Die glorreichen Sieben (1960)

The Magnificent Seven

★★★ +++

  • Jahr: 1960
  • Regie: John Sturges
  • Darsteller: Yul Brynner, Steve McQueen, Horst Buchholz, Charles Bronson, James Coburn, Robert Vaughn, Brad Dexter, Eli Wallach...

Story

Ein kleines, mexikanisches Dorf wird jedes Jahr von dem Banditen Calvera (Eli Wallach) und seiner Bande überfallen. Also heuern die Bewohner sieben Pistoleros an, um dem Spuk ein Ende zu machen. Und so werden die Dorfbefestigungen verstärkt und die Verteidigung vorbereitet. Als Calvera nun aber endlich kommt, stellt er sich als schlauer heraus als gedacht und dreht den Spieß kurzzeitig um. Trotzdem schaffen es Chris Adams (Yul Brynner), Vin Tanner (Steve McQueen), Chico (Horst Buchholz), Bernardo O’Reilly (Charles Bronson), Britt (James Coburn), Harry Luck (Brad Dexter) und Lee (Robert Vaughn) ihn sowie den Großteil seiner Bande zu erledigen und den Rest derselben zu vertreiben. Allerdings überleben das nur die drei Erstgenannten von ihnen. Chris und Vin reiten daraufhin in den Sonnenuntergang und ihren nächsten Abenteuern entgegen, während Chico im Dorf bleibt, um zu heiraten.

Worte zum Film

heillos überschätzt und trotzdem wirklich gut; furioser Beginn, im Mittelteil sehr schwach auf der Brust und mit einem versöhnlichen Ende; sehr gute Darsteller, sehr gute Musik; greift in mehrererlei Hinsicht auf den Italowestern vor

Bewertung

Zum Film:

John Sturges‘ „Die glorreichen Sieben“ ist ein sehr interessanter Klassiker (wobei Klassiker in seinem Fall ja fast schon eine Untertreibung ist – in Bezug auf Ruf und Wirkung ist er geradezu eine Legende!). Denn kaum einer dieser Überwestern, die man alle mal gesehen haben muss, ist so ambivalent wie dieser hier. Normal ist es doch so: Irgendetwas haben diese Filme dann in der Regel ja tatsächlich. Entweder irgendetwas richtig Gutes, worauf man selber abfährt wie die Sau und in die gängige Lobhudelei folglich mit einstimmt oder aber irgendetwas richtig Schlechtes, woraufhin man sich inmitten all der Loblieder-Sänger ganz alleine fühlt und den Film verreißt. Ganz so einfach macht es einem Freund Sturges in diesem Fall aber eben nicht. Auf der einen Seite wird sein „The Magnificent Seven“ heillos überschätzt, in den Himmel gehoben, als einer der mindestens 10 besten US-Western aller Zeiten angesehen (vom jeweiligen Rezensenten abhängig auch gerne noch höher) und darf somit eigentlich schon fast gar nicht kritisiert werden, was er aber eindeutig werden muss und auf der anderen Seite ist dieser Film trotzdem so unterhaltsam wie nur wenige seiner Gattung und kann und will von mir daher auch absolut nicht in Grund und Boden gestampft werden. Interessant ist er also schon von vorneherein und wir müssen einen tiefergehenden Blick werfen, um diesem Phänomen auf die Spur zu kommen.

Eines darf ich allerdings wohl schon mal vorwegnehmen: Der Film selber ist das Problem. Bzw. seine Macher natürlich. Diese stellen sich nämlich im Verlauf des Ganzen selbst ein Bein. Und so verkommen die anfänglichen Stärken des Streifens im Mittelteil zu seinen Schwächen, verdreht sich das Gute ins Schlechte. Namentlich geht es um die mal weniger oder eben mehr amerikanische Machart, die dieses Werk prägt und die sich dann im Drehbuch, den Schauspielerleistungen, dem Tempo etc. widerspiegelt.

Aber fangen wir vielleicht erstmal vorne an und lassen einfach diese aus meiner Sicht sehr minderwertigen Intro-Szenen weg, in denen Eli Wallach als Banditenführer Calvera völlig overactend in das Dorf einreitet (seine falsche Mitleidstour ist einfach nur peinlich ebenso wie ich mich frage, wo die armen, armen Mexikaner so viele teure Zigarren und Felle herhaben), wo ihm die Bewohner dann mit mindestens ebenso viel falscher Theatralik entgegenkommen (der Typ, der da so völlig ohne Nachzudenken mit erhobener Machete auf ihn zugerast kommt, um sich von ihm so unglaublich sinnlos abschießen zu lassen – das ist so unnötig und sieht so dermaßen schlecht aus; das ist eines John Sturges eigentlich nicht würdig) bzw. in denen der von Vladimir Sokoloff gespielte Alte dann den Bauern voller Inbrunst erzählt, dass sie sich wehren sollen, als wenn das seine und deren einfachste Übung wäre… Diese – so ist jetzt mal meine Theorie – guckt man sich wohl über die Jahre schön, wenn man diesen Film öfter sieht und findet irgendwann, dass sie so müssen (auch wenn das bei mir, wie man liest, selbst nach vier oder fünf Anläufen immer noch nicht geklappt hat). Müssen sie eigentlich nicht, aber wie gesagt, die kann man sich auch tatsächlich getrost so mit angucken; so lange dauern diese nun wirklich nicht an. Und was danach kommt, ist einfach Western-Historie. Die Szenen von Yul Brynner und Steve McQueen alias Chris und Vin auf dem Kutschbock behält man einfach im Gedächtnis. Da hat selbst das aus meiner Sicht insgesamt bessere Remake von Antoine Fuqua von 2016 keine Antwort drauf parat und kann sich mit seiner Einführungsszene der ersten beiden Revolverhelden nur dahinter verstecken. Zwar ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt (Chris‘ „Antworten“ auf die Fragen, woher er komme und wohin er wolle, sind und waren damals schon alt, abgegriffen und vor allem schon fünfzig Mal besser umgesetzt worden als von Brynner hier (sorry, aber ich muss das ansprechen, weil’s mir im Film schon unangenehm auffiel und dann im Making Of als Beispiel für den exzellenten Humor hier angeführt wird, was einfach Quatsch ist)), aber es macht extrem viel Spaß hier zuzuschauen und das soll sich eine ganze Weile auch erstmal nicht legen. Die Aufstellung der „Sieben“ und ihr Zusammenspiel sind extrem kurzweilig und lassen einen tatsächlich in der Hoffnung verharren, einen der Western schlechthin zu sehen. (Spoiler) (Einziger Wehrmutstropfen ist da leider nur die Einführung von meinem Liebling James Coburn, die dämlicher ja wohl nicht hätte vonstattengehen können. Schließlich ist es ja wohl klar, dass er mit dem aufgeklappten Messer in der Hand im Duell schneller ist, als der Mann (in diesem Fall übrigens der geschätzte Robert J. Wilke), der seinen Revolver noch ziehen und spannen muss, oder nicht? Dieser Logikfehler wurde im Remake von Fuquas Drehbuchautoren meiner Meinung nach ausgebügelt; da geht das Ganze wesentlich fairer zu. Aber auch das ist hier selbstredend nur eine Kleinigkeit, die ich der Vollständigkeit halber erwähnen möchte und die sich, so nett, wie sie inszeniert ist, im Wissen darum tatsächlich mit jedem Male angenehmer guckt.)

Und auch nach der Ankunft unserer Helden im Dorf der Mexikaner geht es weiter munter zu. In netten Anekdoten wird erzählt, wie den Bauern das Schießen beigebracht – oder dies zumindest versucht – und die Örtlichkeit befestigt wird. Ebenso gelingt es glaubhaft, die Weckung der Lust der Revolvermänner auf ein normales Familienleben darzustellen. Weitere Elemente wie die Kundschafter von Calvera runden das Ganze ab. Ja, bis hierhin ist „Die glorreichen Sieben“ wirklich eine ganz feine Sache.

Und dann kommt Calvera. Und kriegt eine Abreibung verpasst, die er so schnell auch nicht vergessen dürfte. Und nimmt sofort wieder Reißaus! Geile Kiste! Geile Kiste? Ja, bis genau zu diesem Moment, ja. Danach bekommt die Spannungskurve dieses Streifens nämlich mit einem Male einen Knick, wie man ihn wirklich nur sehr selten (aber wenn dann leider immer bei den Amis) zu sehen bekommt und fällt von ganz oben auf ein Niveau nur knapp über den Anfangsszenen. Dass die Mexikaner schon nach dem ersten Schusswechsel anfangen zu saufen und sich sicher fühlen, ist ja schon mal Schwachsinn, aber das bringt Calvera ihnen ja auch ganz schnell bei. Viel schlimmer ist das, was danach kommt, nämlich: die Warterei. Im Wissen, dass Calvera gar nicht sonstwohin geflüchtet ist, sondern in den umliegenden Bergen vorerst wartet und die Dörfler zusammen mit ihren Schutzbefohlenen so auf eine bizarre Art und Weise belagert, muss nun erstmal abgewartet und gekundschaftet werden. Und dann kommt natürlich das, was kommen musste und was nun wirklich niemand von uns gebraucht hätte: die Zweifel. Die Mexikaner fangen an zu zweifeln, ob sie sich nicht vielleicht doch lieber ergeben sollten. Was für ein Schwachsinn ob des ersten Resultats! Denn zählen wir doch mal nach (hab ich jetzt tatsächlich einfach interessehalber mal gemacht)! Calvera sagt in einer früheren Szene, dass er vierzig Männer unter seinem Kommando hätte. Bei seinem ersten Ansturm werden davon zwölf getötet und anschließend nochmal die drei, die aus dem Hinterhalt der Felsen auf die feiernden Mexikaner schossen. Und das sind (bis auf letztgenannte drei) jetzt explizit nur diejenigen, die auch eindeutig sichtbar on screen abgeknallt werden – all die anderen Toten, von denen z. B. Calveras Männer in ihrem Lager sprechen, wenn Horst Buchholz‘ Chico sie belauscht (einer soll sich z. B. im Netz verfangen haben, irgendwer ist angeblich ertrunken etc. – davon sieht man nichts, ähnlich wie innerhalb der Häuser wohl noch ein paar Tötungen mehr stattfinden dürften), sind da noch gar nicht mit drin. Aber selbst wenn es nur diese 15 wären, wäre es ja wohl Quatsch, vor den letzten 25 nun auch noch zu flüchten, solange man immer noch in der besseren Position ist (was man offensichtlich ist, wenn man sich so einfach unter diese Banditen mischen kann und diese angeblich so kurz vorm Verhungern sind). Das wissen natürlich auch die Revolverhelden, aber ein dämlicher Mexikaner reicht da ja schon aus, um Zwietracht zu sähen. Und als ob das nicht schon genug wäre, haben die Pistoleros natürlich auch untereinander noch so ihre Problemchen, die sie besprechen (Sinn und Zweck ihres Daseins etwa – ganz wichtig und höchst interessant für den Zuschauer) bzw. mit sich alleine ausmachen müssen (Robert Vaughn spielt seinen angstgeplagten Schießkünstler super, aber nervt mich in seiner Rolle in diesen Szenen trotzdem (je nach Gemütslage – mal mehr und mal weniger)). Und auch, wenn ihr das alle anders sehen solltet: Ihr dürft eure Meinung gerne haben, aber ich habe nach diesem furiosen Beginn dann einfach null Bock auf diesen nur allzu typischen Dämpfer, den wir schon hundert Mal gesehen haben und lasse mich an der Stelle – je nach Gemütslage mal mehr und mal weniger – einfach nur berieseln. (Dass so etwas auch überhaupt nicht sein muss, zeigt Fuqua in seinem Remake ebenso deutlich.) (Spoilerende)

Vor allem gehen die Drehbuchautoren (wer auch immer da jetzt am Ende für verantwortlich war – ob nun der offiziell aufgeführte William Roberts oder doch die zumindest in der IMDb zusätzlich als „uncredited“ gelisteten Walter Bernstein und/oder Walter Newman; ich weiß es nicht und will es nach dem Making Of auch gar nicht mehr so genau wissen, aber irgendeiner wird’s schon verbockt haben), die sich hier bislang sehr schön vom Mainstream-US-Western dieser Tage abgehoben hatten, dann wieder zurück zu den Wurzeln, die man nach dem Beginn des Films bereits durchtrennt glaubte. Denn diese oben geschilderten Zustände sind ja nun sehr amerikanische. Der amerikanische Held geht ja in der Regel (oder mittlerweile vielleicht eher ging; diese Regel wird heute ja oft nur noch auf Komödien angewandt, aber sie hat weiterhin Bestand) straight auf einen Höhepunkt zu, der das Ende des Films bedeuten würde, wenn er da nicht noch eine Kleinigkeit übersehen, nicht mit einkalkuliert oder was auch immer hätte und die ihn dann erstmal wieder zurückwirft. Und dann plagen ihn Selbstzweifel und ähnliches und wir erreichen das „Denkstadium“ des Films, das sich je nach Drehbuchautor hinziehen kann. Während in den italienischen Western der Held an dieser Stelle von den Bösen einmal ordentlich verdroschen wird, um danach nur noch stärker wieder aufzuerstehen, muss der US-Westerner sich erst gedanklich reinwaschen, bevor er weitermachen kann. Und erst, wenn er für sich entschieden hat, dass sein Weg entweder der richtige ist, es außer ihm aber niemand erkennt, oder aber er der richtige ist, aber veraltet und noch funktioniert, oder aber der richtige, aber veraltet und nicht mehr funktioniert, aber mit einer Variation doch wieder funktionieren muss, oder aber der falsche ist, den er aber nun mal zu Ende gehen muss („A man’s gotta do what a man’s gotta do.“), dann geht er diesen erst dann weiter.

Und normal leiden wir an diesen Stellen dann ja auch mit ihm (je nach Gefühlslage mal mehr und mal weniger), aber hier ist das einfach so dermaßen fehl am Platze und daher nervig, weil der Streifen vorher überhaupt gar keine großartig amerikanische Machart aufwies. So muss man zum Beispiel ganz klar konstatieren, dass man derart erfrischende, weil locker und unbeschwert daher redende Cowboys in einem ansonsten ernsten Western dieser Zeit (der Psycho-Western war noch lange nicht ausgestorben) in aller Regel wohl vergeblich suchen wird (mir fällt so jedenfalls nicht ein einziger ein). Tatsächlich greifen diese Helden bereits Leones Antihelden vorweg. Im Gegensatz zu diesem sind sie zwar noch völlig reinen Herzens und Gewissens, aber eine gewisse Schnauze erlauben sie sich auch schon (etwa, wenn Chico mit Petra als Beweis für die Existenz der Frauen des Dorfes um die Ecke kommt). Gefällt einem richtig gut. Die trauen sich dann auch durchaus mal eine andere, frische Art zu Schießen zu (dementsprechend braucht sich auch niemand erzählen zu lassen, Leone, Eastwood, der Italowestern oder sonstwer aus dieser Riege hätten das Schießen mit der Rechten bei gleichzeitigem Nachspannen mit der flachen Linken erfunden; dem ist nicht so (s. Yul Brynner hier) – ob das für diesen Streifen erfunden wurde, keine Ahnung, bin mir nicht sicher, aber so viele US-Western, die das vorher schon gemacht haben, dürfte es auch nicht geben). Auch die hat Leones Antiheld dann ja übernehmen dürfen. Damit und auch mit seiner Thematik (Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko, mexikanische Banditen, mexikanische Bauern, us-amerikanische Pistoleros) nimmt „The Magnificent Seven“ bereits viele Elemente des Italowestern vorweg, während er ansonsten nur in Sachen Besetzung und Musik ein klassischer US-Western ist. Und genau so hätte er meiner Meinung nach auch weitermachen und sich diesen dämlichen, typisch amerikanischen Mittelteil, in dem aus den einst so coolen Schützen schweigsame, nachdenkliche Schäfchen werden, sparen sollen – dann wäre er auch zu Recht der Klassiker, der er heute ist. So hat er schon sehr viele gute Ansätze, die allerdings erst der Italowestern gänzlich zu einem wirklichen Klassiker zusammenzuzimmern vermochte.

(Spoiler) Immerhin besinnen sich die Sechs bzw. kurze Zeit später dann wieder Sieben dann ja doch noch auf ihre Stärken sowie ihren Auftrag und zeigen Calvera in einem letzten Showdown nochmal, wo der Hammer hängt. Allerdings bleibt auch hier ein Schönheitsfehler natürlich nicht aus: Sämtliche Tode der vier „Reisenden in Blei“, die ins Gras beißen müssen, sind natürlich sowas von dämlich und verhinderbar, dass man schon leicht wütend wird. Passieren gefühlt innerhalb von zwei Minuten und hätten am Ende alle nicht sein gemusst. Gut, dass O’Reilly seinen Kindern „zum Opfer fällt“ war vorhersehbar und seine Rettungstat vielleicht die einzige, die sonst ein anderes Leben gefordert hätte, wenn er seins nicht gegeben hätte (ist aber auch sehr spekulativ, da er noch die Zeit hat sich umzudrehen, nachdem er die Kinder hinter die sichere Mauer gescheucht hat; man darf also davon ausgehen, dass er selbst es ebenso überlebt hätte, wenn er sich auch einfach schnell in geduckter Haltung hinter eben jene zurückgezogen und sich dann erst wieder umgesehen hätte). Aber wie Harry zum Beispiel die Szenerie stürmt, ohne Sinn und Verstand, mitten rein ins Gefecht, wobei er sich natürlich gleich eine fängt, ist mehr als dämlich. Nichts besser ist Lee, der sich nach den ersten drei Banditen auf seinem Konto vielleicht unverwundbar fühlt (oder es anders im Kopf kriegt) und sich dann auch einfach mal ohne Deckung mitten aufs Schlachtfeld stellt. So hat er den Krieg überlebt? Ist ja sagenhaft. Und last but not least Coburns Britt, der aus dem Nichts getroffen wird, als eigentlich alle Banditen schon tot sind (hab erneut nachgezählt: im letzten Gefecht werden nochmal 27 von Calveras Mannen getötet (wieder nur die ganz eindeutigen Sterbefälle gezählt) und etliche weitere verlassen flüchtend die Szenerie, was ob der Tatsache, dass er zu Beginn desselben doch eigentlich nur noch 25 davon hätte haben dürfen, recht erstaunlich ist). Woher das Ding kam, weiß keiner so richtig. Wohl noch n Querschläger oder was. Jedenfalls sehr viel Zufall, dass das Ding gerade ihn trifft und nicht einen einzigen der fünfzig Mexikaner, die da rumtoben… Also das ist schon ziemlich schade, dass das Ganze dann mit so vielen Toten enden sollte, die einfach nur ob der Message des Streifens sterben mussten (s. letztes Zitat von Chris; darum geht’s dabei nämlich nur). Tja, aber so waren se, die Amis, nech? (Spoilerende)

Immerhin ist die Action dafür ganz sauber in Szene gesetzt worden, da gibt’s überhaupt nichts zu meckern. Aber gerade dafür kennen und bewundern wir Sturges ja auch. Gute Shootouts sind ja eins seiner Markenzeichen. Zudem hatte er mit Charles Lang einen exzellenten Kameramann und mit Elmer Bernstein natürlich einen der besten Komponisten seiner Zeit zur Verfügung. Sein Score ist vielleicht sogar der beste, der jemals für einen US-Western geschrieben wurde. Bin mir jetzt nicht hundertprozentig sicher, aber in die Top Drei müsste er es ohne Probleme schaffen. Und dabei ist es eben keinesfalls so, wie der schlaue Mann im Bonusmaterial der MGM-Scheibe behauptet, dass dieser Soundtrack viel wichtiger für seinen Film wäre, als die der meisten anderen Pferdeopern, sondern er ist einfach so viel besser. Punkt und aus!

Und noch etwas bereitet diesem Streifen keine Probleme, sondern dem Zuschauern nur Wohlbefinden: Die Besetzung. Aus heutiger Sicht ist es natürlich unglaublich, wie vielen jungen Talenten Sturges mit ihrer Berufung für diesen Film den Weg für eine steile Hollywood-Karriere geebnet hat. Yul Brynner, der einzig etablierte Star, thront da natürlich über allen anderen und er ist auch sehr cool hier, aber ich war noch nie der größte Fan von ihm, sodass ich die anderen selbst in diesem frühen Stadium ihrer Karriere schon in Reichweite von ihm sehe. Charles Bronson zum Beispiel. Und das, obwohl er ja gar nicht den ultra harten Hund spielt, den er danach so oft gemimt hat. Oder auch Robert Vaughn, der generell ein begnadeter Schauspieler war, der viel zu wenig wirklich großen Rollen gekriegt hat, und der hier Extraklasse ist, dessen Rolle aber wie gesagt auch ziemlich nerven kann. James Coburn fällt dagegen etwas ab. Er ist sich seiner Sache ein wenig zu sicher und gefällt mir daher in anderen Streifen besser. Und Brad Dexter scheint sich sowieso der Tatsache bewusst gewesen zu sein, dass auf ihn später kein großes Licht mehr fallen würde und hält sich leistungstechnisch entsprechend zurück. Einzig Hotte Buchholz kann hier noch richtig Punkte sammeln. Er spielt seinen Jungspund wirklich eindringlich; das bleibt hängen. Eli Wallach hingegen ist als Calvera meiner Meinung nach absolut fehlbesetzt (wofür er sich selbst ja interessanterweise auch hielt) und kann mit seinem Spiel daher auch nie ganz seine Unsicherheit über seine Berufung wettmachen. Das ist schade; da hätte man durchaus jemand anderen gebraucht. Auch, weil er so hilflos daherkommt, wirken die Sieben so übermächtig. Zu allem Überfluss hat er mit Arnold Marquis auch noch einen völlig unpassenden Synchronsprecher abgekriegt. Klar war Marquis der Größte, aber zu Wallach passt er einfach gar nicht. Der „heimliche“ Star des Films ist und bleibt aber Steve McQueen und wenn man sich das Making Of anguckt, erfährt man auch, dass er das gar nicht so heimlich hingekriegt hat, sondern mit einer Menge Raffinesse. Aber die hat es in sich, die sitzt. Ich finde seine Spielereien hier großartig und hege für ihn daher die größten Sympathien. Wenn ich mir also einen der Sieben aussuchen müsste, dann wäre es Vin. Allein schon aufgrund McQueens Mimik.

Tja und wenn wir das nun alles einmal zusammenfassen wollen, schließt sich der Kreis und wir können konstatieren mit „The Magnificent Seven“ einen wirklich guten Western gesehen zu haben – mehr aber auch nicht. Seinen Überstatus hat er sich lediglich als Inspirationsquelle für den Italowestern verdient, denn wie gesagt, wirkungstechnisch handelt es sich hierbei um eine Bombe, tatsächlich ähnlich „Für eine Handvoll Dollar“, aber rein inhaltlich wird der Streifen dieser Rolle nicht gerecht. Man hat einen Abend lang viel Spaß mit ihm und seinen „italienischen Ansätzen“, wird aber in den amerikanischen Momenten auch wieder weit runtergezogen, um am Ende noch einmal Sturges ganze Kraft bewundern zu dürfen. Dementsprechend viel Spaß wünsche ich bei der Sichtung! Ich habe meine Schuldigkeit getan; hieran muss sich ja nun einmal eh jeder selber mal versuchen.

Übrigens: Auf einen Vergleich mit dem Original wurde bewusst verzichtet. Erstens hatte ich das zum Zeitpunkt der Erstellung des Reviews noch gar nicht gesehen und zweitens sollen das andere machen. Ich bewerte diesen Film nur als den Western, der er ist. Ebenso habe ich versucht auf Vergleiche mit dem Remake von 2016 weitestgehend zu verzichten, was mir allerdings nicht ganz gelungen ist. Allerdings kann ich in diesem Zusammenhang auch nur noch einmal erwähnen, dass dieses interessanterweise dann doch der bessere Film ist, weil es die Fehler des Originals auf beeindruckende Weise abstellt und eigenständig genug für ein „neues“ Erlebnis dieser Story ist. Absolute Empfehlung also nochmals für beide Filme an dieser Stelle.

Zur DVD:

Im Zuge des Kinostarts des Remakes von 2016 gab es die uralte „Die glorreichen Sieben“-Box von MGM dann doch endlich auch mal für meine Sammlung. War ja früher schweineteuer das Ding, obwohl die 4 Scheiben einfach auf ner Spindel übereinander gelegt wurden, aber seit einiger Zeit gibt’s das ja für günstiges Geld zu kaufen. Meine hat jetzt zum Beispiel 15 Eu gekostet, das finde ich absolut in Ordnung. Bild und Ton gehen aus meiner Sicht auch heute noch völlig in Ordnung und speziell bei diesem Film erwartet einen dann ja auch noch ein besonderes Bonbon, nämlich das Bonusmaterial, was in dieser Art und Weise wohl nicht überall drauf war. Da gibt es:

  1. „Guns For Hire – The Making Of The Magnificent Seven“: Sehr interessantes, rund 45minütiges Making Of, in dem Yul Brynner, James Coburn, Robert Vaughn, Brad Dexter, Walter Bernstein, Elmer Bernstein, Steve McQueens Ex-Frau (glaube ich, könnte auch Ex-Freundin sein, aber ich glaube -Frau) und noch einige mehr zu Wort kommen dürfen, um den doch sehr kuriosen Werdegang dieses Klassikers zu schildern. Vor allem Robert Vaughn begeistert hier aufgrund seiner Offenheit und seiner Bereitschaft, sich zur Not auch selber mit schlecht zu reden. Großartig; das könnte es viel öfter geben!
  2. Audiokommentar mit James Coburn, Eli Wallach, Walter Mirisch und Robert Relyea: Hab ich wie immer noch nicht gesehen.
  3. Zwei Trailer zu diesem Film sowie die drei Trailer der Fortsetzungen
  4. Bildergalerien zu diversen Themen; mal 11 Sekunden, mal 3 Minuten lang: Wem’s gefällt.

Also eine eindeutige Kaufempfehlung, gerade aufgrund dieses Streifens, wenn man sich nicht sowieso noch die BD (s. u.) zulegen will (und auf die Fortsetzungen evtl. verzichten kann).

Zur BD:

Die BD habe ich mir nun ganz neu zugelegt, um diesen Film zum fünfzigsten Western innerhalb dieses Lexikons zu machen und dafür sollte es schon ein besonderer in einer besonderen Version sein. Nun gut, so besonders ist diese uralte Scheibe, die ich jetzt auch einfach mal günstig erstehen konnte, nun nicht, aber die Bildqualität ist super (nur an einigen Stellen hat man ein wesentlich schlechteres Bild als sonst; das ist bei älteren Streifen ja leider fast immer so)! Der deutsche Ton klingt manchmal ein wenig leise und unverständlich, aber daran hat man sicherlich auch nicht mehr gearbeitet (und ist mir persönlich auch nicht so wichtig). Umso erfreulicher ist allerdings die Tatsache, dass wir hier tatsächlich noch zwei zusätzliche Dokumentationen im Bonusmaterial finden, die auf der DVD seinerzeit noch nicht enthalten waren (weil sie vielleicht auch nicht mehr mit raufgepasst haben):

  1. „Guns For Hire – The Making Of The Magnificent Seven“: Sehr interessantes, rund 45minütiges Making Of, in dem Yul Brynner, James Coburn, Robert Vaughn, Brad Dexter, Walter Bernstein, Elmer Bernstein, Steve McQueens Ex-Frau (glaube ich, könnte auch Ex-Freundin sein, aber ich glaube -Frau) und noch einige mehr zu Wort kommen dürfen, um den doch sehr kuriosen Werdegang dieses Klassikers zu schildern. Vor allem Robert Vaughn begeistert hier aufgrund seiner Offenheit und seiner Bereitschaft, sich zur Not auch selber mit schlecht zu reden. Großartig; das könnte es viel öfter geben!
  2. „Elmer Bernstein und ,Die glorreichen Sieben‘“: (Für mich im Vergleich zu der DVD) Neues, viertelstündiges Featurette, in dem irgendein Sachverständiger Elmer Bernsteins musikalischen Beitrag zum Filmgenuss ausführlichst seziert und bespricht. Und auch wenn er „wie ein typischer Amerikaner“ spricht und stellenweise maßlos übetreibt: einmal kann man sich das mitangucken.
  3. „Verlorene Bilder der ,Glorreichen Sieben‘“: (Für mich im Vergleich zu der DVD) Neues, viertelstündiges Featurette, in dem Robert E. Relyea, Eli Wallach und die Chefin von MGMs Fotoarchiv zu Wort kommen und von einem Bildband, den man irgendwann wieder ausgebuddelt hat, ausgehend noch ein paar Worte zum Dreh verlieren. Sehr interessant, auch wenn sich einiges natürlich mit dem Making Of überschneidet.
  4. Zwei verschiedene Trailer, wobei bei dem einen auffällt, dass er vor allem mit einem Song zu den „Glorreichen Sieben“ unterlegt ist, der im Film selbst überhaupt nicht vorkommt…
  5. Bildergalerie: selbstablaufend über 4 Minuten, keine Einzelgalerien mit einigen der „neuen“ Fotos, würde ich sagen

Tja und in diesem Fall denke ich, lohnt sich das Update auf BD absolut, da der Film ein guter ist, die Qualität dieser Scheibe stimmt, der Preis mittlerweile auch und einem die restlichen Teile auch in DVD-Qualität ausreichen sollten. Ich bereue den Kauf also nicht.

Zitate

[die Leute einer Kleinstadt wollen einen toten Indianer nicht auf dem örtlichen Friedhof beerdigen, obwohl ein durchreisender Geschäftsmann sein Begräbnis bezahlen will] „Ich hab immer geglaubt, es genügt eine Leiche zu sein, um auf den Friedhof zu kommen.“(ein durchreisender Geschäftsmann muss seinen Irrtum einsehen)

[Harry spricht bei Chris für den Job vor, woraufhin dieser ihm von der miesen Bezahlung erzählt] „Im Moment ist ne Dollarnote so groß wie n Bettbezug für mich.“(Harry Luck erzählt von seinem Unglück)

[Chris ist mit den drei Mexikanern auf der Suche nach geeigneten Pistoleros für ihr Unterfangen] „Der Mann da vorne, der hat das ganze Gesicht voller Narben.“ – „Der Mann, der sie ihm beigebracht hat; der wäre was für uns.“(die Mexikaner klären sich untereinander auf)

„Zwischen Tapferkeit und Größenwahn gibt es noch einen Unterschied.“(Bernardo O’Reilly schätzt die Erfolgsaussichten des Unterfangens ab)

„Zu einem Kirchenkongress würde ich ihn nicht gerade mitnehmen.“(Chris Adams kennt die Stärken und Schwächen von Lee)

„Es gibt Städte, wo die Mädchen nicht gerade besonders hübsch sind. Und es gibt auch Städte mit ausgesprochen hässlichen Mädchen, aber in diesem komischen Dorf scheint es überhaupt keine Mädchen zu geben.“(Vin Tanner wundert sich über die einmalige Population des zu verteidigenden Dorfes)

[Britt schießt aus ewiger Entfernung einen Mexikaner mit dem Colt vom Gaul] „Das war der beste Schuss, den ich je gesehen habe!“ – „Der schlechteste! Ich habe aufs Pferd gezielt…“(Britt kann in Chicos Jubel nicht ganz einstimmen)

„Die sind doch alle nur Farmer! Farmer reden von nichts anderem als von Dünger und Frauen.“(der alte Mann (Vladimir Sokoloff) kennt seine Schweine am Gang)

„Das erinnert mich an den Mann, der aus dem zehnten Stock gefallen ist.“ – „Was war mit dem?“ – „Der hat bei jedem Stockwerk gesagt „Soweit ging’s gut.“. Das machen wir auch.“(Vin Tanner erklärt dem alten Mann den ausgereiften Plan der Sieben)

„Wir sind Reisende in Blei.“(Vin Tanner benennt seine Profession)

„Großzügigkeit ist immer schon mein Fehler gewesen.“(Calvera geht bei seiner Rückkehr ins Dorf auf, dass er die Bewohner doch besser alle getötet hätte)

„Nur die Toten sind frei von Furcht.“(ein Dorfbewohner gibt sich gegenüber Lee altklug)

[Calvera will von Chris wissen, warum er das Wagnis, die Mexikaner zu retten, überhaupt auf sich genommen hat; an seiner statt antwortet Vin] „Ich kannte mal einen Mann in El Paso, der sprang eines Tages nackt in einen Kaktusstrauch. Dem habe ich dieselbe Frage gestellt.“ – „Und?“ – „Er hat es damals für ne glänzende Idee gehalten.“(Vin Tanner gelingt es, seine Motivation für das aussichtslose Tun so glänzend wie selten in der Filmgeschichte in Worte zu kleiden)

„In Texas dürfen nur Texaner Bankräuber sein.“(Calvera hat offensichtlich sein Jura-Studium abgebrochen)

„Der alte Mann hatte recht. Nur die Farmer haben gewonnen. Wir haben verloren. Wir verlieren immer.“(Chris Adams zieht sein bitteres Fazit der ganzen Aktion)

★★★ +++

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