Die rechte und die linke Hand des Teufels

Lo Chiamavano Trinità…

★★★★

  • Jahr: 1970
  • Regie: Enzo Barboni
  • Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Farley Granger, Dan Sturkie, Steffen Zacharias, Remo Capitani, Riccardo Pizzuti…

Story

Der „Müde Joe“ (im Original Trinità (Terence Hill)) kommt in das Kaff, in dem sein Bruder, „Der Kleine“ (im Original Bambino (Bud Spencer)), sich selbst zum Sheriff gemacht hat und dort nun auf seine beiden Kumpels Frankie (im Original Frank Faina (Ezio Marano)) und Timmy (Luciano Rossi) wartet. Da er mit diesen ein Ding drehen will, kann er sein Geschwisterchen, auf das er sowieso nicht so gut zu sprechen ist, gerade nicht gebrauchen. Durch eine List gelingt es Joe allerdings den Kleinen von seiner temporären Anwesenheit zu überzeugen. Mehr noch: Zusammen helfen die beiden einer Gruppe von Mormonen, die sich in einem Tal unweit der Stadt niedergelassen hat, in dem der fiese Major Harriman (Farley Granger) lieber seine Zuchtpferde weiden sehen würde, indem sie diesem genau diese Hengste mit Hilfe von Frankie und Timmy, die inzwischen eingetroffen sind, abnehmen. Da der Major seine Tiere aber natürlich nicht so einfach hergeben will, zeigen sie ihm in einem finalen Kampf noch einmal, wer die Stärkeren sind, sodass sich dieser mitsamt seiner ganzen Bande zurückziehen muss. Durch einen Trick Joes gehören die Pferde fortan allerdings nicht dem Kleinen und seinen Kumpanen, die sie für teures Geld verkaufen wollten, sondern gehen an die Mormonen. Bei diesen wollte der Schlauchfuchs nämlich eigentlich auch bleiben – bis er erfährt, was er dafür alles aufgeben müsste. Also reitet er seinem Bruder schließlich hinterher, der sich mit Frankie und Timmy bereits auf den Weg nach Kalifornien gemacht hat.

Worte zum Film

Startschuss der Italowestern-Komödie; sehr lustige, neuartige Story, großartige Haupt- sowie größtenteils gute Nebendarsteller, gute, innovative Regie, sehr gute Musik; trotz einiger ausbaufähiger Elemente schlicht zu Recht Kult

Bewertung

Zum Film:

Jedes Genre hat ja so seine Komödien-Klassiker, die einfach jeder mal gesehen haben muss und über die man 100 Jahre später noch genauso gut lachen kann, wie bei der Kinopremiere oder wie beim ersten Mal, als man selbst besagte Filme zu sehen bekam. Wie das aber jeweils mal angefangen hat, lässt sich in den allerwenigstens Fällen wirklich nachvollziehen. Oder wisst ihr, welches die allererste Krimikomödie war oder wer irgendwann mal die Spielart der Romantic Comedy erfunden hat? Seht ihr; ich auch nicht. Wahrscheinlich gibt es dafür jeweils auch nicht nur einen oder zwei Streifen zu benennen, sondern sie alle haben sich nach und nach entwickelt – und entwickeln sich natürlich auch weiterhin. Im Prinzip fallen mir jetzt auf Anhieb nur die Screwball-Comedies der Amerikaner ein, bei denen man einen ziemlich klaren Startpunkt ausmachen konnte. Als Frank Capras „It Happened One Night“ 1935 als erster Film überhaupt die Big Five bei der damaligen Oscarverleihung abräumen konnte, entstand aus diesem und den etlichen, ähnlich gelagerten Werken, die ihm folgen sollten, dieses Subgenre (und falls ihr euch gewundert haben solltet: jetzt wisst ihr auch, wie ich oben auf die 100 Jahre gekommen bin, denn bei dem dauert’s tatsächlich ja gar nicht mehr so lange, bis es soweit ist (und ganz nebenbei bemerkt hat dieser Streifen dann auch tatsächlich nichts von seinem Charme und seiner Qualität eingebüßt)).

Ganz so einfach war es im Genre Western nicht. Zwar hatten die Amerikaner auch in diesem Bereich bereits relativ früh ein paar Klassiker geschaffen („Destry Rides Again“ oder „Along Came Jones“ etwa), aber wie es damals irgendwann mal losging? Schließlich waren auch die singenden Cowboys der 1930er Jahre nicht unbedingt immer die ernstgemeintesten Vertreter ihrer Zunft (ganz davon abgesehen, dass sie diejenigen waren, die man am wenigstens ernst nehmen konnte). Und ganz generell dürft ihr diesbezüglich mal überlegen: Gab’s davon zu Beginn überhaupt so viele? Nein, die meisten (vor allem der bekannteren Vertreter) sind erst später entstanden und sollten meiner Meinung nach sowieso nie das Hauptbetätigungsfeld der Pferdeopern-Schöpfer werden. Und um den Bogen endlich zu schließen: Ähnlich verhält es sich auch im Italowestern-Bereich. Zwar gab es auch hier relativ fix so einige Werke, die sich selbst nicht ganz so ernst nahmen („Sugar Colt“, „Vado… L’Ammazzo E Torno“ oder „Professionisti Per Un Massacro“ z. B.), aber diese waren ja keine reinen Komödien und auch absolut nicht als solche gedacht. Nein, waschechte Italowestern-Komödien gab es (im Prinzip, Ausnahmen bestätigen immer die Regel) erst ab 1970. Denn interessanterweise ist dies das zweite Subgenre des komischen Films, das mir einfällt, bei dem man einen klaren Startzeitpunkt ausmachen kann. Auch hier war für die sich daran erneut anschließende – und bei den Italienern damals leider unvermeidliche – Ausschlachtung dieser Erfolgsformel wieder ein einzelner Streifen verantwortlich: „Lo Chiamavano Trinità…“. Klar, lange sollte es nicht dauern bis ähnliche Werke wie „Testa T’Ammazzo, Croce… Sei Morto… Mi Chiamano Alleluja“ oder „Amico, Stammi Lontano Almeno Un Palmo“ das Zuschauerherz erfreuten, aber ins Rollen gebracht hat diese Welle von größtenteils Klamotten und teilweise mehr als billigen Parodien Enzo Barboni. Mit „Die rechte und die linke Hand des Teufels“, wie der Streifen hierzulande umständlich heißt, gab er quasi sein zweites Regiedebüt (nachdem sein tatsächliches (zumindest wird das immer behauptet), „Ciakmull – L’Uomo Della Vendetta“, nicht besonders nachhaltig wirkte (konnte es aber ehrlich gesagt auch gar nicht, denn tatsächlich ist dieses erst nach „Trinity“ in die Kinos dieser Welt gekommen, was mich gerade ein wenig wundern lässt)) und landete einen Sensationserfolg, der heute Kult ist. Und warum? Weil „Lo Chiamavano Trinità…“ einfach ein großartiger Film mit einer so simplen wie genialen Grundidee ist, weil Barboni ein wesentlich besserer Drehbuchschreiber und auch Regisseur als Kameramann war und weil er zum ersten Mal das Duo Spencer/Hill so eingesetzt hat, wie es am besten harmoniert und wie es genau deswegen auch berühmt werden sollte.

Vor allem zu Anfang weiß er den Zuschauer natürlich mit seiner Version des italienischen Westens zu überraschen und zu beeindrucken, wenn Terence Hill in seinem nicht zu toppenden, unvergleichlich zerlumpten Outfit (woran er sich da irgendwann mal nur verbrannt haben mag, frage ich mich) von seinem Pferd auf einer Rutsche durch die Landschaft gezogen wird und danach filmhistorisch einen Berg Bohnen mit Speck verschlingt. Die Kuh auf dem Dach der Cantina rundet das Gesamtbild stimmig ab. Die inhaltliche Seite, die Befreiungsaktion des Mexikaners und die damit einhergehende erste Kostprobe von Trinitys Schießkünsten, macht auch was her, wirkt aus heutiger Sicht aber fast ein wenig lustlos. Zumindest das Duell der drei Pistolenträger ist so schnell geschnitten, dass es mich nicht mehr nachhaltig umhauen konnte. Das ging mir als Kind bzw. Jugendlicher noch anders. Dieses Problem haben Barbonis Shootouts hier allerdings generell, denn auch in der sich anschließenden, ansonsten ähnlich coolen Einführungsszene von Bud Spencer kann (und soll man dann wohl auch) nicht erkennen, wie dieser drei Leute umpustet. Hier wird sogar noch sein Pistolenlauf zweimal ganz fix dazwischengeschnitten – also mir gefällt das nicht…

Aber vielleicht geht es genau darum. Vielleicht wollte der Regisseur gerade diese Form der Gewalt und vor allem ihr Ergebnis – den Tod – nicht so explizit darstellen. Schließlich war es sein eigentliches Anliegen, einen Prügel-Western zu inszenieren. Und genau dafür ist „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ dann ja auch berühmt geworden. Nicht für seine Toten, sondern dafür, dass seine Protagonisten die Dinge zwar nicht unbedingt super friedlich, dafür aber eben in der Regel ohne Blutvergießen lösen. Und von daher kann ich auch schon wieder Entwarnung geben, denn viel mehr geschossen wird eben nicht. Offscreen noch einmal, aber ansonsten regieren hier die Fäuste – und genau so sollten sich die gebürtigen Mario Girotti und Carlo Pedersoli ja auch in unser Herz spielen. Damit einher geht natürlich aber ebenso die Tatsache, dass die Kloppereien dann auch etwas ansehnlicher inszeniert worden sein müssen, ansonsten geht diese Rechnung ja nicht auf. Und selbstverständlich sind sie das. Denn diese sind interessanterweise nicht nur das, was Enzo Barbonis Spencer-und-Hill-Filmen ihre Bekanntheit und ihren Ruf einbrachte, sondern in aller Regel auch das, was diese von den folgenden Nachahmern unterscheidet. Denn hier wurde wirklich wert auf ausgefallene Prügel-Einlagen gelegt. Von denen gibt es einige zu bestaunen, obwohl gerade im Spaghettiwestern zuvor ja nun auch nicht gerade wenig auf Schauwerte geachtet wurde (und damit eben auch immer wieder auf solche, die sowohl handfest als auch interessant gestaltet waren), sprich die Idee nicht komplett neu war. Da hat man sich sichtlich Gedanken gemacht und diese daher auch besonders genau choreografiert. Da sitzt jeder Fausthieb und bleibt ob des Ideenreichtums kein Auge trocken. Famos natürlich allein schon wie Spencer sich scheinbar unendlich vieler Gegner annimmt und diese auf immer neue Arten in alle Himmelsrichtungen zu hauen oder wegzuschleudern weiß. Und wie er sogar Leute im Kampf mit der Brust annimmt… Herrlich! Und das Beste daran: Trotz der für einen italienischen Genrefilm Überlänge von fast zwei Stunden ufern die Schlägereien hier noch nicht aus und wurden generell mit Bedacht gesät. Man geht definitiv nicht mit der Meinung aus dem Streifen, gerade nichts anderes als „auf die Fresse“ gesehen zu haben. Selbst die Abschlusskeilerei, von der man in einigen späteren Vehikeln des Duos durchaus den Eindruck gewinnt, sie würde niemals enden, nimmt sich vergleichsweise kurz aus. Und für alle, die mittlerweile fast nur noch darauf achten: Keine Angst, Riccardo Pizzuti, der auch hier bereits mit von der Partie ist, kriegt trotzdem genug auf die Mütze und zeigt uns außerdem, wie ausgesprochen szeneriezierend man an einem Balken anlehnen kann.

Zwischendurch erfreut uns Drehbuchautor „E.B. Clucher“ mit einer weiteren seiner vielen positiven Eigenschaften, nämlich keine Langeweile aufkommen zu lassen. Denn auch wenn’s mal nichts aufs Dach gibt, enttäuscht das Geschehen nie und er schießt einen Gag nach dem anderen ab, wobei vor allem sein Dialogwitz beachtenswert ist, wenn man bedenkt, dass es sein erstes Script war. Nun gut, natürlich sollte er es, wie quasi alle anderen guten Schreiberlinge auch, schaffen, sich noch einmal selbst zu übertrumpfen (nämlich unter anderem beim Nachfolger), aber trotzdem. Das ist schon ziemlich ausgereift. Bemerkenswert z. B. so Sätze wie ganz zu Beginn dieser hier: „Die Mexikaner sind immer die Dummen.“, der ja für das gesamte Subgenre gilt (und daher selbstredend auch in diesem Vertreter dazu führt, dass dem Peon geholfen wird). Und klar, alles konnte beim Erstling natürlich noch nicht rund sein und so ist unter anderem auch eine Figur wie der von Remo Capitani gespielte mexikanische Bandit Mezcal dabei, der die Mormonen tyrannisiert und dabei des Öfteren über die Grenzen des Klamauks schlägt, aber… Aber ich kann mir nicht helfen. Früher als Kind fand ich seine Szenen natürlich sowieso lustig, aber auch heute noch muss ich sagen, dass da am Ende so witzige Sachen bei rauskommen (Zitat: „Dir habe ich noch nie eine runtergehauen.“), dass ich mich selbst deren Wirkung nicht entziehen kann. Wie gesagt, das hatte hier schon alles Hand und Fuß, was Barboni gemacht hat.

Leider scheint das allerdings trotzdem nicht ausgereicht zu haben, um den bekannten Produzenten Italo Zingarelli und Don Taylor ein ordentliches Budget für diesen Spaß aus dem Kreuz zu leiern. Denn das ist leider der einzige, wirkliche Wehrmutstropfen an „Lo Chiamavano Trinità…“. Es sieht alles ziemlich billig und damit eines solchen Klassikers nicht würdig aus (ein Eindruck, der durch die hundsmiserable Qualität der damaligen e-m-s-Scheibe natürlich noch einmal ziemlich verstärkt wird, aber da bin ich selbstredend selbst schuld, dass ich dem noch nicht abgeholfen habe). Nun tat Barboni mit Unterstützung seiner Crew offensichtlich alles, um diesen Eindruck nicht übermächtig werden zu lassen und konnte sich in diesem Punkt ja immerhin auf seine Erfahrungen bei der diesbezüglich wohl besten Produktion aller Zeiten besinnen (nämlich Sergio Corbuccis „Django“; vgl. die Ausführungen dazu im verlinkten Review), aber ganz so stark wie 1966 ließen sich die schwachen Bedingungen hier nicht kaschieren. Wenigstens aber gelingt es ihm durch geschickte Kameraarbeit ziemlich gut, den Eindruck zu erwecken, dass man die hier verwendete Westernstadt vorher noch in kaum einem anderen Italo gesehen hat (sorry dafür an den gelisteten Kameramann Aldo Giordani, aber man darf wohl davon ausgehen, dass sein Regisseur, früher ebenfalls Cinematograf, ihm bei seiner Arbeit unter die Arme griff). Und noch ein Geniestreich gelingt den beiden die Locations betreffend: Ich kann mich gerade an keinen anderen Italowestern erinnern, dem die vielen grünen Drehorte, an denen er gemacht wurde, so wenig geschadet haben (nämlich fast gar nicht), wie diesem hier (außer vielleicht dem Nachfolger „Continuavano A Chiamarlo Trinità“). Barboni versteht es meisterhaft das eben genannte Wüstenkaff mit dem anscheinend gleich um die Ecke liegenden grünen Tal zu verbinden. Wer „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ guckt, fragt nicht danach, ob diese beiden Drehorte in der Realität miteinander harmonieren. Sie harmonieren auf dem Bildschirm so sehr, dass man diese Tatsache einfach als gegeben hinnimmt und den Rest vergisst (gut, sicherlich hilft es auch sehr, dass einen das bei einer Komödie eh nicht so sehr juckt, aber egal). Zwar kann das alles nicht vollständig darüber hinwegtäuschen, dass die Produktion insgesamt ein wenig billig aussieht (wurde ja offensichtlich auch in Italien und nicht – wie der Großteil der Klassiker dieses Subgenres sonst – in Spanien gedreht), aber es rettet sie auf jeden Fall davor, dass dieser Umstand ernsthaft in ihre Bewertung mit einfließen könnte. Ob das Ganze nun auch einen Einfluss auf die Kostüme hatte, weiß ich nicht (diese können ja aber zumindest nicht ganz so teuer gewesen sein; brauchte man für Trinitys… na ja, Pullover im weitesten Sinne doch nur mal in der Altkleidersammlung gucken), aber diese sind natürlich so oder so auch Kult.

An der Schauspielerwahl kann man das geringe Budget allerdings deutlich merken. Gott sei Dank war das Duo Spencer/Hill damals ja aber noch nicht halb so bekannt und erfolgreich wie nach diesem Erfolg, sodass sich dieser Umstand nicht auch qualitativ niederschlagen musste. Zwar hatten die beiden hiervor für Giuseppe Colizzi bereits drei Filme zusammen gedreht (und wehe einer kommt mir jetzt damit, dass beide seinerzeit bekannterweise auch in „Hannibal“ je eine kleine Rolle hatten), aber Stars waren sie damals ja noch nicht (und dementsprechend nicht so teuer, denke ich). Schließlich erkannte erst Barboni das superkomische Talent, das in den beiden Ausnahme-Mimen sowieso, vor allem aber auch in ihrer Buddy-Beziehung steckte. Und genau damit sollten die Zwei ja auch den Grundstein für den riesigen Erfolg von „Lo Chiamavano Trinità…“ legen. Schließlich scheinen sie wie füreinander gemacht. Klar, wir Kerle mögen die aufmüpfige und nicht selten auch hinterlistige Art von Hills Charakter des „Müden Joes“ in der Regel nicht, aber gerade die Tatsache, dass er uns damit so nerven kann, beweist ja, dass dieser Mario Girotti seine Figur richtig rüberbringt. Und sein Minenspiel ist einfach köstlich. Für seine Gesichtsausdrücke hier sollte auch sein Kompagnon Bud Spencer in die Filmgeschichte eingehen. Der ist einfach nur der HAMMER (und das natürlich in mehrfacher Hinsicht)! Das konnte nur er so spielen. Dass er im Gegensatz zu Hill hier mit Wolfgang Hess bereits seine Standardstimme abbekam, hilft natürlich auch ungemein (denn nichts gegen Hartmut Reck, aber wenn man Thomas Danneberg gewohnt ist, geht da einfach nichts drüber und man findet jeden anderen Sprecher nervig).

Da wiegt es dann absolut nicht schwer, dass sich hier ansonsten eher zweitklassige (eben vermutlich billige) Stammkräfte des Italo-Universums tummeln. Wobei halt! Ein Darsteller dürfte hier, obwohl natürlich längst auf dem absteigenden Ast seiner Karriere angekommen, doch noch ein paar Lire mehr gekostet haben: Farley Granger (und ich lasse jetzt einfach mal den ansonsten mittlerweile obligatorischen Titel „Hitchcock-Veteran“ absichtlich weg). Ob er die tatsächlich wert war, mag jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist sicherlich, dass er seine besten Auftritte schon hinter sich hatte und gegen Spencer und Hill natürlich nur abstinken kann, aber ein dämliches Gesicht für jede Szene weiß er durchaus an den Tag zu legen und das ist ja nun absolut das, was seine Rolle ausmacht. Mir reicht das. Eine wirklich gute Leistung, vor allem angesichts der Tatsache, dass ich ihn ansonsten überhaupt nicht kenne, liefert meiner Meinung nach auch Bruder Tobias alias Dan Sturkie ab. Es ist ja nicht unbedingt einfach in einer Komödie einen Mormonen mit dem richtigen Ernst zu spielen und alle anderen Siedler kriegen das auch nicht so wirklich hin, sondern wollen selbst immer noch komischer sein, als es die Drehbuchkonstellation nicht eh schon ist, aber ihm gelingt dieser Spagat, sage ich mal, wunderbar. Finde ich eindeutig hervorhebens- und lobenswert. Für Steffen Zacharias, der ja nie sonderlich in Erinnerung bleibt, und vor allem den maßlos overactenden Remo Capitani hätte man sich zwar andere Leute gewünscht (man stelle sich Roberto Camardiel in der Rolle des Mexikaners vor), aber nun gut. So viel haben die hier ja nicht zu verantworten. Gisela Hahn und Elena Pedemonte sind immerhin eine nette Dreingabe fürs Auge, wenn auch nicht unbedingt der Traum eines jeden Nicht-Mormonen und vor allem keine großen Schauspielerinnen. Auch Ezio Marano wirkt ziemlich deplatziert, aber wenigstens kann man sich auf Italo-Haudegen wie Luciano Rossi und Riccardo Pizzuti in Nebenrollen verlassen.

Und manchmal – in solchen Ausnahmefällen wie diesem – ist es dann eben so, dass wirklich alles gut wird, obwohl man vorher nicht unbedingt davon ausgehen durfte. Zumindest kann ich mir ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen, dass Zingarelli und Taylor bei der Verpflichtung ihres Komponisten für „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ ernsthaft daran geglaubt hätten, dass dieser hier einen ähnlich bahnbrechenden Job machen würde wie Morricone seinerzeit für Leones Italowestern-Erstling. Tatsächlich aber ist genau das eingetreten. Und ich kenne nun natürlich Franco Micalizzis Arbeiten bis „Lo Chiamavano Trinità…“ nicht (aber das waren deren gerade mal fünf, sodass man davon ausgehen darf, dass auch er damals noch ein unbeschriebenes Blatt und entsprechend günstig zu bekommen war), sodass ich deren Qualität folglich nicht einschätzen kann, aber ich kenne selbstredend ein paar seiner späteren Werke (vornehmlich aus dem Bereich des Poliziottesco) und kann daher immerhin sagen, dass er diesen Score nie wieder erreichen sollte. Denn was er hier für Barboni schrieb, passt einfach wie die Faust aufs Auge (sorry, aber in einem Spencer-und-Hill-Film-Review darf man glaube ich gar keine anderer Formulierung verwenden). Das ist lässig, das ist leicht, das ist frech und trotzdem eindeutig als Spaghetti- sowie als Komödien-Soundtrack zu identifizieren. Grandios! Besondere Erwähnung soll an dieser Stelle dann natürlich sein (auch von Morricone später, der sich in diesem Bereich quasi an ihm orientieren musste) unerreichtes Titelstück finden, aber auch mit seinen vielen anderen tollen Melodien trifft er immer den richtigen Ton und hat somit einen großen Anteil am Gelingen dieses Films.

Und so mögen Italo Zingarelli und Don Taylor, als sie nur aufgrund von Enzo Barbonis neuartiger Idee und dem dazugehörigen Script „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ produzierten, noch Hauptfigur Bambino zugestimmt haben, die an einer Stelle befindet, dass sich nur zu verteidigen ohne jemanden dabei töten zu dürfen besser sei als nichts – spätestens nach der ersten Sichtung des fertigen Werks allerdings dürften sie ihre Meinung geändert haben. Denn wenn man es so anlegt wie der ehemalige Kameramann hier, dann ist das nicht nur besser als nichts, sondern sogar wesentlich besser als der allergrößte Teil des sonstigen Outputs dieses Subgenres, ach was, dieses Genres. Diese Prügel-Oper ist ein Western der ersten Güteklasse, nicht einfach nur, weil sie das Italowestern-Komödien-Subgenre begründete, sondern weil sie auch zum ersten Mal zeigte, wie eine italienische Pferdeoper als reine Klamotte funktionieren kann (ohne dabei albern zu werden wohlgemerkt). Zwar dürfen sich dafür am Ende auch die Produzenten feiern lassen (z. B. weil sie einen hier überragenden Franco Micalizzi verpflichteten), aber der Löwenanteil des Lobs und des Respekts gilt natürlich „Mastermind“ Enzo Barboni. Dessen Drehbuch etablierte etliche Schlägereien und (fast) keine Toten im Italowestern, ohne dabei auch nur ein einziges Mal langweilig, sondern im Gegenteil auch noch konsequent super lustig zu sein. Ähnlich eines gewissen Sergio Corbuccis 1966 bei „Django“ gelingt es ihm, die offensichtlich billigen Produktionsumstände hier sehr geschickt zu kaschieren und hatte er auch noch Glück mit seinen bis dahin noch lange nicht so bekannten Hauptdarstellern. Zwar war noch nicht alles perfekt (wieso z. B. schwimmen die beiden Mormonen-Mädels in der Wasserfall-Szene nicht nackt durch die Gegend? ;) ), aber wie oben bereits erwähnt, musste ja jeder mal klein anfangen, um sich noch verbessern zu können. Nun, wenn „klein anfangen“ jedes Mal so aussehen würde wie in „Lo Chiamavano Trinità…“ und das „sich verbessern“ jedes Mal so wie in „Continuavano A Chiamarlo Trinità“, dann wäre die Filmwelt ein besserer Ort und es bräuchte keine Rezensenten mehr.

Zur DVD:

Ganz im Gegensatz zu dem tollen Film, den sie bereithält, ist die DVD, die ich zu „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ besitze, eine absolute Enttäuschung. Immerhin scheint sie, obwohl als Label bereits 3L draufsteht, noch eine Pressung der alten e-m-s-Fassung zu sein und somit wenigstens ungeschnitten… Wie das sein kann? Nun, ich habe mir die „Monsterbox“ von Weltbild bestellt (nicht die normale, die es sonst überall zu kaufen gab) – und da scheint man die e-m-s-Fassung beibehalten zu haben, weil die Laufzeit nicht mit der der 3L-DVD-Fassung übereinstimmt, sondern mit jener der e-m-s-Auflagen. Nun ja, genau weiß ich es nicht, ist aber auch nicht so wichtig, da die Qualität dermaßen unter aller Sau ist, dass ich mir sowieso früher oder später nochmal die Blu-ray dazu holen muss (in der Hoffnung auf Besserung). Bildtechnisch ist das gerade so VHS-Niveau! Der Ton ist ebenfalls schlimm, stört mich ja aber Gott sei Dank nicht so. Vom grässlichen Menü, das aussieht wie aus nem Computerspiel aus den 90ern mal ganz abgesehen. Dazu kommt, dass e-m-s (oder eben 3L) sich einfach mal nen eigenen Vorspann und ne eigene Ende-Einblendung gebastelt hat, was GROTTENSCHLECHT aussieht sowie eine Frechheit von „Bonusmaterial“:

  1. Trailer: Wird als „Original-Trailer“ beworben, obwohl jeder, der auch nur zweimal einen italienischen Trailer dieser Zeit betrachtet hat, sagen kann, dass der von e-m-s selbst zusammengebaut wurde. Grausam!
  2. Slideshow: N paar Bilder in ebenso erschreckend geringer Auflösung, sprich Qualität.
  3. Filmo- und Biografien zu Bud Spencer, Terence Hill und dem Duo Spencer & Hill: Braucht heutzutage natürlich kein Mensch mehr, aber vor allem verstört auch hier die Lieblosigkeit, mit der man diese Geschichte damals aufsetzte…

Tja und das war’s. Gott sei Dank muss man da wohl sagen. Ich bin zwar froh, dass ich mir den Film so immer wieder anschauen kann, aber bei dieser Qualität macht das eigentlich keinen Spaß. Dann muss es irgendwann doch die Blu-ray nochmal werden, auch wenn ich arge Befürchtungen habe, ob 3L den Film dafür wirklich vernünftig remastered hat. Nun ja, ich werde zu gegebener Zeit berichten…

Zitat

„Sag mir wenigstens, wie du heißt, damit ich ein Kreuz mit deinem Namen aufs Grab stellen kann!“(ein Kopfgeldjäger (Gaetano Imbró) gibt sich dem Müden Joe gegenüber freigiebig)

[der Kleine schneidet eine Kugel aus dem Arm eines Mexikaners und Joe erzählt ihm dabei etwas von ihrer Mutter] „Wo zum Teufel steckt sie denn?“ – „In New Orleans – sie leitet dort einen Puff…“ – „Ich hab von der verdammten Kugel gesprochen…“(der Kleine und sein Bruder Joe verstehen sich nicht immer blind)

„Wie kann man nur so tief sinken?“(der Müde Joe befragt den Kleinen nach dem Sheriffstern an dessen Brust)

„Der Mensch braucht vor dem Schlafengehen nen Whiskey.“(der Müde Joe vertraut auf alte Hausmittel)

„Du willst deinen leiblichen Bruder verkaufen?“ – „Glaubst du im ernst ich würde sowas für lausige 200 Dollar tun?“(der Müde Joe macht den Kleinen darauf aufmerksam, dass er weiß, was dieser wert ist)

„Wir würden niemals lügen.“ – „Ihr sagt nur nicht die Wahrheit.“(Major Harriman versucht sich in der Deutung von Bruder Tobias Aussagen)

„Einen Laden verwüstet, zwei Männer fast zu Krüppeln geschlagen, einem die Eier weggeschossen, ein Toter und das alles innerhalb von zwei Stunden.“(der Kleine fasst Joes Tagesbilanz zusammen)

„Er hat unsere Mutter eine alte Hure genannt.“ – „Na ja, das stimmt doch auch.“ – „So alt ist sie nun auch wieder nicht.“(der Müde Joe hat es mit Geburtsdaten eher als sein Bruder, der Kleine)

„Du warst doch mal n ganz passabler Falschspieler.“(der Kleine versucht Joes eingeschlafene Talente wiederzuerwecken)

„Gott zum Gruß, Brüder!“ – „Woher weiß der, dass wir Brüder sind?“(der Kleine wundert sich gegenüber Joe über Bruder Tobias hellseherische Fähigkeiten)

„Euch schickt der Herrgott vorbei!“ – „Nein, wir kommen zufällig hier vorbei.“(der Kleine stellt gegenüber Bruder Tobias richtig)

„Wenn ihr uns braucht, wisst ihr ja, wo ihr mich findet.“(der Kleine hat leider keine Visitenkarte für Bruder Tobias dabei)

„Du bist schlimmer als gelbes Fieber in einer Kolonie von Lepra-Kranken.“(der Kleine macht seinem Bruder Joe Komplimente)

„Ich fürchte, er wird bald wieder hier aufkreuzen.“ – „Wir haben keine Angst vor ihm. Der Herr steht auf unserer Seite.“ – „Ja, aber ob euch das viel nützt? Der Herr läuft leider auch ohne Revolver rum.“(der Müde Joe hat mal wieder Insider-Infos)

„Also gut, ich helfe dir. Aber danach geht jeder seinen Weg. Sonst begrab ich auch etwas und das wird nicht die Vergangenheit sein!“(der Kleine nicht sehr subtil zu Joe)

„Es war zu gefährlich, ihn in der Stadt zu lassen, weil er den Drang hat, die Wahrheit zu sagen. Ein typischer Alkoholiker.“(Deputy Jonathan (Steffen Zacharias) erklärt, warum er den Mexikaner im Schlepptau hat)

„Seht ihr nun, was der Glaube alles vermag?“ – „Er kann Wunder wirken, besonders, wenn er in einem Gewehrlauf steckt.“(der Kleine muss Bruder Tobias schlussendlich auch einfach mal recht geben)

★★★★

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