Die weiße Feder (Wyoming)

White Feather

★★★ ++

  • Jahr: 1955
  • Regie: Robert D. Webb
  • Darsteller: Robert Wagner, Debra Paget, Jeffrey Hunter, Hugh O’Brian, John Lund, Eduard Franz, Noah Beery Jr., Emile Meyer, Virginia Leith...

Story

Josh Tanner (Robert Wagner), der im Jahre 1877 eigentlich nur in das Gebiet von Wyoming kommt, um dort Land zu vermessen, freundet sich durch Zufall mit Little Dog (Jeffrey Hunter), dem Sohn des Cheyenne-Häuptlings Broken Hand (Eduard Franz), an und verliebt sich in dessen Schwester Appearing Day (Debra Paget). Überschattet werden diese Ereignisse allerdings von dem Friedensvertrag mit den im nahen Fort Laramie angesiedelten Weißen unter der Führung von Colonel Lindsay (John Lund), den Broken Hand im Namen seines Volkes unterzeichnet, an den sich Little Dog und dessen bester Freund Galloping Horse (Hugh O’Brian) aber nicht halten wollen. Alleine wollen sie gegen Lindsays komplette Abteilung antreten. Sowohl Tanner als auch Appearing Day versuchen zwar zu vermitteln, aber es will ihnen, auch weil Galloping Horse Josh feindlich gesinnt ist, da die Häuptlingstochter ursprünglich ihm versprochen war, nicht gelingen. Und so fängt Galloping Horse zuerst an zu schießen, wofür er von Broken Hand getötet wird, da er damit die Ehre der Indianer befleckt hatte und erledigen die Soldaten Little Dog, der daraufhin völlig alleine gegen sie angeritten war. Sodann ziehen die Cheyenne in ihr Reservat und Appearing Day mit Tanner. Sie will nun seine Frau zu werden, wofür ihr Vater sie zuvor aus dem Stamm ausgeschlossen hatte.

Worte zum Film

ordentliche Schauspieler, großartige Kameraführung; interessante, aber fragwürdige Darstellung der Indianer; bedient wohl so ziemlich jedes Klischee eines Indianer-Western; überzogenes, langatmiges, unglaubwürdiges Ende; tolle Landschaften und Massenszenen; der „kleine Bruder“ zu „Broken Arrow“ kommt an dessen historische Korrektheit nicht heran

Bewertung

Zum Film:

Also wenn ein geschätztes Unternehmen wie Koch Media eine DVD-(und mittlerweile natürlich auch BD-)Reihe unter dem Titel „Western Legenden“ ins Leben ruft, wird man als Fan natürlich hellhörig. Im August 2010 war das und sie ist nach über 60 Veröffentlichungen immer noch existent. Das war damals selbstredend noch nicht abzusehen, aber ziemlich genau zehn Jahre nach ihrer Einführung wird es doch allerhöchste Zeit, sich auch auf diesen Seiten mal mit ihren Anfängen zu beschäftigen, nachdem wir uns bisher nur ganz vereinzelt mal einen Titel aus ihr angeschaut haben. Seinerzeit war ich, wie man sich denken kann, hellauf begeistert von der Aussicht, von da an regelmäßig Klassiker in der gewohnt hochwertigen Aufmachung dieses Labels betrachten zu dürfen, allerdings auch ein wenig verwundert. Denn ich, der ich mich auch damals schon seit mehr als einer Dekade mit dem Genre Western befasst hatte, hatte von dem ersten Titel dieser neuen Serie zuvor noch nie etwas gehört. Und nicht nur das. Nicht nur „White Feather“, sondern auch sein Regisseur Robert D. Webb sagten mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nichts. Ehrlich gesagt hat sich das den Letztgenannten betreffend, der hiernach aber tatsächlich noch einige Vertreter abdrehen sollte, absolut nicht geändert. Und das fand ich ein wenig seltsam, hätte ich doch einen Über-Klassiker wie den an Nummer vier veröffentlichten „Union Pacific“ eindeutig nach ganz vorne verlegt. Allerdings mag meine Unkenntnis auch daher rühren, dass „Die weiße Feder“ zumindest in den Nullerjahren dieses Jahrhunderts offensichtlich komplett aus den Spielplänen der Sendeanstalten verschwunden war. Früher wurde der ja offensichtlich doch öfter mal gezeigt. Aber wie dem auch sei, dank dieser schönen DVD-Reihe konnte ich meine Bildungslücke diesbezüglich dann ja endlich schließen und musste feststellen: Legendär ist Webbs Film nun gerade nicht.

Aber fangen wir vorne an: Wenn man, so wie ich gestern Abend, einen Indianerwestern sehen will, ist „White Feather“ eindeutig die richtige Wahl, da er diesbezüglich so ziemlich alle Klischees erfüllt, die man sich vorstellen kann ((Spoiler) Weißer verliebt sich in eine Indianerin, die allerdings schon einem anderen Stammesmitglied versprochen ist, woraufhin sie ausgestoßen wird; der große Häuptling will ins Reservat, sein Sohn sträubt sich aber dagegen und über allem steht die gute, alte Kavallerie und passt auf, dass sich dabei niemand ernstlich verletzt (Spoilerende)). Wobei, das klingt jetzt gar nicht mal so positiv, oder? Vielmehr noch als das ist er jedoch der „kleine Bruder“ von „Broken Arrow“, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass dessen Regisseur Delmer Daves mit an seinem Drehbuch schrieb. Und das klingt dann doch schon wieder viel besser, nicht wahr? Tatsächlich sind Begeisterungsstürme auch diesbezüglich nur bedingt angebracht, da ich die Formulierungen „Klischees“ und „kleiner Bruder“ durchaus bewusst gewählt habe. Denn verglichen mit dem berühmten Vorreiter hat sich seit dessen Erscheinen 1950 offensichtlich fünf Jahre lang nichts getan. Die Geschichte, die John Prebble ersann und die Daves sowie Leo Townsend dann in ein Script umwandelten, ist jedenfalls ziemlich die gleiche: junger, weißer Mann mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, aber noch ohne jegliche Einstellung zu den Indianern, freundet sich durch einen Zufall mit selbigen an, verliebt sich gar in eine ihrer Töchter und wird daraufhin zu ihrem Fürsprecher. Damit aber noch nicht genug. (Spoiler) Die Szene am Fluss etwa, wenn Protagonist Josh Tanner (Robert Wagner als Westernheld?) sich wäscht und seine baldige Gefährtin Appearing Day (Debra Paget in exakt der gleichen, naiven Rolle wie in „Der gebrochene Pfeil“) neugierig näher kommt, ist eins zu eins aus Daves‘ Pferdeoper übernommen worden. Natürlich nicht einstellungstechnisch (das sieht bei Webb alles nochmal ne ganze Spur besser aus – dazu weiter unten mehr), aber inhaltlich. War es dort ein Rasierspiegel, der Sonseeahrays Interesse weckte, fesselt die schöne Indianerin, die jeweils gerade beim Wurzeln suchen oder ähnliches ist, hier das benutzte Stück Seife. Tanner erklärt also dessen Funktion und sie macht große, hübsche Augen. In „Die weiße Feder“ wird das Ganze dann zwar noch um eine Kussszene erweitert (die folgte 1950 erst eine Weile später), aber ansonsten stimmt da jedes Detail (und wer kann es dem guten Josh schon verdenken? – die Frau hätte ich auch geküsst). Ebenfalls ist es so, dass der Held sich jeweils gleich mit dem Stammeshäuptling bzw. in diesem Fall eher seinem Sohn anfreundet, dass das unglaublich fix (also quasi von jetzt auf gleich) geschieht und dass in der Folge ein Friedensvertrag mit den Weißen ausgehandelt bzw. unterschrieben werden soll.

Allerdings gibt es auch einen großen Unterschied zwischen beiden Vertretern. Während es unter den Soldaten und Siedlern in „Broken Arrow“ bis auf Hauptfigur Tom Jeffords quasi keine Sympathisanten der amerikanischen Ureinwohner gibt, ist das Gefälle in „White Feather“ andersherum: Hier gibt es auf der Seite des weißen Mannes quasi nur Gutmenschen. Keiner will den Indianern an den Wagen fahren oder gar etwas Böses, alle wollen eigentlich nur Frieden mit ihnen schließen. Selbst die Goldsucher, die eigentlich alle mit den Hufen scharren müssten, um endlich losschürfen zu dürfen, warten brav, bis es soweit ist. Nur der Wirt Magruder (Emile Meyer in einer Paraderolle) ist unverhohlen böse. Und das ist doch ein Rückschritt. Ja, gut, vielleicht hatte Daves‘ Vorkämpfer, wie im dortigen Review bereits gesagt, es diesbezüglich ein wenig überspitzt dargestellt, aber das ist doch noch alle Mal realistischer als dieser Friede-Freude-Eierkuchen-Hitmix. Gerade Colonel Lindsays (äußerst sympathisch: John Lund) geradezu stoische Ruhe im Finale, wenn er felsenfest dabei bleibt, dass seine Leute nicht zuerst schießen werden, um ein Blutbad zu vermeiden, ist vollkommen unglaubwürdig. (Spoilerende)

Aber woher soll es kommen? Schließlich präsentiert sich diese „weiße Feder“ generell als eher rückschrittlich. Denkt man ganz zu Beginn nämlich noch, dass Tanner, der gewiefte Hund, zwar die Leiche des Goldsuchers, die er unterwegs findet, bis ins Fort Laramie mitnimmt, diese aber vorher noch um die sich in ihren Taschen befindlichen Nuggets erleichtert, muss man kurze Zeit später mit ansehen, dass dieser bei der Ankunft an den Palisaden beides eben genanntem Colonel aushändigt. Doch damit nicht genug. Da Lindsay mit dem Edelmetall so vor versammelter Mannschaft natürlich auch nichts anfangen kann, schmeißt er es den wartenden Digger-Kollegen vor die Füße, die… Überhaupt nichts tun! Bleiben einfach wie angewurzelt stehen, keiner stürzt sich auf das Gold, niemand bückt sich wenigstens mal runter… Als hätte es die ganzen Adult-Western in der Zwischenzeit nicht gegeben…

Und so wie die Weißen sind auch die dargestellten Ureinwohner leider klassischste Hollywood-Indianer. Das geht bei der im Vergleich zu „Der gebrochene Pfeil“ sogar noch einfältigeren Rolle von Debra Paget los – wobei die in ihrer Naivität stellenweise einfach süß ist, wenn sie zum Beispiel das sehr interessante Gedankenspiel äußert, dass die Länder, aus denen die Siedler nach Amerika kämen, doch jetzt leer sein müssten und die „roten“ Völker folglich doch dort leben können müssten. (Spoiler) Wenn sie später allerdings ihre Exkommunizierung aus ihrem Stamm durch ihren Vater einfach so hinnimmt und ihren Geliebten Josh daraufhin tatsächlich splitterfasernackt in dessen Kämmerlein im Fort erwartet (wie ist sie eigentlich da reingekommen?), ist mir das etwas zu viel des Guten. Das ist schlicht ein Märchen (und wenn wir kurz zurückschauen und das Verhaltensprofil der Westmänner hier um eine weitere, unverständliche Nuance erweitern wollen: wie kann Tanner sie da nur so nackt liegen sehen und dann wieder gehen? – wenigstens anschauen hätte er sich sein Paket ja mal können; ist ja nicht so, dass es mich nicht auch interessiert hätte…). (Spoilerende) Ebenso wie die Sache mit ihrem „Preis“. Wie das in der Realität gelaufen ist, weiß ich sowieso nicht, aber halten wir uns mal an die Filmlogik. Normale Frauen würden ein bis zwei, gute Frauen sechs bis acht Pferde kosten, führt, glaube ich, Little Dog irgendwann aus. Seine Schwester aber würde 200 Pferde kosten. Was für ein Irrsinn! Damit könnte man ja einen ganzen Stamm ausrüsten. Ist für mich daher so oder so vollkommen unglaubwürdig.

Aber das sind diese Cheyenne für mich wie gesagt sowieso. Allen voran natürlich Galloping Horse und Little Dog. Die sehen, weil sie wie so oft eindeutig als verkleidete Weiße zu erkennen sind, mal wieder sehr witzig aus. Am lächerlichsten allerdings: Während ihre Stammesgenossen alle historisch korrekt ohne Steigbügel reiten, brauchen ihre zwei ach so tollen Anführer welche… Dass die sich nicht schämen… Das Schlimmste daran ist allerdings, dass einem das normalerweise ja gar nicht so schnell auffallen würde, aber da es hier ja direkt zu Beginn diese Szene gibt, in der Little Dog Tanner einschüchtern will und dafür so aufreizend langsam und dicht an ihm vorbeireitet, muss man das ja bemerken. Ebenso wie die Tatsache, dass er zwei Minuten später, wenn er Joshs Kamm ausprobieren darf, vorher schon eindeutig gekämmte Haare hatte, so glatt, wie der der durchgeht. Ist das denn damals niemandem aufgefallen? Na ja, wahrscheinlich schon, aber es gehörte eben genauso unkommentiert zum Erscheinungsbild des Hollywood-Indianers wie der Lippenstift, den Appearing Day schön dick aufgetragen hat (wie etwa die Frauen im Fort auch alle ganz schicke, frisch hergerichtete Frisuren und selbstredend ebenso viel Schminke im Gesicht präsentieren). Gott sei Dank nicht immer in dieses Repertoire gehört der Handschlag, mit dem Häuptling Broken Hand (weinerlich wie immer: Eduard Franz), wenn er sich dann endlich mal sehen lässt, seinen Gast Tanner begrüßt. Diese Sitte dürften die Indianer so schnell wohl nicht angenommen haben, schätze ich. (Spoiler) A pro pos Hand: Die rutscht Galloping Horse doch tatsächlich ziemlich schnell aus, nachdem er sieht, dass Josh seine Appearing Day zum Abschied geküsst hat. Nach allem, was ich so lese, hatten sich die Prärieindianer wohl etwas besser im Griff und schlugen ihre weiblichen Stammesmitglieder grundsätzlich nicht. (Spoilerende) Und dann dieses ganze Spiele Gespiele. Da darf man sich schon fragen, ob die Cheyenne sonst den ganzen Tag über eigentlich nichts anderes zu tun haben. Denn selbst wenn die Ureinwohner in Wirklichkeit eine solche Übungsrange für Angriffe auf die Weißen gehabt und sich ihre Pferde tatsächlich gegenseitig so gewalt- wie folgenlos geklaut hätten (was ich beides nicht glauben kann): Wir schreiben bereits das Jahr 1877. Die großen Indianerkriege der Präriebewohner wie Sioux, Comache, Arapahoe oder eben der Cheyenne waren da bereits so gut wie vorbei – selbst Custer war ein Jahr zuvor bereits am Little Big Horn getötet worden. Nach diesem, ihrem größten Sieg ging es für die kämpfenden Stämme ja eigentlich nur noch bergab und mussten sich diese der weißen Übermacht nach und nach beugen. Gerade davon, dies zu akzeptieren und auf die Reservation zu ziehen, handelt ja auch „White Feather“. Dann aber dürfte ihr Alltag nicht mehr so spielerisch leicht wie hier, sondern eher so achtsam würdevoll ausgesehen haben wie der der Apachen in „Broken Arrow“.

Aber das ist sowieso der größte Unterschied zwischen diesen beiden „Aufklärern“. Wo „Der gebrochene Pfeil“ wenn auch historisch natürlich nicht einhundertprozentig korrekt, so aber wenigstens recht nahe an der seinerzeitigen Realität war (gerade für einen Film von 1950 versteht sich, nachzulesen im zugehörigen Review), halte ich die Geschichte der „weißen Feder“ für frei erfunden sowie obendrein auch noch recht weit von tatsächlichen, damaligen Ereignissen entfernt. Das spiegelt sich ja allein schon darin wieder, dass Ersterer noch Personen zu seinen Protagonisten machte, die wirklich gelebt haben, während Letzterer sich seine Handelnden ausgedacht hat. Zumindest konnte ich keine der auftretenden Personen bei meiner Recherche im Nachgang „verifizieren“. Nicht mal annähernd. Nur bei der Suche nach „Little Dog“ stoßen wir natürlich recht schnell auf den berühmten Häuptling Little Wolf. Wenn man diesen dann mit der berüchtigten Cheyenne-Band der Dog Soldiers in einen Topf wirft, kommt man fix auf diesen Namen, sodass es ihn ja vielleicht sogar wirklich gegeben haben mag. Aber das ist ja auch nicht so wichtig. Viel entscheidender ist, dass ich ebenso keinerlei Anzeichen dafür finden konnte, dass die Geschehnisse im großen Finale auch nur halbwegs auf historischen Ereignissen beruhen würden. (Spoiler) Fakt scheint mir nur zu sein: Die Cheyenne zogen 1877 in die Reservation (in der sie zwar nicht lange blieben, aber geschenkt). Dass ihr Abmarsch von Fort Robinson (und nicht Fort Laramie, wo 1968 aber wenigstens ein in diesem Zusammenhang immer noch sehr bedeutungsvoller Vertrag geschlossen wurde) durch zwei junge Heißsporne, die gerne als Märtyrer sterben wollten, verzögert wurde, habe ich so nirgends gefunden. Und diese Kurzschlussreaktion von Little Wolf und Galloping Horse macht auch keinen Sinn. Ja, rein theoretisch könnte das so eine Dog-Soldier-Aktion sein, aber dann hätte man diese Band und ihre Einstellungen vorher ja wenigstens mal erwähnen müssen. Und selbst dann wäre das Ganze ja wohl nicht auf diese Weise abgelaufen. Dann hätten die beiden sich wohl eher eine Weile in den Bergen versteckt und hätten nach und nach kleine Vergeltungsmanöver gestartet. Aber selbst wenn nicht und wir folgen weiterhin der Filmlogik, gehen also davon aus, dass sie unbedingt gegen die gesamte Reiterschar aus Fort Laramie antreten wollten, klingt dieser ganze „Wer zuerst schießt, löst einen Krieg aus.“-Kram doch sehr nach Hollywood-Verklärung. Wahrscheinlich hätte man diese Renitenten doch einfach erledigt und mit der Umsiedlung der restlichen Indianer weitergemacht, oder? Das wäre ehrlich gesagt auch für die Spannungskurve besser gewesen, denn so zieht sich das ja endlos hin. Klar, ein wenig hinauszögern ist in Ordnung, aber dann muss erst Tanner noch mit ihnen sprechen, dann noch Appearing Day und schlussendlich mischt sich sogar Broken Hand nochmal ein… Und wenn dann auch Little Dog „endlich“ tot ist, beugt Josh sich über ihn und muss ihm noch ewig die letzte Salbung verpassen. Da habe ich, auch wenn das jetzt hart klingt, vom Kopf her schon abgeschaltet. Das ist mir alles zu aufgesetzt. (Spoilerende)

Fast ebenso schwer wiegt die Tatsache, dass alles nur auf eben dieses Finale hinausläuft. Sonst passiert eigentlich gar nicht so viel. Ja, die Beschreibungen der Lebensumstände der Indianer sind nett (wenn wie gesagt historisch auch nicht wirklich einwandfrei, aber man muss selbst fünf Jahre nach „Broken Arrow“ hierbei wohl und vor allem immer noch den guten Willen sehen) und es wird nie wirklich langweilig, aber wenn Broken Hand dann endlich doch mal auf der Bildfläche erscheint, denkt man sich schon „Gut, dass der Chief jetzt da ist; es könnte mal etwas mehr passieren.“ – und dann folgt eigentlich nur noch der große, langgezogene Knall am Ende. So gesehen ist „White Feather“ inhaltlich gesehen unter dem Strich tatsächlich eine kleine Enttäuschung. (Spoiler) Da kann auch die Tatsache, dass wenigstens die zwei Frauen, die Tanner sich im Laufe der Story anlacht (deswegen ging die Sache mit ihm und der Wirtstochter Ann Magruder (die ebenfalls hübsche Virginia Leith) zu Beginn auch so fix und erklärungslos), hier anders reagieren, als man es von einem klassischen Hollywood-Schinken erwartet hätte (die schlagen sich nämlich nicht wie erwartet die Köpfe ein, wenn sie sich endlich begegnen, sondern helfen einander sogar), nichts mehr dran ändern (positiv aufgefallen ist es mir aber dennoch, wie ihr seht). (Spoilerende) Gerade aufgrund der Beteiligung von Delmer Daves hatte ich mir da doch noch einiges mehr erhofft.

Handwerklich dagegen ist „Die weiße Feder“ ein prächtiger Edelwestern geworden. Gerade Lucien Ballards Kameraführung ist der absolute Knaller! Und es hat natürlich seinen Grund, wenn ich den Fotografen vor dem Regisseur nenne, denn Robert Webbs Inszenierung ist ordentlich, aber nur in ihren Massenszenen wirklich einprägsam – und gerade in diesen Momenten bekommt er großartige Schützenhilfe von Ballard. Die sehen wirklich perfekt aus und waren mit Sicherheit entsprechend aufwendig. Schaut euch nur das Indianerlager an oder das imposante Fort oder wie sie gegen Ende den großen Zug der Ureinwohner in Szene gesetzt haben! Alles ganz ohne CGI – das hat dann mit Sicherheit auch ne ganze Stange Geld gekostet.

Wie teuer die Darsteller dagegen gewesen sein mögen, entzieht sich meiner Kenntnis. Ordentlich angelegt war die Kohle alles in allem aber. Das trifft speziell auf Robert Wagner zu, dessen Westerneignung ich – wie oben bereits angedeutet – zu Anfang noch ein wenig in Frage gestellt habe. Schließlich hat der ja nicht umsonst den jugendlichen Comic-Helden Prinz Eisenherz spielen dürfen – hatte er doch so ein bubihaftes Gesicht. Aber er überzeugt hier nicht nur in den Reitszenen (meine Herren, wie schwingt der sich denn aufs Pferd?), sondern generell. Sicherlich ist seine Figur ein ein wenig doller Indianerkenner, dafür dass er als Landvermesser vorher nichts mit ihnen zu tun hatte (das scheinen Landvermesser, die in den Westen kommen, ja so an sich zu haben ;) ), aber da konnte er ja nichts dafür. Seine Gefühle wirken jedenfalls glaubwürdig. Das kann man von seiner Filmpartnerin Debra Paget aufgrund der geschilderten Naivität und der entsprechenden Intensität, mit der sie diese Eigenschaft ihres Charakters darstellt, nun nicht wirklich behaupten, aber das war eben genau das, was man nach „Der gebrochene Pfeil“ auch hier wieder von ihr sehen wollte und ganz ehrlich: Sie ist so hinreißend zuckersüß, dass ich ihr das keine Sekunde lang übel nehmen konnte. Im Vergleich ist „White Feather“ eben nur ein Märchen und da kann man sich sowas dann schon eher gefallen lassen. John Lund spielt seinen Colonel ganz routiniert runter und ist dabei sehr sympathisch. Wie man das erwartet also, da lässt er nichts anbrennen. Ihm zur Seite steht mit Noah Beery Jr. ein netter, weil bekannter Sidekick, der ja aber auch nichts Großes zu tun bekommt.

Die restlichen Indianer in wichtigen Rollen haben, wie schon öfter und zuletzt ausführlich im Review zu „Broken Arrow“ erwähnt, ein großes Glaubwürdigkeitsproblem, weil sie als Weiße mit Perücke auf dem Kopf nur zu eindeutig zu erkennen sind. Unter ihnen macht Jeffrey Hunter seine Sache eindeutig noch am besten, weil er schön und stolz agiert, aber sein angestrengt würdevoller Gesichtsausdruck macht ihn am Ende doch wieder zur Witzfigur. Hugh O’Brian ist diesbezüglich sogar noch schlimmer. Er hat nämlich generell nur eine Miene drauf und steht daher komplett in Hunters Schatten. Und Eduard Franz ist mir persönlich mal wieder viel zu theatralisch unterwegs (um nicht wieder, wie oben bereits, das Wort weinerlich zu gebrauchen). Für einen großen Häuptling ist sein Broken Hand jedenfalls viel zu unentschlossen.

Und dann noch schnell ein Wort zur deutschen Synchronisation. Die ist mit Michael Chevalier und Marianne Prenzel in den Hauptrollen zwar exzellent besetzt (was gerade zu Beginn durch Tanners Off-Kommentar für ein ganz wohliges Gefühl sorgt – da fühlt man sich gleich wie in einem „Winnetou“-Film (und wenn man dann auch noch hört, dass er Landvermesser ist… (wann wollte er diesem Job eigentlich mal nachgehen?)), aber mal wieder fällt auf, wie sehr bei alten Streifen manchmal Fünfe gerade sein gelassen wurden. So kann dieses ständige Gesabbel von „Cheyennes“ (mit einem S hinten dran) als Mehrzahl von Cheyenne und den verfeindeten „Kraus“, was dann wohl für die Crow stehen soll, doch niemand gerne gehört haben – auch schon damals nicht. Ähnlich verhält es sich mit dem „Bowie-Messer“, das Chevalier gleich zweimal mit einem hörbaren W spricht…

Nee, also da haben wir uns dann damals der Qualität dieses Werkes angepasst. Auf den ersten Blick hui, bei genauerer Betrachtung in Ordnung, aber kein großer Wurf. Delmer Daves kann es eigentlich sehr viel besser. Zwar war er hier ja nicht alleine fürs Drehbuch verantwortlich, aber das kann keine Rechtfertigung sein. Nach einem Meilenstein wie „Der gebrochene Pfeil“ hätte er dem Ganzen meiner Meinung nach durchaus zu mehr Ernsthaftigkeit sowie vor allem historischer Korrektheit verhelfen müssen – beides fehlt der „weißen Feder“. Zwar ist das Ende dafür dann mehr als ernst, aber leider auch ebenso langatmig wie unglaubwürdig. Wie dieser Film eben generell. Und das ist sehr schade, denn die großartigen Aufnahmen und Massenszenen von Lucien Ballard und Robert Webb hätten ein besseres Script verdient gehabt. So bleibt „White Feather“ ein ordentlich gespielter, wunderschöner Bilderbogen, dem aber leider jegliche weiteren Eigenschaften eines Edelwestern fehlen. Für ein, zwei und vielleicht sogar drei Ansichten ganz ausreichend, aber öfter wird dieser Streifen in meinem Player sicher nicht landen.

Übrigens: Bis kurz vor Schluss habe ich mich doch tatsächlich gefragt, warum eigentlich keiner der auftretenden Indianer „White Feather“ heißt. ;)

Zur DVD:

Die mit diesem Streifen im August 2010 eingeführte Reihe von Koch, die Edition „Western Legenden“, hätte man meiner Meinung nach, wie oben bereits erwähnt, mit einem späteren Film derselben noch viel besser eröffnen können, aber „White Feather“ ist ja auch schon eine ganze gute Wahl. Toll jedenfalls wieder wie die Jungs den hergerichtet haben. Tolle Bild- und Ton-Qualität. Erstrahlt genau in den Farben, in denen ich ihn haben will. An der Tatsache, dass Koch für seine amerikanischen Western-Outputs kein richtiges Bonusmaterial zur Verfügung stellt (und auch nicht stellen kann, denke ich mir mal ganz stark), ändert das aber natürlich nix. Hier haben wir das Booklet, drei Trailer und die obligatorische Bildergalerie. Aber auf jeden Fall besser als nix und für den Preis damals immer noch absolut in Ordnung (wobei ich an dieser Stelle zugeben muss, dass ich mir den Run auf die Reihe und gerade diesen, mir wie gesagt bis dato unbekannten Titel nicht hatte vorstellen können und daher leicht zu spät dran – ich hab das Mediabook nicht mehr bekommen, sondern nur noch die Amaray-Version ergattern können). Und diese neue Reihe wollte und will ich auf jeden Fall komplett in meinem Schränkchen zu stehen haben.

Zur BD:

Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass ich diese herrlichen Bilder auch mal in HD sehen wollte und so habe ich, als die Gelegenheit gerade günstig war, auch in diesem Fall auf die mittlerweile erschienene BD upgegradet. Für fünf Euro eine lohnende Investition, finde ich, denn das Bild ist wie erwartet einfach überragend und am Ton ist logischerweise weiterhin nichts festzustellen. An Bonusmaterial (weiterhin die drei Trailer, die im Grunde identisch sind und die selbstablaufende Bildergalerie) entfällt in diesem Fall natürlich das Booklet, aber ich muss die alte DVD ja nicht weggeben. ;)

Zitate

„Das Gold, das ihr haben wollt, ist nach dem Friedensvertrag auch noch da.“(Colonel Lindsay vertraut auf die Trägheit der Metalle)

„Sie können einen Mann doch nicht nur nach seiner Kleidung einschätzen.“(der studierte Josh Tanner hat keine Vorurteile)

„Für mich sind Indianer eben Indianer – sonst sind sie mir gleichgültig.“ – „Ich beneide Sie um diese Einstellung.“(Colonel Lindsay kann sich von Berufswegen nicht alles leisten)

„Zweimal hatte ich dein Leben in der Hand; zweimal hast du das Spiel gewonnen. Ich spiele manchmal ganz gerne – mit Kindern…“(Little Dog war im Spiel „Schätze das Alter deines Gegenüber“ nie der Beste)

[über Ann Magruder (Virginia Leith)] „Sie pfeift auf alle Männer; sie will nichts mit ihnen zu tun haben.“ – „Wenn alle Männer hier so sind wie Sie, kann ich es ihr nicht verdenken.“(Josh Tanner hat nach dem Gespräch mit ihrem Vater großes Verständnis für dessen Tochter)

„Sie sagten mir mal, Sie hätten nichts übrig für die Indianer. Heute denken Sie anders.“ – „Manchmal lernt man Dinge, die man gar nicht wissen wollte, Sir.“(Josh Tanner gesteht Colonel Lindsay, dass er sich nach seinen jüngsten Erfahrungen auch nicht mehr alles leisten kann)

★★★ ++

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