Sartana – Töten war sein täglich Brot

Sono Sartana, Il Vostro Becchino

★★★ +++

  • Jahr: 1969
  • Regie: Giuliano Carnimeo
  • Darsteller: Gianni Garko, Frank Wolff, Sal Borgese, Klaus Kinski, Ettore Manni, Renato Baldini, Gordon Mitchell, José Torres, Franco Pesce...

Story

Ein Sartana-Double raubt eine mit 300.000 Dollar gefüllte Bank aus. Natürlich aber glauben alle, der echte Sartana (Gianni Garko) wäre der Täter gewesen und so wird auf dessen Kopf eine Belohnung von 10.000 Dollar ausgesetzt. Die lockt Kopfgeldjäger wie das Halbblut Shadow (José Torres), den Loser Hot Dead (Klaus Kinski) oder den Pistolero Deguejo (Gordon Mitchell) an, die nun die Jagdsaison auf den Meisterschützen eröffnen. Sartana selbst ist zusammen mit seinem Kumpel Buddy Ben (Frank Wolff) auf der Suche nach seinem Doppelgänger. Nach einigem Hin und Her landet er schließlich in Poker Falls, wo er ihn findet. Es ist Fisher (Sal Borgese), der Sheriff des Ortes. Neben dem muss er noch ein paar Banditen und Kopfgeldjäger töten und dann raubt er mit Buddy Ben dem Urheber des ganzen Überfalls, dem Direktor der Bank, die 300.000 plus die 10.000 Dollar Belohnung auf seinen Kopf. Dann zischen die beiden ab.

Worte zum Film

nette, ungewöhnliche, da mit Krimi-Elementen angereicherte Story; trotzdem ein, zwei Längen; gute Regie, tolle Darsteller, gute Musik, interessante Kamera; Sartana wird salonfähig

Bewertung

Anmerkung: Soweit ich das beurteilen kann, gibt’s zu diesem Streifen hierzulande leider nur eine Fassung auf DVD zu erstehen. Diese zwar in nahezu unendlich vielen, immer gleich billigen und noch nicht mal großartig unterschiedlich aussehenden „Collections“, sogar von unterschiedlichen Labels (wobei ich mir da immer gar nicht so sicher, wer da am Ende nicht vielleicht doch wieder Unterlabel von jemand anderem ist), aber immer in der gleichen Qualität, vermute ich. Diese ist ziemlich genau 94 Minuten lang und damit geschnitten. Die ungeschnittene Fassung von „Sono Sartana, Il Vostro Becchino“ dürfte um die 100 Minuten lang sein (bzw. ein wenig länger auf BD). Da es im Ausland mittlerweile offensichtlich Uncut-Veröffentlichungen dazu gibt, darf man wohl hoffen, dass wir in Deutschland auch irgendwann davon profitieren dürfen werden, aber bis dem so ist, bezieht sich das folgende Review auf unsere verstümmelte Alternative. Ich versuche, dies an den entsprechenden Stellen zu berücksichtigen, bitte diesbezüglich aber um Nachsicht.

Zum Film:

Ja, danke, danke, danke, Herr „Ascott“! Also, ich bin Giuliano Carnimeo wirklich für so einiges dankbar. Natürlich zuerst einmal für die Tatsache, dass er Regisseur geworden ist und gleich danach dafür, dass er ein so guter gewesen ist (wobei sollte ich dafür wirklich ihm selbst dankbar sein, der er sein Talent ja quasi in die Wiege gelegt bekam? – egal!). Um es also auf den Punkt zu bringen (und ihr wusstet, dass das jetzt kommen musste): Ich bin ihm für seine Filme dankbar (ich mein, ist ja auch klar, aber irgendwie muss ich ja einleiten, nicht?). Nicht für alle, das versteht sich, aber weil er eben einer meiner Lieblings-Italo-Regisseure ist, doch für so einige. Für seine „Camposantos“, „Hallelujas“ und sogar „Tresettes“, wenn für Letztere auch mit (dicken) Abstrichen (aber irgendwie mag ich Tresette doch irgendwo, was wohl an Hilton liegt). Vor allem aber danke ich ihm für zwei Dinge: Am zweitmeisten für seinen „Perqué Quelle Strane Gocce Di Sangue Sul Corpo Di Jennifer?“, einen ausgezeichneten Giallo, und am allerallerallermeisten dafür, dass er Gianfranco Parolinis großartigste aller Italowesternfiguren des „Sartana“ übernommen und ihm drei weitere, tolle, eigene Filme gegeben hat (wie bereits bei der Bewertung zu „Se Incontri Sartana Prega Per La Tua Morte“ erwähnt, ist mir bewusst, dass er insgesamt sogar vier Streifen über den Meisterschützen mit dem schwarzen Cape gedreht hat, aber sein Beitrag mit George Hilton hat – trotz seines Hauptdarstellers – erstens nicht dieselbe Qualität und zweitens zähle ich diesen auch aus anderen Gründen persönlich nicht so gerne zur Reihe, aber dazu dort dann mehr). Gut, kann auch sein, dass Drehbuchautor Tito Carpi die Figur geklaut hat (diesen jedenfalls halte ich für hauptsächlich verantwortlich; ansonsten sollen laut IMDb noch Enzo Dell’Aquila und Ernesto Gastaldi am Script mitgewirkt haben), aber dann halt dafür, dass er die Regie übernommen hat, denn ansonsten wäre bestimmt etwas Schlechteres dabei rausgekommen; davon bin ich überzeugt. (Außer natürlich man hätte einen noch talentierteren Mann wie Corbucci rangelassen, aber hey, das ist echt unrealistisch.) Natürlich darf man sich an dieser Stelle fragen, warum Parolini selbst nicht noch einen „Sartana“ gemacht hat, wo seine Figur doch offensichtlich der allercoolste Antiheld überhaupt ist, aber vielleicht war es auch dabei wieder einmal wie so oft im italienischen Filmgeschäft dieser Tage, also dass Carpi die Figur wirklich einfach nur geklaut hat, ohne nach dem Copyright zu fragen, und dass Parolini daraufhin keinen Bock mehr darauf hatte, da selbst noch einen „echten Nachfolger“, ähm, folgen zu lassen (was wiederum auch eine Erklärung für seinen doch sehr ähnlichen „Ehi Amico… C’è Sabata, Hai Chiuso!“ sein könnte). Sei’s, wie es sei; so wichtig ist das im Endeffekt und vor allem heute, fast 52 Jahre nach Erscheinen des Films (Stand für alle, die genauso zu faul zum Kopfrechnen sind wie ich selbst: Juni 2021), nun auch wieder nicht. Wichtig ist für uns Italo-Fans ja allein das Ergebnis. Und das ist – wie man das bei Carnimeo ab diesem Zeitpunkt seiner Karriere erwarten durfte und wie ich ja auch schon andeutete – sehr ansehnlich geworden.

Dabei überzeugt „Sartana – Töten war sein täglich Brot“, der erste dieser drei Streifen und in der Historie der „echten“ „Sartanas“ dementsprechend nach Parolinis Vorgänger der zweite (nicht der dritte, wie einigenorts zu lesen, schließlich gehört Alberto Cardones Ur-„Sartana“ in diese Liste einfach nicht rein), vor allem durch seine ungewöhnliche und für einen Italowestern überdurchschnittlich durchdachte Geschichte. Damit unterscheidet er sich schon mal grundlegend von seinem Vorbild, bei dem die Story zwar auch unglaublich verzwickt angelegt, im Grunde aber nur rudimentär vorhanden war (und leicht durcheinander kommen konnte man dort obendrein). Hier haben wir tatsächlich mal eine richtige Plotte und eine sehr interessante obendrein.

Grundsätzlich geht es darum, dass Sartana (Gianni Garko) seinen eigenen Doppelgänger jagt, weil der als er verkleidet eine Bank überfallen hat. Das klingt doch schon mal richtig vielversprechend und dürfte im Italowestern- (wenn nicht sogar im kompletten Western-) Genre ein Unikat sein. Natürlich funktioniert das Ganze nur, weil auch „Sono Sartana, Il Vostro Becchino“ – wie so gut wie alle italienischen Pferdeopern – in einer Comic-Welt spielt, aber diesbezüglich treibt er es mit Städtenamen wie „Hot Iron“ oder „Poker Falls“ auch ziemlich auf die Spitze (da habe ich sehr geschmunzelt). Und eigentlich wäre die Sache mit dem Doppelgänger eher eine für einen dritten Film, für einen etablierten, gefestigten Charakter gewesen. Aber trotzdem: Diese Idee ist dem umtriebigen Tito Carpi wirklich an einem seiner besseren Tage gekommen (an einem, an dem er nicht gerade „Sette Winchester Per Un Massacro“ geschrieben hat). Und nicht nur das. Er geht sogar noch weiter und baut diesen ohnehin schon guten Einfall zu einem wirklich exzellenten aus, indem er die Suche Sartanas zu einem halben Krimi macht (eine Sache übrigens, die dieses Sequel mit dem zweiten zu „Sabata“, nämlich „È Tornato Sabata… Hai Chiuso Un’Altra Volta“, gemein hat, um noch mal auf Parolini zu sprechen zu kommen, aber das könnte nun wirklich Zufall sein). Was Lorenzo Gicca Palli zwei Jahre später mit dem gleichen Hauptdarsteller, aber auf einer anderen Ebene mit „Il Venditore Di Morte“ noch ausbauen sollte, machen Carpi und Carnimeo ihm hier quasi vor.

Wobei ich die Worte „zu einem halben Krimi“ selbstredend bewusst gewählt habe, denn sicherlich darf man jetzt keinen „Sherlock Holmes“ im Western-Gewand erwarten. Und sicherlich sind Sartanas detektivische Methoden und Erkenntnisgewinne durch die Bank alte Hüte, die so nur im Film vorkommen und die einen bei einem echten Kriminalfall (zumindest in der Form, in der sie hier präsentiert werden) schon langweilen würden, aber man kennt diese eben bislang nur aus diesen Krimis, weswegen sie in einen (Italo-)Western-Kontext gepackt, bei dem es eben nicht vorrangig um die Aufklärung des Falles, sondern um die Action geht, noch einmal eine ganz andere Wirkung entfalten ((Spoiler) und da ist dann auch wirklich alles dabei, was ihr euch so vorstellen könnt; von dem Erhängten, bei dem es nach Selbstmord aussieht, der aber am Strick baumelnd nicht mal seine Füße auf den Stuhl stellen kann, den er angeblich umgestoßen haben soll, über den wichtigen Zeugen, der gerade etwas preisgeben will und kurz vorher aus dem Hinterhalt mit einem Zielfernrohrgewehr abgeschossen wird, über den Angeklagten/Verdächtigen, der zu seinem eigenen Schutz in ein anderes Gefängnis verlegt werden soll, bis hin zu dem Bankdirektor, der seine eigene Bank beklaut (Spoilerende)). Hier macht es nämlich wirklich den Eindruck, als hätte sich endlich mal einer tatsächlich darum geschert, in welchem Handlungs-Rahmen er eben jene Action präsentiert, was im Subgenre des Western all’Italiana einfach viel zu selten der Fall ist. Denn dass es vorrangig ums Geballer geht (das ist schließlich auch hier so, meine Aussage dass „Sono Sartana, Il Vostro Becchino“ eine „für einen Italowestern überdurchschnittlich durchdachte Geschichte“ hätte, meine ich genau so, wie ich es geschrieben habe), ist ja völlig ok, aber – und das sage ich immer wieder und sage es jetzt gerne noch einmal – man sollte davon möglichst wenig mitbekommen (was eben viel zu oft nicht der Fall ist) und das klappt hier.

Und wie man das von Giuliano Carnimeo gewohnt ist, sind diese Shootouts, Ballereien, Schlägereien und sonstigen Duelle, von denen ich gerade sprach, auch wieder sehr ansprechend in Szene gesetzt worden. Vor allem der die wirklich guten Italos auszeichnende Ideenreichtum bei der Vernichtung der Gegner des Protagonisten ist hier sehr hoch ((Spoiler) da darf Sartana sich auch schon mal durch ein Maisfeld schlagen oder als lebender Hutständer posieren (Spoilerende)). Dafür muss man dem Regisseur, aber sicher auch wieder Tito Carpi, der da bestimmt erneut großen Anteil dran hatte, ein besonderes Lob aussprechen. Ebenso Kameramann Giovanni Bergamini, der das Ganze noch mit ein paar innovativen Shots würzt. So fand ich zum Beispiel die Einstellung, die den fallenden Toten bei dem Banküberfall zu Beginn folgt, sehr interessant. Dafür ist der Film hier und da n bisschen grün, aber was soll’s?

Macht also von der ersten Minute an sehr viel Spaß dieses Filmchen, krankt aber letztlich an der gleichen, alten Italo-Krankheit, wegen der auch so viele andere Carnimeos ihre vier Sterne einbüßen. Er schwächelt nämlich mit zunehmender Spielzeit, wird uninteressanter und uninspirierter. (Spoiler) War Sartanas Suche zu Anfang noch durchzogen von Krimi-Elementen, weichen diese quasi mit seiner Ankunft in Poker Falls nur noch und teilweise sogar langweiligem Gequatsche und Geballere. Und dann hat man ja auch in wirklich jedem dieser Filme mindestens eine Stelle, an der man mit den Gedanken abschweift (hier passierte mir das bei der großen Schießerei in Poker Falls, wenn Sartana vor den Männern des Richters (Renato Baldini) flüchtet, die einfach zu lang ist und mich irgendwie stark an „Un Uomo Chiamato Apocalisse Joe“ erinnerte (auch wenn dieser erst ein Jahr später erschien) und wenn die Leute von Baxter Red (Ettore Manni) diesen komischen Würfel-Verkäufer Omero Crown (Tullio Altamura) verprügeln; echt öde (also die Schießerei eigentlich nicht, die ist nur wirklich zu lang und auch nicht annähernd so gut inszeniert, wie der Rest)). Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob es deswegen war, aber auch die Zusammenhänge gehen hier flöten. Wozu Baldinis Figur des Richters zum Beispiel überhaupt da war bzw. warum dieser dann doch wieder von Sartana ablässt, hab ich bis jetzt nicht wirklich verstanden (ging dabei wohl wirklich nur um die daraus folgenden Shootouts). Auch woher Sartana auf einmal weiß, dass es Sal Borgeses Sheriff Fisher war, der ihn gedoublet hat und vor allem, wie er auf den Bankdirektor als Urheber des Überfalls kommt, bleibt ein Rätsel. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das in einer ungeschnittenen Version dieses Streifens rauskommt (leider haben wir damals ja regelrechte Wettbewerbe im Film-Cutting veranstaltet) und wir können ja mal so tun, als wäre dem so, aber selbst dann bleibt als bitterer Beigeschmack die Feststellung: Eigentlich interessiert es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr richtig, wer warum für den Überfall verantwortlich war und das ist echt schade. Der Film kann seine Spannung leider nicht bis zum Ende halten. Auch Sartanas Duell mit Gordon Mitchells Charakter Deguejo, der völlig überflüssig ist, zieht so nicht mehr wirklich. Schade. (Spoilerende) Schön zwar, dass Carnimeo das wenigstens noch vernünftig und routiniert zu Ende bringt, aber es bleibt das Gefühl, dass es wahrscheinlich noch ein wenig besser gegangen wäre.

Wer den ganzen Film über nicht nachlässt, sind die die Darsteller hier, aber das haben wir – wenn wir mal ganz ehrlich sind – ja auch nicht anders erwartet. Gianni Garko vorneweg, der als Sartana im Vergleich zum Vorgänger tatsächlich noch mal eine Schippe drauflegen und beweisen kann, dass er die Rolle in der Zwischenzeit wirklich zu seiner eigenen gemacht hat. Unnachahmlich sein schiefer Blick und seine – zu keinem Zeitpunkt mehr aufgesetzt wirkende – Coolness. Frank Wolff, der ihm als undurchsichtiger Buddy Ben zur Seite steht (diesbezüglich war Carpi schon mal innovativer), hat zwar schon bessere Rollen gehabt (und vor allem sympathischere muss ich mal sagen), aber an seiner Ausführung eben dieser gibt’s nichts groß zu meckern. Und viel mehr Hauptrollen gibt’s dann eigentlich auch nicht. Die anderen sind alle eher gleich klein, aber ausgefüllt werden diese von bekannten und beliebten Leuten wie Gordon Mitchell, José Torres, Ettore Manni, Sal Borgese, Renato Baldini oder Federico Boido. Da brennt nichts an. Der heimliche Star dieses Films ist allerdings Klaus Kinski, der mal wieder eine denkwürdige Darbietung abliefert. An dieser hat in diesem speziellen Fall allerdings auch Tito Carpi einen entscheidenden Anteil. Denn der von ihm ersonnene Charakter des zwar fair, aber daher meist auch glücklos (glücks-)spielenden Kopfgeldjägers mit dem einmaligen Namen Hot Dead ist für sich einfach schon eine Granate! So was von urkomisch. Kinski jedoch verleiht diesem noch mal seine persönliche Note und ist dabei einfach nur zum Brüllen – ganz davon abgesehen, dass es so natürlich den Anschein macht, als sei dieser auch eine Parodie auf die Rolle seines Lebens, den Loco (oder eben Tigrero), den er ein Jahr zuvor für Corbucci in „Il Grande Silenzio“ verkörperte. Ganz klar die coolste Sau hier und dazu noch mit ebensolchen Sprüchen gesegnet (und einem Abgang, den man hervorragend gelöst hat und den es in diesem Subgenre viel zu selten gibt). So liebe ich Klaus Kinski!

So viel Witz hat dann offensichtlich auch das Komponistenduo Vasco (alias Vasili Kojucharov) und Mancuso (alias Elsio Mancuso) inspiriert, das hierzu generell einen sehr schönen Score geschrieben hat. Kinski jedoch haben die beiden sogar ein sprechendes Thema gesponsert, nämlich eine Abwandlung von „Santa C[K]laus Is Coming To Town“. In einem Italowestern unter sengender Sonne – darauf muss man auch erstmal kommen! Da soll noch mal jemand sagen, Filmmusiker hätten keinen Humor…

Bleibt zu sagen, dass „Sartana – Töten war sein täglich Brot“ ein überdurchschnittlicher Italowestern ist, der bei konsequenterer Umsetzung des Krimi-Themas aber noch mehr gekonnt hätte, meine ich. Vor allem gegen Ende wird’s ohne diesen vormals roten Faden etwas mau; da hätte man noch mehr herausholen können. Carpis ansonsten gutes Script (wie so oft bei ihm vor allem wegen seines Ideenreichtums), Carnimeos versierte Regie, Bergaminis gute Kameraarbeit, der schöne Score von Vasco und Mancuso und natürlich last but not least die klasse Darstellerleistungen gleichen das insgesamt zwar wieder aus, aber die vier Sterne, die ich dem Film zu seinem Beginn zugetraut hätte, kann er somit nicht mehr einfahren. Bleibt trotzdem eine sehenswerte Fortsetzung des Parolini-Streifens von einem Jahr zuvor, die ihren Vorgänger nach meiner Einschätzung sogar noch leicht übertrifft.

Übrigens: Ziemlich schwach ist trotz allem leider die Ausführung der Szene, in der Hot Dead einem anderen Fahrgast mit der leeren Kammer seines Revolvers einen Schrecken einjagt. Da sieht man in Großaufnahme ganz genau, was für ne billige Plastik-Knarre das ist, die den Hahn dann natürlich beim Drücken des Abzugs von selbst mit spannt. Und das obwohl vernünftige Replika-Colts zur Verfügung standen… Carnimeos „Corbucci-Moment“ dieses Streifens, wenn man so will. ;)

Zur DVD:

Die bisherige DVD-Auswertung dieses Streifens hier in Deutschland (Stand: Juni 2021) kann man, wie oben bereits erwähnt, komplett vergessen. Kein Wunder, schließlich gibt’s den bisher nur von Best Entertainment und Konsorten und deren „Qualität“ kennt man ja. Ich hab den Film damals (als ich noch ganz am Anfang meiner Sammlung stand und überhaupt keine Ahnung hatte) gleich zweimal für umgerechnet 1,25 € erstanden. Er ist auf zwei 4-in-1-DVDs von Flex Media Entertainment (die mir seitdem nie wieder über den Weg gelaufen sind und bei denen ich ganz stark vermute, dass es sich um einen Ableger von, ähm, Best handelt). Einmal zusammen mit „Desert Trail“, „Der lange Tag der Rache“ und „Blutiges Blei“ und einmal mit „Hawkens Breed“, „La Cucaracha“ und „Friss oder stirb“ (dort betitelt mit „Butch Cassidy And The Sundance Kid“). Die Qualität ist selbstredend hundsmiserabel und sicherlich noch schlechter als bei den entsprechenden Einzel-Veröffentlichungen. Das Bild ist viel zu dunkel und hat von Haus aus so wenige Pixel anzubieten, dass selbst der beste Upscale der Welt hier komplett versagt (ansonsten ist es im Vergleich zu anderen Best-Veröffentlichungen allerdings noch erstaunlich gut). Und die Tonspur ist ein einziges Rauschen und Knacken. Das ist ja sogar mir sofort unangenehm aufgefallen (dafür ist der Ton zum Ende hin nicht so versetzt wie zum Beispiel bei Bests „Silbersattel“-Scheibe; das muss man ja schon fast lobend hervorheben). Dazu natürlich komplett ohne Bonus. Also wenn’s geht, Finger weg! Ich würd das Teil heute auch nicht mehr kaufen, bin aber ehrlich gesagt doch irgendwo froh, dass ich das damals noch nicht besser wusste. Denn ansonsten hätte ich diesen Klassiker ja bis heute noch nicht gesehen… Ich hoffe nur, dass irgendwann einmal eines der vielen guten Labels, die wir im D-A-CH-Raum haben, meine Gebete erhören und uns eine würdige Veröffentlichung spendieren wird. Wäre doch zu schade um das Ding…

Zitat

„Es macht Spaß mit dir zu spielen. Du hast die nette Eigenschaft immer zu verlieren.“(ein Spieler macht Hot Dead auf dessen Vorzüge aufmerksam)

„Nenn ihn einfach Saufsack!“(Buddy Ben stellt seinem Kumpel Sartana seinen Freund, den Bürgermeister (Franco Pesce), vor)

„Falschspieler leben nicht lange.“(Sartana kann es nicht aus eigener Erfahrung wissen)

[der Sheriff, der Sartana hopsgenommen hat, macht mit ihm Rast in einer Taverne; die Wirtin eilt auch sogleich herbei und gibt mündlich die Speisekarte zum Besten] „Ich habe Bohnen mit Speck, Bohnen mit Paprika und Bohnen in Hammelfett. Wie wollt Ihr sie essen?“ – „In Ruhe, wenn’s möglich ist.“(der Sheriff von Hot Iron (John Bartha) macht sogleich einen neuen Gerichts-Vorschlag)

„Ich bitte Sie! Tun Sie meinem Freund nicht weh!“ – „Machen Sie sich keine Sorgen! Wenn ich schieße, tue ich niemandem weh. Bei mir sind alle gleich tot.“(Hot Dead gibt sich mitgefühlvoll)

„Eine Kammer ist bei mir immer leer. Dadurch hab ich Zeit, mir die Sache zu überlegen. Ich bin sehr impulsiv.“(Hot Dead trägt Züge seines Darstellers)

„In Poker Falls gibt es keine Freunde.“(der Richter von Poker Falls (Renato Baldini) heißt Sartana im Ort willkommen)

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