True Grit

True Grit

★★★ +

  • Jahr: 2010
  • Regie: Ethan Coen, Joel Coen
  • Darsteller: Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper...

Story

Nachdem der Verbrecher Tom Chaney (Josh Brolin) ihren Vater erschossen hat, schwört die Vierzehnjährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld) blutige Rache. Da sich aber niemand für die Verfolgung des Banditen verantwortlich fühlt, heuert sie kurzerhand den dauerbesoffenen Marshal Reuben „Rooster“ Cogburn (Jeff Bridges) an, mit dem sie auf die Jagd geht. Ihnen schließt sich der Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) an, der auch schon lange auf Chaneys Spur ist. Weil die beiden Männer sich aber wie Kinder benehmen und sich ständig streiten, reitet man mal zusammen, mal getrennt und will die Suche schlussendlich schon aufgeben, als Mattie durch einen Zufall Chaney begegnet, der sie sofort gefangen nimmt. Cogburn und LaBoeuf greifen ein und können die Kleine retten, indem sie alle Ganoven umnieten. Allerdings zieht die sich nach gerade überstandenem Abenteuer noch einen Schlangenbiss zu. Cogburn rettet sie auch aus dieser Situation und verschwindet dann. Jahre später lädt er sie ein, ihn zu besuchen, was sie auch tun will, doch als sie bei dem Circus ankommt, dem Rooster sich angeschlossen hat, teilt man ihr mit, dass er inzwischen verstorben ist.

Worte zum Film

einer der banalsten Filme aller Zeiten; überschätzte Schauspieler, überschätztes Drehbuch und vor allem überschätzte Regisseure; der Erstverfilmung in allen Belangen gnadenlos unterlegen

Bewertung

Anmerkung: Da es dieses Lexikon in meinem Kopf schon wesentlich länger gibt als im Internet, gibt es hierin auch einige Reviews, die ich nicht erst gestern, sondern bereits vor Jahren geschrieben habe. In der Regel bearbeite ich diese dann und bringe sie auf einen aktuellen Stand, bevor sie den Weg auf diese Seiten finden. Auch den nun folgenden Text habe ich nochmal leicht abgeändert, bevor ich ihn hier hochgeladen habe, aber im Großen und Ganzen ist es fast wortgenau derjenige, den ich im Jahre 2011 direkt nach dem Kinobesuch zu „True Grit“ geschrieben habe. Daher muss man seinen Inhalt vor diesem Hintergrund betrachten. Das alles auf den Stand von 2019 zu bringen und ins Präteritum zu setzen, erschien mir viel zu viel unnötige Mühe zu sein, weil ich der Meinung bin, dass es so doch auch eine interessante Reise in die Vergangenheit ist. Außerdem habt ihr hier dann meinen Eindruck direkt nach dem Erstkonsum (und nicht nach dem zweiten, jetzt geschehenen wie etwa bei „The Revenant“, den ich seinerzeit leider nicht geschafft habe, sofort nach dem Kinogang zu reviewen). Und irgendwann werden die gerade eingestellten Bewertungen, die ich jetzt nicht jährlich überarbeiten werde, hoffentlich auch zehn Jahre alt sein und sich dann genauso lesen. (Ich frage mich gerade, ob diese Anmerkung analog zum unten stehenden Nachtrag nicht auch ein Vortrag ist? Steht ja schließlich vor dem Text (wie der Nachtrag eben danach). Obwohl es dann ja ehrlicherweise ein nachgetragener Vortrag wäre. Gibt es sowas überhaupt? Wäre dann der erste dieser Art, den ich gemacht hätte. Und wohl auch der kürzeste Vortrag meines Lebens.)

Zum Film:

Ich weiß ja nicht wie die „legendären Coen-Brüder“ (ich kann das bald nicht mehr hören) sich das so gedacht haben, aber: Ich kann keine Neuverfilmung eines Buches machen, ohne dass man diese danach mit der Erstverfilmung vergleichen wird. Geht nicht! Sicherlich könnte man einen solchen Vergleich bei einer schriftlichen Auseinandersetzung mit dem neuen Projekt weglassen, aber im Kopf geschieht das ja automatisch – also warum nicht darüber reden? Schließlich ist das ja normalerweise der Grund für ein Remake beziehungsweise wie in diesem Fall für eine Neuauflage eines Buchstoffes, nämlich, dass man der Ansicht ist, dass das Original beziehungsweise die Erstauflage nicht gut genug waren. Dass man noch mehr aus dem Inhalt herausholen kann. Zumindest sollte es so sein. Dass Hollywood seit Jahren gut gehende Stoffe aus Europa (vor allem Frankreich) und Asien (vor allem Japan) sofort und ohne Kompromisse remaket, nur weil man offensichtlich der Ansicht ist, dass nur Hollywood-Streifen das einzig Wahre seien (obwohl die Werke im Original oft besser sind), ist ja bekannt und soll jetzt mal außen vor gelassen werden. Schließlich sind die Coens nicht Hollywood (also das Durchschnittshollywood mit seinen Anistons, Sandlers, Stillers und wie sie alle heißen) und wir haben es hier auch nicht mit einem Remake zu tun. Das haben die beiden ja ebenso wie die Tatsache, sich nicht mit Hathaways Erstling messen zu wollen, vehement im Vorfeld bekundet. Und damit haben sie natürlich Recht. Ihr Film basiert wie „Der Marshal“ von 1969 auf Charles Portis Roman „True Grit“, womit es sich hierbei also wie gesagt um eine Neuverfilmung handelt. Außerdem ist das Ding (also Portis-Romanvorlage) über 40 Jahre alt und war in der Originalverfilmung ebenso ein großer Blockbuster. Ebenso aus Hollywood (damals noch das Durchschnittshollywood), ebenso von einem bekannten Regisseur inszeniert, ebenso mit bekannten Darstellern gedreht und ebenso wie viele der Filme der Coens ein Klassiker. Doch wozu dann also diese Neuverfilmung, dieser Aufwand, wenn man sich doch nicht mit Hathaways offensichtlich gut zu leidendem Original messen lassen will? Klingt ja alles sehr defensiv und nicht gerade so, als ob die Coens von ihrem neuesten Werk (Stand: März 2011) großartig überzeugt wären. Ihre Antwort auf diese Frage kommt dann auch nicht gerade überraschend: Man wolle der Buchvorlage mehr Respekt zollen und sich genauer an sie halten. Klingt irgendwie alles sehr ausweichend.

Ist ja aber auch ziemlich egal; als Western-Fan im 21. Jahrhundert hat man schließlich einen sehr schweren Stand, weiß um die winzige Anzahl echter neuer Genreproduktionen im Jahr und fragt so nicht lange nach, wenn ein Film wie „True Grit“ in die Kinos kommt (ich betone bewusst das Wort echte, denn es liegt ja im Moment offensichtlich im Trend irgendwelche seltsamen Genre-Verknüpfungen mit der Pferdeoper herzustellen und Filme verschiedenster Gattungen mit Western-Figuren zu drehen (dieses Jahr sind das schon mal mindestens drei, die auf DVD erscheinen beziehungsweise schon erschienen sind oder ins Kino kommen beziehungsweise schon gekommen sind (nämlich die Western-Comic-Verfilmung „Jonah Hex“, der animierte Tier-Western „Rango“ und dieser ganz seltsame Science-Fiction-Western „Cowboys & Aliens“)) und die würden einige ganz findige Kinokenner von heute bestimmt gerne als Western beziehungsweise als dessen Erbe verkaufen, aber das lassen wir hier mal lieber). Das ist der größte Pflichtbesuch des Jahres (beziehungsweise war es bislang, vielleicht kommt ja dieses Jahr noch ein erfolgsversprechender Western ins Kino (Wunschdenken ich weiß, aber man wird ja noch träumen dürfen))! Und da frag ich auch nicht lange nach, wer den Film gemacht hat und was seine Absichten waren. Denn dass ich diesen Ausspruch der Coens (von wegen sie wollen sich nicht mit Hathaways Version messen lassen) für völligen Stuss halte, habe ich gerade schon klargemacht, glaube ich und es sei an dieser Stelle vorsichtshalber auch gleich noch erwähnt, dass ich auch generell nichts von ihrem Output halte (zumindest was die Filme von ihnen betrifft, die ich schon gesehen habe, denn das waren bislang nur „Fargo“ und „Burn After Reading“, weswegen ich mich da mal lieber noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen will). Sicherlich stehe ich mit dieser Ansicht so ziemlich ganz alleine auf weiter Flur da, aber das bin ich gewohnt. Ich komme mit ihrem Stil einfach nicht klar und Geschmack ist schließlich relativ.

Und obwohl es sich hierbei wie gesagt um einen Kinopflichtbesuch meinerseits handelte (was heutzutage in Zeiten von überhand nehmender Comic- und Superhelden-Verfilmungen, Animiert-Filmen-Boom und immer schlechter werdender Jungschauspieler beziehungsweise -regisseure wahrlich nicht mehr oft vorkommt), habe ich mir dementsprechend vor der Sichtung auch erhebliche Sorgen um die Qualität dieses Streifens gemacht. Nicht nur weil ich den „Marshal“ für einen der besten Filme halte, die je gedreht wurden und das Unterfangen allein von daher schon generell zweifelhaft fand, sondern eben vor allem auch wegen dieser seltsamen Phrasen der Coens im Vorfeld. Wenn nämlich Marguerite Roberts, die Drehbuchautorin von damals, den Portis-Roman so abgewandelt hat, wie sie es getan hat, um daraus so einen hervorragenden Film zu machen wie „True Grit“ (von 1969), dann frage ich mich, wozu man gut 40 Jahre später noch einmal das „wahre Buch“ verfilmen muss, wenn man so will. True „True Grit“ also oder so ähnlich…

Und natürlich habe ich das Buch (das offensichtlich auch in Deutschland erschienen ist) mal wieder nicht gelesen (obwohl ich das eigentlich noch vorhabe, aber mit dem Lesen hab ich’s leider nicht so; da haben die Movies dann doch Vorrang) und kann so noch nicht mal sagen wie „true“ der „True Grit“ von 2010 denn nun wirklich ist, aber eins ist klar: Obwohl sie im Grunde genau die gleiche Story erzählen wie „Der Marshal“ und sich fast der komplette Film in den ausgewählten und umgesetzten Szenen gleicht (öfters sogar in der Umsetzung selbst, auch wenn Joel und Ethan das sicherlich nicht gerne hören werden), haben die Coens ihrem Streifen durch die Handvoll Sachen, die sie abgeändert haben, so einen anderen Rhythmus gegeben, dass man trotzdem zu wissen meint, warum 1969 gerade das anders gemacht wurde. So zum Beispiel ihr Beginn. (Spoiler) Anstatt wie Hathaway damals auf der Farm der Ross‘ mit der Abreise von Frank Ross und Tom Chaney zu beginnen (was mit Sicherheit die Sache ist, die man noch am ehesten abändern konnte, da der Beginn nicht unbedingt das Stärkste am „Marshal“ ist), fährt die Kamera ganz langsam auf einen Saloon mit einem Toten davor zu, wozu eine viel zu kräftige Stimme von Mattie die Vorgeschichte von „True Grit“ erzählt, die 1969 noch mit einigen schnellen Szenen erklärt wurde, was sicherlich wie gesagt kein Meilenstein war, aber doch um Welten besser als dieser Beginn, der einen schon Böses für den Schluss ahnen lässt, denn wie gesagt kann diese weibliche Stimme nie einer Vierzehnjährigen gehören. Außerdem rufen die Coens so sofort wieder die Bilder Hathaways in die Köpfe ihrer wissenden Zuschauer, da man sich zu dem, was Mattie erzählt, natürlich genau die Szenen vorstellt, die man im „Marshal“ gesehen hat, ist ja klar. Eventuell war das ja sogar so gewollt, aber wenn, war es ein schlechter Schachzug. Entsprechend ist auch das Ende so gar nicht nach meinem Geschmack, da ich die Rettungsaktion Matties am Schluss von „True Grit“ schon immer ein wenig als lästig empfunden habe, da es ein bisschen wie ein Nachklatsch beziehungsweise eine gewollte Verlängerung wirkt. Und so folgt hier nach dieser also eben ohnehin fragwürdigen Sequenz eine noch viel fragwürdigere mit einer alten Mattie Ross, die keiner sehen wollte und einem Abschluss, der einem auch nicht mehr sagt als „auch Rooster Cogburn ist irgendwann einmal gestorben“. Na schönen Dank auch, das hättet ihr euch schenken können. Klar ist das im Vergleich das wesentlich realistischere Ende, aber da verlässt man den Film dann doch mit so nem ganz komischen Gefühl. (Spoilerende)

Weiterhin wurde die gesamte Aussage des Streifens verlagert. War der Charakter der Mattie Ross im „Original“ noch eine willkommene Abwechslung, weil sie zwar viel klüger war als die Männer und vollkommen unerschrocken und hartnäckig, aber trotzdem in den entscheidenden Situationen auf deren Hilfe angewiesen, hat man bei der Auslegung der Rolle durch die Coens das Gefühl, dass sie diesen Ritt auch ganz alleine hätte bewältigen können (nur die Funktionsweise ihrer Mordsknarre hätte sie sich dann vielleicht vorher noch mal zeigen lassen müssen, aber man konnte ja auch nicht vom Buchinhalt abweichen). Wenn sie bei Lucky Ned und seiner Bande ist, redet sie völlig furchtlos mit denen. Ich weiß nicht, ob das die Schuld von Hailee Steinfeld ist oder ob die Coens das so von ihr haben wollten, aber bei Kim Darby hat man jedenfalls immer noch die Furcht hinter Matties großer Klappe durchscheinen sehen. Hier ist davon nichts mehr übrig; Mattie ist einfach vom Anfang bis zum Ende eine ganz taffe Göre. Das liegt aber nicht nur an ihrem Auftreten, sondern auch an der Tatsache, dass die Coens ein ganz anderes Bild ihrer männlichen „Helden“ zeichnen. Ein verschärfteres als im „Marshal“ nämlich. Waren Cogburn und LaBoeuf dort schon ein alter Trinker beziehungsweise ein wenig dämlich, so sind sie es in „True Grit“ nur noch mehr. Cogburn ist hier wirklich dauerbesoffen und dadurch teilweise echt nicht mehr zu leiden (was er sein soll und Wayne damals eben nicht) und LaBoeuf so unterbelichtet, dass er Chaney alleine nie gefunden hätte. Dadurch kommt es zwischen den beiden auch häufig zu wirklich kindischen Streitereien, die dann schließlich in einem Wettschießen auf Maisbrote (oder was waren das?) gipfeln. Das ist dann echt der Tiefpunkt dieses Films. Und Fans der Coen-Brüder, die auf diese Art von Humor stehen, werden diese Szene dann auch lieben, ich aber konnte mit ihr gar nichts anfangen. Wenn Westernhelden zu Kleinkindern degradiert werden, dann ist das einfach nicht mein Ding. Klar müssen das nicht immer „echte Kerle“ sein. Ich steh da zwar total drauf, aber wenn’s vernünftig gemacht ist, gucke ich mir auch die andere Seite gerne mit an, denn diese Leute gab und gibt es nun mal. Aber dann muss sich das in einem vernünftigen Rahmen abspielen und das tut es hier nicht. Diese Charaktere sind einfach nur eklig und es bleibt die alte Leier von der fehlenden Bezugsperson. Die gibt es in diesem Dreigestirn einfach nicht. Stattdessen wird man von den Coens mit der erwartet „lustigen“ Deppen-Szenerie verschaukelt. Ansonsten haben die beiden sich aber – und das rechne ich ihnen hoch an – mit ihrem für sie sonst so typischen „Humor“ regelrecht zurückgehalten und ein für sie wirklich ernstes Filmchen auf die Beine gestellt. Zwar sind Szenen wie die, in der der Tote vom Galgenbaum geschnitten wird oder die mit dem Bärenfell-Typen, die es im „Marshal“ ein Glück nicht gibt und die mir auch überhaupt nicht gefallen haben, weil sie zu nichts gut sind (weder sind sie lustig noch bringen sie die Story voran oder haben überhaupt irgendeinen Wert für die Geschichte), offensichtlich nur der „Komik“ halber im Film drin, aber den Spaß kann man ihnen gönnen, da es ihnen hiermit ansonsten wie gesagt ernst zu sein scheint und die rund 100 Minuten auch einfach ziemlich schnell vergehen, was ich vorher nicht gedacht hätte.

Ebenso fällt ihre Regiearbeit für heutige Verhältnisse als extrem konventionell auf, was uns Western-Fans natürlich zusagen dürfte (mir auf jeden Fall). Und auch die Kameraarbeit von Roger Deakins stößt nicht durch den heute übermäßigen, meiner Meinung nach aber völlig unnötigen Gebrauch der Handkamera ab (beispielhaft dafür die auch im Trailer untergebrachte kleine Kamerafahrt, wenn Mattie an LaBoeuf vorbeigeht, der sich eine Pfeife ansteckend auf der Veranda sitzt), der Schnitt ist nicht so wild und ruppig wie heutzutage üblich und die Musik hält sich angenehm im Hintergrund, ohne durch übermäßige Dramatisierung der Ereignisse auf sich aufmerksam machen zu müssen. Das halte ich wieder für sehr gelungen an diesem Werk. Allerdings kann man auch hier dagegen halten, dass Lucien Ballards Kameraarbeit beim „Marshal“ natürlich noch beeindruckender war (zumal die Coens hier den großen Fehler begangen haben, sich zumindest in dem Punkt an moderne Western anzupassen, als dass sie düstere beziehungsweise zumindest dunklere Schauplätze gewählt haben als das „Original“, was ja mit seinen herrlichen, saftigen Landschaften ebenfalls zu punkten wusste) und Elmer Bernsteins Musik natürlich noch mehr hermachte, aber gut. So schrecklich wichtig ist das ja auch nicht; nur schön, wenn’s gut gemacht ist.

Kommen wir lieber zu den Schauspielern, denn die sind ja bei „True Grit“ ganz besonders ein tragendes Element. Und da muss ich leider sagen, dass ich von der Lobhudelei im Vorfeld in Bezug auf die Darsteller hier nichts wirklich bestätigen kann. Klar weiß man, dass Jeff Bridges ein guter Schauspieler ist und man kann sagen, dass er auch seinen Rooster Cogburn (wobei in diesem Film sein wirklicher Name Reuben öfter verwendet wird) vernünftig spielt, aber das ist nichts Herausragendes. Schließlich wissen wir, dass Bridges ein noch viel großartigerer Darsteller sein kann. Klar war es abzusehen, dass er gegen Wayne keine Chance haben würde (dieser Vergleich ist echt für jeden Schauspieler fies), aber er hätte ja immerhin so spielen können, dass er sich seine Oscar-Nominierung 2011 verdient hätte. Tut er meiner Meinung nach aber nicht. Außerdem macht er sich in der Wettschieß-Szene völlig zum Klops. Wie gesagt vernünftig, aber eben erwartungsgemäß vernünftig und nicht herausragend. Ebenso verhält es sich mit der in alle Wolken gelobten Hailee Steinfeld. Sicherlich ist ihre Leistung hier angesichts ihres Alters beachtlich, das will ich überhaupt nicht in Frage stellen, aber es ist ebenso keine Oscar-Nominierung wert. Dafür sieht man eben an der einen oder anderen Stelle, wo sie ihre Mattie sogar ein wenig nervig werden lässt, noch ein paar Defizite, aber das ist ja auch ganz normal so. Nur weil sie vierzehn ist, müssen wir nicht so tun, als ob sie schon oben angekommen wäre. Das wird ja heute immer sofort getan und dann wundert man sich, wenn der zweite Auftritt gar nicht mehr so groß ist. Aus ihr kann was werden, sicher, aber es ist eben noch nicht so weit. Sie ist hier gut und für eine vierzehnjährige super, aber den Vergleich mit einer „gestandenen Mimin“ kann sie meines Erachtens eben nicht halten, was wie gesagt absolut keine Schande ist. Und deswegen muss man dann auch nicht immer gleich so ausflippen. Und bei Matt Damon ist das bei mir immer so eine Sache. Ich sehe in ihm eigentlich immer nur Matt Damon und nicht seine Rolle und so wirkt sein LaBoeuf auf mich erneut aufgesetzt und plump. Konnte dem nichts abgewinnen. Ebenso nicht verstanden habe ich die Besetzung von Josh Brolin, der mittlerweile ja nun wirklich kein unbeschriebenes Blatt mehr ist. Schließlich ist die Chaney-Rolle nicht gerade groß. Umso erstaunlicher, dass Brolin daraus dann noch so einen schlechten Auftritt gemacht hat. Außer ein paar dämlichen Grimassen kommt da nämlich auch nix von ihm. Angst bekommt man vor dem nicht! Und sein Auftritt ist hier ja nun wirklich verschwindend gering. Genauso wie der von Barry Pepper als Lucky Ned. Der Kerl kann einem mittlerweile wirklich leidtun. Wird immer als Sidekick in einer halbgroßen Nebenrolle besetzt und kommt über diesen Status nicht hinaus. Den Vergleich mit Robert Duvall kann er natürlich absolut nicht halten, kann aber in der kurzen Zeit, in der er zu sehen ist, bis auf ein bisschen Rumgespucke auch nicht wirklich was anstellen; das sei mal zu seiner Verteidigung gesagt. Und so ist der Cast bald noch mit das Schlechteste an „True Grit“, wenn auch durchaus annehmbar, wenn man mal daran denkt, wen man alles hätte besetzen können.

Na ja. Annehmbar auch der Film als solches, denn bei einem Coen-Streifen hätte auch durchaus etwas richtig Mieses bei rumkommen können. Aber wie gesagt war es ihnen hiermit offensichtlich wirklich ernst und so eine kleine Herzensangelegenheit und die will man dann ja auch besonders gut behandelt wissen. Ist für mich von ihnen bislang das beste Werk, aber das war auch nicht besonders schwer, da ich für „Fargo“ und „Burn After Reading“ aber auch gar nichts über habe. Wie gesagt doch ganz kurzweilig und auf jeden Fall besser als gedacht. Vielleicht wäre hieraus sogar ein richtig ansehnlicher Film geworden, wenn die Coen-Brüder nicht auch noch einen Western mit einer Geschichte gedreht hätten, die man schon kennt. Es gibt doch so viele Beispiel dafür, wo das nicht geklappt hat (Mangolds „3:10 To Yuma“ ist da das vorletzte Beispiel aus Hollywood vor diesem hier, das mir da einfällt) und genau so viele Beispiele, wo man gut damit gefahren ist, etwas Neues zu erzählen („Open Range“ oder „The Assassination Of Jesse James By The Coward Robert Ford“, um mal ebenfalls zwei neue Beispiele zu nennen). Schade, denn sonst hätte ich sicherlich mal was Positives über die Coens gedacht und geschrieben. Aber so muss ich sagen: Ob ich diesen Film jetzt gesehen hätte oder nicht… Es hätte absolut keine Rolle gespielt. Er streicht so an einem vorüber und man merkt es gar nicht richtig. Man regt sich zwar hin und wieder über den Inhalt auf, hat aber nach dem Schauen weder großartig negative noch großartig positive Gedanken dazu. Im Grunde genommen macht man sich gar keinen Gedanken über das Gesehene. Man hat ihn geguckt und das war’s. Man denkt nicht weiter dran und vergisst ihn schnell. Er ist, um es mit einem Satz zu beschreiben, einer der banalsten Filme, die ich bislang gesehen habe. Wohl der Western, für den der Satz „Ob ich den nun gesehen habe oder in China fällt ’n Sack Reis um…“ erfunden wurde. Und das ist natürlich zu wenig für einen Film, der 10 Oscarnominierungen 2011 auf dem Buckel hat. Und deswegen hat er folgerichtig auch keinen gewonnen, weil alles zwar irgendwie ganz nett war, aber eben auch lange nicht überragend. Wenigstens in dem Punkt ist die Academy mit mir mal einer Meinung und das ist doch auch mal was!

Übrigens: Seine Lebensvorgeschichte erfahren wir in „Der Marshal“ von Rooster Cogburn in schönen Gesprächen nach und nach, was dem Charakter echte Tiefe verleiht. In der Coen-Fassung teilt Reuben, der völlig unnötigerweise auch noch auf dem Scheißhaus sitzend eingeführt wird, das mal eben so nebenbei kurz nach Beginn mit, wo das erstens noch gar keinen interessiert und zweitens gar keiner so richtig mitbekommt. Eine weitere vertane Gelegenheit…

Nachtrag: Tatsächlich muss ich nach der zweiten Sichtung dieses Nicht-Meisterwerks im Jahre 2019 feststellen, dass ich den Streifen so banal dann doch nicht mehr finde. Beziehungsweise banal schon, aber nicht mehr so, dass er mich gar nicht berühren würde. Heute hat er mich ehrlich gesagt mehr genervt als unterhalten. Das war im Kinosaal damals anders. Heute fand ich ihn aber nur lahm und streckenweise wurde er immer lahmer. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Dialoge immer mitten im Gespräch abgeschnitten wurden. Dafür holt das Ende (vor dem „Nachklatsch“) aber einiges wieder heraus, weil es doch tatsächlich um einiges flotter inszeniert wurde als jenes von Hathaway (was nicht heißen soll, dass flotter auch besser bedeutet, aber besser als der ganze Rest des Streifens ist es schon). Ansonsten kann ich meine oben geäußerte Meinung aber nur noch einmal unterstreichen, weil ich sonst alles auch noch einmal genau so wiedererlebt habe. Von den Coens habe ich mittlerweile übrigens immerhin noch „No Country For Old Men“ (aus meiner Sicht ein weiteres Verbrechen an der Filmgeschichte) und „The Big Lebowski“ gesehen, der dann diesen hier als deren bestes Werk abgelöst hat, wenngleich er auch nur ganz leicht besser ist. Ich werde mit denen einfach nicht mehr warm. Und Hailee Steinfelds Karriere habe ich absolut aus den Augen verloren, sodass ich nicht sagen kann, ob sich aus ihr tatsächlich eine wirklich gute Schauspielerin entwickelt hat. Allerdings können wir uns das ja bald mal etwas näher begucken, denn immerhin finden sich in ihrer ansonsten nicht sehr vielversprechenden Filmografie ja auch noch gleich zwei weitere Western. Und im Moment habe ich ja durchaus einen Gefallen an aktuellen Vertretern gefunden…

Zur DVD:

Paramounts DVD zu „True Grit“ ist in etwa so la-la wie der Film selbst. Zwar sind Bild und Ton natürlich über jeden Zweifel erhaben, aber das möchte heutzutage wohl auch sein (erneut musste ich allerdings feststellen, dass ich mir lieber die Blu-ray hierzu geholt hätte) und beim Bonusmaterial hat man nun nicht wirklich Überragendes zu bieten:

  1. „Matties True Grit“,
  2. „Von Reifrock bis Hirschleder – Die Mode um 1880“,
  3. „Die Neuerschaffung von Fort Smith und
  4. „Die Besetzung“ sind vier kleine Dokumentationen im heutigen Stil, die sich mit der sich im jeweiligen Titel wiederfindenden Thematik auseinandersetzen und dazu entsprechende Beteiligte zu Wort kommen lassen. Das ist zwar alles ganz nett und leidlich interessant, aber bei einer Länge von fünf bis zehn Minuten pro Ding auch nicht wirklich tiefgründig. Und mit nem vernünftigen Making Of hätte man am Ende wohl sowieso mehr anfangen können.

Ihr seht also: Nicht mal der Trailer hat es hierauf geschafft; das ist echt erbärmlich. Aber ich war wenigstens froh, dass ich nach dem Film nicht auch noch hundert Stunden Bonusmaterial gucken musste. So hat alles seine zwei Seiten, wie vor allem auch dieser Film, den man, wenn man ihn unbedingt sein Eigen nennen will, wohl besser auf BD kauft (da sollen sich dann wohl auch der Trailer und vor allem eine interessante Dokumentation über Charles Portis drauf befinden). Ich zumindest hätte es im Nachhinein auf jeden Fall gemacht.

Zitate

„Wie lange reitet ihr eigentlich schon auf Schafen da unten?“(Rooster Cogburn macht sich vor Texaner LaBoeuf über die Fortbewegung in dessen Heimatstaat lustig)

„Du willst, dass er gefasst und bestraft wird, richtig?“ – „Er soll wissen, dass er für den Mord an meinem Vater bestraft wird.“ – „Kannst es ihm ja sagen. Sagst es ihm einfach ins Gesicht und dann spuckst du ihn an und lässt ihn Straßendreck fressen. Ich halt ihn für dich fest. Und wenn du willst, zieh ich ihm auch noch die Haut von seinen Fußsohlen ab und du holst dir ne Pfefferschote und reibst sie ihm in die Wunde. Ist das keine 100 Dollar wert?“(Cogburn ist bereit, für sein Honorar auch etwas zu bieten)

[auf der Suche kommen Mattie Ross und Rooster Cogburn an einem Baum vorbei, von dem eine Leiche baumelt] „Ist das Chaney?“ – „Ich schätze an seinen Fußsohlen erkenne ich ihn nicht.“(Mattie Ross kennt den alten Witz vom Lehrer und seinem Vogelkäfig)

„Wenn du heftig und schnell genug auf einen Mann losgehst, dann hat er keine Zeit darüber nachzudenken, wie viele bei ihm sind. Er denkt nur an sich selber. Und wie er dem Zorn entgehen kann, der da auf ihm zukommt.“(Rooster Cogburn erteilt Mattie eine Lehrstunde in psychologischer Kriegsführung)

„Wir haben versprochen, den armen Kerl zu begraben, der da drin liegt.“ – „Der Boden ist zu hart. Für’n anständiges Begräbnis hätten sie sich im Sommer töten lassen müssen.“(Cogburn analysiert sachlich die meteorologischen und geologischen Verhältnisse sowie deren Zusammenhänge)

★★★ +

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