Young Guns
★★★ ++
- Jahr: 1988
- Regie: Christopher Cain
- Darsteller: Emilio Estevez, Kiefer Sutherland, Lou Diamond Phillips, Casey Siemaszko, Jack Palance, Charlie Sheen, Terence Stamp…
Story
Nachdem sein väterlicher Freund John Tunstall (Terence Stamp) vor seinen Augen ermordet wird, schwingt sich William H. Bonney alias Billy The Kid (Emilio Estevez) zum Anführer der seinen Tod rächen wollenden Regulatoren auf und führt selbige fortan von Schusswechsel zu Schusswechsel. Bis man sich von L. G. Murphys (Jack Palance) Leuten eingekesselt in Alex McSweens (Terry O’Quinn) Haus wiederfindet…
Worte zum Film
billige, schmutzige TV-Optik; historisch gesehen ok, handwerklich nur durchschnittlich; die harte Gangart reißt’s raus
Bewertung
„Na los, Billy! Jungs sind nun mal so!“ – Aha!
Zugegeben, „Young Guns“ hat jetzt vielleicht nicht ganz den Ruf eines Billy The Kid, dessen Lebensgeschichte er in Teilen erzählt, aber als (mittlerweile mehr oder weniger) modernen Klassiker seines Genres muss man ihn schon betrachten. Ich hatte nach dem Vorspann bereits ein komisches Gefühl und muss schlussendlich sagen: Ich weiß jetzt nicht so wirklich, warum das so ist.
Immerhin kann ich euch eine Angst nehmen, falls ihr zu Beginn ähnliches denken solltet: Wir haben es hierbei wenigstens nicht mit einem ähnlich albernen, aufgesetzt möchtegern-coolem Jungspund-Western wie etwa dem 13 Jahre später entstandenen „American Outlaws“ zu tun. Nein, weiß man zu Anfang noch gar nicht so recht, wohin die Reise gehen soll, „entpuppt“ sich „Young Guns“ spätestens in der Szene, (Spoiler) in der Billy (Emilio Estevez) McCloskey (Geoffrey Blake) ohne Beweise für dessen vermutete Schuld zu liefern einfach in den Kopf schießt. (Spoilerende) Hierin könnte ein Geheimnis seines, denke ich, seinerzeit überraschenden Erfolges liegen. Denn zimperlich wird hier auch im weiteren Verlauf nicht zu Werke gegangen; die Gewalt wird ziemlich deftig präsentiert. Ob das wirklich nötig gewesen wäre, darf jeder für sich selbst entscheiden.
Immerhin sind die Shootouts vernünftig in Szene gesetzt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn bei Regisseur Christopher Cain wundert es mich im Nachhinein überhaupt nicht, dass ich seinen Namen vorher noch nie gehört hatte. Der ganze Look, den er kreiert, entspricht eher dem eines TV-Films jener Zeit, was man durchaus als störend empfinden kann. Da, so dachte ich während der Ansicht, wird für einen Western zu dieser Zeit einfach nicht sehr viel Budget zur Verfügung gestanden haben. Aber (geschätzte) 13 Millionen Dollar waren damals doch gar nicht so wenig, oder?…
Nun ja, als größte Spaßbremse stellt sich hier sowieso John Fuscos mittelmäßiges Script heraus. Dem gelingt es nämlich leider so gar nicht, aus den Ereignissen des Lincoln-County-Rinderkrieges aus der Sicht von Billy The Kid eine richtige Geschichte zu formen, der man auch folgen wollte. Eher reiht er lose eine der bekannten Episoden (um McCloskey, Buckshot Roberts, William J. Brady etc….) nach der anderen aneinander. Das gerät – außer in einer unglaublichen nervigen Szene, in der sich die Bande mit Halluzinogenen betäubt – nie wirklich langweilig, aber der große Wurf ist das nicht. Zumal das alles auch nicht immer ganz logisch ist.
Immerhin nimmt Fusco sich bei der Dramatisierung der historischen Ereignisse nicht die ganz großen Freiheiten, sondern hangelt sich – wie gesagt – im Großen und Ganzen schon an dem entlang, was damals wirklich passierte. Zwei Sachen könnten einen allerdings auch hieran stören: Erstens wird Henry McCarty alias William H. Bonney alias Billy The Kid hier zwar nicht so glorifiziert wie früher einmal, aber gerechtfertigt werden seine Taten doch an allen Ecken und Enden. Er selbst gibt z. B. an, dass er nur so freidreht, weil er dem Präsidenten zeigen will, was wirklich vor sich geht. Aha… Und zweitens hat es die filmische Aufarbeitung des Lincoln-County-Rinderkrieges bereits 18 Jahre vorher schon in viel besserer Form gegeben, nämlich in Andrew V. McLaglens „Chisum“. Der ist sogar noch wesentlich dichter an der damaligen Realität und lässt Figuren wie John Chisum und Jesse Evans nicht einfach weg wie dieser Vertreter hier.
Schauspielerisch war das, was John Wayne und Co. seinerzeit zu bieten hatten, auch von einem ganz anderen Kaliber. Zwar geben sich die „Young Guns“ Kiefer Sutherland, Lou Diamond Philips und Co. eindeutig Mühe, aber wenn ein Charlie Sheen dann vorzeitig ins Gras beißen muss, spürt man da jetzt auch keinen großen Verlust. Selbst Jack Palance muss man leider attestieren, dass er seinen Zenit zu dieser Zeit bereits überschritten hatte. Allerdings reißt Emilio Estevez hier einiges wieder raus, denn er darf seinen Billy The Kid immerhin schön verrückt anlegen und genießt das sichtlich. Trotzdem: Man merkt schon, warum er nie die gleiche Karriere hinlegen sollte wie sein Vater…
Das klingt jetzt natürlich alles ein wenig ernüchternd. Dabei ist „Young Guns“ eigentlich gar kein schlechter Genrebeitrag. Aber das ist eben immer das Problem, wenn man im Vorfeld einen viel größeren Film erwartet, als man ihn letztlich geboten bekommt. Als Klassiker gehandelt entpuppt sich der Versuch, Billy The Kids Wirken im Lincoln-County-Krieg aus seiner jugendlichen Sicht zu schildern, letztendlich nur als ordentlich. Das Ergebnis kann man sich gerne einmal angucken, aber vor dem Hintergrund des zwar älteren, aber wesentlich besseren „Chisum“ werde ich diesen recht billig aussehenden Streifen wohl nicht so oft in meinem Player rotieren lassen. Und vor allem hat er mir jetzt keine gesteigerte Lust auf seine Fortsetzung „Blaze Of Glory“ gemacht…
Übrigens: Wer so wie ich ob der Kenntnis des Bon-Jovi-Hits „Blaze Of Glory“ davon ausging, dass dieser auch für den ersten Film einen oder mehrere Songs geschrieben hätte, darf entsprechende Hoffnungen gleich wieder begraben. Zwar gehören ein paar E-Gitarren zum (maximal mittelmäßigen) Soundtrack von „Young Guns“, aber das war’s dann leider auch schon.
Zitate
„Sie wissen doch, die Engländer sind zäh und dickköpfig.“(John Tunstall (Terence Stamp) hebt seine gute Herkunft hervor)
„Ich muss pissen. Vielleicht kann mir dabei deine Jenny helfen. Der Arzt hat gesagt, ich soll nichts Schweres heben.“(Henry Hill (Gadeek) achtet auf sein Gewicht)
„Wenn man drei oder vier gute Freunde hat, dann ist das mehr wert als ein ganzer Stamm.“(Billy The Kid überschätzt die Qualitäten seiner Mitstreiter vielleicht ein wenig)
„Wir stecken mittendrin in einem Wirbelwind. Wenn du da einmal drin bist, kannst du nicht mehr raus.“(als Poet kann Doc Scurlock (Kiefer Sutherland) nicht anders als die Situation anschaulich zu beschreiben)
„Ist nicht einfach, Freunde zu haben…“(Charley Bowdre (Casey Siemaszko) über das besondere Hochzeitsgeschenk seiner Gangmitglieder, ihn in der Hochzeitsnacht noch zu einem Vergeltungstrip zu überreden)
★★★ ++