Der Ritt nach Alamo

La Strada Per Forte Alamo

★★★

  • Jahr: 1964
  • Regie: Mario Bava
  • Darsteller: Ken Clark, Michel Lemoine, Alberto Cevenini, Jany Clair, Antonio Gradoli...

Story

Der von der Regierung um sein Land betrogene Bud Massidy (Ken Clark) überfällt mit dem jungen Slim Kincaid (Alberto Cevenini), dem hinterlistigen Carson (Michel Lemoine) und noch einigen anderen Jungs als Soldaten verkleidet eine Bank. Allerdings reißt Carson sich die Beute danach unter den Nagel und lässt ihn und Slim liegen bis Kavallerie vorbeikommt und die beiden aufliest. Plötzlich als „echte“ Soldaten akzeptiert setzen sie alles daran, nicht aufzufallen, aber Sergeant Carter (Gustavo De Nardo) enttarnt sie, ohne sie jedoch zu verraten. Schließlich hat er sich in Bud nicht getäuscht: Als es brenzlig wird und die Indianer angreifen, steht er seinen Mann und ist entscheidend daran beteiligt den Überfall abzuwehren. Selbst das viele Geld, das in Person von Carson zwischenzeitlich wieder aufgetaucht ist, hält ihn nicht davon ab. Leider nur nutzt Carson die Verwirrung des Indianerangriffs, um einen Fluchtversuch zu wagen. Dabei tötet er Slim und fast auch noch den hinterher eilenden Bud. Carter kommt jedoch rechtzeitig zur Hilfe und darf zum Dank die Hälfte der damaligen Beute der Armee zurückbringen. Die andere Hälfte krallen sich Bud und seine Geliebte Janet (Jany Clair) um eine Farm aufzubauen.

Worte zum Film

in Italien gedrehter „US-Western“; schwache Darsteller, schwache Kulissen und eine durchschnittliche Regie ohne die ihr sonst angedichteten Stärken

Bewertung

Mario Bavas „Der Ritt nach Alamo“ ist einer der wenigen Filme, bei denen man sich von den vielen (zu Recht!) ziemlich schlechten Durchschnittsrezensionen nicht davon abhalten lassen sollte, trotzdem einen Blick zu riskieren. Alleine seine geradezu lächerlich kurze Laufzeit von gerade einmal 75 Minuten sorgt dafür, dass nichts des auch von mir nun Niedergeschriebenen am Ende so heiß gegessen werden kann, wie es gekocht wird. Man muss einfach nur wissen, was einen erwartet.

Und das ist (wie ein Blick auf das zugehörige Plakat bereits erahnen lässt): Ein in Italien gedrehter US-Western (den ich nur deshalb unter den Italowestern liste, weil ihn sonst niemand finden würde). Jap, das bringt es auf den Punkt. Bava als auch seine Drehbuchautoren Lorenzo Gicca Palli, Francesco Prosperi und Livia Contardi orientieren sich hier noch dermaßen an den großen Vorbildern vom anderen Ende des großen Teichs, dass ein „Italo-Feeling“ zu keiner Zeit aufkommen kann (und bei einem Release nur einen Monat zuvor kann „Per Un Pugno Di Dollari“ wohl auch noch kein Einflussfaktor gewesen sein). Ja, ok, Michel Lemoine bringt so ein wenig „European Madness“ mit rein, aber das war’s dann auch schon komplett. Ansonsten stakst in Person von Ken Clark der Inbegriff eines „Weiße-Weste-Helden“ durch die viel zu grünen Sandhügel Italiens, der zwar einen Bankraub initiiert, dafür ja aber seine Gründe hat und das eigentlich auch gar nicht so meint. Wie sich das Ganze anschließend entwickeln wird, kann man sich ja denken. Auch darüber hinaus wird jedes Klischee bedient: die Guten, die Bösen, die Falschspieler, die Banditen, die Soldaten, das Love Interest, ja sogar die Indianer in ihrer urklassischen Form der bösen Wilden, des Kanonenfutters (eine Spezies, die es im Italowestern ansonsten ein Glück nicht allzu häufig anzutreffen gibt)… Alles dabei. Und daher verläuft hier alles auch noch ziemlich gut für den Helden, ziemlich unblutig (von den Kämpfen her jetzt mal, die rar gesät sind) und schön geradlinig, ohne dass wir uns große Sorgen machen müssten (ums Ende natürlich auch nicht, aber das ist ja klar).

Wer damit – wie ich – also keine Probleme hat, dem wird „La Strada Per Forte Alamo“ zwar trotzdem noch nichts geben, aber immerhin kann man dann einige ganz unterhaltsame Momente mit ihm haben. Mittlerweile gucke ich diese Vertreter sogar ganz gerne, weil sie oftmals immerhin ein wenig Story und nicht nur endlose Ballerorgien zu bieten haben. Eine zündende Geschichte hat „Der Ritt nach Alamo“ nun aber leider auch nicht zu bieten. Und auch die Logikfrage lasst ihr besser stecken – immerhin eine typisch italienische Eigenschaft. Und doch darf man das eine oder andere Mal schmunzeln und einzelne Passagen wie der „Eröffnungspoker“ sind glatt ganz solide geraten.

Darüber hinaus allerdings – und hier kann ich euch nur raten, euch weiterhin nicht von sonstigen Reviews blenden zu lassen – hat „La Strada Per Forte Alamo“ nichts zu bieten. Ja, sicherlich, Bava bietet einige nette Farbtupfer sowie ein stellenweise interessantes Spiel mit Licht und Schatten. Na und? Dafür sind letztgenannte Szenen in der Regel im Studio gedreht worden (wie gesagt: man fühlt sich wirklich nicht wie in einem Spaghettiwestern) und kümmert sich das angebliche Genie ansonsten um rein gar nichts! Es ist beispielsweise nichts Großartiges daran, wenn man nur allzu leicht erkennen kann, dass der Sand, der die Straßen der Stadt bedeckt, an ihrem Rand sofort in saftiges Gras übergeht, weil man ihn künstlich dorthin gebracht hat… Also nein, eine Meisterschaft kann ich hier nicht entdecken und lasse ich mir auch nicht einreden.

Seine Darsteller sind entsprechend ebenso schlecht geführt. Oder konnten sie es einfach nicht besser? Bei Ken Clark will man dies ja immerhin noch glauben. Der war schließlich kein Tomás Milián oder so… Aber die anderen sind nicht besser. Michel Lemoine zum Beispiel geht einem – Madness hin oder her – irgendwann auf die Ketten. Alberto Cevenini dagegen wirkt sympathisch, was er aber seiner Rolle verdankt und Jany Clair sieht aus wie eine Vampirfrau aus einem von Bavas späteren Filmen. Und selbst Antonio Gradoli kann in seiner Witzfiguren-Kapitäns-Rolle überhaupt nichts ausrichten.

Von daher: Ja, „Der Ritt nach Alamo“ ist definitiv ein Western, den die Welt nicht gebraucht hätte und ihr macht überhaupt nichts falsch, wenn ihr ihn einfach übergeht (was ja offensichtlich für alle von Bavas Pferdeopern gelten soll). Ein früher italienischer Versuch die amerikanischen Vorbilder eins zu eins zu kopieren, der oftmals sehr trashige Züge trägt und aussieht, als ob seinem hochgelobten Regisseur da manchmal vieles egal gewesen wäre. Andersherum gesehen trägt gerade das natürlich wieder zum Witz des Streifens bei, sodass, die Serienepisoden-Laufzeit eingerechnet, in diesem absoluten Ausnahmefall selbst ich zu dem Schluss komme, dass er in richtiger Runde konsumiert tatsächlich eine kleine Party-Granate sein könnte. Alternativ kann man dieses Filmchen, was übrigens auch Gérard Herter kurz bereichert, auch ganz flott an einem Sonntagnachmittag „erledigen“, wenn die Fußball-Kumpels mal wieder nicht gekommen sind. Ein Film, den man sofort wieder vergisst, bleibt „La Strada Per Forte Alamo“ dennoch immer – egal, ob da einiges gut ausgeleuchtet ist oder nicht.

★★★

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