Die gefürchteten Vier

The Professionals

★★★

  • Jahr: 1966
  • Regie: Richard Brooks
  • Darsteller: Burt Lancaster, Lee Marvin, Robert Ryan, Woody Strode, Jack Palance, Claudia Cardinale, Ralph Bellamy...

Story

Der Reiche Joe Grant (Ralph Bellamy) heuert die vier Abenteurer Bill Dolworth (Burt Lancaster), Henry „Rico“ Fardan (Lee Marvin), Hans Ehrengard (Robert Ryan) und Jake Sharp (Woody Strode) an, um seine entführte Frau Maria (Claudia Cardinale) aus den Fängen des Revolutionärs Jesus Raza (Jack Palance) zu befreien. Also ziehen die „gefürchteten Vier“ los und erledigen ihren Auftrag. Zu dumm nur, dass Maria gar nicht gekidnappt wurde, sondern ihrem Mann in die Arme ihrer Jugendliebe davonlief. Das beeindruckt die vier Helden erst so gar nicht, später jedoch so sehr, dass sie auf ihren Lohn verzichten und die beiden Liebenden vor Grants Augen laufen lassen.

Worte zum Film

mäßige Stars, unsympathische Charaktere, ganz schwache Story, nachlässige Inszenierung; viel Luft um gar nichts

Bewertung

Klar, auf dem Papier bringt „The Professionals“ alle Voraussetzungen für einen echten Top-Western mit. Handelt es sich bei den in der deutschen Fassung titelgebenden „gefürchteten Vier“ doch um keine Geringeren als Burt Lancaster, Lee Marvin, Robert Ryan und Woody Strode. Dazu Jack Palance und Claudia Cardinale in Nebenrollen! Nicht zu vergessen auch sein wirklich tadelloser Leumund. Und nicht wenigen wird ebenso Regisseur Richard Brooks ein Guckanreiz sein (ich muss zu meiner Schande allerdings gestehen, dass ich von seinen Klassikern bisher noch nicht einen anderen gesehen habe; einzig „The Last Time I Saw Paris“ hab ich mir vor langer Zeit mal gegeben). Die Vorschau auf dem „Vierten“ seinerzeit (gibt’s den Sender eigentlich noch?) war dann auch sehr clever zusammen geschnitten und machte echt Lust auf den Streifen. Aber wenn man ihn dann gesehen hat… Selbst sein unglaubliches Staraufgebot kann ihn nicht retten, weil die Story einfach nichts (und vor allem nichts Neues) zu bieten hat. Und Brooks vielgepriesene Regie zeichnet sich auch nicht gerade durch Innovativität, sondern eher durch Nachlässigkeit aus.

Oder drücken wir es anders aus: Die von vielen so hochgelobten Actionszenen hier sind nun wirklich nicht der Hit. Und dass diese selbst in einem amerikanischen Söldnerfilm (und erst recht in einem mit Baujahr 1966) eine nicht ganz unwichtige Rolle einnehmen, dürfte wohl klar sein. Von den offensichtlichen Seltsamkeiten mal ganz zu schweigen. Wenn Lancasters Bill Dolworth beispielsweise sein Dynamit wirft, geht es zwar meist gleich in die Luft, aber wenn die Gegner noch zu weit weg sind, um den Effekt zu spüren, wartet es auch schon mal geduldig bis die Opfer endlich da sind und explodiert erst dann. Teufelskerl Burt (ausnahmsweise mal nichts gegen ihn, das richtet sich gegen Brooks, der ihn dazu machen will) muss den Sprengstoff auch nicht auf eine Mauer werfen, um darauf stehende Feinde zu töten, sondern er wirft es dagegen, das Ding geht noch im Flug los und reißt die Mauer samt Peoples ein. Echt nicht schlecht, das Zeug. Ach und kann man mit einer Bogensehne eigentlich einen Menschen erwürgen? Die zugehörige Szene sieht jedenfalls ziemlich lächerlich aus (das aber eher, weil sie so schlecht gefaket ist).

Aber kümmern wir uns lieber um diese kaum vorhandene Story um eine Ehefrau, die von den vier „Professionals“ aus den Fängen eines mexikanischen Revolutionärs befreit werden soll. Den viel zu abrupten Beginn derselben, der uns sofort und ohne irgendwelche Einleitung ins Geschehen wirft und uns in ziemlich nichtssagenden Bildern zeigt, was für Maker die Titelhelden doch sind (das ist nicht Fisch und nicht Fleisch), übergehen wir mal lieber gleich. Schließlich ist die erste Hälfte dieser Geschichte, die Brooks höchstselbst nach Frank O’Rourkes Roman „A Mule For The Marquesa“ für die große Leinwand aufgearbeitet hat, noch der weitaus ansehnlichere Teil. Dieser ist dann auch der klassische Söldnerpart. Könnte man sich noch angucken, ist aber auch schon nur maximal mäßig spannend. (Spoiler) Unrühmlicher Höhepunkt der ersten Stunde ist dabei echt die Befreiung von Dolworth aus den Händen einer Dreiergruppe von Mexikanern  – Marvin, Ryan und Strode hätten ihn schon lange rausboxen können, aber Brooks meint er muss Ersterem noch einen Schnack mit einem der Mexikaner geben, um die Spannung zu pushen (ganz nebenbei hätten die anderen beiden die drei Strolche auch schon dreimal abballern können). Das zieht den Film in die Länge und wäre echt nicht nötig gewesen. Bis zu Marias Befreiungsaktion passiert dann auch herzlich wenig und danach wird der Film zur Geduldsprobe. Es geschieht so gut wie gar nichts mehr und das allermeiste ist vorhersehbar. Ich mein, natürlich muss ein Western generell nicht und einer von 1966 schon erst recht nicht das Rad neu erfinden, aber n bisschen einfallsreicher hätte es schon sein können. Dass Raza und Maria sich lieben war ja wohl sonnenklar (dass die Cardinale vor ihrer „Befreiung“ dann allerdings die ganze Zeit ein Gesicht macht wie drei Tage Regenwetter, nur um uns in die Irre zu führen, ist eine weitere von Brooks Nachlässigkeiten). Nur eins verwundert einen bestimmt eine Dreiviertelstunde lang: Da „Die gefürchteten Vier“ grundsätzlich alle das Herz auf dem richtigen Fleck und zwei von ihnen sogar schon mit den Revolutionären gemeinsame Sache gemacht haben, macht es keinen Sinn, dass sie so ewig an ihrem Auftrag festhalten, den sie spätestens nachdem sie Maria in ihren Reihen wissen, als falsch durchschaut haben. Dass sie am Ende auf ihre Belohnung verzichten werden, ist doch klar, nur hätten die sich schon viel eher mal dafür entscheiden können. Dann hätte man sich auch diese nervtötende Verfolgungsjagd sparen können, bei der Maria auf lächerlichste Art und Weise versucht, die Flucht der „Professionals“ aufzuhalten (das nervt dieses Ewige „Willste mich mal poppen? Musst mich aber freilassen danach.“), Raza auf lächerlichste Art und Weise eine Kugel nach der anderen überlebt (wie viele davon hat der sich zwischendurch gefangen?) und Dolworth auf lächerlichste Art und Weise zum Held stilisiert wird, während seine drei Mitstreiter hier eigentlich gar nichts mehr zu sagen haben. (Spoilerende)

Und dann gerade Lancasters Charakter, der nun wirklich der unsympathischste von allen ist. Und bis auf Ryans Hans Ehrengard (der Name ist Programm) sind sie hier alle unsympathisch! Das muss man wirklich erstmal schaffen. Aber bei Palances Raza reichen echt die paar Minuten Screentime, die er hat, um ihn absolut nicht zu mögen und bei seiner lieben Maria wusste ich die ganze Zeit nicht, was ich von ihr halten sollte. (Spoiler) Da gönnt man den beiden ihre Rettung schlussendlich dann auch nicht. (Spoilerende) Bei Marvins Fardan weiß man auch nie so richtig, woran man ist, und einzig Jake Sharp zeigt so wenig Emotionen, das man ihn überhaupt nicht einordnen kann (was es für mich nicht besser macht). Am schlimmsten aber ist wie gesagt Dolworth, der einen nervigen Spruch nach dem nächsten raushaut und vor allem mit seiner Einstellung zu Frauen nervt. Dieses ewige „Das ist ein Weib. Die hat noch nie nein gesagt.“-Gesülze ist echt zum Fremdschämen.

Tja und dann können natürlich auch die Schauspieler nichts mehr machen. Ganz im Gegenteil geht Burt Lancaster in dieser Art Figur, die er ja zu gern gespielt hat, selbstverständlich mal wieder auf und ist für mich daher erneut nur schwer zu ertragen. Lee Marvin, Robert Ryan und Woody Strode spielen ganz ordentlich, aber ihre Glanzmomente hatten sie woanders. Und Jack Palance? Passt sich ebenfalls seiner Rolle an und war wirklich wohl so gut wie nie so schlecht (und unsympathisch) wie hier. Um Claudia Cardinale ist es am allermeisten schade. Denn sie dient hier echt ausschließlich als Blickfang (das hat ja sogar Christian-Jaque in „Les Pétroleuses“ (zu deutsch „Petroleummiezen“) besser hingekriegt). Hat sie überhaupt eine Szene gehabt, in der sie schauspielerisches Talent zeigen musste? Ich meine nein. Nur solche Erotik-Szenen. Sie darf sich dann auch mal wieder in irgendwelche knallengen Outfits zwängen und sieht einmal mehr wunderschön aus (wobei man aber auch hier sagen muss, dass sie schon weitaus besser aussah), aber das allein reicht halt nicht immer aus. Aber die Schuld hat wieder mal Richard Brooks.

Genau das könnte dann auch der Abschlusssatz dieser Besprechung sein. Richard Brooks Autorenwestern „The Professionals“ (ich hab bisher noch nicht mal seine beiden anderen gesehen, die zehn Jahre zuvor bzw. fast zehn Jahre hiernach entstanden sind) ist trotz der hochkarätigen Besetzung (die aber auch nicht ihren besten Tag erwischt hatte oder gar nicht erst die Chance dazu bekam) ein ziemlich langweiliger Film geworden. Er ist zu lang, zu vorhersehbar, zu nachlässig inszeniert und vor allem: zu unsympathisch. Aber da habe ich offenbar mal wieder einen ganz anderen Film gesehen als alle anderen – von daher versucht euer Glück!

★★★

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch die Nutzung der Kommentarfunktion erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten gemäß meiner Datenschutzerklärung einverstanden.