Auf der Spur des Todes

Red Sundown

★★★ +++

  • Jahr: 1956
  • Regie: Jack Arnold
  • Darsteller: Rory Calhoun, Dean Jagger, Grant Williams, Robert Middleton, Martha Hyer...

Story

Pistolero Alec Longmire (Rory Calhoun) verspricht einem sterbenden Gefährten, den Colt an den Nagel zu hängen und sich eine ehrliche Arbeit zu suchen. Da er in Durango jedoch das Amt des Hilfssheriffs übernimmt, muss er natürlich doch wieder zur Waffe greifen und als Vermittler zwischen verfeindeten Rinderzüchtern der Umgegend holt ihn seine Vergangenheit schließlich doch wieder ein…

Worte zum Film

charmant, flott, pragmatisch, spannend, ideenreich; ein B-Western höchster Güteklasse

Bewertung

Ah, ich hätte mich mal vorher schlau machen sollen, wie viele Western Jack Arnold eigentlich gedreht hat und in welcher Reihenfolge. Denn so viele waren das gar nicht. Wenn ich mich nicht vertue gerade einmal fünf. Und bis auf den Ausreißer „Boss Nigger“ von 1974 (mit Fred Williamson in der Hauptrolle – ja, das kann man sich vorstellen!) gibt’s die ja alle bereits seit ewigen Zeiten hierzulande auf DVD. Und fast genauso lange stehen die auch alle schon bei mir im Regal rum und wollten geguckt werden. Da die „Jack Arnold Western Collection“ von Koch Media optisch meiner Meinung nach tatsächlich aber sogar noch mehr hermacht als die Nr. 14 der „Western Legenden“-Reihe desselben Labels habe ich mich zum Start meiner ganz persönlichen Jack-Arnold-Reihe aber nun für „Red Sundown“ entschieden – obwohl „The Man From Bitter Ridge“ (besagte Nr. 14) sogar noch ein Jahr eher erschienen ist. Pech für mich, der ich Filme ja gerne in Entstehungsreihenfolge gucke. Oder ein Glück für mich, da ich „Duell mit dem Teufel“ ja noch gar nicht einschätzen kann, zu „Auf der Spur des Todes“ nun aber sagen kann: Einen besseren Einstand hätte ich mir kaum vorstellen können!

Trotz seines mal wieder lächerlich nichtssagenden Titels (sowohl im Deutschen als auch original) überzeugt „Red Sundown“ nämlich als ambitionierter, kleiner, spannender B-Western. Wie man es erwarten durfte, hat er keine sonderlich originelle Geschichte im Gepäck. Held Alec Longmire, gespielt von Rory Calhoun, redet an einer Stelle, meine ich, gar von der „alten Geschichte“ zweier verfeindeter Rinderzüchter-Interessensgruppen (der expansionsgierige Großgrundbesitzer gegen die „Kleinen“). Aber er peppt diese mit einer netten Rahmenhandlung um den Pistolero, der seine Waffen niederlegen will (zugegeben auch nicht ganz neu), sympathisch-interessanten Charakteren und vor allem jeder Menge Pragmatismus auf. Da wo andere Pferdeopern gerne ein großes Drama aus den Dingen machen und Intrigen gesponnen werden bis nach Meppen, sind die Figuren hier einfach geradeheraus, offen und ehrlich miteinander (die Guten wie die Bösen) und handeln daher einfach mal nachvollziehbar. Natürlich folgen sie auch hier ihrem Kodex (das Ende ist z. B. vor diesem Hintergrund einzuordnen, wenngleich trotzdem ein Wehrmutstropfen), aber da haut der junge Hilfssheriff, der sehr gut mit seinen Waffen ist, dem alten Sheriff auch schon mal eine runter, um den und seinen Stolz daran zu hindern in ein Duell zu rennen, das er doch nicht gewinnen kann. Und wo Streifen wie King Vidors sehr ähnlich angelegter „Man Without A Star“ den Zuschauer in die unangenehme Situation bringen, sich für eine der beiden Seiten im Rinderkrieg entscheiden zu müssen, die doch beide ein Stück weit im Recht bzw. ebenso im Unrecht sind, bringt dieses coole Werk es einfach auf den Punkt und stellt klar, dass den ganzen Streit eh ein Richter entscheiden müsse und die Gesetzeshüter bis dahin einfach für ein friedliche(re)s Miteinander zu sorgen hätten. Problem gelöst. So einfach kann es doch sein. Hat mir sehr imponiert und gefallen.

Dazu hat Arnold seinen zweiten Genrebeitrag sehr ordentlich in Szene gesetzt (das Schlussduell etwa ist große Klasse). Der B-Status lässt sich hier wirklich nur am offensichtlich geringeren Budget ablesen. Und sein Autor Martin Berkeley (der hierfür einen Roman von Lewis B. Patten adaptierte) hat für uns noch so einige kleine Highlights parat, die das Ganze erst recht interessant werden lassen. Von Erdbeermarmelade über zwei kleine Jungs, die die ganze Gunslinger-Entwicklung kommentieren, bis hin zu einer denkwürdigen – natürlich aber vollkommen unrealistischen – Rettungsaktion des Protagonisten mittels eines Ofenrohrs!

Ein weiterer Pluspunkt ist eindeutig Bösewicht Chet Swann und dessen Darstellung durch einen großartig aufgelegten Grant Williams. Der erinnert einen ja glatt an wesentlich einflussreichere Filmschurken. Rory Calhoun macht seine Sache auch sehr ordentlich (bleibt aber Rory Calhoun, wenn wir es böse formulieren wollten, aber ich finde ihn echt sehr angenehm hier) und mit Dean Jagger (ebenfalls sehr sympathisch), Robert Middleton und Co. hatte man hier auch einige gute Leute unter Vertrag. Martha Hyer spielt das typische Love Interest, aber was sollte man erwarten?

Für noch mehr Punkte hätte man dann zwar doch noch den einen oder anderen Star mehr und vor allem ein wenig mehr Story-Eigenständigkeit gebraucht, aber mehr wollte dieser B-Film doch auch nie sein. Er ist ungemein unterhaltsam und bei seiner knappen Laufzeit kann sich so etwas wie Langeweile ja sowieso nicht einstellen. Nein, dafür, was er ist, fährt er hiermit schon fast die höchstmögliche Punktzahl ein und das ist wesentlich mehr als ich erwartet hätte. Ich bin hochzufrieden! „The Man From Bitter Ridge“ kann kommen!

★★★ +++

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