Der Todesritt der glorreichen Sieben

The Magnificent Seven Ride!

★★★ +

  • Jahr: 1972
  • Regie: George McCowan
  • Darsteller: Lee Van Cleef, Michael Callan, Luke Askew, Pedro Armendáriz Jr., William Lucking, James Sikking, Ed Lauter, Ralph Waite, Ron Stein...

Story

Als sein alter Freund Jim Mackay (Ralph Waite) den mittlerweile zum Marshal aufgestiegenen Chris (Lee Van Cleef) um Hilfe bei der Verteidigung eines kleinen mexikanischen Dorfes gegen den berüchtigten Banditen Juan De Toro (Ron Stein) und seine Bande bittet, lehnt dieser ab. Als er kurze Zeit später durch Zufall die Leichen von Jim und seinen Leuten sowie die vergewaltigten, verängstigten Witwen des Ortes findet, entscheidet er sich um und trommelt zur Verteidigung Letzterer doch wieder einen siebenköpfigen Trupp zusammen. Er bedient sich dieses Mal im Gefängnis und verpflichtet von den dortigen Häftlingen in Gestalt von Mark Skinner (Luke Askew), Pepe Carral (Pedro Armendáriz Jr.), Walt Drummond (William Lucking), „Captain“ Andy Hayes (James Sikking) und Scott Elliot (Ed Lauter) Gesellen, die er gerade erst eingebuchtet hat. Der siebte Mann ist hingegen der Journalist Noah Forbes (Michael Callan), der eigentlich als Autor von Chris‘ Memoiren berühmt werden wollte. Zusammen gelingt es dieser Mannschaft unter „Zuhilfenahme“ von De Toros aktueller Lebensabschnittsgefährtin (Rita Rogers) den Banditen zu besiegen. Den Kampf überleben können am Ende jedoch nur Chris, Noah und Skinner. Da sie nun aber ja genügend Frauen zur Auswahl haben, suchen sie sich einfach jeder (mindestens) eine aus und bleiben gleich vor Ort, um beim Wiederaufbau zu helfen.

Worte zum Film

überflüssig, übertrieben dramatisch, unnötig aufgewärmt; schwache Story, mäßige Umsetzung, durchschnittliche Besetzung; Kino-Western auf TV-Serien-Niveau; für Komplettisten immerhin ertragbar

Bewertung

Zum Film:

Puh, als Fan und Komplettist hat man’s manchmal gar nicht so leicht… Gerade der Italowestern-Fetischist kann davon ein Liedchen singen… Als reiner US-Western-Freund (auch wenn es keinen Grund dafür gäbe, ein reiner solcher zu sein) hätte man es da vermeintlich ein wenig einfacher – wenngleich einem, sofern man das Komplettistentum wirklich ernst nehmen möchte, ob der unüberschaubaren Fülle der Streifen schnell aufgehen wird, wie trügerisch dieser Gedanke ist. Und auch in Hollywood geht es am Ende natürlich nur ums Geld. Auch in der Traumfabrik wird eine gute Idee im Zweifel gnadenlos ausgeschlachtet. So (auch) geschehen im Falle von „The Magnificent Seven“. War die erste Fortsetzung („Return Of The Seven“) schon reiner Rotz, folgte 1969 noch eine („Guns Of The Magnificent Seven“), die zwar um einiges ansehnlicher geriet, unterm Strich aber trotzdem als unnötig abgetan werden muss. Aber irgendwas müssen diese ganzen Fortsetzungen ja haben. Sonst würden se ja auch heute nicht zum 113. Teil von „Fast And The Furious“ laufen (ach so, da soll nach 11 Teilen Schluss sein? – na ja, die Stones haben auch des Öfteren ihr Karriereende erklärt und immer wieder weitergemacht, oder?). Von daher kann man sich schon vorstellen, dass „Die Rache der glorreichen Sieben“, so angenehm, wie er sich gucken lässt, auch ganz erfolgreich war. Und auch wenn man es diesem tatsächlich gönnt, hat die Sache doch einen Haken: Er hat damit noch eine letzte Fortsetzung heraufbeschworen… Denn weil die Verkaufszahlen ja offensichtlich immer noch gestimmt haben müssen, hob man 1972 noch ein viertes Vehikel aus der Taufe: „The Magnificent Seven Ride!“. Und dieser ist leider erneut keine Ausgeburt an Schönheit und Raffinesse.

Zwar stirbt man auch von einer einmaligen Ansicht von „Der Todesritt der glorreichen Sieben“ (so der glorreiche deutsche Titel) nicht sofort, aber es sind vor allem zwei Probleme, die einem eben jene doch deutlich erschweren und stellenweise regelrecht versauen können. Zum einen gibt es da diese lange Vorgeschichte, die kein Mensch braucht. Und dabei geht es mir gar nicht mal so sehr darum, dass der Streifen dadurch nicht in die Pötte kommt. Zwar ist es ebenfalls sehr frustrierend, wenn man feststellt, dass er erst nach der Hälfte seiner Spielzeit so richtig beginnt (und bei einem 96-Minuten-Werk ist dann ja auch nicht mehr viel übrig), aber noch wesentlich unangenehmer ist die Ausgestaltung dieses endlos langen Aufgalopps. Der ist nämlich so unnötig überdramatisch (=konstruiert) wie ihn sich nur Drehbuchautoren wie Arthur Rowe ausdenken können (der hat ebenso wie Regisseur George McCowan ansonsten fast ausnahmslos TV-Serien-Episoden in seiner Vita zu stehen, weswegen ihr deswegen höchstwahrscheinlich auch noch nie etwas von ihm gehört haben werdet). Der macht aus dem natürlich wie immer essenziellen Chris, hier dargestellt vom seinerzeit doch eigentlich nur noch Italowestern drehenden Lee Van Cleef, einen endlosen Denker, der jeden seiner Züge vorher dreizehnmal überschläft und sich immer dreimal absichert – und einen verheirateten US-Marshal. Donnerwetter! Und dieser Chris buchtet dann lieber drei Leute zu viel als drei Leute zu wenig ein und erregt so die Anteilnahme seiner Frau, die sich leidenschaftlich für einen unschuldig dreinblickenden Jungen einsetzt, der doch nur einmal irgendwo eingebrochen ist und dessen Mutter Chris auch bereits ordentlich psychisch zusetzt. Schließlich will der den für eine ganze Weile verknacken und ihm damit seine späteren Karriere-Aussichten ordentlich verbauen. Geht ja gar nicht so was! (Spoiler) Und auch wenn ich – natürlich – ebenfalls als ersten Impuls einen Gedanken verspürte wie „Soll er ihm doch noch ne Chance geben, kann doch nicht so viel bei passieren.“, sagte mir mein Verstand doch sofort, dass dieser Film so selbstverständlich nicht funktionieren wird. Und wenn sich der Marshal kurze Zeit später vor dem Zubettgehen (!) vor der Angetrauten noch um Kopf und Kragen reden muss, um seine Ansichten zu untermauern, dürfte auch dem Letzten aufgehen: Er wird ihn doch wieder auf freien Fuß setzen und dann wird der Junge doch wieder eine Dummheit begehen. Dass es also im weiteren Verlauf dazu kommt, überrascht einen nicht, das Ausmaß dieser Dummheit, die in einer wahrhaftigen Tragödie endet, jedoch schon. Und es ärgert einen ob der wie erwähnt völlig unnötigen Überspitzung auch ziemlich. Da nimmt sich der Kurze nämlich nicht nur gleich die Bank des Städtchens vor, sondern erschießt zu allem Überfluss auf der Flucht auch noch einen Ladenbesitzer und nimmt obendrein Chris Frau als Geisel mit, weil der mit ihr rein zufällig just in diesem Moment durch den Ort flanierte. Puh, muss das sein? Von der geschilderten Vergewaltigung durch diesen Shelly (Darrell Larson) genannten Charakter mal ganz zu schweigen. (Spoilerende) Muss das wirklich sein? In einem Streifen, der eigentlich thematisieren will wie eine Handvoll Draufgänger heldenhaft ein mexikanisches Örtchen vom Terror eines Banditenführers befreit? Davon, dass Chris nämlich auch eine Anfrage seines Freundes Jim Mackay (Ralph Waite) vorliegen hat, der nach Mexiko auswanderte, dort jetzt vor besagtem Problem steht und ihn daher um Hilfe bittet, ist bis dahin ja kaum die Rede. Die lehnt er nämlich auch erstmal ab, weil er so zögerlich und kalkulierend unterwegs ist wie oben beschrieben. Generell handelt er hier dadurch immer erst, wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Das kann ganz schön an den Nerven und Sitzmuskeln zehren. (Spoiler) Dadurch beißt Freund Jim nämlich erst noch ins Gras, bevor Chris endlich mal dessen Örtchen aufsucht und natürlich muss er dort feststellen, dass nur noch Frauen übriggeblieben sind, die ausnahmslos auf brutalste Art und Weise vergewaltigt wurden. Boah, diese absichtlich konstruierte Schwarzmalerei nervt. Immerhin gelingt dem Protagonisten seine Verlustbewältigung so in einer unfassbaren Geschwindigkeit… (Spoilerende)

Dann jedoch kommt die ganze Chose hier endlich mal ins Rollen. Bis dahin fragt man sich zwischenzeitlich schon, ob man nicht mehr bis sieben zählen kann. Aber mit Teil zwei der Handlung hält leider auch Problem zwei Einzug in diesen Streifen. Dieser ist nämlich nichts anderes als eine zeitlich gekürzte, aber ansonsten fast Eins-zu-eins-Kopie des Originals und die hatten wir uns in „Die Rückkehr der glorreichen Sieben“ ja schon übergeguckt. (Spoiler) Nun gut, anstatt alter Freunde und großer Namen verpflichtet Chris hier eine Horde von Knackis und besticht sie mit der Aussicht auf eine Begnadigung (deren Vorlage der zuständige Gouverneur in Rekordzeit ausgestellt haben muss) und um selbige gefügig zu halten, raubt Chris mit ihnen erstmal die aktuelle Liebste des gefürchteten De Toro. So verhindert er ein Überlaufen. Aha. Aber sobald die schweren Jungs die Damen des Ortes erstmal gesehen haben, sind die sowieso hin und weg (was selbstredend auf Gegenseitigkeit beruht (welche Frau hat schließlich nicht schon immer davon geträumt, mit einem Ex-Sträfling das Bett zu teilen?)). Von da an haben sich alle eventuellen Flucht- oder Ungehorsamsgedanken von selbst erledigt. Ist ja schließlich logisch, oder? In einem Film, in dem vorher so viel Leid und Schlechtigkeit dargestellt wurde, werden die Jungs, die vorher zu Recht im Gefängnis saßen, doch keine wirklich schlechten Menschen sein, oder (da ist ja „Una Ragione Per Vivere E Una Per Morire“ realistischer…)? Und dann kommt die alte Leier: Das Dorf wird befestigt, es wird noch ein wenig rumgewundert, ob man im Leben bisher nicht vielleicht doch alles falsch gemacht hat (wenngleich sich dieser Teil hier vergleichsweise erfreulich kurz ausnimmt), die Verteidigungsplätze werden eingenommen, die Gegner greifen natürlich genau so an, wie man es vorher „geplant hat“, die Leute (hüben wie drüben) sterben wie die Fliegen, bis am Ende nur noch ein paar Banditen, die führerlos fliehen und drei der tapferen Recken übrig bleiben. Völlig erstaunlicherweise sind dies Chris, der Schreiberling Noah Forbes (Michael Callan), der Ersterem von Beginn an nicht von der Seite gewichen ist, und mit Skinner (Luke Askew) derjenige der Knackis, der am eindrucksvollsten eingeführt wurde. Na so was. Dann suchen sich alle schön ne Frau da (oder in Skinners Fall, obwohl er aussieht wie ein Stück Toast, gleich mindestens drei) und bleiben vor Ort. Ende, aus, Friede, Freude, Eierkuchen. Meine Herren, wie unvorhersehbar… (Spoilerende)

Inhaltlich darf man von diesem vierten Reihen-Aufguss also mal gar nichts erwarten. Dafür ist der Kram immerhin so solide in Szene gesetzt, wie es einem George McCowan möglich war. Erwartet einfach einen Streifen auf damaligem US-TV-Serien-Niveau (Überraschung!). Kann man sich ja mal angucken. Vom Rest der Crew ist daher aber höchstens noch Komponist Elmer Bernstein erwähnenswert – oder besser gesagt seine Musik, denn die wurde – wie beide Fortsetzungen zuvor ebenfalls bereits geschehen – einfach nur erneut genutzt, ohne dass der Maestro sich hierfür noch einmal rangesetzt oder gar ein eigenes Thema kreiert hätte. Passt daher wie immer nicht wirklich zum Gezeigten und als Soundtrack einer völlig anderen Ära (nämlich der großen Hollywood-Studio-A-Movie-Helden-Ära) erst recht nicht zu McCowans schäbig-spätwesternlichem TV-Look.

Darstellerisch ist Lee Van Cleef eine echte Überraschung, denn er kann tatsächlich auch so eine „normale US-Westernrolle“ glaubwürdig verkörpern. Klar ist das keine Offenbarung von ihm (und schon gar nicht seine Liebes- und Kussszenen, das ist ja grauenhaft!), aber um Welten besser als der aufgesetzt-hölzerne Brei, den er vor seiner „Entdeckung“ durch Leone in seinen US-Auftritten so abgeliefert hatte (ich denke dabei beispielsweise an seine schwache Darbietung, in dem ansonsten großartigen und völlig zu Unrecht so in Vergessenheit geratenen Edward-Dmytryk-Kriegsepos „The Young Lions“, welches ich neulich endlich mal geschaut habe). Und bei der Riege an unbekannten bzw. unbedeutenden Co-Stars kann ihm da tatsächlich auch niemand das Wasser reichen. Michael Callan, der nach ein paar Kinofilmen quasi auch ausnahmslos in TV-Serien zu sehen war, Luke Askew, der nie in Erinnerung bleibt, Pedro Armendáriz Jr., der seinem aus meiner Sicht schon nicht überragenden Vater nie das Wasser reichen konnte, Ed Lauter, der retrospektiv betrachtet von allen noch die größte Karriere hingelegt hat, oder James Sikking und William Lucking, von denen ich vorher wirklich noch nie etwas gehört hatte, hinterlassen jedenfalls alle keinen bleibenden Eindruck. Auch das ist 70er-Jahre-Serien-Niveau. Von einem Ron Stein, der hier zwar den Ober-Bösewicht spielt, dabei aber nicht eine Sekunde furchteinflößend ist, fangen wir besser gar nicht erst an. Von den reichlich vorhandenen Damen im Cast können einige zwar ein paar optische Reize setzen, mehr aber auch nicht. Erwartet hier bloß nicht zu viel!

Und das ist auch das Schlusswort, denn was will ich mir über diesen erneut völlig unnötigen Beitrag weiter den Mund fusselig reden? Wie gesagt, inhaltlich kann er dem Thema überhaupt nichts Neues abgewinnen (außer ihr steht auf diese völlig übertriebene Vorgeschichte), inszenatorisch ist das auch nicht das Gelbe vom Ei und schauspielerisch kann einen lediglich Van Cleef überraschen. Ich bin vor diesem Hintergrund von mir selbst überrascht, dass ich ihn trotzdem vergleichsweise locker weggucken konnte. Aber er ist ja nun auch wirklich nicht lang und ein gewisses Niveau erfüllt er eben. Wie ebenfalls bereits erwähnt, die TV-Serien jener Zeit kann man sich ja auch mal angucken. Für die „Die glorreichen Sieben“-Reihe ist dieser „Abschluss“ natürlich sehr schade. Da wäre „Guns Of The Magnificent Seven“ wirklich wesentlich versöhnlicher gewesen. Auf der andere Seite darf man sich wahrscheinlich bloß freuen, dass damals noch kaum jemand in „Franchises“ oder gar „Universen“ gedacht hat, sonst hätten wir unter diesem Banner womöglich noch mehr solchen Blödsinn gesehen. Nun ja, für Komplettisten (wie mich) sicherlich einer der leichter verdaulicheren Vervollständigungstitel, alle anderen können diesen Goldesel-Melkversuch auch getrost überspringen.

Bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wer ist eigentlich auf diesen selten dämlichen Titel gekommen? Denn geritten sind die Sieben in diesem Beitrag quasi gar nicht (zumindest nicht on screen oder zumindest für die Story in irgendeiner Weise wichtig und nachvollziehbar)…

Zur DVD:

Wie der Film so die DVD dazu. Standard-Dutzendware von MGM, die jedoch keinem weh tut. Das Bild ist – gerade in Anbetracht des Alters der Scheibe – sogar recht gut und am Ton fand ich nun auch nichts. Und als Bonus ist sogar der Trailer dabei, da kannste doch nichts gegen sagen. Und wenn ihr das Ding so wie ich als Teil der „Die glorreichen Sieben“ Collection erstanden habt, stimmte ja auch der Preis, oder? Auch hier gilt also: Kann man sich mal anschauen. Ne BD von dem Werk selbst brauche ich nun aber nicht zum Glücklichsein…

Zitate

[Marshal Chris weigert sich beharrlich, den jungen Dieb Shelly (Darrell Larson) wieder auf freien Fuß zu setzen] „Aber er ist doch fast noch ein Kind…“ – „Mit den Wünschen eines Mannes, wenn er einbricht.“(Chris weiß, dass Shelly keine Wunschzettel mehr schreibt)

„Durch die Wahrheit ist noch nie jemand reich geworden.“(Noah Forbes weiß, was die Leute lesen wollen)

„Richter Parker hat mal zu mir gesagt: ,Männer, die ich hängen ließ, haben nie mehr getötet. Dafür aber viele von denen, die ich nicht hängen ließ.‘“(Chris hat ein Elefantengedächtnis)

[über die Arbeiten an der Ortsbefestigung] „N Kopfschuss is ja direkt ne Erholung dagegen.“(Pepe Carral hat wohl zu viele Ego-Shooter gespielt)

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