Weiße Wölfe

Weiße Wölfe

★★★ +++

  • Jahr: 1969
  • Regie: Konrad Petzold
  • Darsteller: Gojko Mitić, Horst Schulze, Rolf Hoppe, Holger Mahlich, Helmut Schreiber, Fred Delmare, Barbara Bryslka, Predrag Milinkovic, Karl Zugowski, Slobodan Dimitrijević, Slobodan Velimirović, Fred Ludwig, Milan Jablonský, Milivoje Popovic-Mavid, Horst Preusker...

Story

Häuptling Weitspähender Falke (Gojko Mitić) kehrt 1879, vier Jahre nach den Ereignissen von „Spur des Falken“, mit einigen seiner engsten Vertrauten auf dem Weg zum Dakota-Reservat in die Black Hills zurück. Eigentlich nur auf der Durchreise begegnet ihnen in der Nähe von Tanglewood hier der Bandenchef James Bashan (Rolf Hoppe), der den Indianer-Überfall auf die Stadt seinerzeit überlebt hat und daher nun Blauhaar (Lali Meskhi), die Frau des Falken, erschießt. Dieser schwört daraufhin Rache und trifft bald auf seine alten Bekannten Sam Blake (Helmut Schreiber) und Peter Hille (Fred Delmare). Ersterer hat vom Goldrausch zwar profitiert, sieht sich nun aber einem großen Widersacher, der General Mining, gegenüber, die ihn aus dem Geschäft drängen will. Daher beauftragt diese auch Bashan, um des Händlers Transporte zu überfallen und ihn so in den Ruin zu treiben. Hille, mittlerweile Hilfssheriff, und sein Chef, der ehemalige Goldsucher Pat Patterson (Holger Mahlich), können gegen die Bande kaum etwas ausrichten. Auch Pats Schwiegervater, Friedensrichter Emerson (Fred Ludwig), ist diesbezüglich keine Hilfe. Also bietet Weitspähender Falke die seinige an und gemeinsam kämpfen sie, können gegen die Übermacht der Gegner aber doch nichts ausrichten und müssen sich dieser schlussendlich beugen. Blake wird zum Feigling, Weitspähender Falke, nachdem er Bashan zur Hölle geschickt hat, ermordet und Pat sowie Hille hängen den Gesetzeshüter-Job an den Nagel.

Worte zum Film

super Darsteller, tolle Kulissen, Kostüme und Knalleffekte, gute Musik, starkes Ende; als Action-Western eine Bank, als Aufrüttler mit Luft nach oben; geht trotz seiner Aussage sehr in Richtung „Winnetou“; am Ende sogar leicht schwächer als „Spur des Falken“

Bewertung

Zum Film:

Da ich mir weiterhin nicht ganz sicher bin, ob ich das in meiner zugehörigen Bewertung deutlich genug betont habe, will ich an dieser Stelle noch einmal die Chance nutzen, um ganz klar herauszustellen, dass „Spur des Falken“ ein richtig guter Western ist. So gut, dass ich mich seinerzeit sehr gefreut habe, als ich während meiner ersten Ansicht begriff, dass „Weiße Wölfe“ tatsächlich dessen Fortsetzung darstellt. Noch einmal ein Abenteuer mit Häuptling Weitspähender Falke genießen; dieses Mal allerdings vier Jahre später im für Indianer noch unwirtlicher gewordenen Westen? Was für eine großartige Idee der DEFA! Wie gut der „Falke“ aber tatsächlich ist, zeigt sich gerade auch im Vergleich mit seinem Sequel. Denn die „Wölfe“ hätten durchaus die Anlagen gehabt, noch einmal ordentlich einen draufzusetzen, haben diese aber leider nicht konsequent genug genutzt.

Dabei wollen wir dieses Mal von Anfang an klar sagen: Als Action-Western ist „Weiße Wölfe“ eine sichere Bank; diesbezüglich macht man als Fan hiermit nichts verkehrt. Das ist insofern erwähnenswert, als dass „Spur des Falken“ ja gerade in dieser, der deutschen Pferdeoper so ureigenen Tradition (schließlich waren auch alle zuvor abgedrehten DEFA-Vertreter wie die teutonischen Beiträge dieser Zeit generell sehr actionbetont) nicht besonders gut abschnitt. Zwar kam man auch bei ihm kaum zum Luftholen, aber wirklich gut in Szene gesetzt hatte Gottfried Kolditz das nicht. Hier jedoch beweist Regisseur Konrad Petzold (für dessen Neuinstallation es ja einen Grund geben muss), dass es auch in Tanglewood und Umgebung zu wesentlich abwechslungsreicheren Knallereien kommen konnte (den Vergleich mit Richard Groschopp und dessen „Chingachgook, die große Schlange“ unterlasse ich an dieser Stelle absichtlich, denn den würde er ebenso verlieren wie Kolditz). (Spoiler) Schade nur, dass es ausgerechnet einer der ersten Schusswechsel ist, die ihm weniger gut gelingen. Gemeint ist jener, in dessen Verlauf der den ersten Teil überlebende Bandit Bashan (Rolf Hoppe) Falkes Frau Blauhaar (Lali Meskhi) erschießt. Dieser ist nämlich dermaßen zusammengeschnitten, dass die Übersicht ebenso schwer fällt wie im Vorgänger. Tatsächlich sind die Angreifer und die Verteidiger nie zusammen im Bild zu sehen (was wohl daran liegen dürfte, dass man in der Realität an dem Wasserfall, den die Indianer sich als Lagerplatz ausgesucht haben, nicht so wild vorbeigaloppieren kann wie die bösen Buben es im Film tun), wodurch es völlig unnachvollziehbar bleibt, wie die Häuptlingsgattin überhaupt getroffen werden konnte und ob ihr Tod Zufall oder Absicht war (schließlich feuert sie nicht zurück und stellt somit keine Gefahr dar). Warum ich darauf so ausdrücklich herumreite? Weil es sich dabei um eine absolute Schlüsselszene handelt. Nur dadurch bleibt Weitspähender Falke (Gojko Mitić) länger als nötig in seinen alten Jagdgefilden und schlägt sich schlussendlich auf die Seite der „guten Weißen“. Dadurch, wie unnötig Blauhaars Tod wirkt, kriegt das Ganze einen konstruierten Anstrich, was schade ist. (Spoilerende) Alles in allem hätte „Weiße Wölfe“ seinen Auftrag als reiner Action-Western aber sehr gut erfüllt.

Das allerdings wollten die DEFA-Vertreter ja noch nie sein: reine Ballerorgien. Und sie wollten immer auch noch wesentlich mehr darstellen als ihre „Brüder“ aus der BRD. Sie wollten eine Botschaft vermitteln. Von der Ungerechtigkeit, die den amerikanischen Ureinwohnern widerfahren ist und was wir daraus lernen können. Und selten wurde diese Botschaft so klar, so eindringlich und so heftig formuliert (bzw. dargestellt) wie in Petzolds erster Pferdeoper. Und wisst ihr was? Das ist auch verdammt gut so. Schließlich gab es 1969 selbst aus den USA bereits einige Gegendarstellungen, aber immer noch viel zu wenige und diese waren – mit Blick auf den ein Jahr später erschienenen „Soldier Blue“ – vielleicht auch noch nicht drastisch genug. Von daher erscheinen einem die großartigen Eröffnungsszenen im ausklingenden Winter der Black Hills, diese unwirtlichen Aufnahmen, die in einem Massaker an flüchtenden Cheyenne enden, das an Realismus und Intensität alle vorhergegangenen „Morde“ der DEFA-Western an der amerikanischen Ur-Bevölkerung locker in den Schatten stellt, ebenso folgerichtig wie wichtig. Und sie lassen natürlich die Erwartungen an die Fortsetzung der Handlung steigen.

Letzteres sollte man im besten Falle allerdings versuchen nicht zuzulassen, denn diese Erwartungen kann „Weiße Wölfe“ dann leider nicht mehr erfüllen. Wer gedacht hat, es würde jetzt so weitergehen wie im ersten Teil und wir würden Mitić und seiner Gruppe von nun an regelmäßig dabei zusehen, wie sie im Verbund mit weiteren Abtrünnigen versuchen, ihre Ehre zu verteidigen und ihr Leben würdevoll zu Ende zu bringen, der irrt. Zwar wird die Suche des Falken nach Verbündeten dazu genutzt, mal die Person des legendären Cheyenne-Führers Little Wolf (Milivoje Popovic-Mavid) ins Spiel zu bringen (und das, mal wieder, historisch gar nicht so inkorrekt bzw. unmöglich), aber aufgrund des oben genannten Zwischenfalls ((Spoiler) dem Mord an Falkes Frau (Spoilerende)) entscheidet sich der Protagonist gegen eine solche Verbindung und schlägt sich stattdessen auf die Seite der aus dem ersten Teil bekannten Sam Blake (Helmut Schreiber), Peter Hille (Fred Delmare) sowie Pat Patterson (Holger Mahlich). Die beiden Letztgenannten sind mittlerweile zu Gesetzeshütern aufgestiegen und bekämpfen vor allem Bashans Auftraggeber, den Gesandten der General Mining, Collins P. Harrington (Horst Schulze). Diese versucht mit allen Mitteln die gesamte Gegend unter ihre (nicht nur finanzielle) Kontrolle zu kriegen. Daher spielen sich die sich daraus ergebenden Gefechte so gut wie alle in bzw. um die Behausungen der titelgebenden „weißen Wölfe“ ab. Zuerst im Fort, dann im Goldgräber-Camp und vor allem das große Finale über die Hauptstraße von Tanglewood hinweg. Das in Kombination mit der Tatsache, dass der Falke und seine letzten paar Leute ja keinen festen Wohnsitz mehr haben und auch kein Zelt mit sich führen, führt dazu, dass „Alltag und Leben“ der amerikanischen Ureinwohner (und sei es nur der klägliche Rest, der zum Zeitpunkt der Handlung davon nur noch übrig war) nicht mehr den gleichen Platz (um nicht zu sagen gar keinen) in dieser Erzählung haben wir noch in den bisherigen Genrebeiträgen und dass das „Indianerproblem“ immer mehr in den Hintergrund rückt. So weit bis davon schlussendlich nicht mehr wirklich etwas übrig ist. Zwar kann das Werk durch die damit einhergehende Verlagerung des Schwerpunkts auf die Geschäfte der Weißen ganz vorzüglich gegen den Kapitalismus schießen (und trägt seine Bezeichnung als „Red Western“ somit in doppeltem Sinne nicht zu Unrecht), aber nach diesem herrlichen Start fühlte ich mich ob dieses Verlaufs etwas ernüchtert.

Zumal der eigentliche Protagonist (und damit auch sein kassefüllender Darsteller) somit ja immer mehr zur Randfigur verkommt (immerhin zollt man dem Titel damit gehörigen Tribut) und am Ende eigentlich nur noch ein Helferlein ist, das unter anderem erstaunlich gut mit Dynamit umzugehen versteht. Um seinen Stamm scheint er sich dann auch nicht mehr kümmern zu müssen (gut, immerhin gibt es den hier quasi nicht mehr) und… Halt! Kommt euch das nicht irgendwoher bekannt vor? Dazu eine Banditenbande, ein Off-Kommentar zu Beginn, der vom Untergang des „roten Volkes“ kündet, und Drehorte, die verdammt nach dem ehemaligen Jugoslawien aussehen (was daran liegen könnte, dass sich einige von ihnen auch dort befinden)? Oh ja, ob gewollt oder nicht ist „Weiße Wölfe“ die Pferdeoper der DEFA, die den „Winnetou“-Western der BRD bisher am nächsten kommt. Und das bedeutet in diesem Fall wirklich ziemlich nah. Und das, wo man aussagetechnisch doch eigentlich meilenweit entfernt vom „Friede, Freude, Eierkuchen“-Ton der Rialto-Produktionen ist. Das lässt mich schon wundern, ob das wirklich so gewollt war. Und nein, natürlich ist das in dieser Ausgestaltung kein Problem, aber es ist für die Aussage, die man trifft, nun auch nicht unbedingt der richtige Rahmen, finde ich.

(Spoiler) Zugutehalten muss man Günter Karl, der hier erneut für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, allerdings, dass er es immerhin sehr konsequent zu Ende bringt. Zwar finde ich Sam Blakes plötzlichen Gesinnungswechsel nach allem, was wir zwei Filme lang von ihm gesehen haben, nun wirklich nicht nachvollziehbar, dafür aber Pattersons Zurkenntnisnahme desselben mit den Worten „Sammy Blake ist umgefallen…“ umso memorabler. Und dass die weißen Landnehmer am Ende obsiegen, ist ob des düsteren Bildes, das hier vom Westen gezeichnet wird, keinesfalls überraschend. Wohl allerdings die Tatsache, dass Gojko Mitić das Filmende tatsächlich einmal nicht erlebt. Da habe ich beim ersten Mal schon große Augen bekommen und finde das weiterhin stark. Und dass der miese Harrington das Ganze dann noch mit den Worten „Schade, dass wir ihn nun nicht mehr hängen können.“ quittiert, sorgt dafür, dass es noch lange nachhallt. Dazu muss man auch erstmal den Mut haben.

Dieser Abschluss entschädigt also definitiv für einige der Indianerszenen, die hier fehlen, gleichwohl… Wie es dazu kommen kann, ist nicht unbedingt immer logisch und nachvollziehbar. Damit meine ich im Speziellen das Verhalten der Bösen – und wie die Guten darauf reagieren. Schließlich gibt Schmierlappen Collins P. Harrington gleich zu Beginn völlig zu Recht zu bedenken, dass Letztere hier eigentlich sehr gut aufgestellt sind. Der Sheriff, der Hilfssheriff, der Friedensrichter, der reichste Mann der Stadt… Alle tragen das Herz am richtigen Fleck und sind zudem befreundet. Und als ob das alles nicht schon eindrucksvoll genug wäre, hat Sam Blake, wie wir direkt zu Beginn erfahren, eigentlich auch einen richtig guten Draht zur Armee. Dass man da also erstmal im Vorborgenen agiert und versucht, diesen gut geölten Apparat zu infiltrieren, leuchtet ein. Weniger einleuchtend finde ich, dass Harrington und damit auch Bashan ab einem gewissen Zeitpunkt alle Vorsicht beiseitelassen und sich einfach als Arschlöcher mit einem klaren Plan outen. Dass sie Patterson – ganz entgegen dessen Annahme – in offener Wildbahn sozusagen an die Wäsche, ihn gar umlegen wollen, kann ich ganz im Gegensatz zu diesem selbst sehr gut nachvollziehen. Solange es keine Zeugen gibt… Dann aber besetzen sie, nachdem dieser Anschlag missglückt ist, einfach das Sheriffsbüro, setzen Blake und Friedensrichter John Emerson (Fred Ludwig) fest und wollen den Gesetzeshüter auf diese Art zur Aufgabe zwingen. Vor den Augen aller Anwohner… Zumal sie die „Störenfriede“, nachdem ihr Plan letztendlich aufgrund der Ermordung des Weitspähenden Falken tatsächlich glückt, ja auch nicht umbringen. Können diese es im Moment vielleicht nicht, so können sie sich ja aber „nachdem das alles vorbei ist“ an die Armee oder die nächste Gerichtsbarkeit oder sonstwen wenden. Rein theoretisch zumindest. Denke ich mir… Und die Anwohner? Sind gefühlt auch wesentlich zu viele Geschäftsleute und von daher der General Mining offensichtlich vollkommen hörig. Ich mein, denen kann es doch auch nicht gerade rosig gehen. Aber solange ein Indianer gehängt wird, scheint ihnen der Rest egal zu sein. Dieses Menschenbild, das Karl von ihnen zeichnet, ist schade, denn es wirkt dahingeschrieben und nicht ganz zu Ende gedacht. (Spoilerende) Aussage und Ende bleiben super, aber sie weisen Schönheitsfehler auf.

Das tut Petzolds Regie ebenfalls. Sehr solide und routiniert führt er durch diesen Western, bleibt dabei aber stets austauschbar. Das ist unter DEFA-Regisseuren, wenn ich jetzt nur von den vier bisher konsumierten Pferdeopern ausgehen soll, keine große Kritik, aber selbstverständlich auch kein großes Kompliment. Ein solches unbedingt verdient haben Produktionsdesigner Heinz Röske und seine Crew. Toll, wie sie Tanglewood im Vergleich zum Vorgänger weiterentwickelt haben (schließlich sind seit dem letzten Abenteuer ganze vier Jahre vergangen). Und auch Karl-Ernst Sasses Musik lässt sich erneut sehr gut hören. Klar verwendet der sein Hauptthema aus „Spur des Falken“ wieder, aber das war ja auch super und wie er ansonsten sehr viel einfühlsamer unterwegs ist, ist absolut angemessen (nur warum dann ausgerechnet am Ende nochmal das fröhliche Main Theme erklingen muss, erschließt sich mir nicht).

Gojko Mitićs Leistung hingegen nur als angemessen zu beschreiben, wäre eine glatte Untertreibung, denn zum ersten Mal in seiner Laufbahn wurde er hier eins mit seiner Rolle. Vielleicht, weil er nach drei Hauptrollen einfach so weit war, vielleicht auch, weil er den Falken schon zum zweiten Male verkörpern durfte, aber diese Anmut, dieser Stolz, diese Bitterkeit; das hat mich beeindruckt! Seine weiterhin etwas übertriebene Körperlichkeit in den Action-Szenen stört mich dann auch gar nicht weiter. Tatsächlich ist er so gut, dass selbst der erneut großartig aufspielende Rolf Hoppe da nicht gegen ankommen kann – trotz einer herrlichen Tanzeinlage seinerseits (leider macht er weiterhin ein wenig den Eindruck, als gehöre er nicht in den Wilden Westen). Sein Kompagnon Horst Schulze ist vielleicht schon ein wenig zu offensichtlich böse (da hat mir das Hinterfotzige eines Joe Bludgeon besser gefallen), aber eindeutig hassenswert; macht also nichts verkehrt. Ähnlich verhält es sich mit „Andy Sleek“ Karl Zugowski. Auf Seiten der Guten scheinen auch Helmut Schreiber und Fred Delmare noch besser in ihre Rollen gefunden zu haben, denn sie gefallen mir tatsächlich noch einen Tick besser als im Vorgänger und Holger Mahlich war vielleicht nicht der größte Schauspieler aller Zeiten, macht das durch ein Riesenengagement allerdings mehr als wett. Sehr sympathisch der Mann; ebenso wie seine erneut ebenso bildschöne wie talentierte Filmpartnerin Barbara Bryslka. Darüber hinaus gibt es – da wir ja noch nicht genug „Winnetou“-Anleihen hatten – ein Wiedersehen mit Milivoje Popovic-Mavid, den ich allerdings fast nicht erkannt hätte, weil er so dünn aussieht. Sehr sympathisch sind auch Slobodan Dimitrijević alias Listiger Fuchs, Slobodan Velimirović alias Starke Linkshand sowie Predrag Milinkovic als David. Und kurz erwähnen wollen wir auch Horst Preusker, der in seiner Paraderolle als von sich überzeugter Offizier (hier heißt er Captain Wessels) glänzt, und natürlich Milan Jablonský, bei dem man sich erst fragt, wie se den ob seines Rollentodes im ersten Teil überhaupt einbauen wollen, und der dann offensichtlich so viel Spaß an seiner Banditenrolle als einer von Bashans Leuten hat (Jim heißt er wohl), dass es einen nur anstecken kann.

Daher muss man „Weiße Wölfe“ am Ende leider eher als Action-Western denn als wahrlichen Aufklärer oder Aufrüttler nehmen. Er unterhält einen über seine fast 100 Minuten Laufzeit stets sehr gut, aber die Indianer-Aussage gerät mir trotz des beeindruckenden Endes zugunsten der Kapitalismus-Kritik und eben der Schauwerte ein wenig zu sehr in den Hintergrund. Und das ist sehr schade, denn da wäre nicht nur aufgrund des vielversprechenden Beginns deutlich mehr drin gewesen. Auch die erneut tollen Schauspieler, die imposanten Kulissen, die weiterhin liebevolle Ausstattung und am Ende, klar, auch Petzolds verbesserte Action-Regie hätten durchaus zu einem noch besseren Streifen gehört. So finde ich aufgrund des ein wenig ernüchternden Handlungsverlaufs Kolditz‘ „Spur des Falken“ tatsächlich sogar noch ein wenig besser als dessen Fortsetzung. Die aus meiner Sicht vergebenen Möglichkeiten sind währenddessen die größte Gemeinsamkeit der beiden Teile, würde ich sagen. Und trotzdem (das soll hier nun wirklich nicht mit negativem Anklang enden): Am Ende muss man hier nicht nach noch mehr suchen; eine klare Empfehlung gibt’s auch für diese „Doppel-Folge“ der DEFA, die man sich sicherlich auch sehr gut an einem Abend vollständig anschauen kann.

Zur DVD:

Ich habe mir seinerzeit die komplette „Gojko Mitić – Sammleredition“ von Icestorm Entertainment gekauft (insgesamt drei Boxen à vier Streifen). Dieser Film ist in der „Vol. 3“ zu finden, zusammen mit „Chingachgook, die große Schlange“, „Der Scout“ und „Tödlicher Irrtum“ (eine sehr eigenwillige Zusammenstellung, ich weiß). Tatsächlich liegt auch diesem ein zweiseitiges Booklet mit Hintergrundinformationen bei. Aber bei dieser Scheibe bin ich damals so langsam sauer geworden. Das Bonusmaterial mit eben diesem Booklet, den zwei angesungenen Songs „Ein Mann kann viel erzählen“ und „Liebe du das Meer“, den zwei 6-Bilder-Galerien und der Bio-, sowie Filmografie von unserem Gojko ist einfach nichts. Das war damals schon nicht cool und ist es heute noch viel weniger. Zudem haben wir hier den schlechtesten Ton (der knackt bisweilen) und das schlechteste Bild (auch noch 4:3) der „Sammleredition“. Daher hier natürlich auch zur BD greifen und da wollen wir dann auch nochmal auf das Bild eingehen.

Zur BD:

Um das Ganze wieder in einem Rutsch abzufrühstücken, habe ich mir erneut die BD-Box von Icestorm Entertainment zugelegt. Diese firmiert unter dem erneut sehr sperrigen Titel „Gojko Mitić – Alle DEFA-Indianerfilme Gesamtedition“. In ihr sind dann selbstredend alle zwölf klassischen Indianer-Western der DEFA enthalten. Jeder in seinem eigenen Amaray, wie sich das gehört. Und das sieht auch alles ganz schick aus und hat, ähnlich wie die „Karl May Klassikeredition“ der Universum, dann den einzigen Nachteil, dass man schon ein wenig aufpassen muss, dass einem bei der Entnahme nicht gleich die ganze Box entgegengerutscht kommt, gerade wenn man einen Streifen aus der „Mitte“ sehen will. Das Bild von „Weiße Wölfe“ ist das bisher mit Abstand schlechteste, weil es ständig unscharf und verwaschen wirkt. Da das aber schon bei der DVD- und ich möchte, ohne es beweisen zu können, behaupten wollen schon immer so war, schätze ich fast, dass das entweder heftige Lagerschäden sind oder man evtl. beim Dreh selbst irgendetwas ausprobiert hat (bin da ja kein Fachmann für), was nach hinten losgegangen ist. Wie dem auch sei kann das auf die Dauer ein wenig anstrengend sein, aber auch hier merkt man die deutlich verbesserte Qualität gegenüber der alten DVD. Am Ton ist mir dann z. B. auch nichts mehr großartig negativ aufgefallen. Wie bei der „Vorgänger-Scheibe“ zu „Spur des Falken“ gibt’s auch hier nur noch ein Bonus-Video, das dieses Mal einen in Deutschland lebenden Blackfoot-Indianer beim Besuch der Schulklasse seiner Tochter zeigt (die natürlich das Filmgymnasium in Babelsberg besucht; manche haben eben Glück), vor der er dann ein wenig was aus seinem Leben erzählt. Dass das Ganze ein Schulprojekt ist, merkt man ihm zu jeder Zeit an, aber das wäre überhaupt kein Problem, wenn der gute Mann denn einfach mal was sagen dürfte. Da er aber vor der Kamera nur zwei Sachen anreißt, ist das alles weder sonderlich informativ noch interessant. Klassisches „Bonusmaterial“ könnte man meinen, dass man zur Vervollständigung gerne mitnimmt, aber da hätte man schon noch gerne ein Interview mit einem der Darsteller gehabt. Zumal das Ganze überhaupt keinen Bezug zum Film hat (außer der Tatsache, dass die im Unterricht offensichtlich nochmal „Weiße Wölfe“ geguckt haben, na da!). Das ist also tatsächlich auch nicht besser als bei der alten DVD und von daher ist das hier bisher definitiv die schwächste Scheibe dieser Box und ich würde mich freuen, wenn sie es bliebe. Für die Box an sich gibt es aufgrund der drei bisherigen Silberlinge aber natürlich trotzdem eine klare Empfehlung.

Zitate

„Wenn Geld selbst auch nicht stinkt, er stinkt vor Geld.“(Captain Wessels (Horst Preusker) stellt am Beispiel seines alten Kumpels Sam Blake die Funktionstüchtigkeit seines Riechkolbens unter Beweis)

„Indianer haben keine Heimat. Ihr habt einen Befehl!“(Captain Wessels ist in Geschichte nicht so gut)

„So eine Hochzeit ist doch keine einfache Sache, nicht wahr? Sie brauchen nachher bloß „Ja.“ zu sagen. Aber ich muss dafür sorgen, dass Sie pünktlich „Ja.“ sagen.“(Josuah McGrave (Gerry Wolff) guckt vor Sheriff Pattersons Hochzeit schon mal in die Flasche, wie spät das ist)

„Macht schafft Legalität.“(Collins P. Harrington (Horst Schulze) ist in Geschichte besser)

„So’n Sheriff ist auch nur n Mann mit nem Kopf, der kein Blei verträgt.“(Jim (Milan Jablonský) gibt zu bedenken, dass die Menschen auch im Wilden Westen bereits diverse Unverträglichkeiten plagten)

[weil sie ihn genarrt hat und nun auf einem Einspänner davonjagt, legt Bashans Mann Roy (Bruno Carstens) das Gewehr auf Catherine Patterson, ehemalige Emerson, an, doch Wirt Bill Myers (Paul Berndt) hält ihn im letzten Moment vom Schuss ab] „Aber man schießt doch nicht auf eine Dame, Roy! Auf die Frau von unserem Sheriff…“ – „Sheriff? Hast Recht – Witwen soll man schonen.“(Roy hatte nur kurzzeitig seinen Banditen-Knigge verlegt)

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