Django

Django

★★★★★

  • Jahr: 1966
  • Regie: Sergio Corbucci
  • Darsteller: Franco Nero, Eduardo Fajardo, José Bódalo, Loredana Nusciak, Ángel Álvarez...

Story

Kurzfassung

Kurz nach Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges beherrschen zwei rivalisierende Banden das Grenzgebiet um Tombstone: Auf der einen Seite der amerikanische Major Jackson (Eduardo Fajardo) mit seinen Jungs, auf der anderen der mexikanische „General“ Hugo Rodriguez (José Bódalo) und seine Leute. Nachdem der ehemalige Unionssoldat Django (Franco Nero) dazukommt und mit des Majors Männern mit Hilfe eines Maschinengewehrs kurzen Prozess macht, schlägt er dem Mexikaner einen Goldraub aus einem nahegelegenen Fort vor. Sobald dieser gelungen ist, macht er sich allerdings mit dem Edelmetall und der unglücklichen Maria (Loredana Nusciak) aus dem Staub. Doch die wütenden Mexikaner holen ihn schnell wieder ein und nachdem Maria angeschossen und das Gold unglücklich im Treibsand versunken ist, zerschlagen und zertrampeln sie ihm zur Strafe seine Hände, mit denen er so gut schießen kann. Folglich ist Django, der Maria und sich zurück nach Tombstone schleppt, nicht nur völlig auf sich allein gestellt, sondern auch noch schwer gehandicapt, als Major Jackson mit den letzten fünf Männern seiner ehemaligen Bande ebenfalls hierher zurückkehrt, um ihm den Garaus zu machen. Mit Hilfe eines günstig geformten Grabkreuzes und seines eisernen Rache-Willens legt er den Major, der verantwortlich für den Tod seiner Geliebten war, und dessen Schergen letztendlich aber trotzdem um.

Langfassung

Nach dem Bürgerkrieg kommt der ehemalige Unionssoldat Django (Franco Nero) in das Gebiet um Tombstone. Er ist der schnellste Schütze überhaupt und zieht einen Sarg hinter sich her.

Tombstone liegt nahe der mexikanischen Grenze. Hier führt Major Jackson (Eduardo Fajardo) das Regiment. Alles, was eine etwas dunklere Hautfarbe hat, muss entweder eine hohe Geldsumme zahlen oder wird erschossen.

So auch der Wirt Nataniele (Ángel Álvarez) in Tombstone. Außer seinen Huren ist er der letzte Mensch hier und obwohl er wohl kein Mexikaner ist, muss auch er blechen – bis Django kommt. Nachdem der unterwegs noch schnell ein Mädchen namens Maria (Loredana Nusciak) gerettet hat, legt er sich gleich mit Jackson an und fordert ihn auf, mit allen seinen vierzig Leuten in die Stadt zu kommen. Der lässt sich natürlich nicht zweimal bitten – und muss eine bittere Schlappe einstecken.

Django hat nämlich in seinem Sarg ein Maschinengewehr versteckt, mit dem er den Großteil von Jacksons Leuten erledigt. Den Major selbst und sechs weitere seiner Männer lässt er allerdings laufen. Dann gehen er und Nataniele auf den Friedhof, um die Toten zu begraben. Hier erklärt Django, dass auf diesem Friedhof seine einzige Liebe läge und dass Jackson sie auf dem Gewissen hätte.

Während seiner Abwesenheit kommt eine Bande Mexikaner unter der Führung von General Hugo (José Bódalo) in die Stadt. Sie legen einen der noch verbliebenen Männer von Jackson um und machen sich im Saloon breit. Drei von ihnen holen Django und Nataniele und es stellt sich heraus, dass Ersterer und Hugo alte Freunde sind. Zusammen schmieden sie einen Plan, wie sie an viel, viel Gold kommen können. Dieser wird ausgeführt und klappt wie am Schnürchen.

Django will aber alles Gold für sich und haut mit seinem Sarg, in den er es packt und Maria ab. Hugo macht sich sofort an die Verfolgung.

Durch ein Missgeschick Djangos fällt der Sarg in ein Loch voller Treibsand und ward nimmer wieder gesehen. Django, der hinterher gesprungen war, wird von Hugos Leuten gerettet, die vorher Maria anschießen. Nun werden ihm die Hände zerschmettert, damit er nie wieder vernünftig schießen kann und die Mexikaner ziehen ab. Kurz hinter der Grenze werden sie ausnahmslos erschossen.

Django jedoch rappelt sich auf und läuft zurück nach Tombstone. Er trägt sogar Maria mit, die noch nicht ganz tot ist und bittet den Wirt, sich um sie zu kümmern und Jackson zu sagen, dass Django auf dem Friedhof auf ihn warte. Der Wirt tut, als Jackson kommt, wie ihm geheißen und wird als Dank vom Major erschossen. Maria hatte er vorher jedoch versteckt, sodass diese ungeschoren davonkommt.

Nun geht Jackson mit seinen letzten fünf Männern auf den Friedhof. Erst in allerletzter Minute ist Django hier fertig geworden, seinen Colt mit Hilfe eines günstig geformten Grabkreuzes für das Duell zu präparieren, kann sie aber natürlich alle umlegen.

Worte zum Film

rechtfertigt mit einer Latte an denkwürdigen Momenten und Merkmalen seinen Kultstatus; geniale, wegweisende Regie, tolle Darsteller sowie ein guter Score mit einem unerreichten Titelsong; selbst für heutige Verhältnisse noch ziemlich hart

Bewertung

Zum Film:

Manchmal ist es schon erstaunlich, wie sich die Dinge entwickeln können. Und was für eine Macht respektive einen Einfluss bestimmte Regisseure zu bestimmten Zeiten hatten und haben. Konkret meine ich heutzutage das Beispiel Quentin Tarantino. Der hat es doch glatt geschafft, mit seiner Hommage „Django Unchained“ einen jahrzehntelang relativ starr festgelegten Charakter nicht nur radikal zu verändern und damit – mal wieder – erfolgreich zu sein, sondern war damit – sicherlich auch bedingt durch den großen zeitlichen Abstand zwischen seinem Film und der Vorlage – sogar mal wieder dermaßen effektiv, dass er diese Figur in den Köpfen der Nicht-Cineasten oder nicht sonderlich Filminteressierten (oder wie auch immer ihr den Kinogänger-Mainstream nennen wollt) sogar quasi als seine eigene platzieren konnte. Das ist tatsächlich Fakt und könnt ihr in eurem Freundeskreis ja gerne mal ausprobieren. Zumindest bei mir meinen die meisten meiner Bekannten, wenn sie salopp von „Django“ sprechen, eigentlich „Django Unchained“. Auch meine Freundin wollte mir zu Beginn unserer Beziehung, als ich ihr meine Filmleidenschaft beichtete und einige Western-Klassiker aufzählte, tatsächlich erzählen, „Django“ hätte sie auch schon mal gesehen. Natürlich hatte auch sie bis dahin nur Tarantinos Werk verkonsumiert. Und selbst als ich „Django“ vorhin bei Wikipedia eingegeben habe, wurden mir als Suchvorschläge erst „Django Unchained“ sowie Django Reinhardt und dann erst das „Original“ angezeigt… Keine Ahnung, wonach die Dinger da geordnet werden, aber warum ist das so? Warum kommt nicht erst der Jazzgitarrist (denn nach dem soll Sergio Corbucci seine Figur schließlich benannt haben), dann „Django“ und dann erst die 2012er Hommage (mal ganz abgesehen davon, dass es noch eine ganze Handvoll besserer „Djangos“ gibt als Tarantinos Vertreter)? Denn es hat doch einen Grund, warum es zu Letzterer überhaupt erst kam. Und warum es, gerade in Deutschland, nicht nur einen „Django“ gibt, sondern etliche (weit über 50 Stück müssten es sein). Und dieser Grund heißt, wie wir als Fans nur zu genau wissen, schlicht „Django“ und war 1966 (und sicherlich auch 1967 noch) einer der Renner an den Kinokassen Europas. Damit nicht genug darf sich Corbuccis Kult-Geschichte nach „Per Un Pugno Di Dollari“ auch zweifelsfrei als der einflussreichste Italowestern bezeichnen und nicht zuletzt eben auch als einer seiner allerbesten Vertreter (einen Top-Five- wohl nicht, aber einen Top-Ten-Platz sollte er bei mir locker belegen, würde ich jetzt mal behaupten wollen). Darum soll auch er hier endlich seinen Platz und seine verdiente Huldigung bekommen.

„Django“ ist einer dieser Streifen, die keine Anlaufzeit brauchen und auf Anhieb gefallen. Selbst die Credits, unter denen Franco Nero zu Luis Bacalovs unvergesslicher Musik bereits seinen Sarg durch die schlammige, italienische Landschaft zieht, sind schon beim ersten Mal Gucken Kult. Dann diese wacklige Hängebrücke, die finsteren Gestalten… Und der Mexikaner reißt Loredana Nusciak natürlich gleich mal in der ersten Szene das Oberteil kaputt. Ei, was gibt es doch für feine Filmchen! Und dann visualisiert Corbucci den Arbeitseifer, mit dem hier zu Werke gegangen wurde, förmlich. Ab jetzt wird wieder in die Hände gespuckt; so soll es sein! (Spoiler) Und wenn Django Maria dann mit den Worten „Es gibt bloß eins, was wichtig ist: dass man sterben muss.“ befreit und die Spitzbuben in die ewigen Jagdgründe befördert, dann befindet man sich doch vom Start weg im siebten Himmel. (Spoilerende) So einen Beginn würde man heute wohl als „episch“ bezeichnen, was natürlich völliger Schwachsinn wäre, weil episch ja nun mal etwas ganz anderes bedeutet und meiner Meinung nach daher nicht auf nicht mal zehn Minuten Film angewendet werden kann, aber es lässt sich natürlich ein Wort dafür finden. Ich sage, er ist denkwürdig. Und von solchen Momenten hält „Django“ noch so einige bereit, die ich jetzt hier nicht alle nochmal breittreten muss und werde. Ich nenne nur die Stichworte: Sarginhalt, Ohr, Hände. Da lohnt sich auch ein mehrmaliges Ansehen, um das alles verarbeiten zu können.

Rein von der Geschichte her erfinden Sergio Corbucci und Bruder Bruno, die das Drehbuch hierzu verfassten (laut IMDb in Zusammenarbeit mit Fraco Rossetti und Piero Vivarelli, aber wer will das wirklich wissen?), das Rad natürlich nicht neu. Wenn man ehrlich ist, ist „Django“ diesbezüglich sogar eine im wahrsten Sinne des Wortes zweigeteilte Angelegenheit. (Spoiler) Betrachtet man nur die ersten, nicht ganz 40 Minuten, die ja schon fast einen in sich abgeschlossenen Film bilden (schließlich ist Jacksons Herrschaft gebrochen, fast alle seine Leute sind tot und auch er selbst kehrt ja erst ganz am Schluss wieder zurück, um die Sache rund zu machen (dass es zwischenzeitlich sein Gold ist, das geklaut wird, ändert daran auch überhaupt nichts, das ist nur so, damit er nicht in Vergessenheit gerät; das könnte auch der Zaster von irgendjemandem sonst sein)), dominieren hier vor allem die Besonderheiten und Gimmicks, die den Streifen berühmt gemacht haben (der Schlamm, der Sarg, das Maschinengewehr, Djangos Aussehen und Auftreten, die Geisterstadt, die roten Schals und Kapuzen…) und hätte man genau so weitergemacht, müsste man ihm glatt die Höchstwertung verpassen. Das macht dem guten Sergio nämlich niemand nach; das ist Extraklasse! Da man sowas aber in der Regel keinen ganzen Film lang durchziehen kann, schließt sich daran Teil zwei an, in dem hauptsächlich die Mexikaner ihre Rolle kriegen. Dieser hat am Ende tatsächlich mehr Story (und fast den gesamten, auch heute noch beeindruckenden Gewalt-Anteil von „Django“) zu bieten, ist alles in allem aber leicht schlechter, weil diese jetzt wie gesagt nicht so wahnsinnig neu und üppig ausgefallen ist. Die Tötung der mexikanischen Revolutionäre (die so kurz nach dem Bürgerkrieg (zu der Zeit spielt die Handlung) wohl sowieso etwas zu früh gekommen wären) hätte beispielsweise nicht unbedingt und schon gar nicht in dieser Ausführlichkeit gezeigt werden müssen. Und wozu müssen diese wirklich untypischen Huren, die zumindest im Italowestern wohl nur Corbucci so menschlich zeigt, quasi gleich zu Beginn dieses zweiten Abschnitts Schlammcatchen? Für den Plot überhaupt nicht wichtig und so hübsch sind die ja nun auch nicht (die „Kreolin“ allerdings mal ausgenommen; da hätte ich ja gerne noch ein wenig weiter zugeguckt, wenn sie kurze Zeit später anfangen darf, sich auszuziehen – die catcht hier aber auch nicht mit). (Spoilerende) Aber ihr merkt es schon an meinen Beispielen: Das ist natürlich alles Kritik auf ganz hohem Niveau. Die muss sich ein derart guter Vertreter dann zwar auch gefallen lassen, am Ende kann man darüber allerdings herzhaft lächeln. Schließlich wiegt die Weiterentwicklung des Genres durch den im Vergleich zu den bisherigen Referenzen „Per Un Pugno Di Dollari“ und „Per Qualche Dollaro In Più“ noch wesentlich ausgeprägteren Zynismus und die tatsächlich noch wesentlich ruppigere und düsterere Gangart viel mehr.

Zumal Corbucci das mit seiner Inszenierung natürlich auch mehr als vergessen macht. Es ist bei seinen „mittleren Filmen“ (also etwa von 1966 bis 1970 – da hatte er seine gute Phase) immer wieder erstaunlich, was für ein Ausnahme-Regisseur er sein konnte, wenn er nur wollte. Und hier wollte er definitiv. Guckt euch einfach nur an, welchen Wert er hier noch auf den Faktor Zeit gelegt hat! Das konnte außer Leone doch gar keiner in diesem Maße. Und klar, auch dem zweiten großen Sergio unterlaufen hier ein, zwei kleinere Flüchtigkeitsfehler ((Spoiler) so sieht man, wenn José Bódalo Gino Pernice erschießt, nachdem er ihm gerade sein rechtes Ohr abgeschnitten hat, in der „Sterbeeinstellung“ ganz eindeutig, dass dieser beide Lauscher noch hat und auch der Übergang von der Verfolgung der Goldräuber durch die mexikanische Armee zum glorreichen Einritt in Tombstone ist mehr als holprig, sowohl vom Schnitt als auch der Musik her – in beiden Fällen darf ein guter Spielleiter durchaus einschreiten (Spoilerende)), aber wenn man bedenkt unter welchen Umständen dieser Western entstanden ist (in Italien, im Winter und mit einem verschwindend geringen Budget), dann muss man ohne jegliche Einschränkung anerkennen, dass der Römer hier tatsächlich noch mehr herausgeholt hat, als eigentlich möglich war (wobei davon auszugehen ist, dass Carlo Simi einen ordentlichen Teil dazu beigetragen hat). Klar könnte man in der Rückschau jetzt sagen, dass ihm der Zufall da in die Hände gespielt hat, aber auf die Idee, den Schlamm um Italiens Hauptstadt zu dieser Zeit nicht nur als gegeben hinzunehmen, sondern diesen sogar zu einem Hauptdarsteller zu machen, muss man auch erstmal kommen. Und ich bin weiterhin weit entfernt davon, Corbucci einen Perfektionisten zu nennen (er war immer, selbst in seiner eben genannten Blütezeit, ein Auftragsarbeiter, der auf die Kohle aus war), aber die Akribie, die er hier an den Tag gelegt hat und die sich im weiteren Verlauf unter anderem auch dadurch ausdrückt, dass er auch seine Hauptfigur wie die Geschichte optisch „zweiteilt“ (im ersten Part trägt Django Hut und Mantel, im zweiten legt er beides ab – in welcher anderen Pferdeoper (außer denjenigen, in denen irgendein Bübchen zum Pistolero ausgebildet wird oder so) gibt es das?), hat er hiernach höchstens noch in „Il Grande Silenzio“ ausgebildet. Wobei man bei so was ja manchmal auch vorsichtig sein und nicht zu viel hineininterpretieren sollte. Schließlich kann man auch die roten Kapuzen der Bandenmitglieder von Major Jackson als Anspielung auf den Ku-Klux-Klan deuten – und sich dann von Ruggero Deodato in der Dokumentation „Django – The One And Only“ erzählen lassen, dass man sich diese nur hat einfallen lassen, weil man nur noch hässliche Komparsen da hatte. Manchmal ist dieser Interpretations-Irrsinn einfach nur zum Schmunzeln. Wobei man selbst an dieser Stelle anerkennen muss, dass die signalroten Mützchen und vor allem die dazugehörigen Schals am Ende auch einfach nur extrem stylisch sind. Auch da wusste man, was man tat.

Ob man sich bei der Besetzung auch so sicher war, darf durchaus bezweifelt werden. Schließlich waren die meisten Schlüsseldarsteller hier vorher zwar bereits im Filmgeschäft aktiv, aber im Fall von Eduardo Fajardo und José Bódalo z. B. eben fast nur in spanischen oder mexikanischen Produktionen. Die kannte ja vorher keiner. Dass beide – vor allem aber Erstgenannter – dann jedoch zu zwei prägenden Gesichtern des Italokinos werden sollten, liegt vor allem an ihrem Auftritt in „Django“, denn dieser ist beiden ziemlich gut gelungen – vor allem Erstgenanntem. Der ist richtig schön fies hier und ein würdiger Endgegner für das „Original“. Loredana Nusciak, die eigentlich Cappelletti mit Nachnamen hieß, was ich bis eben auch gar nicht wusste, hatte zu dem Zeitpunkt ja bereits ein paar Streifen gedreht, die zumindest mir aber auch nichts sagen. Allerdings hat sie ja auch danach nicht mehr viel gemacht. An ihrer Leistung hier muss es nicht unbedingt gelegen haben, denn die ist zwar nicht so stark wie die der Männer, aber sehr in Ordnung und außerdem hat sie ja auch nicht halb so viel zu tun wie diese. Und bei „Django“ Franco Nero darf man wohl, obwohl selbst seine Filmografie bis hierhin kein leeres Blatt war, mit Fug und Recht behaupten, dass den vor diesem Wegweiser keiner kannte. Danach aber alle Welt bzw. zumindest ganz Europa, denn obwohl er hier teilweise noch etwas unsicher wirkt, trägt er diesen Streifen am Ende doch ganz locker. Er ist unverbraucht, er ist cool und er zieht verdammt schnell.

Und wenn wir vorhin jetzt schon Carlo Simi extra hervorgehoben haben, was definitiv nötig war, so müssen wir jetzt auch noch einmal ein Wort über Luis Enriquez Bacalov und seinen Soundtrack hierzu verlieren. Der ist nämlich auch denkwürdig! Wobei, der gesamte Score vielleicht nicht. Der ist zwar richtig gut und passt an jeder Stelle, aber an einen Ennio Morricone reicht er damit z. B. nicht heran. Ganz abgesehen davon, dass er bei seinem ersten Italowestern-Beitrag noch nicht ganz den vom Maestro vorgegebenen typischen Ton trifft und erstaunlich viel Streicher verwendet. Aber sein Titellied, das hat es mir angetan. Ich weiß nicht, ob ich dieses insgesamt sogar als den besten Filmsong ever bezeichnen würde, aber es ist auf jeden Fall derjenige, den ich bisher am häufigsten nachgesungen habe. Das ist einfach eine Melodie, die man nicht mehr aus den Gehörgängen herauskriegt. Und dann Charles „Rocky“ Roberts unnachahmlicher, sich steigernder Gesang dazu… Auch wenn sie damit natürlich eine Reihe unerträglicher Nachahmer heraufbeschworen haben, deren theatralische Stücke mit dem Hundegesang kein Mensch ertragen kann – ich liebe sie dafür. Bacalov hat noch andere tolle Musiken geschrieben, aber einen solchen Track nie wieder. Und es war natürlich klar, dass Tarantino es nicht würde lassen können und diesen mit dem dazugehörigen Beginn eins zu eins in seine Hommage übernehmen würde.

Womit wir wieder beim Anfang angekommen wären. Und es mag zwischendrin ja vielleicht schon durchgeklungen sein: Ich hätte das Werk des guten, alten Quentin als erneuten „Django“ jetzt nicht unbedingt gebraucht, aber wer will es ihm verübeln? Wer will ihm verübeln, dass er seine Hauptfigur in seiner generellen Italowestern-Huldigung nach dem wohl meistverbratenen Namen der Filmgeschichte benannt hat? Und wer will ihm verdenken, dass er – so wie wir alle – ein Anhänger von Sergio Corbucci und seinem ersten wahren Meisterwerk ist? Schließlich hat der Römer mit seinem super-zynischen, sargziehenden Antihelden wie gesagt eine absolute Kultfigur geschaffen, die zu Recht ihren Status in der Western-Historie besitzt. Zusätzlich erweist sich die Schlamm-Atmosphäre (die für meinen Geschmack im Nachhinein vergleichsweise erstaunlich selten wirklich so kopiert wurde) als ein absoluter Glücksfall. Mit Franco Nero, José Bódalo und vor allem Eduardo Fajardo hatte er weiterhin die richtigen Leute vor und mit Simi, Bacalov und sich selbst auch hinter der Kamera (Enzo Barboni, der diese hier ja bekanntlich bedient hat, bevor er später selbst ein erfolgreicher Regisseur wurde, fällt mit seiner Arbeit übrigens nicht auf, finde ich). Alles zusammen ergibt das dann den ersten und – wenn man mich fragt – am Ende auch besten „Django“ aller Zeiten. Denn abgesehen von ein paar Flüchtigkeitsfehlern  ist dieser einfach perfekt (natürlich kosten diese ihn schlussendlich die sechs Sterne, aber was soll’s? (man könnte an dieser Stelle sagen: es bleibt ein Corbucci-Streifen)). Und genau darum ist es in diesem Fall fast schade, dass sich diese Zeilen eben wieder nur an Fans richten werden. Wie gerne würde ich oben genannter Entwicklung entgegenwirken und diesen Urvater der ganzen Django-Epigonen (zu denen eben auch Tarantinos Ableger gehört) wieder zurück ins kollektive Film-Bewusstsein der heutigen Gesellschaft rücken. Auf dass sie alle endlich sehen, wie gut ein „Django“ wirklich sein kann. Aber vielleicht stolpert ja irgendwann mal jemand drüber…

Zur BD:

Ich habe auch noch die alte Kinowelt-DVD zu „Django“ und die Bildqualität dort war einfach nur schlecht, sodass ich hoffte, durch Beschaffung der Blu-ray Disc von ’84 Entertainment, die ja auch nur ein Repack der Studiocanal-BD darstellt, diesen Klassiker endlich in der ihm gebührenden Schönheit anschauen zu können. Aber was soll man sagen? Studiocanal hat das alte Material offensichtlich einfach nur einem Upscale unterzogen und es dann gepresst – mehr nicht! Das ist ehrlich gesagt eine Schande, denn jetzt ist der Film immer noch von etlichen Verunreinigungen durchzogen – nur eben in HD. Das sieht nicht wirklich besser aus als die alte DVD und ist vor allem den nochmaligen, heftigen Preis absolut nicht wert. Auch der Ton ist nicht der Wahnsinn, aber damit komme ich klar. So eine Bildqualität bei so einem wichtigen Film anzubieten, ist allerdings eine Frechheit. Da muss man doch mal Fachleute diese ganzen Geschichten ausbessern lassen. Kann nur hoffen, dass das nochmal irgendwann irgendjemand macht. Das Bonusmaterial sieht auch nicht anders aus als das der damaligen DVD:

  1. „Django – The One And Only“: Eine von einem amerikanischen Anbieter (hab mir nicht gemerkt welcher) Anfang der 2000er erstellte, nicht ganz viertelstündige Dokumentation, in der Franco Nero und Ruggero Deodato was zum Dreh sagen dürfen. Sehr cool das Ganze und es regt einen tierisch auf, dass die Ausschnitte aus dem Film darin so viel besser aussehen als noch kurz zuvor während des „Hauptfilms“. Wieso können die Amis das und wir nicht?
  2. „Franco Nero – Back In The Saddle“: Eine weitere von einem amerikanischen Anbieter (habe mir erneut nicht gemerkt welcher, aber es war ein anderer) Anfang der 2000er erstellte, fünfminütige Dokumentation über „Django, der Rächer“. Diese findet sich auch auf der DVD zu diesem Streifen und daher können meine Gedanken dazu gerne auch dort begutachtet werden.
  3. „Interview mit Franco Nero“: Hierbei handelt es sich völlig unerwarteterweise um ein Interview mit Franco Nero, das dieser anlässlich einer DVD-Veröffentlichung (ich schätze mal der Amerikaner) zu „Djangos Rückkehr“ gegeben hat. Da sich auch dieses erwartungsgemäß auf der Scheibe zu diesem Streifen wiederfindet, könnt ihr auch meine Gedanken dazu gerne dort nachlesen.
  4. Trailer
  5. Booklet: Fand ich jetzt nicht so mega spannend und teilweise empfand ich die dortigen Aussagen auch nicht alle als ganz wahr (also objektiv wahr jetzt), aber es war spät als ich das Ding gestern Abend durchgelesen habe. Dem gebe ich bestimmt irgendwann nochmal ne Chance.
  6. Der Vollständigkeit halber sei noch kurz angeführt, dass es sich bei der limitierten Edition von ’84 ja um eine BD/DVD-Combo handelt, weswegen die alte Kinowelt-Scheibe ja auch beiliegt und auf dieser befinden sich neben o. g. Geschichten (gut, die Dokus zu den anderen Filmen fehlen da natürlich) noch ein paar Texttafeln zu den Filmografien von Franco Nero, Sergio Corbucci und Enzo Barboni. Muss ich dazusagen, dass das kein Schwein braucht?

Am Ende muss man also festhalten, dass man diesen Film natürlich in irgendeiner Form besitzen sollte. Und wer ihn noch nicht hat und die Studiocanal-BD irgendwo günstig schießen kann, tut das bitte auch! Aber wer noch die alte DVD von damals besitzt (und wer tut das nicht?), der braucht diese absolut nicht auszutauschen. Schon gar nicht für 30 Euro… Weiß gar nicht, ob es von der limitierten ’84-Version mittlerweile überhaupt noch Exemplare gibt, aber selbst die normale Studiocanal-BD (die man damit wie gesagt auch, nur für viel mehr Geld, eingekauft hat) für etwas weniger Kohle hätte ich mir nicht geholt, hätte ich das vorher gewusst.

Zitate

„Bringt nichts ein, wenn man sich über Frauen aufregt – lohnt nicht.“(Django ist Realist)

„Es gibt bloß eins, was wichtig ist: dass man sterben muss.“(Django bleibt Realist)

„Ich hab mein Programm und dabei bleibt’s!“(Django ist nicht sehr spontan)

„Das Beste wär’s wirklich, wenn sie ihn möglichst schnell erledigen. Er hat’s dann hinter sich und ich verliere nicht noch meine letzten Kunden.“(Wirt Nataniele ist ebenfalls Realist – und Geschäftsmann)

„Immer noch besser eingraben als selbst eingegraben werden.“(Nataniele bleibt ebenfalls Realist – und Pragmatiker)

„Gegen Armut hilft nur eins: Man muss versuchen reich zu werden, sonst geht man unter.“(Django hat auch Geschäftssinn)

„Eins garantiere ich: Wenn ich meinen Sarg aufmache, stimmt die Kasse.“(Django bewirbt sich um den Posten des Kassenwarts)

„Ich habe [] ein Leben lang darauf gewartet, dass ich Django in diesem Sarg begraben kann.“(Django kann auch kryptisch)

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