Das Duell

The Duel

★★★ +++

  • Jahr: 2016
  • Regie: Kieran Darcy-Smith
  • Darsteller: Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Alice Braga, Emory Cohen, Felicity Price...

Story

Texas Ranger David Kingston (Liam Hemsworth) bekommt den Auftrag, das seltsame Verschwinden von Menschen in einer kleinen Stadt nahe der mexikanischen Grenze zu untersuchen. Da hier der undurchsichtige Abraham (Woody Harrelson) das Sagen hat, der vor 22 Jahren seinen Vater tötete, hat er gleich mehrere gute Gründe, sich auf den Weg zu machen. Seine Frau Marisol (Alice Braga) hätte er jedoch besser zu Hause gelassen…

Worte zum Film

ruhiger, gespenstischer, teils spiritueller Mystery-Western; gute Darsteller, schöne Atmosphäre, tolle Action; mitunter schön blutig und fies; maximal durchschnittliche Ausstattung und Settings

Bewertung

Von einem Film mit einem solch langweiligen Kinoposter/Cover sowie dem völlig unspektakulären Titel „Das Duell“ (einen nichtssagenderen gibt es im Genre Western ja wohl gar nicht) hatte ich ehrlich gesagt nicht allzu viel erwartet – und schon gar nicht die abgefahrene Genremischung, die er ist. Denn Kieran Darcy-Smiths erste und bislang (Stand: Januar 2024) einzige Genrearbeit streut in seinen ansonsten recht klassischen Plot auch Mystery- und andere moderne Elemente mit ein, die einen schnell in ihren Bann ziehen.

Das ist allerdings auch irgendwo notwendig, denn die Rachegeschichte, die sich Drehbuchautor Matt Cook hierfür ausgedacht hat, wäre ansonsten recht vorhersehbar ausgefallen. Nicht, dass man ob des Verlaufs von „The Duel“ dadurch jetzt unglaublich überrascht wäre, aber die Ungewissheit, die dieser gespenstische, teil spirituell wirkende Unterbau mit sich bringt, reicht aus, um einen nach durchwachsenem Beginn schnell bei der Stange zu halten. Auf der anderen Seite muss man sich auf diese Mystery-Note definitiv auch einlassen können, da sich einige Plot-Entwicklungen sonst nur bedingt nachvollziehen lassen. (Spoiler) Für die Erkrankung, Heilung und den Sinneswandel von Protagonisten-Frau Marisol (Alice Braga) hat das Script ansonsten nämlich keine Erklärung parat. Und die Tatsache, dass sich die beiden Widersacher im titelgebenden finalen Duell jeweils einmal eine fette, vollkommen unnötige Überlebenschance geben, ist nur damit zu begründen, dass die beiden über die Jahre und durch die gemeinsame Vergangenheit (und das obwohl sie sich 22 Jahre lang nicht gesehen haben) offensichtlich eine Art übersinnliche Verbindung und damit gleichsam eine Abhängigkeit voneinander entwickelt haben. Es ist schließlich bezeichnend, dass Abraham Brant (Woody Harrelson) seinen eigenen Sohn Isaac (Emory Cohen) lange nicht so spannend findet wie Eindringling David Kingston (Liam Hemsworth). (Spoilerende)

Auch wer hier ob des Beginns ein politisches Statement erwartet, liegt damit eindeutig daneben. Zwar wäre das Potential dafür natürlich da gewesen, aber ich bin froh, dass Cook einen anderen Weg eingeschlagen hat (es gibt ja auch schon genug andere, politische Western) (Spoiler) und mit der Menschenjagd etwa ein aktuelles Thriller-Element eingebaut hat. (Spoilerende) Auch, dass der Protagonist seine Frau mit auf die Verbrecherjagd nimmt (von wegen Lonesome Cowboy) und beim Ausspionieren der Antagonisten lieber in Deckung bleibt anstatt den Helden zu spielen, sind erfrischend moderne Details. Alles zusammen zeigt natürlich, dass „Das Duell“ auch als Thriller durchgehen würde und sich somit „nur als Pferdeoper getarnt hat“, aber hey, dafür sollten wir dankbar sein. Schließlich bekommen wir benannte Elemente in unserem Lieblingsgenre nicht jeden Tag zu sehen.

Außerdem hätten Cook und Darcy-Smith sonst wohl auch Probleme mit ihrem Antihelden bekommen, der definitiv nicht immer ethisch richtig und vor allem nicht im Sinne der geltenden Gesetze handelt. Da seine Gegenspieler ihm in dieser Hinsicht natürlich in nichts nachstehen, sind die wenigen Actionszenen, die es gibt, schön fies und blutig ausgefallen. Ansonsten inszeniert Darcy-Smith sehr ruhig und auf seine mysteriös-gruselige Atmosphäre bedacht. Das gelingt ihm ganz gut und Craig Eastmans auch nicht gerade alltägliche Westernmusik ist zumindest zweckmäßig. Leider aber wird das Unterfangen durch die durchgehend eher langweiligen bis an billige Italowestern-Settings erinnernden Locations sowie die ebenfalls nicht sonderlich beeindruckende Ausstattung ständig torpediert. Das raubt „The Duel“ einen ganzen Teil der Wirkung, die er hätte haben können.

Dafür ist der Cast total in Ordnung. Darcy-Smith gelingt es tatsächlich, Woody Harrelson im Zaum zu halten, sodass dieser seine Rolle, die ihn natürlich geradezu dazu einlädt maßlos zu overacten (was er zu meinem Leidwesen ja gerne mal tut), sehr gemäßigt anlegt. Dadurch wirkt er durchgehend sehr bedrohlich. Liam Hemsworth ist allen (männlichen) Unkenrufen zum Trotz aus meiner Sicht ein vernünftiger Schauspieler, der auch hier bestimmt keine Meisterleistung abliefert, aber durchgängig glaubwürdig ist. Und trotzdem sich im Supporting Cast keine weiteren großartig bekannten Namen wiederfinden, machen auch Alice Braga, Emory Cohen, Felicity Price und wie sie alle heißen ihre Sache ordentlich bis gut.

Und so kann ich nur noch mal wiederholen: „Das Duell“ hat mich überrascht. Nach einem maximal mäßigen Beginn entwickelt er sich zu einem richtig spannenden Genrevertreter. Getragen wird er dabei von seiner unheimlichen Atmosphäre, die durch leichte Mystery-Elemente noch unterstrichen wird, sowie seinem guten Cast. Die guten Action-Einlagen tun ihr Übriges. Leider geht dabei nicht immer alles ganz logisch zu, sodass man sich schon darauf einlassen können muss. Zudem enttäuschen Ausstattung und Locations. Trotzdem: Solch „frische“ Elemente bietet einfach nicht jeder Western. Und da die Spannung obendrein bis zum Schluss gehalten werden und das Ganze (im Rahmen der Filmlogik) vernünftig aufgelöst werden kann, gibt’s hierfür trotz der kleinen Abzüge eine klare Empfehlung.

Zitate

„Abraham ist verschlagener als der Teufel im Schatten.“(ein wiedergeborener Zuschauer des einleitenden Messerkampfes lässt die Umstehenden an seinem Wissen teilhaben)

[über die Mexikaner, die über die Grenze in die USA kommen und laut Abraham Angst hätten] „Wieso sollten Sie Angst haben?“ – „Na ja, vielleicht weil sie auf dieser Seite des Flusses keine Mexikaner mehr sind.“(Abraham glaubt an einen Ausweisfälscherring am Rio Grande)

„Meine Gedanken sind mörderisch, aber mein Gewissen ist rein.“(Abraham glaubt sich das wahrscheinlich)

„Woher wusstest du, dass er den Weg nimmt?“ – „Ich weiß schon sein Leben lang, wohin der Junge unterwegs ist.“(Abraham gibt zu, David Kingston nach dem Messerkampf mit seinem Vater eine Wanze zugesteckt zu haben)

★★★ +++

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