The Revenant – Der Rückkehrer

The Revenant

★★★★

  • Jahr: 2015
  • Regie: Alejandro G. Iñárritu
  • Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson, Will Poulter...

Story

Nach einem Indianerüberfall befindet sich eine Gruppe Pelzjäger auf der Flucht vor den Arikaree. Auf dieser wird der Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) von einem Grizzly angefallen und daraufhin halbtot von seinen Kameraden aufgefunden. Die schleppen den fast Gestorbenen noch eine Weile auf einer Trage mit sich rum, müssen dann aber feststellen, dass sie das nicht bis zum rettenden Fort durchhalten können. Daher sollen der junge Jim Bridger (Will Poulter), der skrupellose John Fitzgerald (Tom Hardy) und Glass‘ Sohn Hawk (Forrest Goodluck) bei dem sich weiterhin beharrlich gegen den Tod sträubenden Fallensteller bleiben, bis die anderen mit Unterstützung aus dem Fort zurückkommen. Da Fitzgerald der Boden unter seinen Füßen mit zunehmender Wache bei dem Verwundeten aber zu heiß wird, ermordet er erst Hawk und überredet dann Bridger, Glass zum Sterben zurückzulassen, damit wenigstens die beiden ihr Leben retten können. Zurück im Fort erzählen sie dann, der Trapper hätte es nicht geschafft.

Dieser überlebt allerdings und sinnt fortan auf Rache. Immer noch schwer verwundet schleppt er sich kilometerlang durch die Wildnis und kämpft sich, den ihn immer noch verfolgenden Indianern zum Trotz, ebenfalls bis zum Fort durch. Bevor er hier Fitzgerald stellen kann, ist dieser schon abgehauen, sodass Glass und der junge Captain Andrew Henry (Domhnall Gleeson) die Verfolgung aufnehmen. Als sie ihn schließlich finden, erschießt dieser Letzteren und flieht weiter, wird aber vom beharrlichen Glass erneut aufgestöbert. Im finalen Duell ringt dieser seinen Todfeind nieder, um dessen Ermordung dann aber doch in die Hände der Ree zu geben, die die Verfolgung immer noch nicht aufgegeben hatten und nun ebenfalls auf der Bildfläche erscheinen. Diese lassen ihn daraufhin alleine weiterziehen, der er völlig erschöpft, schon wieder schwer verwundet und bei klirrender Kälte daraufhin wohl seinen Verletzungen im Wald erliegt.

Worte zum Film

unglaublich intensive, packende Tour de Force; ringt diesem Genre tatsächlich noch neue Aspekte ab; überragend-ästhetische Bilder eines Ausnahme-Kameramanns; vorzügliche Regie, großartige Darsteller, tolle Landschaften; leider trotzdem nicht ganz frei von Schwächen

Bewertung

Zum Film:

Mit einem meiner besten Freunde war ich bislang genau einmal zusammen im Kino. Das war im Frühjahr 2016. Danach nie wieder und ich habe fast die Befürchtung, dass es auch dabei bleiben wird. Das liegt sicherlich an der Entfernung unserer Wohnungen zueinander und auch daran, dass es seit mindestens zehn Jahren ja generell kaum noch Streifen gibt, die man sich wirklich auf der großen Leinwand anschauen möchte und man darf dabei ebenso wenig vergessen, dass er lange kein so großer Filmfreund ist wie ich – aber es liegt auf jeden Fall auch an der damaligen Werkwahl. Dafür war nämlich ich zuständig und ich freute mich damals sehr, jemanden gefunden zu haben, der sich mit mir Alejandro G. Iñárritus „The Revenant – Der Rückkehrer“ ansehen wollte (warum man es auch nach der Jahrtausendwende immer noch nötig hat, in Deutschland solche nervigen Untertitel anzufügen, weiß ich leider ebenso wenig zu beantworten wie die absolut berechtigte Frage, warum es in diesem Fall dann auch noch eine „Übersetzung“ des Originaltitels sein musste – und dazu noch eine falsche (schließlich heißt „Revenant“ nicht „Rückkehrer“, sondern „Wiedergänger“, was der Intention dahinter auch wesentlich gerechter wird)). Dass dieser keine ganze leichte Kost werden würde, ahnte ich seinerzeit bereits (immerhin hatte ich den Vorteil, dass ich mit „Babel“ bereits ein anderes Werk des Regisseurs kannte (das ich allerdings grausam fand, sodass ich auf erhebliche Besserung hoffte) und daher wusste, dass uns wenigstens kein Popcorn-Kino erwarten würde) und warnte meinen Mitstreiter auch vor, aber weder er noch ich hatten wirklich eine Vorstellung davon, was da auf uns zukommen würde. Und so überwältigte uns der Mexikaner mit seiner Tour de Force und ließ uns mit völlig gegensätzlichen Gefühlen das Kino wieder verlassen. Während ich der Meinung war, einen mit einigen Abstrichen wirklich guten Film und Western gesehen zu haben, war mein Kollege der Ansicht, das Geld für die Karte ob seines zwischenzeitlichen zweimaligen Wegnickens während der Vorstellung zum Fenster rausgeworfen zu haben. Da halfen auch all meine Erläuterungen und Bewunderungsbekundungen wie auch mein Versuch, Verständnis dafür zu zeigen, dass der Streifen tatsächlich ein wenig zu lang gewesen wäre, nichts. Für ihn war Iñárritus Pferdeoper auf ganzer Linie durchgefallen und ein Kinogang mit mir erstmal auch. Ich kann nur hoffen, dass er mir irgendwann nochmal die Chance geben wird, eine bessere Wahl zu treffen oder einem Filmbesuch seiner Wahl zuzustimmen.

Bis dahin kann ich nur sagen: So leid es mir für ihn auch tut, dass ich ihn mitgenommen und ihn zweieinhalb Stunden so gelangweilt habe, so froh bin ich doch darüber, dieses Meisterstück auf der großen Leinwand bewundert zu haben. Denn wie gesagt fand ich Iñárritus ersten (und wahrscheinlich auch letzten) Western (auch wenn er wegen mir gerne noch welche machen dürfte) damals schon schön (allerdings war er für mich seinerzeit nicht mehr als ein sehr guter Dreier mit drei Plus). Und heute, nach nochmaliger Sichtung auf dem viel kleineren Heimkino-Bildschirm, die ihm unerwartet gut getan hat, muss ich diese Meinung sogar revidieren und noch höher hängen. Heute ist „The Revenant“ für mich einfach nur der beste Vier-Sterne-Western, den ich kenne! Wie er nochmal so in meiner Gunst steigen konnte? Nun, ich erkläre mir das mit zwei Tatsachen: Erstens ist man im Lichtspielhaus ja immer etwas abgelenkt. Selbst im kleinsten Programmkino-Saal mit den ordentlichsten Leuten hustet immer mal einer oder knistert mit der Tüte. Und wenn’s etwas größer bzw. etwas mehr Mainstream ausfällt, blinkt, vibriert oder klingelt im schlimmsten Fall irgendwo ganz dicht neben einem irgendein Handy oder fangen mit mal zwei Mädels hinter einem ganz aufgeregt an zu tuscheln, weil man Leo DiCaprios nackten Arsch bewundern kann. Ganz davon abgesehen, dass ich in diesem speziellen Fall ja auch noch auf meinen Kumpel Acht geben musste, damit er nicht auch noch anfängt zu schnarchen… Da hat man’s zu Hause doch wirklich wesentlich ruhiger und kann sich daher komplett auf den Film einlassen. Das ist gerade hier sehr wichtig, da „The Revenant“ eines der intensivsten Abenteuer ist, die ich jemals gesehen habe und einem daher selbst als Zuschauer einiges abverlangt. Wenn man das dann im Wohnzimmer aber endlich ausleben kann und sich auch darauf einlässt, entfaltet Iñárritus Werk seine volle Wirkung und lässt einen – ähnlich wie nach einem doppelt so harten Training wie normal – noch geschaffter, aber auch noch glücklicher als im großen Vorführraum zurück. Und zweitens empfand ich die Schwächen dieses Genrebeitrags, die ich trotz aller Bewunderung für ihn nicht verheimlichen kann und möchte, im Kino noch wesentlich störender als auf meinem Fernseher zu Hause. Das wird in punkto „Ausloten der Grenzen der Kamera“, auf die ich gleich noch etwas genauer eingehen möchte, auch am wesentlich kleineren Bildformat liegen – meine wesentliche größere Akzeptanz des zweiten, für mich ungelungenen Punktes hier kann man allerdings nicht so leicht damit erklären.

Und obwohl man das ja eigentlich nicht machen soll, will ich daher an dieser Stelle ausnahmsweise mal mit diesem negativen Aspekt von „The Revenant“ beginnen – der Film selber tut es ja auch. Iñárritu, der zusammen mit Mark L. Smith auch das Drehbuch hierzu nach dem Roman „Der Totgeglaubte“ von Michael Punke verfasste, leitet diesen nämlich mit einer Traumsequenz ein. Zumindest deute ich das hier als Traum, da ja von den eigentlichen Ereignissen noch nichts passiert ist. Natürlich könnte er hier auch einer späteren Fiebervision der Hauptfigur Hugh Glass vorweggreifen, aber das wäre meiner Meinung nach erstens seltsam und ist zweitens am Ende auch völlig egal. Es geht mir nämlich um die Traumszenen an sich, von denen sich im weiteren Verlauf hier noch einige finden. Diese – und letztlich auch die inflationär verwendeten, oft drumherum geschnittenen Shots aus der Froschperspektive, die die Stämme hinauf in die Baumkronen starren – verleihen dem Streifen etwas Terrence-Malick-Artiges und sind ohne Zweifel auch von diesem inspiriert worden. Und genau wie bei seinem meiner Meinung nach zu sehr gehypten Kollegen bedeuten diese bei Iñárritu: Poesie als Selbstzweck. Man muss es so knallhart formulieren, denn diese – rein formell betrachtet – hübschen Bilder bringen die Geschichte hier in keinster Weise voran. Klar, ich kann verstehen, dass man gern fliegende Frauen, riesige Schädelhaufen und Kirchen-Ruinen, die eigentlich längst in sich zusammengefallen sein müssten, zusätzlich in einem Werk unterbringen möchte, das dafür an und für sich keinerlei Raum bietet, aber manchmal kann man eben nicht alles haben. Das hätte auch der Mexikaner sich hier gerne mal sagen lassen können. So ziehen diese Sequenzen den „Rückkehrer“ nur in die Länge und können das auch mit ihrer Ästhetik nicht übertünchen. Das hat mich bei der Erstsichtung im Kino damals doch ziemlich genervt. Warum nun aber beim zweiten Male schon gar nicht mehr so sehr? Nun, ich kann mir das nur damit erklären, dass mir die Story diesmal ja bereits bekannt war und ich daher wusste, dass solcherlei Szenchen zwar bis zum Ende immer mal wieder vorkommen, den Film aber nun wahrlich auch nicht dominieren. Man ist sich bewusst, dass da was kommt, weiß aber auch, dass es gleich wieder vorbei ist. Das hilft kolossal dabei, über diese wie gesagt ja nun auch wirklich nicht unästhetischen, aber eben inhaltslosen Einsprengsel so gut wie hinwegsehen zu können.

Überhaupt hilft es beim „zweiten Mal“ sehr zu wissen, wie die Geschichte funktioniert. Denn der dritte Grund, warum „The Revenant“ bei mir zu Hause noch besser funktionierte als auf der großen Leinwand, ist vielleicht derjenige, dass man sich von vorneherein bewusst ist, dass erstmal so bummelig eine Dreiviertelstunde Film vergehen muss, bevor überhaupt das Plot-Stück „durch“ ist, das man sowieso vorher kannte. Ging ich ins Kino noch mit der ziemlich falschen Erwartungshaltung, dass Glass fix vom Grizzly zerfleischt und liegengelassen würde, woraufhin er sich wohl für ca. zwei Stunden durch die Wildnis schlagen müsste, weiß ich nun, dass man sich für die Exposition hier doch noch einiges mehr an Zeit lässt. Diese braucht man allerdings auch, um dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, sich mit den harten Bedingungen und ebenso mit den restlichen Figuren (allen voran mit des Trappers Halbblut-Sohn Hawk) anzufreunden. Aber wenn man auf so etwas wartet, kommt einem so ein Streifen natürlich erstmal ein Stück zu lang vor.

Und dabei ist „The Revenant“ gerade das zu Anfang nun wirklich nicht. Er ist definitiv nicht zu lang. Denn abgesehen davon, dass er – nach der Traumsequenz – ja von einer überwältigenden Action-Szene eingeleitet wird, ist er danach zwar gemächlich, aber doch keineswegs langsam. Vielmehr wählt Alejandro Iñárritu genau das richtige Tempo für sein Anliegen. Die Inszenierung ist ruhig und bedächtig und weiß so die Bedrohlichkeit der gesamten Szenerie perfekt rüberzubringen. Ähnlich wie in Michael Manns „The Last Of The Mohicans“ hat man die ganze Zeit über das Gefühl, in seinem Fernsehsessel auch nicht sicher zu sein. Wie man in dieser Atmosphäre einschlafen kann, erschließt sich mir bis heute nicht. Hinter jeder Ecke könnte hier Gefahr drohen; jederzeit könnte ein feindliches Wesen auftauchen. Und dass dieses Wesen kein menschliches sein muss, machen die vielen, vollständig animierten Tiere klar. In diesem Punkt muss man echt sagen, hat die moderne Computertechnik echt schon einiges drauf. Denn wirken die später auftauchenden Büffel und Wölfe noch ziemlich plump und staksig (man merkt, dass CGI bei ganzen Tierherden momentan noch an seine Grenzen stößt; auch das wird sicherlich in ein paar Jahren schon wieder besser aussehen), so ist das wichtigste Tier hier, die riesige, animierte Grizzly-Mutter doch wirklich ein beeindruckendes Zeugnis davon, wie realistisch man einzelne Sachverhalte allein am Rechner erschaffen kann. Denn natürlich sehen solche Szenen immer etwas seltsam aus. Das war früher so und das ist heute noch so. Ich sag nur: „Winnetou II“. Aber bevor man heutzutage einen Menschen in ein schlecht sitzendes Bärenfell steckt, kann man diesen lieber animieren, das beweist „The Revenant“ wirklich eindrucksvoll. Denn klar, man sieht, dass der Bär nicht echt ist, aber es fühlt sich verdammt so an. DiCaprios gutes Spiel tut sein Übriges dazu und schon muss man diese Sequenz in der Kategorie „Mensch gegen Tier“ bis auf Weiteres wohl als die Referenz betrachten. Das habe ich in dieser packenden Schonungslosigkeit noch nicht gesehen.

Und auch nicht in dieser Intensität. Das ist generell wohl das Wort, was den „Wiedergänger“ am besten beschreibt: er ist in-ten-siv. Das Gezeigte hier ist wirklich harter Tobak und es wird auch nicht ein einziges Mal versucht, etwas zu beschönigen oder einen Hoffnungsschimmer aufkommen zu lassen, ganz im Gegenteil ((Spoiler) wenn Glass gerade erst halb auf die Beine gekommen ist und sich weiterhin eher krabbelnd als auf einen Stock gestützt humpelnd durch die Gegend bewegt, hat er keine Zeit sich auszuruhen, sondern muss sich auf der Flucht vor den ihn erreichenden Arikaree halbtot in irgendwelche Stromschnellen schmeißen oder wenn er endlich das Fort erreicht hat und sofort, immer noch stark geschwächt, aufbrechen will und ihn der befehlshabende Captain Andrew Henry schließlich begleitet, weil er ihn nicht alleine gehen lassen will, ist er sofort nach der ersten Begegnung mit John Fitzgerald wieder auf sich allein gestellt, weil dieser den Offizier prompt erschießt (Spoilerende)). Als Iñárritus stärkste Waffe, um diese Beklemmung darzustellen, stellt sich sein Kameramann Emmanuel Lubezki heraus. Was der, der zuvor ja durch seine Arbeit für – ihr erratet es schon – Terrence Malick bekannt geworden ist, hier geschaffen hat, ist nichts anderes als eine völlig neue Bildsprache, die dementsprechend auch völlig zu Recht mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Und da muss man den Juroren dann mal ein Lob aussprechen. Ich habe zwar leider seine anderen beiden, in den zwei Jahren zuvor ebenfalls jeweils oscarprämierten Arbeiten zu „Gravity“ und „Birdman“ noch nicht gesehen, aber wenn diese ihren Goldjungen ebenso verdient haben sollten, wie die hier vorliegende (was ich gerne glauben möchte), dann finde ich es schon ungewöhnlich, dass die sonst für ihren „Gerechtigkeitssinn“ bekannte Academy nicht mal jemand anders „rangelassen“, sondern ihm trotzdem zum dritten Mal in Folge ihre höchste Auszeichnung zuerkannt hat. Das zeigt evtl. (wie gesagt, ich kann leider zu den anderen Streifen nichts sagen) auch, wie gut er hier ist. Natürlich kann es aber auch sein, dass er die hier gezeigten Qualitäten seiner Arbeit in genannten Werken vorher schon mal eingebracht hat (vielleicht ja sogar schon in Malicks „The New World“, der fehlt mir nämlich auch noch (in „The Tree Of Life“ jedenfalls nicht, den habe ich gesehen, davon sind hier wie gesagt nur die Traumsequenzen übriggeblieben)), aber das kann ich dann jetzt nicht beurteilen. Ich habe diese Art der unfassbar nahen wie beweglichen Kameraführung (ohne dabei zu verwackeln (!), wie wir das aus „normalen“ Handkamera-Experimenten unserer Zeit kennen) jedenfalls vorher noch nie gesehen. Diese entfaltet ihre ganze Wucht und ihren ganzen Zauber natürlich vor allem zu Beginn während des Indianerüberfalls, der dermaßen dynamisch so vorher noch nicht eingefangen wurde (zumindest nicht mir bekannt). Das ist einfach noch mal ein ganz neues Level. Wie er sich mit seiner Kamera ganz geschmeidig durch eine vorher unglaublich gut einstudierte Großflächenchoreographie schlängelt, ohne Hast, aber auch nicht ohne entsprechende ruckartige Schwenks, wenn z. B. ein Indianer aus dem Baum fällt… Das bringt einen mitten rein ins Geschehen. Man hat das Gefühl wirklich dabei zu sein, ohne (und das kann man wirklich nicht oft genug betonen, weil das in der Vergangenheit halt immer der Punkt war, den Kameraleute gerne vergessen haben, wenn sie so etwas ähnliches schon mal probiert haben) dass man aufgrund einer völlig verwackelten Perspektive nichts mehr erkennen kann oder den Überblick verliert. Und so etwas konnte man früher eben auch noch gar nicht so umsetzen. Heute aber, in Zeiten von unfassbaren Bildstabilisatoren und Computertechnik, die es einem erlaubt, durch die Luft surrende Pfeile auch nachträglich noch ins Bild zu bringen, sodass man zwischen Abschuss und Einschlag nicht immer schneiden muss, ist es einfach nur erhebend, so etwas endlich auch auf der großen Leinwand mit ansehen zu dürfen. Das ist wirklich ganz großes Kino!

Allerdings muss man auch dazusagen, dass Lubezki es mit dieser – auch für den Zuschauer – wirklich anspruchsvollen Kameraführung zuweilen ein wenig übertreibt. Ab und an hätte ich mir gewünscht, dass die Kamera dann doch einfach mal für eine Weile stehenbleibt und sich nicht die ganze Zeit bewegt. (Spoiler) So zum Beispiel in der auch so sehr beeindruckenden und – ihr ahnt es erneut – intensiven Szene, in der Fitzgerald dem jungen Jim Bridger gestehen muss, dass er ihn verarscht hat und er überhaupt keine Indianer gesehen hat, woraufhin dieser ihm ob der nun klar gewordenen Situation, dass sie Glass grundlos zum Sterben zurückgelassen haben, seine Flinte vor die Nase hält. Hier fährt der Mexikaner mit seiner Kamera quasi an Bridgers Gewehr entlang von einem zum anderen und man erkennt aus meiner Sicht zu wenig von der Gesamtsituation. Wenn Fitzgerald ihm dann die Waffe entreißt und ihn tatsächlich fast erschießt (er drückt ab, nur Bridgers Schusseligkeit, der seine Waffe nicht geladen hatte, rettet ihm in dieser Szene das Leben; der ist schon echt fies, der Böse hier), ist mir das alles etwas zu fahrig aufgenommen. (Spoilerende) Und einige Experiment hätte er dann doch lieber ganz bleiben lassen sollen. So fährt er beispielsweise einmal so dicht an den vor Anstrengung keuchenden Glass heran, dass DiCaprio ihm glatt auf die Linse haucht, sodass diese beschlägt. Dann haben wir natürlich wieder kurzzeitig ein verwaschenes Bild und das ist mir persönlich dann wieder zu viel. Lubezki lotet hier also wirklich, wie oben bereits angedeutet, die Grenzen der Kamera aus und überschreitet diese dabei ein paar Mal, ohne dass ich dies wirklich gebraucht hätte. Aber wie schon angesprochen hat mich auch das im Kino eher gestört als zu Hause (weil es durch den großen „Bildschirm“ sicherlich auch ganz anders aufgefallen ist) und alles in allem ist seine restliche Arbeit hier so beeindruckend (wie er durch die Zügel filmt, wenn Glass sich hinter einem Pferd versteckt und einem so dessen eingeengtes Sichtfeld im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen führt, ist wirklich toll), dass man ihm das ganz einfach verzeiht. Guckt euch einfach den Überfall der Ree auf Glass an einer späteren Stelle im Film an! Wie man selbst zu Pferde mit der Kamera mittendrin ist, ist atemberaubend. Und auch wenn es zu einem Großteil Computerspielästhetik ist, die er hier auf die große Leinwand gezaubert hat (ich gehe davon aus, dass zumindest er, vielleicht auch Iñárritu selbst, „Red Dead Redemption“ gespielt hat, denn daran musste ich bei beiden Sichtungen einfach viel zu oft denken), es ist Ästhetik.

Und die beiden Mexikaner versäumen es hier ja auch nicht, uns darüberhinaus ausreichend mit klassisch schönen Naturbildern zu versorgen. Die ganzen Supertotalen von verschneiten Landschaften sind einfach eine Augenweide. Ähnlich wie bei Malick ist die Natur (und gerade ihr grausames Gesicht) hier ein weiterer Hauptdarsteller für Iñárritu und er räumt diesem genug Platz ein. So einen großartig fotografierten reinen Schnee-Western (von denen gibt es ja auch nicht allzu viele) habe ich noch nicht gesehen. Und wie sie dann später mit ihren Fackeln den Wald absuchen… Das ist einfach nur ästhetisch! Und bevor ich jetzt den ganzen Film nacherzähle, machen wir lieber weiter.

Denn „The Revenant“ hat noch mehr zu bieten. Ganz nebenbei erzählt er nämlich noch eine absolut packende Geschichte, die – obwohl sie ja auch nicht ganz neu ist (schließlich ist Hugh Glass eine amerikanische Legende, dessen außergewöhnliche Lebensgeschichte in „Man In The Wilderness“ ja bereits vorher schon mal verfilmt wurde (allerdings habe ich den – ihr könnt es euch schon denken – mal wieder noch nicht gesehen)) – wirklich keine alltägliche im Genre Western ist. Bis auf eben genannte erste Verfilmung dieses Stoffes, fällt mir da auch kein weiterer Vertreter ein, in dem ein Mann sich aufgrund eines Tierangriffs halb zerfleischt durch die Wildnis schlagen muss. Ist in einem Film ja aber auch schlecht darzustellen, oder? Schließlich passiert auf diesem Weg ja nicht so viel, oder? Oh doch, hier passiert sogar eine Menge! Hatte ich an dieser Stelle übrigens schon erwähnt, dass es mir schleierhaft ist, wie man bei so einer spannenden Darstellung dieser auf den ersten Blick öden Verhältnisse einschlafen kann? Na ja, egal, aber „Der Rückkehrer“ ist nicht nur spannend, ich empfinde ihn auch als überaus realistisch. Klar, man muss sich schon klarmachen, dass die Allerwenigsten diesen Marsch überlebt hätten, aber Glass hat es in echt nun mal geschafft und auch wenn seine Reise hier wohl dramaturgisch etwas aufgewertet worden sein dürfte, so schießt man doch zu keiner Zeit über das Ziel hinaus. Das dürfte sicherlich auch an der mit einiger Recherche verbundenen Buchvorlage von Punke liegen, denn etliche Sachen hier habe ich so vorher auch noch nicht auf Zelluloid gebannt gesehen. (Spoiler) So brennt sich der Trapper hier in einer sehr beeindruckenden Szene mit etwas Schießpulver selbst eine Wunde aus und fängt kurze Zeit später Fische im Fluss mit Hilfe eines selbstgebauten Steinwalls (einer Art kleiner, stabiler Reuse sozusagen), die er sofort roh verspeist. Auch das Essen von Wurzelwerk wird hier natürlich nicht ausgespart und auch so naheliegende Hilfsmittel wie einen Stock greift sich der „Revenant“ und wird so zu einem sehr ungewöhnlichen wie realistischen Westernhelden. Auch Glass vorhin angesprochener Kampf mit den tosenden Fluten, in die sich der Pelzjäger wie gesagt stürzt als die Indianer ihn einholen, gehört in diese Kategorie. Und so glaubt man dem Film fast alles (nur die Büchsen schießen etwas zu genau für die damalige Zeit, aber wo ist das nicht so?) – zu jeder Zeit. Selbst als der Trapper später dann doch etwas viel Glück für ein Leben hat, als er erst einen Indianer kennenlernt, der ihm eine Sauna baut, ohne die er nicht überlebt hätte und kurze Zeit später einen Absturz von einer meterhohen Klippe überlebt, weil er erst in einen Baum fällt und kurz darauf sein eigenes Pferd, das die Aktion nicht überlebt hat, ausweidet und in ihm verborgen den gerade wütenden Schneesturm übersteht, will man von dieser Meinung nicht mehr abrücken. Denn ja, an dieser Stelle übertreibt es die Story etwas, aber erstens bleibt auch das theoretisch alles im Bereich des Möglichen und zweitens versäumt man es ganz am Ende, wenn Glass seine Rache an Fitzgerald endlich bekommen hat, auch nicht, darzustellen, dass es eben nur dieser Gedanke an Wiedergutmachung war, der ihn am Leben hielt. Ich für meinen Teil interpretiere aus dem mehr oder weniger vor ihm weglaufenden Fantasiebild und dem kurz darauf folgenden, schwer aushauchenden Atem des Trappers, dass er am Ende seiner Reise angekommen ist und so stark verwundet, wie er schon wieder ist, den Weg zurück in die Zivilisation nicht noch ein weiteres Mal überstehen wird. Und genau das macht die Sache für mich wirklich rund.

Allerdings wollen wir auch an dieser Stelle nicht verschweigen, dass auch diese realistische Geschichte ihre Schwächen hat – bzw. ihre Längen. Denn der Szenenkomplex ab dem Saunabad (mit den sich anschließenden, unvermeidlichen erneuten Fieberträumen) von DiCaprio bis zum unglaublich ästhetischen Fackellauf der Fortbewohner hätte nun nicht unbedingt sein gemusst. Und wenn er dann auch noch von Klippe fällt und wieder fast von null auferstehen muss, ist das vielleicht einmal zu viel des Guten. So empfand ich es im Kino und so erging es mir auch hier zu Hause. Aber auch das schadet dem Filmfluss jetzt nicht großartig. Es ist eine schwächere Phase, aber man kann sich seinem Bann auch in ihr nicht entziehen. Außerdem machen die bereits mehrfach angesprochene Intensität und die ebenso große Ästhetik der Bilder diese mehr als wieder wett. Und spätestens im großen Finale weiß dann sicherlich auch der Letzte wieder, warum er drangeblieben ist. Was für einen würdigen Schlusskampf hat Iñárritu hier nur inszeniert? Das letzte Mal, das ich von einem solchen dermaßen fasziniert war, war bei „Rough Night In Jericho“ und dieser hier stellt jenen locker nochmal in den Schatten. Da stimmt einfach alles. (Spoilerende)

Und so endet „The Revenant“ wie er begonnen hat: mit einer ganz starken Action-Szene. Und mit absolut hervorragenden Darstellern. An dieser Stelle muss ich dann wohl mal zugeben, dass ich von Leonardo DiCaprio noch nie so wirklich überzeugt war. Der hat leider viel zu oft sich selbst gespielt und wurde wohl vor allem wegen seines Aussehens gehypt. Diese meine Einschätzung änderte sich mit seinem Auftritt in „The Wolf Of Wall Street“. Dort hat der Kalifornier den Jordan Belfort nicht nur gespielt – er war der Wolf. Dafür hätte er den Oscar kriegen müssen. Da man diesen 2014 aber ja schon für Matthew McConaughey eingeplant hatte (warum auch immer, schließlich war der in „Dallas Buyers Club“ auch wirklich gut, aber lange nicht so gut wie Leo in Scorseses bislang (Stand: September 2019) letztem Meisterwerk), der seinerzeit gefühlt „dran war“ (wie gesagt scheint mir die Academy da immer ziemlich „gerecht“ sein zu wollen), war es nach dieser erneut großartigen Leistung von ihm (vor allem eben auch physisch; wobei man da allerdings der ganzen Crew ein Kompliment machen sollte – Iñárritu hat von jedem einzelnen wirklich viel abverlangt, aber das meiste Geld für diese Torturen dürfte sich wohl DiCaprio in die Taschen gesteckt haben) dann ebenfalls zu erwarten, dass man ihm dann auch endlich mal einen Goldjungen geben würde. Ob der Konkurrenz im Jahr 2016 ist das wahrscheinlich trotzdem gerechtfertigt (ist aber nur ne Vermutung, denn – ihr wisst schon – ich hab den anderen Krams noch nicht gesehen), denn mittlerweile ist der Mann mit der deutschen Mutti wirklich zu einem ernst zu nehmenden Darsteller herangereift, der solche Kraftakte wie hier locker stemmen kann. Sein Hugh Glass hat mit den Milchbubis, die er früher gespielt hat, nichts mehr zu tun und konnte auch mich erneut überzeugen. Mindestens ebenso gut, wenn auch nicht mit der gleichen, üppigen Screentime ausgestattet, muss man Tom Hardys Leistung hier einschätzen – auch wenn ich ihn mal wieder nicht erkannt habe. Ich weiß nicht, geht das noch irgendwem so? Es gibt mit ihm Stand jetzt (wie gesagt: September 2019) wirklich noch keinen Streifen, in dem ich ihn erkannt hätte. Der erste Film, den ich mit ihm sah und bei dem ich mir noch vor dem Gucken die Darstellerliste durchlas, war „The Dark Knight Rises“. Zugegebenermaßen ist es nach diesem schwer, sich Hardys Gesicht zu merken. Also achtete ich in „Inception“ auf ihn (ja, den habe ich nicht im Kino, sondern erst nach der „Batman“-Trilogie zu Hause gesehen (ich sag ja, man geht nicht mehr oft hin)), aber geklappt hat das nicht. Nach „Tinker Tailor Soldier Spy“ fragte ich mich, wer außer Hurt, Oldman und Firth denn die ganzen anderen Mitwirkenden gewesen wären und war sehr erstaunt, Hardys Namen wieder auf der Liste zu finden. Und genauso fragte ich mich während des Schauens von „The Revenant“, wer denn wohl dieser wirklich exzellente Gegenpart von DiCaprio hier ist und musste fast schon lachen, als ich seinen Namen dann im Abspann las. Der Mann ist einfach ein Chamäleon (und hat einfach ein Allerweltsgesicht); den erkenne ich einfach nicht wieder. Aber immer wieder freue ich mich über sein enormes schauspielerisches Talent. Auch hier steht er dem Hauptdarsteller mit dem großen Namen wirklich in nichts nach (ja, klar, auch der Brite gehört mittlerweile mit Sicherheit in die absolute Top-Riege, aber ihn in Sachen Popularität mit Leo DiCaprio zu vergleichen, wäre dann wohl doch immer noch etwas vermessen) und ist richtig schön fies, ohne jedoch ein einziges Mal aufgesetzt zu wirken. Ganz im Gegenteil kann man das Handeln von John Fitzgerald aufgrund seiner Darstellung sogar teilweise nachvollziehen und nimmt ihm so jede Handlung ab. Obendrein haben beide mit Gerrit Schmidt-Foß und Torben Liebrecht auch einfach zwei wahnsinnig gute Sychronstimmen abgekriegt. Da macht es auch auf Deutsch einen Heidenspaß, ihnen zu lauschen.

Der restliche Cast hat hier dann natürlich noch weniger zu sagen, spielt aber durch die Bank stabil und glaubwürdig. Positiv fallen hier vor allem Will Poulter und die konsequente Besetzung der indigenen Rollen mit Nachfahren der echten Ureinwohner auf. Letzteres gefällt mir, der ich über die Besetzung der Indianerrollen in alten US-Western meist ja nur den Kopf schütteln kann, natürlich besonders.

Und wenn man all das zusammen nimmt, muss man natürlich für die genannten Schwächen ein paar Punkte abziehen, sodass es für „The Revenant – Der Rückkehrer“ nicht mehr für fünf Sterne reicht, aber unter den Vier-Sterne-Western gibt es wie gesagt (bis heute) keinen Besseren. Und das schafft man nicht im Vorbeilaufen; das schafft man nur, wenn man so akribisch arbeitet wie der Mexikaner und seine Crew es hier getan haben. Diese Intensität kommt schließlich nicht von ungefähr. Da steckt so viel Liebe und Herzblut drin, dass man den Streifen (und vor allem seine Eiseskälte) förmlich fühlen kann. Ganz im Gegensatz zu „Babel“ hatte der mittlerweile doppelt oscarprämierte Regisseur hier nicht nur eine Vision und eine Aussage, sondern er wusste diese auch in eine wuchtige Story zu verpacken (zu der ihm Michael Punke offensichtlich eine perfekte Vorlage lieferte), die ein solches Epos auch tragen kann. Und als ob all das nicht schon genug wäre, versteht er es auch noch meisterhaft, diese Tour de Force obendrein noch mit einer Ästhetik zu versehen, die wir im Genre Western hiervor schon seit fast einer Dekade nicht mehr gesehen hatten (schließlich lag Andrew Dominiks genialer „The Assassinaton Of Jesse James By The Coward Robert Ford“ hier bereits fast 10 Jahre zurück). Wobei man gerade in letzterer Angelegenheit die unglaublich bildgewaltige Unterstützung seines ebenso begabten Kameramannes Emmanuel Lubezki nicht vergessen darf. So geht ganz großes Kino!

Und damit ist er auch das beste Beispiel gegen diese lästige, heute immer noch zu hörende Aussage, dass es nach „Unforgiven“ eigentlich gar keine Pferdeopern mehr geben müsse, weil nach diesem alles gesagt sei. Klar, dieses Genre lebt von der Wiederholung, aber ganz abgesehen davon, dass die „normalen“ Vertreter, die ja weiterhin zurecht regelmäßig erscheinen, wenigstens für uns Fans ihre Daseinsberechtigung haben, gibt es immer wieder (und sei es nur alle 10 Jahre) auch noch diejenigen Western, die darüberhinaus noch viel mehr zu bieten haben und diesen angeblich so ausgelutschten Inhalten tatsächlich noch neue Aspekte entlocken können. Im Falle von „The Revenant“ sind das neben der Geschichte, die er erzählt und die es genau so einfach auch noch nicht gegeben hat („Man In The Wilderness“ hin oder her), die neuerlichen CGI-Effekte und Möglichkeiten mit der Kamera umzugehen (Dronen-Shots gehören übrigens auch dazu), die es bis vor der Jahrtausendwende noch nicht gab und die, wenn sie in dieser Perfektion eingesetzt werden wie hier, einfach noch einmal eine Bereicherung darstellen, die entsprechende Kritiker absolut mundtot machen müsste. Ach und erwähnte ich eigentlich schon, dass der Film ganz nebenbei auch noch vorzüglich gespielt ist?

Tja und wem das alles, wie mir, beim ersten Mal Schauen noch gar nicht so umfassend aufgefallen sein sollte, dem kann ich daher auch nur empfehlen es wie ich zu machen und dieses Meisterwerk schleunigst noch einmal zu goutieren. Das ist einfach erhebend. Und am Ende des Tages kriegt „The Revenant“ auch bloß wegen der überflüssigen Traumszenen, des unnötigen Durchhängers im zweiten Teil des Films und der teilweise dann doch etwas zu übertriebenen Kameraexperimente keine fünf Sterne mehr. Tja, an alle drei Aspekte kann man sich auf Dauer gewöhnen, denke ich da fast. Und von daher bin ich jetzt schon gespannt, was Durchgang drei bringen wird. Denn ich habe fast das Gefühl, Iñárritus Oscar-Gewinner kann noch mehr…

Zur BD:

Dass man sich bei aktuellen Filmen eher die BD als die DVD dazu ins Regal stellen sollte, weil diese für den Transfer auf Letztere ja eher noch einen Downscale (oder wie so was dann heißt) erhalten müssen,  dürfte ja mittlerweile klar sein. Gerade bei einem so ästhetischen Film wie „The Revenant“ lohnt sich dieses Vorgehen doppelt und dreifach. Er sieht auf Fox‘ HD-Scheibe einfach brillant aus und hört sich natürlich auch so an. Auf den ersten Blick hat man dafür am Bonusmaterial gespart, aber eben nur auf den ersten:

  1. „Aufbruch in eine unbekannte Welt“: Ich hatte es mir tatsächlich fast gedacht, dass man das Bonusmaterial bei diesem Streifen seinem schwermütigen Tonfall anpassen würde. Und so erzählt diese knapp dreiviertelstündige Dokumentation nicht etwa viel von den Dreharbeiten (am Rande auch, aber viel kann man davon nicht mitnehmen, wenn man darauf aus ist), sondern viel mehr von den Hintergedanken der Macher bei der Produktion die Indianer und die Umwelt betreffend. Fast kann man diese Aussagen hier, die sich natürlich nur auf den Film beziehen, als eine Art Vorbote auf DiCaprios Aufmerksam-Macher auf den Klimawandel, „Before The Flood“, sehen. So unterschiedlich sind gerade seine Äußerungen dort und hier nicht. Und so bekommt diese auch ganz ruhig vorgetragene Reise zu den Drehorten, in ein Indianerreservat usw. ihre ganz eigene Note und ist ähnlich nachhallend wie der Film selbst. Gucke ich mir mit Sicherheit auch noch ein zweites Mal an und kann ich daher ebenso nur empfehlen.
  2. Bildergalerie: Da sind tatsächlich einige interessante Bilder vom Set bei, da kann man mal durchklicken.

Und so heißt es in diesem Fall also: Klasse statt Masse. Die Dokumentation alleine hätte schon die fünf Euro gerechtfertigt, die ich für diese Scheibe bezahlt habe, selbst wenn der Streifen darauf schlecht gewesen wäre. So wusste ich aber aus dem Kino ja schon, dass er sich lohnt und kann euch den Kauf daher auch nur wärmstens empfehlen.

Zitate

[John Fitzgerald beleidigt Hugh Glass, der davon unbeeindruckt weiterhin seine Flinte putzt, bis der Streitsuchende endlich wütend deren Lauf packt] „Du weißt nicht, wo dein Platz ist, Junge.“ – „So wie ich das sehe, ist mein Platz hier am vorteilhafteren Ende des Gewehrs.“(Hugh Glass hat in Waffenkunde aufgepasst)

„Die hören nicht deine Stimme. Die sehen nur die Farbe deiner Haut.“(Glass demonstriert seinem Sohn, dass er auch in Rassenkunde aufgepasst hat)

„So wie ich das sehe, habe ich dir jetzt zweimal das Leben gerettet. Ich sollte Gott für dich sein.“(John Fitzgerald lässt gegenüber Jim Bridger durchgucken, dass er in Religion nicht so gut aufgepasst hat)

„Das Indianerpack ist nie so tot, wie man denkt.“(auch in Biologie hat es bei John Fitzgerald offensichtlich nicht ganz gereicht)

„Ich habe keine Angst mehr zu sterben. Ich war schon mal tot.“(Glass ist der Wiedergänger)

„Ist es wahr, dass Sie einen Offizier getötet haben?“ – „Ich habe nur einen Mann getötet, der meinen Sohn töten wollte.“(Glass braucht keine Rechtfertigungen)

★★★★

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