Western, die keine sind

schnell zu den Filmen

So, dann kommen wir hiermit mal zu der wichtigsten Ergänzungskategorie dieses Lexikons; derjenigen, die mich überhaupt erst auf die Idee brachte, Erweiterungen einzuführen. Diese liegt mir aber nicht nur daher besonders am Herzen, sondern auch weil sie den Inhalt dieser Seiten rund macht. Denn ohne sie würde tatsächlich etwas fehlen – mir zwar nicht, aber doch mit Sicherheit dem einen oder anderen Besucher. Denn am Ende hat ja jeder seine eigene Vorstellung davon, was ein Western ist. Wann er spielt bzw. spielen darf, was es zu dieser Zeit bereits für technische Neuerungen gegeben hat, wo er spielt bzw. spielen darf, wie seine formelle Seite auszusehen hat bzw. zumindest im besten Fall aussieht, was für Ausnahmen es von diesen Regeln evtl. geben darf und wie Grenzfälle einzuordnen sind. Und daher hat natürlich auch jeder eine Vorstellung davon, was ein Western nicht ist und – daraus folgend – welche Streifen man am Ende nicht diesem Genre zuordnen würde. Dass sich hieraus Divergenzen ergeben können und werden, ist ja klar. Selbstredend ist aber gerade diese Kategorie Film am Ende an und für sich immerhin so klar definiert, dass es in der Regel wohl keine Verständigungsprobleme darüber geben wird, ob ein Werk eine Pferdeoper ist oder nicht. Denn ich meine hiermit nicht diese ganzen Streifen, denen man – in der Regel zu Recht – nachsagt, dass sie, obwohl eindeutig einem anderen Genre zugehörig, eigentlich eine klassische Western-Geschichte erzählen (so werden viele Actionfilme doch als Urban Western verkauft, „Star Wars“ wird immer wieder als „Space-Western“ bezeichnet, Tarantino sagt von „Inglourious Basterds“ selbst, dass er eigentlich ein Italowestern sei, und auch bei Arnaud des Pallières‘ „Michael Kohlhaas“ musste nicht nur ich ständig an dessen Western-Vorbilder denken) – die Einordnung dieser ins entsprechende, tatsächliche Genre ist in der Regel ja unstrittig. Aber es gibt eben diese Grenzfälle. Und diese laufen einem quasi vom ersten Tage, da man sich mit diesem wunderschönen Genre beschäftigt, über den Weg, gerade auch, weil sich selbstverständlich auch darunter so einige Klassiker befinden. Und gerade um dieser letztgenannten Vertreter oder „Eben-Nicht-Vertreter“ willen muss man sich als Fan irgendwann mal damit beschäftigen und als Betreiber einer Seite wie dieser hier natürlich irgendwann auch mal eine Entscheidung treffen, wie man mit ihnen umgehen will.

Ich persönlich habe diesbezüglich immer eine klare Meinung vertreten, an der sich bis heute nichts geändert hat: Wenn ich einen Western sehen will, möchte ich gefälligst auch einen Streifen vor die Linse bekommen, der meiner persönlichen Definition dieses Genres entspricht. Alles andere führt nur zu Frust und Vorverurteilung derjenigen Werke, die nicht in mein Raster passen. Und dementsprechend habe ich ebenso wenig Lust, mich mit Letztgenannten so intensiv zu befassen, wie mit einer klassischen Pferdeoper, die diesen Namen auch verdient, sprich wie mit allen anderen Einträgen im Hauptteil dieses Lexikons. Um es also kurz zu machen: Diese landen künftig alle in dieser Erweiterung. Manchmal evtl. mit einer Story oder ein paar Zitaten versehen, in der Regel aber so „nackt“ wie alle anderen Artikel der Ergänzungsseiten. Und sicherlich wird dies gerade den eben angesprochenen Klassikern unter ihnen nicht ganz gerecht, aber irgendwo muss man halt Abstriche machen, nech? Es werden auch so schon immer noch genug Filme sein, die auf diesen Seiten (ob im Hauptteil oder hier) fehlen…

Was aber, fragt ihr euch nun natürlich, ist denn nun meine Definition eines Western? Tja, das ist genau die richtige Frage zur falschen Zeit… Denn selbstverständlich will und muss ich euch diese Beschreibung liefern, aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, habe ich da im Moment weder Zeit noch Lust zu. Denn das wird echt eine Weile dauern, bis ich das halbwegs vollständig niedergeschrieben habe und außerdem habe ich mich bzgl. einiger Grenzfälle noch gar nicht entschieden, wie ich dazu stehen soll (Stand: Juni 2020)… Ist zwar ne völlig blöde Herangehensweise, aber das wollte ich für diese Filme dann entscheiden, wenn ich sie (mal wieder) gucke… Ich mein, ich muss hier immerhin keinen Staat regieren, da kann man sich so was ja mal erlauben. Von daher seid versichert, dass dies folgen wird, aber bis dahin müsst ihr bei diesen Streifen mit dem ersten Absatz der Bewertung vorliebnehmen. Da werde ich jeweils versuchen, kurz und bündig reinzuschreiben, warum es sich beim vorliegenden Werk aus meiner Sicht nicht um einen Western handelt – allein schon, weil das generell hilfreich sein dürfte (also auch später, wenn meine Definition dann endlich mal auf dieser Website zu finden sein wird). Ich weiß noch nicht, vielleicht mach ich das auch irgendwann mal so, dass ich mir zumindest die Mühe mache, wenigstens die Abgrenzung zu den sonstigen Einträgen dieses Lexikons in einem Extra-Unterpunkt vernünftiger auszuformulieren und diesen dann vor das eigentliche Review zu setzen, damit das ganz klar rauskommt. Und vielleicht lege ich in ganz ferner Zukunft, wenn ich als alter Mann vielleicht irgendwann tatsächlich mal Langeweile haben sollte, tatsächlich nachträglich für all diese Filme dann doch noch einen „richtigen“ Artikel mit Inhaltsangabe, Worten zum Film, DVD- bzw. BD-Review und Zitaten an, aber noch kann ich mir das absolut nicht vorstellen. Noch ist mir meine Zeit dafür viel zu schade. Kack-Streifen wie „El Topo“ müssen einfach nicht solch eine Aufmerksamkeit bekommen…

Ihr seht also schon, dies ist für mich nicht irgendeine Erweiterung, sondern die Erweiterung. Diejenige, die mich im Hauptteil dieses Lexikons nur alle die Western, die das meiner Meinung nach eben auch sind, nach dem dort eingeführten Standard-Prozedere bewerten und mich dabei trotzdem ruhig schlafen lässt, weil ich alle anderen Streifen, die im Laufe der Jahre immer mal wieder oder eben ständig – und meines Erachtens eben zu Unrecht – als Pferdeoper geführt wurden bzw. werden, dann trotzdem nicht unterschlagen muss, sondern diese hier in abgespeckter Form unterbringen kann. So soll es sein. Und weil dieses Thema aufgrund seiner Wichtigkeit dann auch einfach keinen Flachs verträgt, hat der Titel dieser Seite in diesem Ausnahmefall auch keinen coolen Zusatz bekommen. Denn die hier gelisteten Werke sind, was ich in ihm ankündige: „Western, die keine sind“…

Abschließend, bevor es losgeht, vielleicht noch schnell ein kurzes Beispiel bzgl. meiner Western-Definition. Nur damit ihr einen kleinen Eindruck davon habt, wovon ich die ganze Zeit rede. (Das werde ich dann wieder von dieser Seite löschen und einen Link auf die „große“ Definition einfügen, sobald ich diese tatsächlich mal zu Papier gebracht habe.) Nehmt einfach die Frage nach dem „Wo?“ des Handlungsortes eines Western! Was würdet ihr sagen? Wo muss ein Western spielen? Meiner Meinung nach allein schon nach der reinen Wortherkunft der Genrebezeichnung zu schließen: im Westen. Da damit ja aber auch die vielzitierte „westliche Welt“ als solche gemeint sein kann, muss man da aufgrund des „Cowboy und Indianer“-Inhalts dieser Filme natürlich schon etwas präzisieren: in Nord- bzw. Mittelamerika. Auf die USA alleine würde ich es selbstverständlich nicht beschränken. Allerdings hat es ja auch in Südamerika Ureinwohner gegeben, die man heutzutage weiterhin unter dem Begriff „Indianer“ subsummiert, wenn ich es richtig sehe. Was ist mit diesen? Die fallen für mich per se raus, weil da die Landschaftskomponente eines Western in aller Regel so wohl nicht stattfinden kann (auch wenn mich diesbezüglich Filme bereits eines Besseren belehrt haben) – und so viele dürfte es davon ja wohl auch nicht geben, oder? In Grenzfällen allerdings, wie dem berühmten „Butch Cassidy And The Sundance Kid“, der ja auch zu einem Großteil in Südamerika spielt, kommt es dann auf den Einzelfall an. Spielt wie in diesem Fall ein Großteil der Handlung noch in den USA, dürften auch sie in der Regel als Western durchgehen. Ebenso wie es Mateo Gils Neo-Western „Blackthorn“ z. B. geschafft hat, mich als gänzlich in Bolivien spielender Vertreter davon zu überzeugen, eine echte Pferdeoper zu sein. So ganz kann man das eben nicht unbedingt trennen. Ein Streifen wie der hochgelobte „Das finstere Tal“ allerdings, den ich zwar leider noch nicht gesehen habe, aber der ja ein „Alpen-Western“ sein soll, kann für mich daher aber auf keinen Fall im Hauptteil landen. Dieser ist, obwohl z. B. selbst die OFDb den Western als Untergenre angibt, für mich dann wieder ein „Western, der keiner ist“. So weit, so klar, hoffentlich. Ansonsten lässt sich über so was ja immer auch vortrefflich diskutieren. ;)

 

Die Filme

1956 – „Giganten“

1957 – „Des Teufels Lohn“

2014 – „Das finstere Tal“