Bonanza Folge 5 – „Mark Twain und die Cartwrights“

„Enter Mark Twain“

So ganz will Folge 5 meine Hoffnung, der ich am Ende des letzten Reviews Ausdruck verlieh, nicht erfüllen. Zwar ist sie recht kurzweilig und unterhaltsam, allerdings ist die Story hier so ziemlich die platteste bislang und die Sache mit der Unglaubwürdigkeit der Geschehnisse wurde auch absolut nicht abgestellt, sondern eher noch verstärkt.

Und das obwohl der Titel meiner Meinung nach so vielversprechend klang. Ich gehe mal davon aus, dass wohl so ziemlich jeder, der etwas mit Western anfangen kann, auch Mark Twains Literatur nicht ganz schlecht finden wird. Ich jedenfalls finde Tom Sawyer und Co. wirklich gelungen und hab den Krams immer gerne gelesen bzw. die Verfilmungen gesehen. Natürlich kann man jetzt nur ob des Mark Twains im Titel nicht darauf schließen, dass diese Folge jetzt deswegen irgendetwas damit zu tun hätte und daher eventuell gut werden könnte, doch hegt man insgeheim selbstverständlich immer diese Hoffnung. Wem das ähnlich gegangen sein sollte, den kann ich an dieser Stelle enttäuschen, denn dem ist nicht so. Generell fragt man sich bis ungefähr fünf Minuten vor dem Ende sowieso, woher der Name für die Episode stammt.

Aber mal zum Inhalt: Es geht darum, dass ein Landstreicher nach Virginia City kommt, der bei der örtlichen Zeitung als neuer Autor anfängt und die Cartwrights erstmal auf die Palme bringt, indem er einen Artikel über ein wildes Monster erfindet, das auf der Ponderosa sein Unwesen treiben soll. Den daraufhin eintretenden Menschenauflauf auf der Ranch (von dem man allerdings nie etwas zu sehen bekommt), können die vier Jungs natürlich nicht gut heißen, weswegen Adam dem neuen Zeitungsfuzzi erstmal eins auf die Schnauze haut, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Die Frage, die man sich dann allerdings natürlich stellt, ist die, warum so ein kleiner Zeitungsclown, der nun wirklich nichts unglaublich Schlimmes gemacht hat (schließlich lässt sich der ganze Zauber schneller wieder aus der Welt schaffen, als die Cartwrights Ponderosa sagen können), gleich (allerdings wie gesagt auch nicht ganz zu Unrecht) eins auf die Fresse bekommt und in den Folgen vorher irgendwelche richtig widerlichen Intriganten die Jungs beschimpfen und verleumden können, ohne dass ihnen auch nur ein Härchen gekrümmt wird (ganz im Gegenteil, denen wird teilweise ja noch geholfen). Dass das Ganze erneut sehr unglaubwürdig ist (schließlich mögen die Menschen damals leichtgläubig und nicht selten auch richtig dumm gewesen sein, aber ob deshalb so ein Aufstand aufgrund einer so dermaßen unglaubwürdigen Story gemacht worden wäre, wie der Zeitungsjohnny sie den Lesern hier auftischt, wage ich stark zu bezweifeln), sei an dieser Stelle vielleicht mal in den Hintergrund gerückt.

Und dann geht mir weiterhin dieser „Wir vertreiben alle Leute sofort von unserem Grund und Boden, auch wenn die überhaupt nichts Böses im Schilde führen.“-Mist auf die Eier. Die Ponderosa ist ne Riesen-Ranch, so wie hier dargestellt. Ist doch logisch, dass da auch mal einer auf der Durchreise ist. Wenn er außenrum reitet, so wie die Cartwrights das immer fordern, reitet er wahrscheinlich einfach nur über das Land von jemand anderem und dann ist auch keinem geholfen, wenn der Nachbar sich genauso stur anstellt wie die Ponderosa-Cowboys. Denn die vertreiben ja wirklich jeden. Da sitzt ein alter Mann am Feuer, tut keiner Fliege was zu leide und will im Grunde einfach nur dasitzen und sich einen ansaufen, um dann wahrscheinlich später am Tage oder halt am nächsten weiterzuziehen und Hoss und Little Joe halten ihm erstmal ne Predigt, dass er gefälligst verschwinden soll. So ein Unsinn. Und dann auch noch so im Kindergärtner-Stil: „Vergessen Sie nicht, ihr Feuer auszumachen, Mister!“ (so oder so ähnlich). Ist doch lächerlich.

Aber wie es der Zufall so will, treffen sie natürlich in jeder Folge auch auf jemanden, der ihnen tatsächlich ans Leder will. In dieser sind es Grundstücksspekulanten, die durch das Gebiet der Ponderosa eine Eisenbahnlinie bauen wollen (kommt euch das bekannt vor?) und dafür schon mal Landvermesser vorschicken. Unterstützt werden sie vom korrupten Richter der Stadt (den man vorher glaube ich auch in noch keiner Folge gesehen hat), der – welch ein Zufall – gerade wiedergewählt werden will und mit ordentlich Freischnaps versucht, dieses Ziel auch zu erreichen. Wie man sich denken kann, folgt jetzt die übliche Leier von Feder und Schwert (schließlich muss sich unser Zeitungsbenni ja irgendwie noch auszeichnen dürfen), was sich besser zum Kämpfen eigne, und dem Journalisten, der sich – egal, was man ihm antut (hier ein leichter Schlag auf den Hinterkopf, ach wie schlimm) – nicht unterkriegen lässt und einen Hetzartikel nach dem anderen gegen den Noch-Richter schreibt, allerdings wirklich in ultraplatt. Es ist wirklich unglaublich, für wie naiv der Zuschauer hier gehalten und welch ein Unsinn ihm vorgesetzt wird. Mit mal werden die Cartwrights nämlich für Sachen, die sie immer tun (also Leute von ihrem Grundstück jagen und Drohungen gegen ein erneutes Eindringen in ihr Reich aussprechen), vom Sheriff gesucht.

Der Hammer ist allerdings das Ende. (Spoiler) Da hat der Zeitungsfritze gerade eins auf den Deckel bekommen und verkündet in einer unglaublich heroischen Szene (Achtung: Ironie), dass er sich nicht unterkriegen lassen würde, schreibt einen neuen, „flammenden“ Artikel, wie Karla Kolumna es ausdrücken würde, der so einschlägt, dass er für immer von der Bildfläche verschwinden soll, und die Gauner holen ihn doch tatsächlich vor aller Augen bei einer erneuten Rede des Noch-Richters aus dem Saal. Sieht natürlich keiner, weil der Bösewicht seine Knarre auch übelst gut unter seinem Jackett versteckt. Richtig schlecht, wenn man mich fragt. Der Knaller kommt aber noch, denn natürlich kann sich der Zeitungstyp losreißen und – welch ein Glück! – just in diesem Moment tanzen die Cartwrights an, die nun natürlich auch mal das Schwert sprechen lassen wollen. Und weil die Gegner so unglaublich dämlich sind, lassen die an dieser Stelle dann tatsächlich auch alle Tarnung sein und ballern erstmal auf die Ponderosa-Jungs los, was das Zeug hält und was selbstredend auch den letzten braven Bürger der Stadt darauf aufmerksam macht, wer hier am falschen Ende des Gesetzes angesiedelt ist. Die Cartwrights ballern dann zurück (sehen echt schlecht aus, diese Szenen) und schaffen das am Ende mit Aktionen im Zeitungsbüro, bei denen einem das Wasser wegbleibt, weil man soviel Unsinn nicht glauben kann. (Spoilerende)

Aber egal. Das klingt jetzt natürlich alles sehr schlecht und wie gesagt, ist auch diese Folge nicht so wirklich doll, aber es gibt doch ein paar Punkte, die sie retten. An erster Stelle wäre dabei die Figur des Mark Twain zu nennen, von der wir wie schon angedeutet, über fast die gesamte Laufzeit gar nicht wissen, dass sie Mark Twain ist. Aber der Typ ist ne coole Socke und ich hatte eigentlich gehofft, dass er für ein paar mehr Folgen bleiben würde, aber als die Sache mit dem Namen dann raus war, war’s ja klar, dass er wieder abreisen müsste, denn schließlich kann man es so machen, dass Mark Twain sich seinen Namen in Virginia City ausgesucht hat, aber man kann es schlecht so weit kommen lassen, dass er am Ende seine großen Erfolge auch noch in der Cartwright-Stadt verfasst hat. Egal, jedenfalls ein humoriger, intelligenter Bursche, der den Folgen sonst abgeht. Hätte ich mir wie gesagt mehr von gewünscht. Des Weiteren sehen wir hier Hopsing zum ersten Mal ein wenig in Aktion und das ist doch schon sehr witzig (der Kram mit dem Jungen, der sich als Mädchen entpuppt, ist nicht nur vorherzusehen, sondern diente meiner Ansicht nach auch nur dazu, die Folge zu strecken, denn die Alte hat ja sonst wirklich gar keinen Sinn mehr im Rest der Episode). Kann’s in Zukunft auch gerne öfter geben. Und da dieser Teil auch unerwartet viel Zeit mit der Einführung und Entwicklung seiner Protagonisten verbringt, ist das ganze unglaubwürdige Zeugs auch recht schnell vorbei bzw. guckt sich ganz gut weg.

Deswegen ist diese Folge tatsächlich auch ein bisschen besser als durchschnittlich (wobei Howard Duff, der wirklich gut spielt, das mit seiner Figur fast alleine rausreißt) und kann so nebenbei weggeguckt werden, ein Highlight ist auch sie allerdings bei weitem nicht.

(★★★ +)

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