Blaze Of Glory – Flammender Ruhm

Young Guns 2

★★★ +

  • Jahr: 1990
  • Regie: Geoff Murphy
  • Darsteller: Emilio Estevez, Kiefer Sutherland, Lou Diamond Phillips, William Petersen, Christian Slater, Balthazar Getty, Viggo Mortensen, Scott Wilson, Jenny Wright…

Story

Ein sehr alter Mann gibt sich vor einem Anwalt als Billy The Kid (Emilio Estevez) aus und erzählt diesem seine Lebensgeschichte von der Zeit nach Ende des Lincoln-County-Rinderkrieges bis zu seiner vermeintlichen Hinrichtung durch Pat Garrett (William Petersen)…

Worte zum Film

ordentliche Darsteller und Optik; gute Musik inkl. großartiger Songs am Ende – der vielleicht fetzigste Abspann der Westerngeschichte!; ansonsten beliebig, austauschbar und historisch nicht sonderlich akkurat

Bewertung

Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal eine Fortsetzung gesehen habe, die sich so sehr von ihrem Vorgänger unterschieden hat wie „Blaze Of Glory – Flammender Ruhm“ von „Young Guns“. Sicherlich, nicht zuletzt aufgrund der in drei wichtigen Rollen gleichen Besetzung und der damit verbundenen vertrauten Performances, insbesondere von Hauptdarsteller Emilio Estevez, sowie der Weitererzählung von Billy The Kids Leben nach Ende des Lincoln-County-Rinderkrieges ist die Verwandtschaft beider Filme völlig offensichtlich. Aber nicht einmal „Sicario 2“ unterschied sich – unter ähnlich geänderten Produktionsumständen wie hier, dafür aber mit einer komplett neuen Story versehen – nicht so sehr von „Sicario“ wie diese beiden Streifen voneinander.

Das dürfte in diesem Fall aber auch daran liegen, dass „Young Guns II“ mit ca. 20 Millionen Dollar im Gegensatz zum ersten Teil das ungefähr anderthalbfache Budget zur Verfügung hatte. Und mit Geoff Murphy offenbar einen Regisseur, der selbiges ganz anders einsetzte als seinerzeit noch Christopher Cain. Das Ergebnis sieht dann auch gleich ganz anders aus! Viel wertiger und wie ein richtiger Kinofilm.

Und mit einem Male kommen auch die Schauspieler aus sich raus. Neben Emilio Estevez, der ja bereits „Young Guns“ ein Stück besser machte (hier mit seiner verrückten Dauerlache mit der Zeit aber auch nervig werden kann), überzeugt hier dann auch Kiefer Sutherland mit einer nuancierten Performance. Und Lou Diamond Phillips ist die coolste Socke von allen; den würde man heute glatt als „Szenendieb“ bezeichnen (ich mag dieses Wort jedoch nicht besonders). Auch ein junger Viggo Mortensen spielt einen mit seiner tragenden Rolle leider überforderten William Petersen bereits an die Wand. Dazu kommen ordentliche Leistungen von etwa Christian Slater, Scott Wilson oder Balthazar Getty. Und dass ich James Coburn gerne in einer noch viel größeren Rolle gesehen hätte, muss ich wahrscheinlich nicht extra betonen, oder? Ich denke, das Zauberwort für diese Steigerung (gegenüber dem Vorgänger) heißt Schauspielerführung…

Passend zu Murphys optischer Aufhellung der Szenerie wurde auch die Gangart der Geschichte angepasst. In den entscheidenden Momenten geht es zwar durchaus noch ruppig zu, aber lange nicht mehr so blutig wie noch bei „Young Guns“. Und auch generell nehmen die Jungs ihr Leben hier viel lockerer (ein entsprechender Voice-Over-Kommentar, der ebenfalls neu ist, unterstreicht diesen Eindruck). Das führt dann aber leider dazu, dass sich „Blaze Of Glory“ (den ollen Untertitel lassen wir jetzt mal weg, der ist mir zu sperrig) tonal dann doch schon in Richtung eines „American Outlaws“ bewegt und das ist nicht so meins.

Aber inhaltlich durfte man leider eh nicht sooo viel erwarten, denn ein extremst wichtiger Beteiligter des ersten Teils wurde nicht ausgetauscht: Drehbuchautor John Fusco. Der entfernt sich in „Young Guns II“ noch ein ganzes Stück weiter von der historischen Realität, um Billy The Kid auch ja schön überlebensgroß und weiterhin als Opfer der Umstände zu zeichnen. Pat Garrett wird so zu Beginn mit einem Mal Teil von Billys Bande, obwohl er im Vorgänger noch geäußert hatte, sich zur Sheriffs-Wahl zu stellen, und gibt dem Outlaw später nicht die sechs Wochen Zeit, nach Mexiko zu verschwinden, die er ihm in Wahrheit einräumte. Auch die Rückkehr von Sutherlands Doc Scurlock ist natürlich historischer Nonsens… Dafür wird endlich John Chisum in die Handlung einbezogen. Und ist dessen Darsteller James Coburn evtl. ein Hinweis darauf, dass Fusco sich bewusst ist, dass es auch in diesem Fall mit Sam Peckinpahs „Pat Garrett jagt Billy The Kid“ wieder einen Vertreter gibt, der die von ihm als Grundlage genommenen geschichtlichen Ereignisse bereits wesentlich besser filmisch aufbereitet hat? Nun gut, vielleicht interpretiere ich diesen Auftritt hier auch etwas über. Fakt ist jedoch: Obwohl Brushy Bill Roberts Mitte des 20. Jahrhunderts tatsächlich behauptete Billy The Kid zu sein, erinnert einen sein Auftritt und seine Funktion als Erzähler hier ständig an „Little Big Man“…

Wie man sich denken kann, ist auch das Episodenhafte aus Fuscos Handlung leider nicht verschwunden. Und dass man von Geoff Murphy vorher genauso wenig etwas gehört hatte wie von Christopher Cain… Aus meiner Sicht leider ebenso wenig verwunderlich. Zwar gefällt mir sein Stil wie gesagt grundsätzlich wesentlich besser, aber da er leider über keinerlei eigene Handschrift verfügt, hat „Blaze Of Glory“ so etwas Beliebiges, Austauschbares… Und verliert so am Ende sogar noch denkbar knapp das Duell gegen „Young Guns“. Immerhin ist dadurch endgültig klar, dass es wirklich das Raue, Gewalttätige und Dreckige war, das diesen vor einem noch durchschnittlicheren Abschneiden bewahrt hat. „Young Guns II“ betreffend bleibt schlussendlich leider die traurige Erkenntnis, dass Jon Bon Jovis Songs, die hier dann endlich erklingen, das Beste am ganzen Film sind (Alan Silvestris restlicher Score ist jedoch auch nicht von schlechten Eltern) – wodurch dieser dann aber immerhin den vielleicht fetzigsten Abspann der Westerngeschichte vorzuweisen hat!

Übrigens: Ich wollte es jetzt oben nicht mehr reinquetschen, aber nehmt als Beispiel für meine Ausführungen vielleicht am ehesten Jenny Wrights Auftritt. Die macht ihre Sache hier echt gut und sieht dazu auch noch gut aus. Und am besten sieht sie aus, wenn sie nackt auf einem Schimmel aus der Stadt reitet, aber diese Szene ist natürlich reiner Selbstzweck. Die bringt die Handlung nicht voran und ist total Banane – wie böse gesagt auch der gesamte Streifen (gerade auch vor dem Hintergrund von „Pat Garrett & Billy The Kid“).

Zitate

„Wenn das Geisterpferd kommt, dann ist es vorbei.“(Jose Chavez y Chavez (Lou Diamond Phillips) kennt den Abspann seines eigenen Films nicht)

„Nur wenn ich jemand mochte, habe ich ihm sein Pferd gestohlen.“(Billy The Kid bringt uns seine Art Zuneigung zu zeigen näher)

„Ich mach dich berühmt!“(Billy The Kid macht mit vorgehaltener Kanone einen auf Talentscout)

„Was heißt Abschaum?“ – „Das heißt so viel wie der letzte Dreck. Politiker, Bankiers, Rinderkönige: Abschaum…“(Billy The Kid zählt nicht abschließend auf)

„Großer Gott, sogar ihre Pferde sind verrückt.“(Pat Garrett stellt erstaunt fest)

„Du bist nicht der liebe Gott!“ – „Du brauchst nur abzudrücken, dann findest du’s raus.“(Billy The Kid ist sich im Gegensatz zu Kumpel Doc Scurlock (Kiefer Sutherland) nicht ganz sicher)

★★★ +

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