowie den eben bereits erwähnten Jürgen Frohriep kann man sich ebenso verlassen und erstaunlicherweise gefiel mir auch Johannes Knittel als Häuptling Gespaltene Eiche sehr gut, obwohl er nun wirklich nicht im Ansatz nach einem Indianer aussieht. Ein einziger Genuss ist auch Horst Preusker alias Hauptmann Warley. So schön selbstverliebt… Und in Andrea Drahota fand man erneut eine ziemlich hübsche Darstellerin für den Part der indianischen Herzensdame. Sie muss – im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Slobodanka Marković – ganz nebenbei auch noch ein wenig schauspielern und macht das ebenfalls sehr vernünftig.

Und so wird diese „Lederstrumpf“-Verfilmung ihrer aus meiner Sicht zumindest inhaltlich sehr dürftigen Vorlage mehr als gerecht ((Spoiler) gerade auch mit ihrem cooperschen, nun nicht gerade als klassisches Happy End zu bezeichnendem Ende, das unter anderem keinen Platz für die Liebe hat (Spoilerende)) und schafft es darüber hinaus spielend, diese zu einem richtig guten, atmosphärischen Western aufzuarbeiten. Das ist, wenn ich da beispielsweise an die mediokere 1957er US-Version „The Deerslayer“ mit Lex Barker in der Titelrolle denken muss, wesentlich mehr als alle anderen mir bisher bekannten Versuche, diese Story zu verfilmen oder zu vertonen, vollbringen können. Aber hier greift wie gesagt eins ins andere: Richard Groschopp hat es wunderbar verstanden, die Arbeiten seines vielleicht nicht unglaublichen, aber immens engagierten Casts, seines guten Kameramanns, seines großartigen Kostümdesigners, seiner hervorragenden Location Scouts (guckt euch diese Landschaften an!) sowie vor allem auch seines tollen Choreografen zu einem extrem homogenen und – man kann das gar nicht oft genug erwähnen – atmosphärischen Ganzen zusammenzufügen. Dazu gesellt sich dieser vergleichsweise hohe Realitätsgehalt und die daraus resultierende, überfällige, korrekte und stets spannende Darstellung der amerikanischen Ureinwohner, hier der Delawaren und der Huronen. So ein Paket haben nur die wenigsten Pferdeopern zu bieten, weswegen es für dieses vollkommen verdient die ersten vier Sterne für eine DEFA-Produktion in diesem Lexikon gibt. Es werden – so viel kann ich bereits versprechen – nicht die letzten gewesen sein…

Übrigens: Einen Gedanken konnte ich mir ob der letztes Jahr gerade erst, „vorausgehend“ sozusagen, geschauten „Winnetou“-Reihe aus der BRD nicht verkneifen: Als Chingachgook und Wildtöter über den See zu Hutters Hütte paddeln, dachte ich unwillkürlich „Hiermit hat Gojko Mitić von der DEFA also auch seine ikonische Kanufahrt spendiert bekommen…“. ;)

Zur DVD:

Ich habe mir seinerzeit die komplette „Gojko Mitić – Sammleredition“ von Icestorm Entertainment gekauft (insgesamt drei Boxen à vier Streifen). Dieser Film ist in der „Vol. 3“ zu finden, zusammen mit „Der Scout“, „Tödlicher Irrtum“ und „Weiße Wölfe“ (eine sehr eigenwillige Zusammenstellung, ich weiß). Tatsächlich liegt diesem ein zweiseitiges Booklet mit Hintergrundinformationen bei. Dazu fand ich Bild und Ton damals in Ordnung (meinen heutigen Ansprüchen genügen diese zwar nicht mehr, aber daran ist bloß die Blu-ray Schuld ;) ). Als Extras finden wir dort:

  1. „Der Augenzeuge 29/69/5: Abschluss der Sommerfilmtage“
  2. „Mitić bei einer Seerundfahrt“
  3. Original us-amerikanischer Kinotrailer „Western“
  4. Bildergalerie
  5. Bio- sowie Filmografie von Gojko Mitić

Und auch die Boxen als solche fand ich, gerade mit ihren drei Rücken, die am Ende ein großes Szenenbild ziert, immer sehr kleidsam in meinem Regal. Aber der Fortschritt ist eben nicht aufzuhalten und so würde man sich auch in diesem Fall heutzutage natürlich nur noch die BD-Variante zulegen.

Zur BD:

Um das Ganze wieder in einem Rutsch abzufrühstücken, habe ich mir erneut die BD-Box von Icestorm Entertainment zugelegt. Diese firmiert unter dem erneut sehr sperrigen Titel „Gojko Mitić – Alle DEFA-Indianerfilme Gesamtedition“. In ihr sind dann selbstredend alle zwölf klassischen Indianer-Western der DEFA enthalten. Jeder in seinem eigenen Amaray, wie sich das gehört. Und das sieht auch alles ganz schick aus und hat, ähnlich wie die „Karl May Klassikeredition“ der Universum, dann den einzigen Nachteil, dass man schon ein wenig aufpassen muss, dass einem bei der Entnahme nicht gleich die ganze Box entgegengerutscht kommt, gerade wenn man einen Streifen aus der „Mitte“ sehen will. Das Bild dieser Scheibe weist vielleicht ein, zwei Bildsprünge auf, ist ansonsten aber großartig! Nochmal wesentlich besser als das der „Söhne der großen Bärin“. Der Ton klingt auch so, wie er soll, sodass das Ganze ein einziger Genuss ist. An Bonusmaterial gibt es hier:

  1. „Gespräch mit Gojko Mitić – Teil 2“: Nochmal fast eine ganze Stunde (ca. 51 Minuten) erzählt der sehr sympathische Star von Details und Stationen seiner Karriere bzw. seines gesamten Lebens (unter anderem ist tatsächlich auch „Chingachgook, die große Schlange“ ein Thema). Zwar fällt es einem beim „zweiten Mal“ dann schon sehr auf, dass für ihn damals alles angeblich „kein Problem“ gewesen sei und er alles einfach „so“ gemacht hätte (wer soll da noch nachprüfen können, ob das immer so hinkommt), aber ich mag den Mann einfach und wunderte mich daher erneut, wie schnell dieses ja doch recht ausführliche Interview auch schon wieder vorbei war.
  2. Trailer

Das klingt nach nicht viel, ist aber nicht nur zeitlich, sondern auch inhaltlich sehr viel mehr als auf der damaligen DVD. Wenn das – gerade auch von der Bildqualität her – so weitergehen sollte, gibt es für diese Box eine ähnliche Empfehlung wie für die o. g. Universum-Kiste. Die „Die Söhne der großen Bärin“- sowie die „Chingachgook, die große Schlange“-Veröffentlichungen (die es beide ja schließlich auch einzeln gibt) sind auf jeden Fall schon mal sehr zu empfehlen!

Zitate

„Nur n toter Indianer ist n guter Indianer!“ – „Und jeder lebende Indianer soll für euch kämpfen…“(Chingachgook zeigt Tom Hutter, dass er verstanden hat, wie der Hase läuft)

[als Hauptmann Warley Chingachgook, Wildtöter und Wahtawah nach dem Massaker an den Huronen auf dem See trifft, ist er ganz erstaunt, dass diese ihm die Gewehrläufe entgegenhalten] „Wir haben einen Vertrag mit den Delawaren…“ – „Es kann kein Bündnis geben mit denen, die unsere Arme benutzen und sich freuen, dass unsere Waffen uns selber töten.“(Chingachgook beweist, dass er ebenso in der Lage ist, seine Erkenntnis in Worte zu kleiden)

★★★★

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