Männer des Gesetzes

Posse

★★★ +

  • Jahr: 1975
  • Regie: Kirk Douglas
  • Darsteller: Kirk Douglas, Bruce Dern, Bo Hopkins, James Stacy...

Story

Marshal Howard Nightingale (Kirk Douglas) ist mit seinen fünf Deputys schon lange hinter dem Eisenbahnräuber Jack Strawhorn (Bruce Dern) her. Als es ihm endlich gelingt, diesen dingfest zu machen, ist er sich seiner Wahl zum US-Senator sicher. Blöd nur, dass der böse Bube gar nicht so dämlich ist und sich aus dem Sonderzug, mit dem er in die nächstgrößere Stadt transportiert werden soll und in dem der Marshal sonst seinen Opfern hinterher zu reisen pflegt, entwischt, nur um diesen dann zu kapern und mit Nightingale als Geisel in das Örtchen zurückzufahren, in dem dieser eine Nacht zuvor gerade erst Station und Wahlkampf gemacht hatte. Hier trägt er dessen Männern auf, 40.000 Dollar zusammenzukratzen, von denen diese 30.000 Piepen aufbringen, die sie den armen Leuten im Städtchen klauen. Mit Hilfe der Moneten kauft Strawhorn dann kurzerhand vier von Nightingales Leuten und lässt den verdutzen Marshal mit seinem letzten Handlanger im Ort zurück. Dieser wird es nun wohl doch wieder schwer haben, die anstehende Wahl tatsächlich zu gewinnen…

Worte zum Film

mäßig geschriebener, leider vollständig konstruierter Polit-Western; durchschnittliche Darsteller und eine ebensolche Inszenierung lassen Kirk Douglas‘ zweiten eigenen Film nicht lange nachhallen

Bewertung

Zum Film:

Ok, ich habe gestern zugegebenermaßen doch einen etwas anderen Film erwartet. Einen, der etwas mehr Old School ist. Aber „Posse“, der von der deutschsprachigen Wikipedia auch heute noch (Stand: Februar 2020) als das Regiedebüt Kirk Douglas‘ angegeben wird, obwohl dieser zwei Jahre zuvor bei dem offensichtlich ziemlich schrägen „Scalawag“ (der auch der Grund dafür ist, dass man nicht einfach so sagen kann, dies hier wäre der Darstellerlegende einzige selbst inszenierte Pferdeoper) schon mal sowohl vor als auch hinter der Kamera agierte, ist anderswo relativ leicht einzuordnen: Er ist ein klassischer Spätwestern, wie sie 1975 einige gedreht wurden. Und daher begnügt er sich nicht nur mit dem Erzählen einer Geschichte, sondern will darüberhinaus auch noch eine Botschaft vermitteln. Und als ob das alles nicht schon aufregend genug wäre, soll es dann auch gleich noch eine politische sein – oha! Und jetzt versteht mich bitte nicht falsch: Ich habe mit Sicherheit nichts gegen Streifen mit einer Aussage (ich bin da nicht ganz so extrem eingestellt wie Howard Hawks), ich habe natürlich nichts gegen intelligente oder gar intellektuelle Werke und bestimmt auch nichts dagegen, wenn es mal politisch wird, nur… So was muss man eben auch können, ne? Und obwohl der Western ja ein Genre ist, das sich prinzipiell mit allem und jedem kombinieren lässt: Wirklich jede Story muss man ja nun auch nicht unbedingt in den Wilden Western übertragen, oder? Worauf ich also hinaus will? Die hier beschäftigten Drehbuchautoren William Roberts und Christopher Knopf (und für das Treatment war laut IMDb auch noch ein gewisser Larry Cohen verantwortlich – nun ja…) haben nicht unbedingt vollkommen schlampig gearbeitet, aber doch immerhin ziemlich unsauber. Denn abgesehen davon, dass dieses Nichts an Story nur durch den unnötig langgezogenen Beginn gerade so auf nicht einmal ganz 90 Minuten kommt, schüttelt man während der Sichtung ob der abstrusen Vorkommnisse auf dem Bildschirm immer wieder nur verwundert den Kopf, da man eines sofort entlarvt und fortan nicht mehr aus der Birne kriegt: „Männer des Gesetzes“ ist (über-)kons-tru-iert. Ja, tatsächlich. Ansonsten wäre Douglas zweite und letzte Regiearbeit ja vielleicht wirklich ein interessanter Vertreter geworden, aber das, was hier abgeht, geschieht die ganze Zeit einzig und allein deshalb, damit am Ende die Pointe stimmt und das ist mir dann insgesamt ehrlich gesagt etwas zu wenig.

Aber vielleicht fangen wir doch am besten vorne an. Dort, wo die meisten Western anfangen. Ach Quatsch, so meine ich das natürlich nicht. Aber „Posse“ beginnt laut damaligem Filmplakat ja so wie die meisten Western anfangen. Da ist man als Fan natürlich gleich mal ziemlich gespannt, wie das Ganze hier losgehen mag. Und zugegebenermaßen habe ich mich während des Vorspanns schon gefragt, seit wann alle Western mit ner Horde Gesetzeshüter beginnen, die einen Banditen-Unterschlupf abfackeln, aber keine Angst – ich bin dann doch ziemlich fix dahintergekommen, wie diese Aussage gemeint ist. (Spoiler) Spätestens wenn Kirk Douglas‘ Howard Nightingale Bruce Derns als ultragefährlichen Verbrecher eingeführten Jack Strawhorn bereits nach ner Viertelstunde Film fängt, ist das klar. Da ich mir vor der Sichtung ja aber mal wieder keinen Klappentext durchgelesen habe, kam das für mich völlig überraschend. Das ist auf der einen Seite zwar erfrischend und gut, auf der anderen zu diesem Zeitpunkt aber auch unbedingt notwendig, da einem „Männer des Gesetzes“ bis hierhin wie das Vorhaben Douglas vorkommen muss, zu einer Zeit, zu der das gang und gäbe war, auch nochmal eine Pferdeoper mit einer düsteren Optik und Schusswechseln zu inszenieren, bei denen das Opfer entweder in Slowmotion fällt oder aber bis nach Mexiko fliegt, bevor es tot liegenbleibt. Das ist nicht gerade überragend gemacht und wirklich interessant oder gar spannend geht es bis dahin auch nicht zu. Ganz im Gegenteil sind die Flitzpiepen, die Strawhorn da um sich scharrt, selbstredend total lächerlich (bei denen hätte ich auch Angst um mein Leben), aber selbst wenn sie ein wenig was auf dem Kasten hätten – gegen Nightingales Über-Truppe hätten sie ja nie auch nur den Hauch einer Chance gehabt. Von daher ja, falls man diese Plakat-Aussage von damals so verstehen sollte, dass wir hier in den ersten fünfzehn Minuten einen komplett austauschbaren 08/15-Einheitsbrei serviert bekommen, dann stimmt sie (und nur für den Fall, dass es jemand lesen möchte: auch hier braucht niemand Angst zu haben; ich weiß wie gesagt, wie der Spruch zu verstehen ist). Und ganz ehrlich: Dann hätte man sich diese lange Exposition auch sparen können. Dann hätte man Nightingale Strawhorn auch gleich in der ersten Szene gefangen nehmen lassen können. (Spoilerende) Allerdings sagte ich ja bereits, dass der Film dann zu kurz geraten wäre.

Daher muss man sich damit auf jeden Fall abfinden, aber hey, wir reden hier über nicht mal ne halbe Stunde Laufzeit; das ist zu verschmerzen. Und dann wird’s ja auch besser. Dann offenbart „Posse“ endlich, dass er ein kleiner Polit-Western sein will. Und wenn ich sage klein, dann meine ich das auch so. Man will nicht unfassbar hoch hinaus; man will nur eine Pferdeoper mit sehr allgemeingültigen politischen Aussagen abliefern. Solche Sachen wie „Politiker sind egoistische, geld- sowie machtgeile, rücksichtslose Lügner und scheren sich daher einen Dreck um das Gemeinwohl, wenn es ihnen nicht zu ihrem Vorteil gereicht“, „Jeder ist käuflich“, „Geld regiert die Welt“, „Am Ende geht es immer auf Kosten der Kleinen und Schwachen“ usw. Das ist so weit auch noch absolut nichts, was ich schlecht finden kann. Das ist sogar genau die Herangehensweise, die gesund ist und die hieraus daher doch noch einen guten Streifen hätte machen können (gebt es zu – jeder von uns liebt doch Sätze wie „Alle Politiker reden die gleiche Scheiße!“, oder? (alle Kleinstadtbürgermeister dieser Welt, die diesen Text bis hierhin verfolgt haben sollten, müssen ja ab jetzt nicht mehr weiterlesen)). So ist gerade das Gespräch zwischen Marshal Nightingale und Zeitungsmann Harold Hellman (James Stacy) in der Art und Weise, wie es im klassischen US-Western selbstverständliche us-amerikanische Gründungs- und Fortschrittsmythen entlarvt, über die Maßen gelungen und ja fast schon denkwürdig (vor allem die Zeit, in der es abgehalten wird, ist atemberaubend; da kommt man ja fast nicht hinterher) und auch generell weichen wir damit endlich vom Standard-Schema ab und bekommen eine eigenständige Story erzählt. So viel muss man dem Film eindeutig lassen. Aber abgesehen davon, dass diese trotzdem weiterhin nicht der ganz große Wurf ist (ein wenig mehr Spannung und Action hätten meiner Meinung nach durchaus gut getan) und durch Szenen wie Nightingales Wahlkampfrede oder sein „Dann-doch-nicht-Techtelmechtel“ mit der Hotelbesitzerin Carla Ross (Beth Brickell) weiterhin unnötig in die Länge gezogen wird, enttäuschte mich im weiteren Verlauf vor allem wie gesagt die Konstruiertheit der Rahmenbedingungen, die dann zur Auflösung dieser Geschichte führen (wenn es das Wort „Konstruiertheit“ als Substantiv überhaupt gibt – aber ich weiß sonst gerade nicht, wie ich es ausdrücken soll und ihr wisst, was ich meine).

(Spoiler) So ist es zwar wie erwähnt so, dass Nightingales Deputys zu Beginn wie die größten Profis agieren und den Trupp Gegner (also den nach dem Vorspann) genauso leicht in die ewigen Jagdgründe befördern, wie sie wohl auch ihr Frühstücksei verputzen (und ja, klar, es handelt sich dabei um einen Haufen Deppen, aber selbst dann würde man ja „im echten Leben“ (und schon gar nicht im Wilden Westen, aber dieses Fass machen wir natürlich wie immer gar nicht erst auf) nicht mit jedem Schuss treffen), sich aber im weiteren Verlauf wie unterbelichtete Teenager benehmen. Vor diesem Hintergrund ist es dem inhaftierten Strawhorn z. B. ein Leichtes an die Zellenschlüssel zu kommen, während Wachmann Krag (Luke Askew) am Gitter vorbeischlendert und am Ende gelingt ihm natürlich auch die Flucht. Aber nicht irgendeine Flucht, nein! Wie dieser Strawhorn mit der Hilfe eines einzigen Streichholzes und eines abgebrochenen Besenstiels seine Freiheit wiedererlangt, ist wirklich enorm! Enorm gut durchdacht, enorm gut durchgeführt und von den Mannen des Marshals enorm schlecht behindert (nämlich quasi gar nicht). Da stellen die sich dann mit einem Male wie die Schuljungen an. Wie der Gauner das Streichholz die ganze Zeit versteckt, mag ja noch angehen (und nein, ich komme jetzt auch nicht damit, was denn gewesen wäre, wenn es ein solches aus dem Discounter gewesen wäre (ihr wisst schon, diese, die man elfmal anreißt und die dann abbrechen)), aber wie er den Draht von einem Besenstiel hinter seinem Rücken abwickelt, ohne dass sein Gesprächspartner etwas davon mitkriegt? Höchst unwahrscheinlich. Und am schlimmsten ist natürlich die Tatsache, dass er den Besen überhaupt bekommt. Weil da Pferdescheiße auf dem Boden seiner Zelle wäre. Ich mein, wenn der doch so gewitzt sein soll, dann lasse ich als cleverer Deputy doch den Besen wo er ist – ob nun gekürzt oder ungekürzt… Dann hätte der mit seinem Streichholz da lange sitzen und warten können. Aber wie war das überhaupt mit dem Streichholz? Das hat der Schlawiner doch tatsächlich vom Boss, von Marshal Nightingale persönlich bekommen. Er wusste also in der Zelle in der Stadt schon, wie er fliehen wollen würde. Dass er diese ganzen Zufälle alle voraussieht (Zelle mit Stroh und Pferdescheiße drin, Besen in greifbarer Nähe, dämliche Wache), ist natürlich völliger Unsinn und mir dann ehrlich gesagt etwas zu viel des Guten. Auf diese Fähigkeiten wäre ja selbst James Bond neidisch. Aber der gute Jack hat ja nicht nur das vorhergesehen. Denn das Ende ist wirklich ein noch viel größerer Knaller!

Wenn er nämlich erstmal entwischt ist, klaut sich Strawhorn auch noch den ganzen Sonderzug, mit dem Nightingale ihn so lange verfolgt hat und fährt damit zurück in die Stadt. Dass der Marshal der einzige seiner Truppe sein würde, der ihn einholen und sich an die Lokomotive heften würde, sodass er sich hochziehen und von Jack gefangen nehmen lassen kann, konnte er offensichtlich auch noch erahnen (bei den entsprechenden Szenen fiel mir unweigerlich der Titel des noch sehr viel späten gedrehten Vertreters „Once Upon A Texas Train“ ein – hätte auf jeden Fall wesentlich mehr hergemacht als das völlig langweilige „Posse“). Und dann treibt er den verhassten Gesetzeshüter wie die Kuh durchs Dorf, damit die feigen Einwohner auch ja sehen, dass der große Mann gar nicht so toll ist, wie er immer tat und verbarrikadiert sich mit ihm im Hotel, um auf dessen Leute zu warten. Die traben dann auch brav an und kriegen daraufhin den Spezialauftrag von Strawhorn, den Einwohnern des Städtchens 40.000 Dollar abzunehmen, wenn dem Boss nichts passieren soll. Dass der tatsächlich gar nicht so strahlende Nightingale diese völlig abstruse Idee abnicken würde, nun gut, das hätte er tatsächlich vorhersehen können; das steht diesem hier ja quasi auf der Stirn geschrieben (genauso wie der mega nervig und völlig übertrieben wirklich mit jedem Satz und jeder Geste Wahlkampf machen muss – also wenn einer das so offensiv wie offensichtlich tut…). Was aber nur mit allergrößter Menschenkenntnis und in der kurzen Zeit, die er mit ihnen verbracht hat, sowieso nicht zu erraten gewesen wäre, wäre die Reaktion der Deputys darauf gewesen. Denn die fällt am Ende tatsächlich so aus, wie Jack sich das dachte: Die so taffen und sonst so gesetzestreuen Handlanger reißen sich tatsächlich mit roher Gewalt jedes Scheinchen im Ort unter den Nagel, das sie finden können. Da ist nicht einer dabei, der auch nur eine Minute überlegt, ob das denn auch moralisch vertretbar ist, sondern nein, sie plündern gleich drauf los. Statt auf die überlange Introduktion hätte das Drehbuch ja mal lieber Wert auf ein klärendes Gespräch unter ihnen legen können, aber nichts da. Die übertreten sofort und mit Lust alle Gesetze, die sie vorher noch zu schützen geschworen hatten, stellen sich an wie die Elefanten im Porzellanladen und reagieren damit exakt so, wie Strawhorn sich das gewünscht hat. Und als ob das nicht alles schon unglaubwürdig genug wäre, wurde diese Situation von Seiten der Herren Roberts und Knopf noch mit ein paar weiteren Unwahrscheinlichkeiten garniert. Denn diese Knalltüten von Hilfssheriffs haben sich einen Abend vorher ja schon aufgeführt, als ob ihnen die Stadt gehören würde. Durch den Fang des gefährlichen Banditen offensichtlich mit den dicksten Eiern der Welt und wohl auch dem männlichsten Geruch dieses Planeten ausgestattet, hatten sie sich nämlich auf die Damenwelt des kleinen Örtchens geworfen und natürlich auch jeder was zum Stechen abgekriegt. Gut nicht alle, da einer (Krag) statt nem Nümmernchen ja Wache bei Strawhorn schieben musste und der fünfte ein Indianer ist – das war dann wohl selbst Knopf-Roberts zu viel des Guten. Aber die anderen drei dürfen alle ran. Und nun gut, dass zwei davon sich zwei Freundinnen schnappen und da dann im Zuge zum Zuge kommen dürfen – geschenkt. Diese sind zwar aus gutem Hause und ihren Vätern bleibt daher glatt die Bowle im Halse stecken, als sie schnallen, was los war, aber wenn wir uns jetzt mal vorstellen wollen, dass die vorher vielleicht noch nie… Es bleibt unrealistisch, ist aber natürlich durchaus vorstellbar. Wie aber der Wesley (Bo Hopkins) da die Frau des ortsansässigen Krämers „verführt“ (indem er einfach sagt „Hallo mein Name ist Wesley, ich bin der tollste Hecht von Texas und habe auch die dicksten Eier in diesem Staate. Darf ich Sie daher heute Abend bitte f…?“ (klar, die Worte stammen jetzt von mir, aber die Szenen dazu könnt ihr im Film nachschauen)) und sie in der Nacht von Nightingales Wahlkampfrede dann auch gleich flachlegt, ist absolut lächerlich. Natürlich ist auch dieser Zwischenfall für sich gesehen auch nicht unbedingt unvorstellbar, aber alles zusammen? Na und dann nehmen sich die drei Stecher natürlich auch jeweils den Laden der Frau bzw. des Mädchens vor, bei dem sie den Abend zuvor noch zugange waren. Da gibt’s kein Schamgefühl, da wird dann auch der Alte von der schon mal durch nen Schlag mit dem Schießprügel zurechtgewiesen. Sorry, wenn ich das jetzt so sagen muss, aber wahrscheinlich gehörte das auch noch zu Strawhorns Plan… Dieser sieht übrigens schlussendlich dann noch vor mit den tatsächlich erbeuteten 30.000 Dollar Nightingales Mannschaft zu kaufen, was selbstredend auch wieder spielend leicht gelingt. Nur Krag hat in diesem Falle etwas gegen einen sofortigen Seitenwechsel, aber das ist auch nicht wirklich der Rede wert. Vorher geben sich Roberts und Knopf noch völlig der Lächerlichkeit preis, indem sie den vier Flitzpiepen (die übrigens natürlich auch deswegen so willig sind, weil sie just bevor Strawhorn den Zug zum Stillstand brachte, von ihrem Chef noch erfahren haben, dass dieser nach seiner Wahl keine Verwendung mehr für sie hat (welch Wunder) und sie dann einer normalen Anstellung als Zugwächter nachgehen müssten, die er für sie organisiert hat) noch eine Quasi-Rechtfertigung für ihr amoralisches Tun ins Drehbuch schreiben, da diese mit der Tötung des Mannes der Frau Cooper, die Wesley vernascht hatte, die Grenze zum Outlaw-Dasein bereits vorher völlig überschreiten. Warum der Vogel aber auch mit einem Male meint den Märtyrer spielen zu müssen, erschließt sich mir zumindest überhaupt nicht. (Spoilerende) Und ich könnte auch noch ein, zwei Punkte anführen, von denen ich der Meinung bin, dass sie in dieser Story sehr unglaubwürdig wirken, aber ich hoffe, ich bin auch nach diesen Ausführungen nicht der einzige, der das ganze Geschehen hier für doch sehr übertrieben und daher für das hält, was es ist: konstruiert.

Weiterhin stoße ich mich noch ziemlich am Charakter dieses Jack Strawhorn. Ich finde es zwar gut, dass dieser nicht à la Jesse James als Volksheld oder vom ihm angetanen Unrecht in die Verbrechensspirale getrieben dargestellt wird, aber man hätte diesen dann doch sympathischer machen müssen. Ungefähr so wie Butch Cassidy und The Sundance Kid z. B. Schließlich muss er hier dann die Zuschauersympathien auf sich ziehen, wenn Douglas „guter“ Charakter das schon nicht kann. Dazu ist dieser Strawhorn aber gänzlich ungeeignet, da gleich zu Anfang klargestellt wird, dass er nichts anderes ist als ein Arschloch. Dadurch fehlt mir hier mal wieder jegliche Bezugsperson, was das Sehvergnügen für mich nur zusätzlich weiter einschränkt.

Allerdings sei in diesem Zusammenhang auch zugegegeben: Selbst bei entsprechender Rollenvorgabe durch das Drehbuch hätte es Strawhorn bei mir immens schwer gehabt, Punkte zu sammeln, da man mit Bruce Dern natürlich den völlig falschen Kerl für eine solche Rolle besetzt hätte. Denn den kann ich nun wirklich so gar nicht ab und ich weiß nach dieser Lachnummer auch durchaus wieder, warum das so ist. Er meint wohl auch hier wieder, er wäre mega cool, aber das ist er nicht. So aufgesetzt, wie er hier agiert… Ich mag den Mann einfach nicht. So klappt es natürlich immerhin, dass man seine Figur super unsympathisch findet, aber was ich davon halte, sagte ich ja eben schon. Und Dern kann einen Film auch einfach nicht tragen, was er hier ob Kirk Douglas‘ Rollenanlage aber eigentlich müsste. Dieser wiederum spielt seinen Howard Nightingale nicht unbedingt so, als wenn dieser Film, den er ja immerhin selbst inszeniert hat, eine Herzensangelegenheit gewesen wäre (was sie aber mit Sicherheit war). Das ist bei weitem nicht schlecht, aber er hat schon so viele bessere Auftritte in diesem Genre hingelegt, dass wir da am besten nicht weiter drüber reden. Und der Rest der Crew ist hier nun wirklich nicht der Rede wert. Unabhängig davon, dass die ja alle keine besonders großen Rollen spielen, da sich fast alles auf das Duell Marshal gegen Verbrecher konzentriert, fällt da auch niemand besonders positiv auf. Negativ auf der anderen Seite aber netterweise auch niemand.

Eben fast so, wie Douglas‘ Regie auch ausgefallen ist. Sie fällt nicht weiter störend auf, aber eine Handschrift ist nirgends zu erkennen. Das hier hätte jeder andere Durchschnittsregisseur auch so hingekriegt. Und da man sich auf den alten Haudegen in seiner Rolle grundsätzlich verlassen kann, er sich mit Bruce Dern aber einen denkbar schlechten Gegenpart ausgesucht hat, steht es auch diesbezüglich unentschieden. Daher hätte die Story von „Männer des Gesetzes“ schon wirklich außergewöhnlich sein müssen, um den Streifen noch auf ein weit überdurchschnittliches Niveau zu heben. Dem ist aber nicht so. Zwar ist sie immerhin nach tatsächlich recht bekanntem Start im weiteren Verlauf interessant anders, aber zumindest mir persönlich viel zu konstruiert. Die politische Aussage dieses Werks teile ich zwar gerne (wenn man natürlich auch jeden Menschen und damit auch jeden Politiker einzeln bewerten muss und selbstverständlich lange nicht alle so penetrant sind (und dies sicherlich auch nicht waren) wie dieser Howard Nightingale hier), aber wenn diese auf einem Fundament ruht, das durch seine vielen, vielen kleinen Unwahrscheinlichkeiten dermaßen wackelt, hätte ich es, wie eingangs bereits erwähnt, an Kirk Douglas‘ Stelle gelassen, diese in diesem Gewand im Kino zu treffen. Denn so möchte man ihm am liebsten sagen: „Wärst du doch bloß mal vor der Kamera geblieben.“

Zur DVD:

Über meine Paramount-DVD zu „Posse“ habe ich mich neulich dann doch sehr gewundert. Die ist ja nun schon wirklich uralt und fast genauso lang, wie sie auf dem Markt ist, stand sie auch schon bei mir im Schrank rum, ohne jemals geguckt worden zu sein (ihr kennt das ja, man kommt ja zu nichts). Als sie nun endlich dran war, fielen mir zwar Bild und Ton nicht sonderlich negativ auf (das geht alles; nichts Überragendes, aber im vernünftigen Bereich), aber konnte ich sie fast nicht zu Ende gucken, weil sie acht Minuten vor Schluss plötzlich meinte, sich ständig aufhängen zu müssen. Grund dafür war, wie ich nach mehreren Playerwechseln endlich feststellte, dass eine Art „Schmutzring“ auf der Rückseite sich einmal im Kreis um die ganze Scheibe zog und so wohl das Auslesen des „dahinterliegenden“ Bereichs verhinderte. Gott sei Dank konnte ich diesen mit Hilfe eines geeigneten Tuchs entfernen, aber wie kann das bei einer nagelneuen DVD sein? Ist mir vorher auch noch nie untergekommen. Dementsprechend überrascht war ich. Aber gut, hat sich ja im Nachhinein dann doch noch als spielbar herausgestellt, aber ich hoffe, zukünftig von derlei Überraschungen verschont zu bleiben. Nicht so überraschend übrigens, dass noch nicht mal der Trailer als Extra drauf ist… Aber nun gut, ich habe das Ding damals für unter fünf Euro geschossen und dafür kriegt man hier ne solide Scheibe, die es als Einzel-BD wohl auch noch gar nicht gibt. Dann macht man damit natürlich auch immer noch nicht so viel verkehrt, denke ich.

Zitate

„Jeder Tag über der Erde statt unter ihr ist ein guter Tag.“(Jack Strawhorn schätzt die kleinen Dinge)

„Ich mag’s nicht, wenn man auf mich schießt – nicht mal mit der Kamera.“(Howard Nightingale gibt sich lichtscheu)

„Man soll die Stimmen erst nach der Wahl zählen.“(Howard Nightingale wandelt sich Sprichwörter so ab, wie er sie braucht)

„Mein Kommandeur war ein sehr ehrgeiziger Mann. Er wurde General – ich wurde Krüppel.“(Harold Hellman hadert heute heftig)

„Sie können nicht für den Fortschritt und gegen die Eisenbahn sein.“(Howard Nightingale kennt die Deutsche Bahn nicht)

„Alle Politiker reden die gleiche Scheiße!“(Hellmans Gehilfe bei der Zeitung ist alt genug, um zu wissen, wovon er spricht)

„Was keinen Preis hat, selbst wenn man es gern hätte, kostet manchmal mehr als man sich leisten kann.“ – „Wenn Sie sich nicht leisten können, was Sie sich wünschen, dann haben Sie mein Mitgefühl.“ – „Ich würde sagen, ich [] brauche Ihre Stimme, nicht Ihr Mitgefühl.“(Howard Nightingale erklärt Carla Ross die hohe Kunst der Politik)

„Sie können ehrliche Männer nicht kaufen.“ – „Ehrlichkeit kann man sich nur leisten, solange die Kasse stimmt und darum bin ich ein Dieb und Sie ein Lügner!“(Jack Strawhorn erklärt Howard Nightingale, wie Politik wirklich funktioniert)

„Sich über krepierte Banditen in den Senat zu schießen ist keine Ehrlichkeit, sondern gequirlte Scheiße – und davon haben Sie in Washington schon mehr als genug, Mister!“(Jack Strawhorn ist ein aufmerksamer Zeitungsleser)

★★★ +

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