Lasst uns töten, Companeros (Zwei Companeros)

¡Vamos A Matar, Compañeros!

★★★★★★

  • Jahr: 1970
  • Regie: Sergio Corbucci
  • Darsteller: Franco Nero, Tomás Milián, Jack Palance, Fernando Rey, José Bódalo, Iris Berben...

Story

Kurzfassung

Um an die Kombination eines Geldschrankes zu gelangen, in dem viel Geld für die mexikanische Revolution des Banditen-Generals Mongo Álvarez (José Bódalo) liegt, befreien Waffenhändler Yodlaf Peterson, genannt der Schwede (Franco Nero), und der sogenannte El Vasco, also der Baske (Tomás Milián), den eingesperrten intellektuellen Revolutionsführer Professor Vitaliano Xantos (Fernando Rey). Verfolgt von der mexikanischen Regierung sowie John, der Holzhand (Jack Palance), die amerikanische Kapitalisten auf die Spur des Trios angesetzt haben, gelingt es den beiden, den schlauen Kopf zu den Seinen zurückzubringen. Auf dem Weg dorthin überzeugt dieser die beiden wertvollen Kämpfer von seiner Sache – den Basken mit Worten, den Schweden mit dem Inhalt des Tresors. Und als Mongo von John informiert den Professor in eine Falle lockt, in die dieser wider besseres Wissen hineinläuft, müssen die zwei Companeros auch gleich zeigen, wozu sie im Stande sind. Und so putzen sie quasi im Alleingang bzw. in letzter Instanz noch mit der Hilfe der Xantisten unter der Führung der furchtlosen Lola (Iris Berben) alle von Mongos Leuten einschließlich ihm selbst weg. Da der Tresor aber nur mit einem Buch und Getreide gefüllt ist (den Schätzen Mexikos, wie der Professor noch einmal betont), krallt sich der Schwede eine Heiligenfigur, über die er in der Folge mit dem Basken derart in Streit gerät, dass die beiden sich schießen wollen. Diesem Zweikampf kommt John mit seinen Leuten zuvor. Zu dritt, nämlich mit Hilfe von Xantos, der dabei sein Leben lassen muss, gelingt es, dessen letzten Angriff abzuschlagen und diesen mit all den Waffen, die der Schwede den Revolutionären eigentlich noch verkaufen wollte, in die Luft zu jagen. So versöhnt man sich wieder und will eigentlich getrennter Wege gehen – als Peterson allerdings die schiere Menge an Soldaten sieht, die gerade am Anrollen ist, um die Xantisten anzugreifen, überlegt er es sich anders und schließt sich den Revoluzzern an.

Langfassung

Mexikanische Revolution: Weil ein Schuhputzer, den alle nur El Vasco, „den Basken“ (Tomás Milián), nennen, einen mexikanischen General (Eduardo Fajardo) ersticht, wird er stellvertretender Truppenkommandeur von Banditen-General Mongo Álvarez (José Bódalo), einem selbsternannten Revolutionär, der sich durch den Aufstand großen Reichtum erhofft. Der Baske nimmt für ihn San Bernadino ein, das zum neuen Hauptquartier Mongos wird.

Hier trifft kurz danach Yodlaf Peterson, genannt „Der Schwede“ (Franco Nero), ein, um Mongo Waffen zu verkaufen. Schnell bemerkt er, dass Letzterer überhaupt kein Geld hat. Dieses liegt nämlich noch in einem schwedischen Tresor in San Bernadino, den keiner von Mongos Leuten zu öffnen vermag. Der Schwede soll ihn aufmachen, doch auch er schafft es nicht – man braucht jemanden, der die Kombination kennt.

So jemand ist der Professor Vitaliano Xantos (Fernando Rey). Er ist sozusagen Mongos Gegenspieler. Auch er ist ein Revolutionär, jedoch kämpft er wirklich für Ideale, für einen Umschwung, eine Veränderung im Land. Im Moment sitzt er im schwer bewachten Gefängnis von Fort Yuma in den Vereinigten Staaten. Daher sollen ihn der Schwede und der Baske raushauen, damit er Mongo den Tresor öffnet.

Außer ein paar kleinen Schießereien und Unterbrechungen, bei denen der Baske dem Schweden sogar einmal das Leben retten muss, passiert auf dem Hinweg nicht viel Besonderes. Auch die Befreiung verläuft reibungslos. Dann aber beginnen die Probleme.

Ein paar amerikanische Kapitalisten haben nämlich den Halunken John (Jack Palance), der durch den Schweden einst seine rechte Hand verlor, damit beauftragt, den Professor umzulegen. Nun verfolgt er die drei und fast erledigt er dabei den Basken, aber der Schwede revanchiert sich und rettet diesem ebenfalls das Leben. An der Grenze schließlich wird es brenzlig, aber mit knapper Müh und Not sowie einer Extraportion Glück gelingt den Dreien auch diesmal die Flucht.

Diese glückt anschließend auch dem Professor alleine. In einem günstigen Moment haut er den zwei Companeros ab und wird auf seinem Irrweg durch Mexiko natürlich von John geschnappt. Der bringt ihn zu einem mexikanischen Armeekommando, das ihn exekutieren soll. Da der Professor eine „Schildkrötenspur“ gelegt hat, könnten ihn der Baske und der Schwede leicht ausfindig machen, wenn sie nicht vorher von den Xantisten geschnappt würden. Nur um ein Haar entrinnen sie dem Tod und können Letztere davon überzeugen, dass sie auf ihre Seite gewechselt sind und nun für sie kämpfen. Der Baske, weil er die falschen Ideale Mongos erkennt und sich zusätzlich noch in die Revolutionsführerin Lola (Iris Berben) verliebt und der Schwede, weil er sich den Inhalt des Geldschranks erhofft. Zusammen befreien sie nun in allerletzter Sekunde den Professor.

John ist natürlich außer sich vor Wut und läuft gleich zu Mongo und erzählt ihm, dass seine beiden Helden zur gegnerischen Seite übergewechselt sind. Der schäumt nun ebenfalls und will Xantos sprechen – allein. Dieser willigt in diese offensichtliche Falle ein und nimmt seinen Leuten vorher sogar noch das Versprechen ab, dass ihm niemand folgt. Statt ihrer soll der Schwede ihn raushauen– für den Inhalt des Tresors natürlich. Der Baske geht aber selbstredend auch hinterher.

Als der Professor in San Bernadino ankommt, versuchen Mongo und John selbstverständlich sofort, ihn zu erschießen, aber der Schwede und der Baske gehen dazwischen und richten ein Blutbad ohne gleichen an. Zum Schluss ist nur noch Mongo übrig. Er soll laufen gelassen werden, missbraucht dieses Vertrauen aber und wird daher von den Xantisten, die nun doch hinterher gekommen sind, erschossen.

Der Schwede macht sich nun gleich an den Geldschrank und bekommt – eine Handvoll Getreide und ein Buch, denn das Land, die Menschen und harte Arbeit sind die Reichtümer Mexikos und die sollten nun einmal in dem Tresor liegen, sagt Professor Xantos noch einmal. Da es so aber nun keine Bezahlung für den Waffenhändler gibt, will der Schwede sich eben die Statue des heiligen San Bernardino krallen, um sie zu Geld zu machen. Das wiederum kann der Baske nicht zulassen, denn er hat nun völlig den Glauben der Xantisten angenommen. Und so kommt es zum Duell der beiden Freunde, welches nicht zu Ende geführt werden kann, da John überlebt hat und kurz davor steht, diese zu erschießen. Nun aber erscheint Professor Xantos auf der Bildfläche. Er opfert sich für den Basken und den Schweden, sodass Letzterer genug Zeit hat, um die San-Bernardino-Statue gegen den Zünder des Dynamits zu werfen, mit dem er den Waffenwagen gesichert hatte, indem die Gewehre liegen, die er Mongo verkaufen wollte. Der Wagon fliegt in die Luft und mit ihm John, der oben drauf stand. So sind alle Probleme des Films auf elegante Art und Weise gelöst. Nun bleibt nur noch die Frage offen, ob der Schwede bei den Revolutionären und damit bei seinem Kumpel, dem Basken, bleiben möchte. Eine anrückende mexikanische Armeeabteilung nimmt ihm die Entscheidung ab – er bleibt.

Worte zum Film

Quasi-Remake von „Il Mercenario“ mit genialen Darstellern, perfekter Regie, sehr guter Musik und einer über alle Maßen unterhaltsamen, kurzweiligen Story; hat neben Schildkröten auch alle Qualitäten des Vorgängers und vor allem die, die dieser noch vermissen ließ; damit eindeutig der beste Corbucci und der zweitbeste Revolutionswestern aller Zeiten

Bewertung

Zum Film:

Mein allererster Italowestern war – meine ich mich zu erinnern – „Ognuno Per Se“. Den habe ich zu einer Zeit geguckt, als ich mich gerade mit dem Genre allgemein zu beschäftigen begann (keine Ahnung, wann das nun so genau war, vielleicht mit acht Jahren?) und daher noch keinen Schimmer von dessen Subgenres und deren Eigenarten hatte. Und so kam es, dass ich diesen Film, dem ich beim zweiten Ansehen das Prädikat „überragend“ ausstellte (ein drittes Mal, das dann auch den Eintrag in dieses Lexikon bedeuten wird, steht bisher weiterhin aus), seinerzeit total bekloppt fand. Ich konnte mit den für mich völlig seltsamen Charakteren, mit der damals noch als solche empfundenen Härte und vor allem mit Klaus Kinskis Sonnenbrille absolut nichts anfangen. Darauf folgten dann in größeren Abständen noch zwei Spaghettis, die mir ebenfalls nicht zusagten (einer davon müsste „Non Aspettare Django, Spara“ gewesen sein, an den anderen kann ich mich nicht mehr erinnern), bevor ich dann endlich begriff, wo das Problem lag. Daher tat ich dann etwas, was ich heute auf keinen Fall mehr verstehen kann: Ich mied den Italowestern, wenn es ging. So viele liefen davon ja sowieso nicht im TV (denn auf die Ausstrahlungen dort war ich in dem Alter natürlich noch angewiesen) und wenn doch, konnte man diese am Herstellungsland meist eindeutig identifizieren. Die wurden dann einfach nicht aufgenommen und ich schaute nur US-Pferdeopern. Und dann habe ich entweder einmal nicht aufgepasst und bin von diesem Vorsatz aus Versehen abgekommen oder ich habe mich nach ein paar Jahren dann dankenswerterweise dazu entschieden, dem Ganzen noch einmal eine Chance zu geben (das weiß ich nun wirklich nicht mehr genau, wohl aber, dass ich jedenfalls schon ein ganzes Stück älter war). Jedenfalls war mein vierter Italowestern dann „¡Vamos A Matar, Compañeros!“ und dieser änderte schlagartig alles! Ich will nicht so weit gehen zu behaupten, dass er mein gesamtes Weltbild über den Haufen warf, aber filmisch gesehen war er für mich damals nichts anderes als eine Offenbarung! So etwas hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Von der ersten Minute an war ich seinem – Achtung: Wortspiel! – revolutionären Charme erlegen und schaute ihn in einem Rutsch durch (was bei einem zweistündigen Werk selbst in dem Alter noch gar nicht so leicht war, wenn man tagsüber in der Schule war, nachmittags Hausaufgaben zu machen und abends zeitig bereits wieder im Bettchen zu sein hatte). Und dann noch zweimal innerhalb der nächsten Woche. Ja, solch ein cineastisches Hochgefühl habe ich seitdem auch tatsächlich nicht mehr so oft erlebt. Es gibt nicht viele Filme, denen ich das Prädikat „Kult“ verpassen würde, aber „Lasst uns töten, Companeros“ ist eindeutig ein solcher (auch wenn ich seinen Wiederaufführungstitel „Zwei Companeros“, unter dem er seinerzeit eben auch im Fernsehen lief, tatsächlich seit jeher besser, weil noch passender als den tatsächlich ja mal ziemlich wörtlich übersetzten originalen finde). Daran hat sich seit damals nichts, aber auch gar nichts geändert (ich habe ihn jetzt nach über zehn Jahren mal wieder geguckt und es war schlicht mal wieder erhebend!).

Das Einzige, was dazu gekommen ist, ist das Wissen um den Vorgänger „Il Mercenario“, von dem ich damals natürlich noch nichts ahnen konnte und somit gleichsam die Verwunderung darüber, welche Kluft zwischen beiden Vertretern liegt. Ich habe es im dortigen Review bereits geschrieben, will aber auch an dieser Stelle noch einmal die Chance ergreifen, um klarzustellen: Meine oben genannte Bewunderung für „¡Vamos A Matar, Compañeros!“ und die Bedeutung, die er damit für die „Ausrichtung“ meiner Western-Leidenschaft hatte, hätte vielleicht den Ausschlag zwischen beiden Filmen gegeben, wenn diese qualitativ wirklich eng beieinander liegen würden. So aber hat das alles mit meiner Bewertung der „gefürchteten Zwei“ nicht das Geringste zu tun (ganz im Gegenteil erwartete ich von diesem doch einen in etwa gleich starken Ableger serviert zu bekommen), sondern ist diese einzig und allein dem wirklich katastrophalen Script von Sergio Corbuccis erstem Revolutions-Western geschuldet. „Mercenario – Der Gefürchtete“ ist einfach zu keiner Sekunde interessant oder gar spannend, weil er schlicht keine Geschichte hat. „Zwei Companeros“ hingegen hat eindeutig eine – und was für eine! Dabei darf man sich jetzt gerne die Frage stellen, ob das wohl an der – mal wieder (wenn wir Corbuccis Gesamtwerk betrachten) – komplett neuen Crew lag, die hier am Drehbuch werkelte und ich denke, dass diese gar nicht so unangebracht ist. Zumindest der Austausch vom sonst so verehrten Luciano Vincenzoni, dem ja die Hauptarbeit am Vorgänger zugeschrieben wird, dürfte verhindert haben, dass sich die Streifen zu sehr ähneln. Und dabei wollte man vom so erfolgreichen ersten Versuch ja gar nicht so weit weg. Ganz im Gegenteil liegen diejenigen, die „Lasst uns töten, Companeros“ als Remake von „Il Mercenario“ bezeichnen, damit gar nicht so falsch. Er ist ein Quasi-Remake, ähnlich Howard Hawks‘ „El Dorado“.

Daraus, dass er den vorangegangenen Revoluzzer in der Ausgangssituation nur kopiert, macht „¡Vamos A Matar, Compañeros!“ aber auch nie einen Hehl. Sonst hätte man die Erzählung des Plot-Gros in Form einer Rückblende inklusive Off-Kommentar ja nicht zu übernehmen brauchen. Aber das war an „Mercenario“ ja auch völlig in Ordnung. Ganz im Gegensatz zu diesem macht der hier aber keine Gefangenen und rauscht ab der ersten Minute wie ein D-Zug an einem vorbei. Dass er mit diesem Großes vorhat, macht Regisseur Corbucci aber nicht nur anhand der – für einen Italo – Überlänge von rund zwei Stunden klar, (Spoiler) sondern auch damit, dass er die eine Hauptfigur, den von Tomás Milián verkörperten Basken, in der ersten Szene sogleich einen von Eduardo Fajardo gespielten General der mexikanischen Armee erstechen lässt – jenen Mann also, der Tony Musante und Franco Nero im Vorgänger noch bis zum Filmende gejagt hatte. Mit der damit einhergehenden Aussage, dass die Helden dieses Abenteuers noch besser sind, wandelt er damit ja quasi auf den Spuren eines gewissen Sergio Leones, der den gleichen Gag zu Beginn von „C’era Una Volta Il West“ ja auch verwendete. Und dann wird kurze Zeit später um der Gerechtigkeit und Ausgeglichenheit willen auch noch Franco Neros Figur des Schweden Yodlaf Peterson bis zum Hals im Sand eingegraben und soll von den Pferden der Gegner plattgeritten werden, wird dann aber wesentlich glaubwürdiger von diesem Schicksal errettet als zwei Jahre zuvor noch Tony Musantes Mexikaner, der diese Prozedur da ja noch über sich ergehen lassen musste (und ja, vielleicht ist die Szene dadurch nicht ganz so memorabel, aber das ist es mir wirklich wert). (Spoilerende) Damit enden die Parallelen zum ersten Versuch dann aber auch so langsam und „Zwei Companeros“ darf seine eigene, großartige Geschichte erzählen. Und ja, bevor jemand meckert, die ist sicherlich auch sonst nicht gerade komplett neu, aber sie unterhält einfach kolossal gut. Wie beiläufig Palances Charakter John eingeführt sowie dessen Holzhand erklärt wird, wie unfassbar passend, stilvoll und lustig ein „Roulette-Spiel“ eingewoben wird oder wie mit der Sargszene an der mexikanischen Grenze sogar eine mit richtig Suspense erdacht wurde… Zudem ließ man es sich nicht nehmen Selbstironie zu beweisen, indem man Ex-Django Franco Nero erneut ein MG in die Hand gab, das aber im ersten Versuch noch Ladehemmung hat (man stelle sich vor, was mit dem Helden von Corbuccis Durchbruch passiert wäre, hätte ihn das gleiche Schicksal ereilt). Und last but not least hat der Streifen etwas, das sonst kein Western hat (bitte korrigiert mich, sofern ich in diesem Punkt falsch liegen sollte): Schildkröten! Ok, gut, die findet jetzt vielleicht nicht jeder so klasse wie ich, aber vergessen wird man diese Szenen trotzdem so schnell nicht wieder (auch wenn die mit ihnen gelegte Spur neutral betrachtet natürlich Schwachsinn ist, aber damit will hier ja wohl niemand anfangen, oder?). Ebenso wie die Foltermethode mit dem Maulwurf oder den flotten Gefangenenraub oder das unerwartet spektakuläre Schlussduell (und bevor ich jetzt den gesamten Film nacherzähle, höre ich lieber auf)… Da ist wirklich für jeden Geschmack was dabei und wenn man das ein paar Mal öfter gesehen hat, kriegt es eben schnell Kult-Charakter.

Zumal hier der Humor noch wesentlich besser funktioniert als in „Die gefürchteten Zwei“. Musste man die witzigen Stellen dort noch mit der Lupe suchen, laufen sie einen hier geradezu um – selbst in der Zweitsynchronisation ohne Rainer Brandts Schnodder-Deutsch. Und fast noch faszinierender ist es dabei zu sehen, dass dieser Streifen es zusätzlich und eigentlich widersprüchlicherweise noch besser hinkriegt, dem gezeigten Revolutionsinhalt auch eine schreckliche Komponente zu geben. War „Il Mercenario“ noch ein klares Statement pro Revolution, ist man sich am Ende von „Zwei Companeros“ da gar nicht mehr so sicher. Ich persönlich denke zwar, dass Corbucci diesen Gedanken auch hiermit weiterleben lassen wollte, aber gerade die unfassbar detailgetreue und auf eine perverse Art liebevolle Ausgestaltung der (Kampfschauplatz-)Sets in „Mexiko“ lassen einen deutlich erwachseneren Umgang mit der Thematik erkennen. Dadurch muss hier aber natürlich trotzdem noch niemand einen desillusionistischen Abgesang à la Leone „befürchten“. Corbuccis Film bleibt locker, cool und zynisch.

Womit wir beim Anteil des guten, alten Sergios am Gelingen von „Lasst uns töten, Companeros“ wären, welcher nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Ich habe ihm ja für sein Directing beim Vorgänger schon die Höchstnote gegeben – versehen mit einem Minus für erwiesenes Desinteresse an einigen Abläufen. Davon ist hier allerdings nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil. Franco Nero gleich zu Beginn z. B. mit zwei Gegnern aufeinandertreffen zu lassen, die ihm gegenüber zum Ausdruck bringen, ihm das Lebenslicht ausblasen zu wollen, ihn dann eine bissige Bemerkung entgegnen und dabei gleichzeitig in seine Jackentasche greifen zu lassen, sodass jeder Zuschauer weiß, was gleich folgen wird, dann aber wegzuschneiden, weil dem ja so ist, ist wirklich reif! (Spoiler) Ebenso die Keilerei zwischen dem Basken und dem Schweden im zweiten Teil des Streifens. Da denkt man dann tatsächlich das einzige Mal während der gesamten Sichtung, dass er die ja nun nicht unbedingt so in die Länge hätte ziehen müssen. Und dann passiert was? Dann hat man selbst schon vergessen, dass da ja eben noch Professor Xantos am Ufer stand und ist folglich genauso verwundert über dessen Verschwinden wie die beiden Protagonisten. Großartig! (Spoilerende) Zwar kann Corbucci nicht erneut mit einer Szene wie dem Triell aus „Mercenario – Der Gefürchtete“ aufwarten, dafür aber seine sonstigen Stärken alle voll in die Waagschale werfen – inklusive Schauspielerführung und Action-Inszenierung!

Und auch wenn es sich bei einer solchen Bewertung von selbst versteht, will ich auch seine gesamte, überragende Crew einmal hochleben lassen. Da hat wirklich jeder sein Bestes gegeben. Die Kulissen sind herausragend stimmig (abgesehen von der Stadt Yuma, für die man einfach ein altes Western-Set aus Almeria nahm; die windschiefen Bretterbuden sehen für die Zeit, in der das Ganze spielt, natürlich ein wenig zu alt aus; also falls sich daran wirklich jemand aufhängen wollte: bitte!), die Kostüme umwerfend (ich liebe z. B. das Outfit des Basken mit seinen zwei Patronengurten) und die Kamera von Alejandro Ulloa erneut spitze. Und die Musik von Altmeister Ennio Morricone? Nun ja, die ist, so ehrlich wollen wir mal sein, tatsächlich der einzige Beitrag zu diesem Werk, der nicht ganz die Qualität wie im Vorgänger-Film erreicht. Sein genialer Soundtrack zu „Die gefürchteten Zwei“ war ja aber auch wahrlich nur ganz schwer zu schlagen. Ganz will es ihm daher nicht gelingen, auch wenn seine Arbeit zu „¡Vamos A Matar, Compañeros!“ trotzdem und unbedingt ein „sehr gut“ verdient. Denn wesentlich steht diese der vorangegangenen nicht nach. Das Hauptthema, in dem er es sich sogar erlauben kann, die Jungs von I Cantori Moderni singen zu lassen, ist mindestens genauso einprägsam. Er hat nur eben kein so herausragendes Stück dabei wie die „L’Arena“-Melodie vom letzten Mal. Geschenkt, denn eine bessere musikalische Untermalung für diesen Streifen kann man sich einfach nicht vorstellen.

Ebenso hat man selten so ein perfekt harmonierendes Buddy-Gespann auf der Leinwand gesehen. Fand ich Franco Nero in „Mercenario – Der Gefürchtete“ größtenteils noch unerträglich, musste aber da schon zugebeben, dass dieses Empfinden wohl maßgeblich durch meine Wahrnehmung des Streifens an sich beeinflusst ist, finde ich ihn hier so passend wie niemand anderen. Sein meisterhafter, stets überlegener, spitzbübischer Blick und seine physische Präsenz sind genial und suchen ihresgleichen. Er hat in seiner langen Karriere ja einige bärenstarke Leistungen abgeliefert, aber besser als als Schwede war er nie wieder. Höchstens seine ebenso denkwürdige Performance in Damiano Damianis überragendem „Confessione Di Un Commissario Di Polizia Al Procuratore Della Repubblica“ kommt da noch heran. Und Tomás Milián, den ich als Schauspieler noch weitaus mehr verehre? Der hat ebenso viele tolle Auftritte gehabt, aber nie zuvor und nie wieder danach wurde ihm eine Figur so auf den Leib geschrieben wie dieser Baske. Tony Musante war im Vorgänger in der quasi gleichen Rolle ja bereits wirklich gut, aber gegen die Urgewalt des Kubaners kommt er nicht im Geringsten an. Sein Mundwinkelzucken hier ist unerreicht! Dazu dieser irre Blick und seine sonstige Mimik. Es gab und gibt kaum einen Schauspieler, der so mit seinem Gesicht spielen konnte, wie er. Und wenn wir schon dabei sind, müssen wir die Lobhudelei auf ein Trio erweitern. Jack Palance ist hier nämlich ebenso genial und tatsächlich nochmal viel besser als bei seinem ohnehin schon tollen Auftritt in „Die gefürchteten Zwei“; geradezu diabolisch. Und wie er dann darauf bedacht ist, auch ja die letzten Krümelchen Gras aus seinem Joint wegzurauchen – fantastisch! Er hatte ja durchaus auch einige schwache Auftritte in seiner Karriere zu verantworten, weswegen ich wohl nicht extra zu betonen brauche, dass es auch für ihn seine beste Leistung ever ist, oder?

Der zumindest beste Film ihrer Karriere ist dies ebenso für die tollen Nebendarsteller Fernando Rey, José Bódalo und Iris Berben. Ihre jeweiligen Auftritte hier allerdings mit den Hauptrollen zu vergleichen, die sie irgendwann mal gespielt haben oder haben sollten, wäre aber selbstredend nicht fair. Bessere Unterstützung als durch sie konnte sich das alles in den Schatten stellende Hauptdarsteller-Trio allerdings nicht wünschen. Die schmeißen hier auch alles in die Waagschale, was sie hatten – Frau Berben sogar in Form eines Busenblitzers, der ihr im weiteren Verlauf ihrer Karriere wohl nicht mehr unterlaufen sein dürfte, schätze ich (weiß ich aber nicht). Und natürlich sind selbst darüberhinaus so ziemlich alle weiteren Rollen mit im Italo-Bereich bekannten Mimen besetzt. Über Eduardo Fajardo sprachen wie ja bereits und ansonsten geben sich hier z. B. Álvaro de Luna, Gino Pernice, Simón Arriaga oder Tito Garcia die Ehre. Besondere Erwähnung sollen auch noch die Auftritte von Lorenzo Robledo, der uns völlig ungewohnt einen Offizier gibt sowie Karin Schubert finden – schließlich ist dies hier nicht umsonst ihr einziger Western, wenn ich das richtig sehe. Eigentlich war sie ja in anderen Genres zu Hause. ;)

Und dann noch schnell ein Wort zu den zwei deutschen Synchronfassungen dieses Film (gerade auch vor dem Hintergrund wie schwach die Synchro des Vorgängers war). Brandts war zuerst da (diese wird auf den diversen DVD- als auch BD-Veröffentlichungen im deutschen Raum in der Regel als „Comedy-Fassung“ oder „Comedy-Synchronisation“ angepriesen) und hier ist es nun mal so, dass sie nicht zu dem Film passt, der zwar viel Humor verträgt, aber nicht unbedingt seine Kalauer-Fassung. Deswegen darf man sehr dankbar dafür sein, dass man sich seinerzeit bei der Wiederaufführung dazu entschlossen hat, eine neue zu machen. Man behielt die „zumutbaren“ Witze bei, strich einige Sprech-Passagen ganz raus (zum Beispiel wenn Nero mit dem Zug ankommt und durchs Bahnhofsgebäude marschiert) und ersetzte gegebenenfalls etwas. Herausgekommen ist eine obercoole Neusynchro, bei der man vor allem für Milián keine treffendere Stimme als den großartigen Joachim Kemmer hätte finden können (wobei Brückner als Baske natürlich auch nicht schlecht war). Auch Thomas Danneberg für Nero passt natürlich wie die Faust aufs Auge und nur mit Alexandra Lange für Iris Berben bin ich hier nicht einverstanden. Denn unabhängig davon, dass das nicht so recht zusammenpassen will, halte ich Frau Lange für die seit Jahrzehnten überschätzteste Sprecherin dieses Landes. Die hat mich echt noch nicht ein einziges Mal überzeugen können… Aber egal, worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist: Mit der Vorkenntnis, dass es noch eine andere gibt, lässt sich Brandts Fassung sehr leicht ertragen und man kann mit ihr mal wieder so richtig ablachen – denn ganz unpassend sind seine Sprüche ja auch nie. Wer außer dem Rainer kommt wohl auch sonst auf die Idee den heiligen San Bernardino mit „August“ zu betiteln oder einen Soldatenführer der Regierungstruppen mit „Herr Postrat“? Auch käme es sonst wohl niemandem in den Sinn, es könnte dem Schweden beim Faustkampf mit dem Basken darum gegangen sein, dessen Mütze vom Kopf zu reißen. Der Überknaller einer geradezu „genitalen“ Synchronisation. Also ist es erstens ein Segen, dass eine neue Synchronisation gemacht, aber zweitens auch, dass die alte erhalten wurde und seither auf jede Scheibe als Bonus gepackt wird.

Und so kann man es abschließend wohl mit einem leicht abgewandelten Werbespruch hierzu sagen: „Django war sehr gut, die Companeros sind am besten!“. Ja, denn ganz unabhängig davon, dass „¡Vamos A Matar, Compañeros!“ seinen Vorgänger- und -denker-Streifen „Il Mercenario“ mit Leichtigkeit schlagen musste (weil ich diesen einfach als so schwach empfinde), ist er darüberhinaus tatsächlich der beste Film seines Regisseurs Sergio Corbucci und dessen einziger, dem ich die Höchstwertung verpassen möchte. Mag sein, dass das auch ein bisschen an der eingangs geäußerten Bedeutung liegt, die dieser Vertreter für mich und „meinen Werdegang“ hat, aber da kann ja nun auch niemand etwas dafür und will niemand etwas dagegen machen, oder? Und gerechtfertigt ist es allemal, denn auch dieses Corbucci-Werk ist nicht komplett frei von Szenen, die ein Spielleiter mit ein bisschen weniger Laissez-faire-Attitüde nicht vielleicht noch ein kleines bisschen besser hinbekommen hätte, aber so rar und unbedeutend wie hier waren diese Sequenzen beim Italiener sonst nie gesät. Und ja, ich weiß auch nicht, warum ich diesen Satzinhalt bei dem Streifen, den ich nicht so gut finde, eher positiv und bei dem, den ich liebe, eher negativ formuliere, aber das sagt sicherlich einiges über mich aus, oder? Daher im Klartext: Corbucci war wirklich nie besser als hier und sein alles in den Schatten stellendes Hauptdarsteller-Trio (und aus diesem vor allem Tomás Milián) stand ihm da in nichts nach. Ich sage es ein letztes Mal: das ist einfach genial! Darüberhinaus lassen sich auch die Drehbuchautoren um den Regisseur dieses Mal nichts nachsagen und haben eine Menge kultiger Sequenzen im Programm, die Ennio Morricone – wie soll es anders sein – einmal mehr meisterhaft musikalisch untermalt. Und mehr als diese schwache Alliteration kann ich zum Abschluss nun wirklich nicht mehr beisteuern, denn ich bin am Ende meiner Superlative angelangt. Vielleicht noch so viel: Vielen Dank, Herr Corbucci, für einen der wahrlich besten Filme aller Zeiten!

Übrigens: Ich habe es bis jetzt absichtlich unerwähnt gelassen, aber es tut mir schon etwas leid für Corbucci, dass er nicht wenigstens hiermit im Subgenre des Italowestern mal auf dem ersten Platz landet. Denn „Zwei Companeros“ hätte es eindeutig verdient, der beste Revolutions-Western aller Zeiten genannt zu werden, aber es gibt da ja noch diesen Vertreter von Sergio Leone zum gleichen Thema…

Zur DVD:

Auf DVD hatte ich mir den Film natürlich in der damals quasi unumgänglichen „Deluxe Special Edition“ von Starlight zugelegt und fand seinerzeit, dass die ein Must-have für alle Western-Fans war. Da gefiel mir wirklich alles bei. Bild, Ton, Brandts Comedy-Synchro als Bonus, dazu Filmografien, Artwork-Galerien, verschiedene Trailer, Deleted Scenes und als besonderes Leckerli (von der „Blue Underground“-DVD gemopst) ein etwas mehr als viertelstündiger Interview-Zusammenschnitt mit Nero, Milián und Morricone. Heute fänd ich die Scheibe glaube ich gar nicht mehr so dufte. Wer wissen will warum, liest sich den nächsten Absatz zur BD einfach gleich mit durch.

Zur BD:

Zugelegt habe ich mir wegen des wirklich schicken Covers die „Limited Collector’s Edition“ von ’84 Entertainment. Und so langsam geht mir dieses Repack-Label ziemlich auf den Sack. Denn nichts anderes als ein Repack ist auch diese Ausgabe, nämlich eines der „Platinum Cult Edition“ von DigiDreams. Da deren 4-Disc-Edition (und alle Scheiben sind auch in der ’84-Version enthalten) natürlich aber nicht die allerschlechteste war, bin ich grundsätzlich nicht sauer über den Inhalt derselben an sich, sondern einfach über die Label-Politik, das die Rechte an schon bestehenden Ausgaben aufkauft und einfach mit neuer Verpackung nochmal richtig teuer verhökert. Kann man gut finden, wenn man von der ersten Version keine mehr abbekommen hat. Bei Digis „Zwei Companeros“-Scheibe war dies bei mir der Fall, sodass auch ich mich darüber irgendwo gefreut habe, aber noch viel geiler würde ich es finden, wenn dieses Label einmal Eigeninitiative ergreifen und dann auch noch eigenes, neues Bonusmaterial für die Neuauflage produzieren würde (so wie einige andere Labels es mitunter tun). So ist nichts dagegen zu sagen, sich DigiDreams Arbeit auf diesem Wege zu sichern, aber wirklich schön finde ich das nicht (vom wirklich coolen Cover jetzt mal abgesehen). Denn gerade bei dieser Edition wäre bonusmaterialtechnisch noch einiges drin gewesen. Fast alles, was wir hier vorfinden, war seinerzeit schon beim oft ziemlich schlampig arbeitenden Label Starlight zu finden und wurde offensichtlich einfach so von dort übernommen. Da hätten wir:

  1. „In The Company Of Companeros“: Die ca. 17minütige Dokumentation, die Anfang der Nuller Jahre von Blue Underground für deren DVD zu „Companeros“ produziert wurde, wurde meiner Meinung nach überhaupt nicht angefasst, sondern einfach so von Starlight-Scheibe übernommen. Das ist an sich super, da der Interview-Zusammenschnitt, in dem sowohl Franco Nero und Tomás Milián als auch Ennio Morricone zu Wort kommen, ein tolles, kurzweiliges Stück Bonusmaterial ist, aber die deutschen Untertitel dazu sind grausam! Und ja, vielleicht kann man die ausstellen und den beiden Erstgenannten so lauschen (die sprechen nämlich Englisch), aber spätestens, wenn der Komponist (auf Italienisch) spricht, müsste man die ja wieder einschalten und das ist natürlich nervig. Und so liest man natürlich zwangsläufig mit und was da stellenweise übersetzt wurde (bzw. was alles nicht), ist wirklich haarsträubend. So bringt Nero seine eben erst in der „Die Regel der Revolution“-Doku (von der „Mercenario“-Scheibe von Koch) gehörte Story über seine blauen Augen und was Corbucci daher dem Beleuchter gesagt hätte auch hier an den Mann, unten zu lesen ist aber, dass er (also Nero selbst) dem Lichtmann entsprechende Anweisungen gegeben hätte. Das ist natürlich Quatsch. Das hat also offensichtlich auch DigiDreams seinerzeit nicht interessiert, das mal zu verbessern und ich finde das schade. Der Zusammenschnitt an sich ist aber wie gesagt extrem unterhaltsam und auch gut gemacht. Milián zuzuhören ist wirklich amüsant, weil gut durchkommt, was für ein eingebildeter Mann er eigentlich ist, aber man kann ihm trotzdem kaum böse sein, weil er alles auf eine schelmische Art rüberbringt, die einen trotzdem schmunzeln lässt. Ob das dann auch alles immer der Wahrheit entspricht, was Nero und er hier zum Besten geben, weiß ich nicht, aber man hört es sich sehr gerne an (auch wenn man einiges von dem, was Ersterer zu sagen hat, von diesem in „Die Regeln der Revolution“ bereits gehört hatte (oder eben hören wird)). Auch Morricone, der selbst in den kurzen Sätzen, die er spricht, viel von seinem Innenleben gucken lässt, zieht einen sofort in seinen Bann.
  2. 3 TV-Spots aus dem englischen Raum: Wer’s braucht…
  3. Slideshow: ein paar Screenshots…
  4. Artwort-Galerie: ein paar Filmplakate und ähnliches…
  5. Filmprogramm: Man wird es nicht glauben, aber es handelt sich hierbei um den Auszug aus einem damaligen Filmprogramm, was in einzelnen Bildern abfotografiert nach und nach gezeigt wird. Nun ja…
  6. Super-8-Artwork: Cover-Bilder der damaligen Super-8-Fassungen (die mit den unglaublich lustigen Titeln). Muss man in der Ausführlichkeit heute auch nicht mehr sehen, oder?
  7. Super-8-Fassung: Die ist dann natürlich auch nicht weit. Ich weiß wie gesagt nicht, wer sich diese ollen, heftigst gekürzten Kamellen mit der grausigen Bildqualität heute freiwillig nochmal anguckt…
  8. Soundtrack-Artwork: und noch mehr Bilder, dieses Mal zu CDs – suuuperspannend…
  9. Killcount: Nun ja, ich finde den Gedanken, einen Film nur auf die genaue Anzahl der Toten zu reduzieren (oder sich dafür überhaupt zu interessieren), schon ziemlich pervers, aber es gibt ja immer wieder Leute, die das spannend finden und daher nachzählen. Hier hat es halt einer gemacht und die Szenen aus dem Film dazu zusammengeschnitten. Ich sag nochmal: wer’s braucht…
  10. Lobby-Cards: Ich mein, andere Labels hätten aus diesem ganzen Kram einfach eine, im Zweifel auch zwanzigminütige Slideshow gemacht, hier kommt das alles nach und nach, als ob es dadurch besser würde…
  11. Alte deutsche Fassung: Keine Ahnung, wozu man den Film jetzt nochmal in der kürzeren Fassung rauftun musste…
  12. US-Fassung: Und da wir hier ja noch nicht genug verschiedene Filmfassungen drauf hatten, gibt’s auch noch ne amerikanische…
  13. Behind The Scenes: 1 (in Worten: ein) Bild… Vom Set, mit Iris Berben und Tomás Milián drauf, in einer zweideutigen Pose… Oha!
  14. Alter deutscher Vorspann: Ja, wenn sonst nichts mehr zu finden war…
  15. 3 Trailer (in HD und zwei davon nochmal in SD, Letzteres ist auch ganz wichtig für… ich weiß es nicht!)
  16. Artwort-Galerie: Da man so was ja noch nicht auf der anderen Scheibe hatte, musste es auf die Filmdisc auch mit rauf…
  17. Kino-Aushangfotos: Und immer wieder noch mehr Bilder…
  18. Foto-Roman: Bilder, Bilder, Bilder, dieses Mal aber erzählen sie den Film in völlig verquerer Weise (nämlich mit den richtigen Bildern aus dem Streifen zu falschen Zeitpunkten in der Storyabfolge) nach – zumindest aus nostalgischer Sicht interessant.
  19. Filmografien von Franco Nero, Tomás Milián, Jack Palance, Iris Berben und Sergio Corbucci: Die waren doch auf der Starlight-DVD auch schon drauf. Warum musste man die im Zeitalter des Internets übernehmen (ich mein DigiDreams Scheibe war von 2016, das Repack hier ist sogar noch ein Jahr jünger)?
  20. Comedy-Synchro: Das einzig vernünftige Feature der Filmdisc (neben dem Trailer natürlich), das führe ich mir auch nochmal wieder zu Gemüte.
  21. PAL-Speed-Up: Dafür bin ich zu dumm, wofür das gut ist und wer das braucht, da bin ich überfragt…
  22. US-Fassung: Durfte auf der Filmdisc natürlich nicht fehlen…

Extras 1 bis 14 befinden sich auf der Bonus-DVD (die Auflistung habe ich aufgrund des sich darauf ebenfalls befindlichen Interviews vorgezogen), 15 bis 22 auf der BD, die auch den Hauptfilm enthält. Und wie ihr seht, herrscht hier das Prinzip „Masse statt Klasse“. Da hätten eine neue Doku oder zumindest neue Untertitel für die alte viel ausgemacht, finde ich.

Das ins Mediabook eingeklebte Booklet ist leider auch eher so ein „Wem’s gefällt“-Ding. Ich finde es ganz nett, es ist absolut nicht schlecht, hat für einen Fan der Filmrichtung allerdings absolut keinen Mehrwert. Warum bei einem Film wie „Zwei Companeros“ nochmal ein zwar kurzer, aber eben ziemlich allumfassender Abriss über die Entwicklung des Westerngenres an sich (und zwar in Gänze, angefangen im Urschleim Ende des 19. Jahrhunderts…) dabei sein muss, erschließt sich mir nicht. Bei einem Streifen wie „Django“ (den ’84 ja auch im Programm hat) hätte ich es ja noch halbwegs verstehen können, da der nicht unbedingt nur für das Subgenre an sich, sondern tatsächlich auch für die Kinogeschichte allgemein von Bedeutung war, aber hierbei… Dass ich darüberhinaus natürlich auch lange nicht alle Ansichten des sehr persönlich und enthusiastisch geschriebenen Textes (beides Sachen, die mir grundsätzlich sehr gefallen (ebenso wie seine Einleitung, auch wenn ich es im weiteren Verlauf nervig fand, das Lagerfeuerthema ständig wieder aufzunehmen)) teile, ist ja auch klar (Colizzis Trilogie z. B. hätte man schön unerwähnt lassen können, die wird nicht umsonst häufig vergessen…). Den schlichten Verwechslungsfehler (der Pole aus „Mercenario“ wird dort als der „Schwede“ betitelt) hätte allerdings ein einfaches Korrekturlesen spätestens seitens des Labels verhindern können. Und last but not least finde ich es absolut ärgerlich, dass einem am Ende dieses wirklich nicht gerade mega umfangreichen Textes (man denke da z. B. nur an das Booklet zu „Navajo Joe“, aber selbst das zu „Mercenario“ von Koch dürfte bald mehr oder zumindest ähnlich viel Text beinhalten) auch noch ein sehr interessantes Thema angeboten wird, das aber aufgrund Platzmangels nicht mehr hätte erörtert werden können. Das wäre aber mit Abstand das Interessanteste am ganzen Text gewesen. Also ist es hiermit wie mit der gesamten Veröffentlichung: Nett, aber es wäre auch noch ordentlich besser gegangen.

Allerdings gibt es da ja noch einen Lichtblick: Auf Disc 4 befindet sich ja der Morricone-Soundtrack und den kann man ja immer wieder hören. Weiß zwar nicht, was der alleine gekostet hätte, aber sicherlich auch ein paar Euro und da ist es schon sehr nett, wenn man das dann wirklich mal als Bonus mit dazu bekommt (denn ne ’84-Scheibe hätte ja so oder so ihre 25 bis 30 Euro gekostet) – liegt aber eben auch nur daran, dass DigiDreams diese Packung so schon vorbereitet hatte (bei denen war der Score ja auch schon mit dabei). Trotzdem: Das macht dann doch immerhin ein wenig was wieder wett und lässt mich am Ende keineswegs nur ärgerlich auf diese Veröffentlichung blicken.

Das tue ich auch deswegen nicht, weil die Bildqualität der BD ziemlich in Ordnung ist, auch wenn ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, der Streifen könnte noch viel besser aussehen. Aber wie viel Aufwand DigiDreams beim Remastern betrieben hat, weiß ich natürlich nicht. Der Ton ist für mich jedenfalls über so ziemlich jeden Zweifel erhaben.

Und so war es am Ende mit Sicherheit kein Fehlkauf (und schon gar nicht, da ich die DigiDreams-Scheibe eben nicht mehr erstehen konnte, die ich jetzt nicht als Meilenstein bezeichnen würde, die einem aber immerhin diesen Über-Film in einer ordentlichen Qualität und mit dem Soundtrack als Bonus ins Haus bringt), aber ob ich das nächste ’84-Repack wieder haben will, weiß ich noch nicht genau. Dann warte ich vielleicht doch noch etwas ab, ob sich in ferner Zukunft nicht noch ein vertrauenswürdigeres Label des betreffenden Streifens annehmen will. Im Falle von „Zwei Companeros“ allerdings kann man diese Hoffnung wohl in den Wind schießen, das wird wohl nicht mehr kommen. Da muss man dann dieses oder ein anderes Repack seiner Wahl erwerben…

Zitate

Zweit-Synchronisation

„Warum erschießen wir ihn nicht und stell’n ihm dann die Fragen?“(einer von Mongos Mexikanern hat beim Anblick des Schweden Yodlaf Peterson seinen letzten Geistesblitz…)

„Die Gerechtigkeit hat niemand gepachtet.“(Yodlaf Peterson kennt sich auch im Pachtrecht aus)

„Reite kein Pferd, das du nicht füttern darfst.“(Yodlaf Peterson möchte mit der feschen Lola eigentlich gar nicht das Bett teilen)

„Du hast am Bahnhof zwei meiner Leute umgelegt – verrat mir, warum!“ [] – „Die haben was Hässliches über mein Fräulein Mutter gesagt und auf Mutti lass ich Nichts kommen. [] Außerdem hatten die beiden Burschen große Füße und dicke, dumme Nasen!“(Yodlaf Peterson erklärt dem neugierigen Basken, dass er zum Töten stets triftige Gründe hat)

„Warum hast du die beiden Jungs umgelegt?“ – „Es war Dienstag, ich hatte schlechte Laune und die beiden liefen mir gerade über den Weg…“(Yodlaf Peterson bekräftigt auf erneute Nachfrage des Basken, dass er wirklich stets triftige Gründe hat, jemandem das Lebenslicht auszublasen)

„Zerbrich dir nicht meinen Kopf!“(der Baske sorgt sich um des Schweden Gehirnzellen (und ja, es stimmt, der Spruch kommt öfter und ist für euch daher wahrscheinlich wirklich nicht neu, aber hier hab ich ihn zum ersten Mal gehört))

„Wer auf dieses Tier schießt, der kriegt ne böse Schwiegermutter.“(der Baske lässt Johns Falken am Leben, da er um seine eheliche Zukunft besorgt ist)

„Der längste Umweg ist der kürzeste Weg.“(der Baske war mal Taxifahrer)

„Was meinst du, wie du mit nem dritten Nasenloch aussiehst?“(der Baske bietet einem ungefälligen Croupier (Gino Pernice) eine kostenlose Schönheitsoperation an)

„Ich wette, der ist nur so schwer, weil er so viel in der Birne hat.“(der Baske stellt beim Abtransport des bewusstlosen Professors Xantos medizinisch höchst zutreffend fest)

„Ich bin so, wie ich bin und krieche keinem in den Arsch, verstanden?“(der Baske erläutert seine Lebensphilosophie)

„Es ist unmöglich eine Idee mit Gewehr auszurotten.“(Professor Vitaliano Xantos hat seine eigenen Waffen)

„Gegen Kanonen sind Worte machtlos.“(ein Anhänger von Professor Xantos hat sich in dessen Waffenkammer umgesehen und ist von deren Inhalt nicht restlos überzeugt)

„Ich bin ein schlechter Mensch, ich weiß, aber die muss es auch geben.“(der Schwede sieht die Sache gesamtgesellschaftlich)

[bevor Professor Xantos sich auf den Weg in General Mongos offensichtliche Falle macht, nimmt er seinen Jüngern das Versprechen ab, ihm nicht zu folgen] „Ihr lasst ihn alleine gehen, weil ihr ihm euer Ehrenwort gegeben habt?“ – „Ja.“ – „Ich verrat euch was: Ich hab keine Ehre, ich geh ihm nach.“(der Baske weiß auch seine Schwächen gut zu vermarkten)

„Alt zu werden ist schlimm, aber ohne Geld alt zu werden ist die Hölle!“(General Mongo Álvarez hat die falsche Altersvorsorge betrieben)

[bei ihrer ersten Begegnung schenkt der Schwede dem Basken einen Dollar, weswegen ihn dieser den ganzen Film hindurch löchert, was der Beweggrund für diese mildtätige Geste gewesen sei – fast die komplette Laufzeit über ohne eine Antwort zu bekommen] „Ich hatte mir vorgenommen, wenn ich in San Bernadino bin, gebe ich dem ersten Idioten, der mich anquatscht, einen Dollar. Und dieser Idiot warst du, Companero…“(Yodlaf Peterson beantwortet dem Basken die Frage schlussendlich doch mit der ihm eigenen Ehrlichkeit)

[am Schluss lädt der Baske den Schweden dazu ein, zu bleiben und mit ihm weiter Revolution zu machen] „Wenn ich jetzt hier bleibe, dann müsste ich mir selbst nen Dollar schenken und ich bin pleite.“(Yodlaf Peterson beweist erneut psychologisches Gespür)

Brandt-Synchronisation

„Sie sind ein ausgewichster Gentleman.“(Yodlaf Peterson verteilt Komplimente)

„Nix Tiger, der kommt wieder zurück in‘ Tank!“(Yodlaf Peterson erläutert sein geplantes Vorgehen bzgl. Mongos Söldner „Pepito, der Tiger“ (Tito García))

„Das ist geradezu genital!“(Yodlaf Peterson äußert Zustimmung)

„Sieht aus wie n fahrbarer, alter Ofen mit Steuerrad. Ob jemand drin ist?“(Yodlaf Peterson inspiziert fachmännisch den Tresor, den er für General Mongo öffnen soll)

„Du hast dieselbe Gangart wie Klaus-Dieter, mein Pferd.“(der Baske ist ein genauer Beobachter)

„Du Arschgeige, hol mich sofort hier runter!“ – „Was? Ich soll mir einen runterholen? Na erlaube mal!“(der Baske und der Schwede offenbaren die bei ihren unterschiedlichen gesellschaftlichen Hintergründen ganz normalen Kommunikationsprobleme)

„Ich hab ne eigene Sodbrennerei; das war eben der Abteilungsleiter.“(der Baske stellt rülpsend seine Firma vor)

„Captain, draußen ist Feuer.“ – „Dann soll er doch reinkommen!“(Hure Zaira Harris (Karin Schubert) ist eine sehr herzliche Person)

„Ich hab hier so ne Käsekiste an Land gezogen. Den Kamerad, der drin gewohnt hat, den hab ich umquartiert.“(der Baske präsentiert einen Sarg)

„Du Keule!“ – „Er steht!“(der Schwede und der Baske haben ihre Kommunikationsprobleme abgelegt und verstehen sich nun ohne viele Worte)

★★★★★★

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