Seminole
★★★ +
- Jahr: 1953
- Regie: Budd Boetticher
- Darsteller: Rock Hudson, Richard Carlson, Anthony Quinn, Barbara Hale, Hugh O’Brian, Lee Marvin…
Story
Offene Kurzfassung
Als Leutnant Lance Caldwell (Rock Hudson) ins Fort King nach Florida versetzt wird, ahnt er nicht, dass sein Jugendfreund John mittlerweile als Osceola (Anthony Quinn) den Anführer der aufständischen Seminole gibt, die sich nicht freiwillig in ein Reservat umsiedeln lassen wollen. Und obwohl Caldwell alles dafür tut, dass den Indianern Gerechtigkeit widerfährt, kann er seinen Vorgesetzten, Major Harlan Degan (Richard Carlson), nicht davon abhalten, einen Feldzug gegen diese zu starten…
Langfassung
Leutnant Lance Caldwell (Rock Hudson) muss sich vor dem Kriegsgericht verantworten. Wofür? Das erzählt er noch mal ganz ausführlich:
Alles begann damit, dass er ins Fort King nach Florida versetzt wurde, weil er dort aufgewachsen ist und die Gegend kennt. Hier erfährt er die Pläne seines Vorgesetzten, Major Harlan Degan (Richard Carlson). Dieser möchte den örtlichen Seminole, die in einem Reservat angesiedelt werden sollen, sich aber weigern und unter ihrem Anführer Osceola (Anthony Quinn) „Ärger machen“, einen Denkzettel verpassen. Caldwell kann die Indianer jedoch sehr gut verstehen und setzt alles daran, ihm dieses Vorhaben auszureden. Doch Degan lässt sich nicht umstimmen.
Noch am selben Tag erbittet sich Caldwell Urlaub. Er besucht seine Jugendfreundin Revere Muldoon (Barbara Hale) und erzählt ihr alles, was er im Fort erfahren hat. Diese wiederum gibt dies an Osceola weiter, den Sie als John ebenfalls aus ihrer Jugend kennt und liebt.
Am nächsten Morgen setzt Degan sein Vorhaben in die Tat um. Er rückt mit einer Handvoll Soldaten aus, um Osceola mit einem Überraschungsangriff vernichtend zu schlagen. Doch die Indianer sind ob der Vorwarnung bestens vorbereitet und überlisten ihn. Aus dem Gefecht entkommen nur Degan, Sergeant Magruder (Lee Marvin) und ein weiterer Soldat. Caldwell wird von den Seminolen gerettet und verschont, da er und Osceola sich auch noch von früher kennen.
Während er nun im Lager der Indianer eine Verletzung auskuriert, lässt Degan durch Revere die Botschaft überbringen, dass er mit Osceola über einen Friedensvertrag verhandeln will. Obwohl einige Stimmen aus den eigenen Reihen gegen ihn laut werden, geht der Häuptling auf den Vorschlag ein. Doch seine Gegner sollen Recht behalten. Er wird trotz weißer Fahne von den Soldaten gefangen genommen, geschlagen und in ein Verlies gesperrt. Hier sucht ihn sein ärgster Widersacher Kajeck (Hugh O’Brian), auf, um ihn zu töten. Caldwell kann diesen Anschlag zwar gerade noch vereiteln, doch bei seinem Kampf mit dem Angreifer ertrinkt Osceola im Regenwasser, das sich während der Regenzeit in seinem Gefängnis angesammelt hat.
Als die Wache den tragischen Unfall entdeckt, sitzt nur noch Caldwell bei seinem Freund im Kerker und es sieht so aus, als ob er den Indianerführer getötet hätte. An dieser Stelle macht der Film einen Sprung zurück in die Gegenwart vors Kriegsgericht.
Dieses erklärt Caldwell ob dieser Faktenlage für schuldig an dem Mord von Osceola und verurteilt ihn zum Tode durch Erschießen. Doch bevor das Urteil vollstreckt werden kann, taucht Kajeck mit seinen Kriegern auf, hindert die Soldaten daran und klärt den Fall auf. Außerdem fordert er den Leichnam Osceolas, um ihm würdig bestatten zu können. Dieser wird ihm zugesprochen, die Indianer ziehen ab und sollen in absehbarer Zeit für richtige Friedensverhandlungen zurückkehren. Caldwell wird daraufhin freigesprochen und hat nun Revere für sich.
Worte zum Film
durchaus realistisch, aber historisch nicht immer (und in wesentlichen Punkten nicht) korrekt; trotz Minilaufzeit mitunter recht zäh; gute Besetzung; nette Florida-Drehorte
Bewertung
Nachdem die Western-Welt von Jack Arnold (vorerst) keinen weiteren Vertreter mehr für mich bereithält, will ich mich mal einer weiteren, großen, teils mythisch verehrten Ikone des B-Western zuwenden: Budd Boetticher. Ich fange dabei einfach mal mit „Seminola“ an, weil ich gestern Abend Lust auf eine Pferdeoper mit Indianerkriegssetting hatte. Und seitdem ich Konrad Petzolds „Osceola“ gesehen habe, wollte ich den sowieso längst mal wieder neu entdeckt haben.
Tatsächlich ist es vor diesem Hintergrund nicht ganz einfach, den ostdeutschen Vertreter auszublenden, um nicht Gefahr zu laufen, die beiden Streifen, die unter komplett unterschiedlichen Umständen zu sehr verschiedenen Zeitpunkten der Filmgeschichte entstanden sind, miteinander zu vergleichen. Schließlich schreibt sich auch „Seminole“ direkt im Vorspann selbst auf die Fahnen, ein historisches Ereignis nacherzählen zu wollen. Und während die DEFA-Filmemacher in der Vorproduktion ihrer „Indianerfilme“ stets merkliche Recherche betrieben haben, darf man diese Aussage bei einem Streifen der klassischen Hollywood-Periode im Vorfeld durchaus anzweifeln.
Jedoch stellt sich „Seminola“ als durchaus realistisch in Bezug auf die Darstellung von Armee und Kriegsführung der Vereinigten Staaten zu Zeiten des Zweiten Seminolenkrieges heraus. Gerade die Figur des Major Harlan Degan, die ganz offensichtlich nach dem historischen Vorbild von General Thomas Jesup geschaffen wurde, scheint erschreckend nah an dessen damaliger Realität zu sein. Leider greift Drehbuchautor Charles K. Peck Jr. zu seiner Porträtierung unnötigerweise darauf zurück, seinen Darsteller Richard Carlson innerste Gedanken aussprechen zu lassen, damit auch der letzte Zuschauer kapiert, dass dieser Mann ein schwacher Charakter ist (z. B., dass er sein Regiment nur nach seinen Büchern führe oder dass er ob der ersten Niederlage seiner Laufbahn durch einen Indianer arg gekränkt ist). Dieses Winks mit dem Zaunpfahl hätte es nicht bedurft.
Trotzdem ist es beachtlich, wie offen „Seminole“ dadurch und selbstredend durch die Figur des rechtschaffenen Leutnants Lance Caldwell (Held Rock Hudson) Partei für die Indianer ergreift. Zwar muss man sich im Gegenzug damit abfinden, dass die Story leider „nur“ aus der Sicht des Soldaten erzählt wird, wodurch die Ureinwohner trotzdem recht wenig selbst zu Wort kommen, aber mehr konnte man von einem Hollywood-Western von 1953 auch einfach nicht erwarten.
Trotzdem – und das kann einen mitunter durchaus nerven – ist „Seminola“ in einigen zentralen Punkten ganz offensichtlich historisch inkorrekt. Eine unglaubliche und dadurch gleichsam unglaubwürdige Zusammenstauchung der Ereignisse mehrerer Jahre auf gefühlt nur mehrere Tage, ein dramatisch völlig überspitzes Ende sowie eine unfassbar lächerliche, unrealistische und selten überflüssige Dreiecksbeziehung sind Zeuge dessen. Na ja, dafür ist immerhin das dargestellte Gefecht zwischen den beiden Konfliktparteien einem historischen Vorbild nachempfunden, was ich nun nicht unbedingt erwartet hätte.
Diese klassischen Western-Zutaten (sprich die Actioneinlagen) sind dann auch das Beste an „Seminole“ (inklusive einer Kriegsbemalung, die nachhaltig beeindruckt). Ansonsten plätschert das Geschehen – ob nun historisch korrekt oder nicht – so vor sich hin, ist zwischendurch mehr Abenteuerfilm als Western und mitunter sogar recht zäh. So richtig mitgenommen hat mich Boettichers, wenn ich richtig zähle, sechster Genrebeitrag leider von Anfang an nicht wirklich. Und so einiges in ihm sieht auch nicht sonderlich aus (Stichwort: die Szene mit dem gebrochenen Arm). Und das trotz der sehr netten, weil ungewohnten Drehorte in den Everglades von Florida.
Auch seine eigentlich so gute Besetzung hilft dagegen nichts. Rock Hudson und Anthony Quinn liefern zwar sehr vernünftige Leistungen ab, werden in ihren jeweiligen Rollen aber nicht besonders lange in Erinnerung bleiben (Letzter natürlich vor allem deswegen, weil er als „weißer Indianer“ mal wieder vollkommen fehlbesetzt ist (aber entweder bin ich mittlerweile abgestumpft oder aber ich empfand es als wenigstens nicht ganz so schlimm wie noch in „Sein letztes Kommando“)). Richard Carlson, der sich in seinen fiesen Major regelrecht reinsteigert, dagegen schon eher. Und auf jeden Fall Hugh O’Brian, der ob seiner Physis (und seiner Kriegsbemalung) hier den größten Eindruck hinterlässt. Zu erwähnen sonst noch Lee Marvin, der eine ungewohnt zahme Rolle spielt (und einen sehr eigenwilligen militärischen Gruß anbietet), und James Best, den ich tatsächlich gar nicht erkannt habe… Leid tun kann einem auf ganzer Linie Barbara Hale, da ihre Rolle ja nicht nur ein reines Love Interest ist, sondern diese Story Liebesbeziehungen eigentlich gar nicht verträgt. Sei es, wie es sei.
Am Ende kann man sich Budd Boettichers sechsten Western aufgrund des guten Wortes, das er für die Sache der Indianer einlegt, sowie der realistischen Darstellung der damaligen amerikanischen Armee und ihrer Strategien in einer etwas anderen Umgebung ruhig mal anschauen. Das realistischere Bild der damaligen Lebensumstände der Indianer (sowie auch weiterer Zivilisten, die hier ja nur ganz am Rande eine Rolle spielen), zeichnet jedoch „Osceola“ (Mist, ich wollte doch eigentlich keinen Vergleich anstellen). Und außerdem braucht es viel mehr als eine Sichtung aus meiner Sicht auch deswegen nicht, weil „Seminola“ es allein seiner kurzen Laufzeit (und Hugh O’Brians eindrucksvollem Auftritt) verdankt, dass man sich nicht doch irgendwann langweilt.
Zitate
„Mein Pferd ist schneller als die Post.“(Lance Caldwell vertraut der Post in einer Zeit ohne Online-Versandhandel noch nicht richtig)
„Das Schnaufen kann ich den Menschen verbieten, aber nicht den Pferden.“(Major Harlan Degan kennt die Leistungsgrenze seiner Untergebenen)
„Ich habe schon viel mitgemacht, aber so etwas noch nicht. Aber jeder kann sich wenigstens aussuchen, wie er lieber verreckt: Ertrinken, Hitzschlag oder Indianer.“(ein Soldat fasst die Vorteile von Degans Trip durch die Everglades zusammen)
„Niemand ist besser daran, wenn er tot ist.“(Osceola spricht aus Erfahrung)
★★★ +