Duell mit dem Teufel

The Man From Bitter Ridge

★★★ ++

  • Jahr: 1955
  • Regie: Jack Arnold
  • Darsteller: Lex Barker, Stephen McNally, John Dehner, Mara Corday, Warren Stevens, Trevor Bardette, Ray Teal...

Story

Als der Postkutschenlinien-Teilhaber Jeff Carr (Lex Barker) in das Städtchen Tomahawk kommt, um die merkwürdigen Überfälle auf seine Coaches in der letzten Zeit zu überprüfen, gerät er in einen Kleinkrieg zwischen Schafzüchtern sowie dem machtgierigen Politiker Ranse Jackman (John Dehner) und muss sich schnell für eine der beiden Seiten entscheiden…

Worte zum Film

ordentlicher Cast, ordentliche Crew, ordentliche Ausstattung, ordentliches Script mit entsprechenden B-Movie-Ein- und Ausschlägen; sehr nerviges, altbackenes Frauenbild; sonst fast ohne merkliche Fehler, wenn man in der richtigen Stimmung ist; ein gelungener Genreeinstand

Bewertung

Ok, nun steht es fest. Es war definitiv eine gute Idee, meine ganz persönliche, kleine Jack-Arnold-Western-Retrospektive mit „Red Sundown“ zu beginnen. Des B-Movie-Meisters zweite Pferdeoper ist tatsächlich um einiges stärker als sein Genre-Erstling „The Man From Bitter Ridge“ (dessen Originaltitel aber immerhin mal ein wenig Bezug zur Handlung aufbaut im Gegensatz zum deutschen „Duell mit dem Teufel“). Trotzdem hätte ich mich wohl nicht groß geärgert, hätte ich es andersrum gemacht. Denn auch mit Letzterem im Player steht einem vergnüglichen Genreabend (oder ob seiner Kürze vielleicht sogar -Nachmittag) nichts im Wege.

Allerdings möchte ich euch zumindest insofern „vorwarnen“, als dass man „Duell mit dem Teufel“ – im Gegensatz zum wirklich stimmigen „Auf der Spur des Todes“ – seinen B-Movie-Charakter zu jeder Zeit ansieht. Zwar hatte Arnold auch hier schon einige – auch seinerzeit bereits – sehr bekannte Schauspieler unter Vertrag, aber der gesamte Look ist verglichen mit A-Streifen jener Periode irgendwie nicht ganz so wertig (sicherlich wie immer auch, weil das Budget nicht mehr zuließ). Viel besser kann ich das jetzt auch nicht beschreiben, aber guckt euch den Beginn an und ihr werdet vermutlich wissen, was ich meine. Sieht eher aus, als würde gleich eine neue „Bonanza“-Folge, ähm, folgen. Oder ein anderes Beispiel: Generell in den Szenen, die im Lager der Schafzüchter spielen, speziell aber in jenen des Überfalls auf selbiges, muss Spezialist Russell Metty an der Kamera schon sein ganzes Können aufbringen, um das Set größer aussehen zu lassen, als es ist (und schafft es letztendlich doch nicht ganz).

Und auch die Geschichte um den Kleinstadtpolitiker (der hier erstmal mit dem Sheriffsamt starten will), der eigentlich ein Bandenchef ist und eine Intrige nach der anderen spinnt, um seine Gegner aus dem Weg zu räumen, sowie sein Kampf gegen die aufsässigen Schafzüchter der Gegend ist jetzt nicht sonderlich fein ausgearbeitet. Lex Barkers Jeff Carr möchte gern eine Art Privatdetektiv spielen, hat bei der Lösung seines „Falls“ (der die Postkutschenlinie eines Verwandten vom ihm betrifft, daher seine Beauftragung) aber mehr Glück als Verstand, zwischendurch muss das Ganze noch durch die obligatorische, hier selten überflüssig als Dreiecksgeschichte aufgezogene Liebelei in die Länge gezogen werden und wie plump der Plot ob seiner vorherigen Verstrickungen schlussendlich aufgelöst wird, überrascht einen dann schon. Da denkt man sich dann „Das hättet ihr ja wohl auch schon eher mal haben können.“.

Wirklich stören wird einen dies allerdings nur, sofern man eigentlich etwas Größeres erwartet hat. Hat man, so wie ich gerade, einfach nur Lust auf diese alten B-Schinken, wird man Arnold und seinen Drehbuchautoren Teddi Sherman und Lawrence Roman (die hierfür einen Roman von William MacLeod Raine adaptierten) das alles herzlich gerne verzeihen, denn man merkt schon das Herzblut, das alle Beteiligten in diese Arbeit gesteckt haben. Der Regisseur selbst ist von seiner „Red Sundown“-Form zwar noch ein Stückchen entfernt, aber für einen B-Western dieser Periode geht das schwer in Ordnung.

Und auch die erwähnten bekannten Mimen steuern ihren Teil zum Gelingen dieses Werkes bei. Lex Barker ist mir als Old Shatterhand zwar wesentlich sympathischer, beweist jedoch, dass er auch damals schon einen Film tragen und mit seiner Faust umgehen konnte. Der anthony-mann-erprobte Stephen McNally ist auch nicht gerade der große Sympathieträger, macht das aus schauspielerischer Sicht jedoch fehlerlos und John Dehner ist einfach John Dehner. Kühl, gewissenlos und einfach böse. Daneben agieren etwa Ray Teal, Trevor Bardette und Mara Corday. Der Cast ist also ebenfalls ordentlich.

Nein, das einzige, das einen zwischenzeitlich wirklich ärgern kann, ist der Umgang von Jeff Carr und Stephen McNallys Alec Black mit ihrer angeblichen Herzensdame hier, namentlich Holly Kenton (Mara Corday). Da wird einem nämlich wieder bewusst, warum es Love Interest heißt. Die beiden angeblich so verliebten Streithammel betrachten die Frau nämlich ganz offen als ihre Beute, die sie im Notfall auch mit der Faust bereit sind zu verteidigen. Und die hat sich dem Gewinner dann an den Hals zu werfen, egal was sie selbst davon hält. Dabei ist Holly Kenton eigentlich bereits eine emanzipierte Frau, die nicht nur schießen kann, sondern auch ihre eigene Meinung hat. So richtig zugestehen will das Script ihre diese jedoch nicht, sondern lässt stattdessen eher die beiden Kerle für sie reden. (Spoiler) Und am allerschlimmsten ist: Am Ende nimmt sie tatsächlich sogar noch einen davon. Hätte sie doch einfach beiden den Laufpass gegeben… (Spoilerende) So was geht heutzutage Gott sei Dank nicht mehr.

Sieht man von diesem veralteten Frauenbild ab, ist Jack Arnold mit „The Man From Bitter Ridge“ ein sehr ordentlicher Genreeinstand gelungen, der bei (ganz) knapp 80 Minuten Laufzeit keine Längen aufweisen kann und dessen klassischer Charme wesentlich größer ist als seine zwischenzeitliche Altbackenheit. Tatsächlich wird einen das alles aber wohl nur so richtig in seinen Bann ziehen können, wenn man gerade wirklich Lust auf diese Art von schmalziger B-Western-Unterhaltung hat (im Gegensatz zu „Auf der Spur des Todes“ etwa, der auch für sich allein einstehen könnte). Ich hatte sie und ich habe sie weiterhin. Ich zieh mir jetzt noch „Man In The Shadow“ rein (was für ein Titel!)…

★★★ ++

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