Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten

Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten

★★★ +++

  • Jahr: 1968
  • Regie: Harald Reinl
  • Darsteller: Pierre Brice, Lex Barker, Rik Battaglia, Karin Dor, Fred Vincent, Ralf Wolter, Eddi Arent, Vojislav Govedarica...

Story

Weil er in Erfüllung seiner soldatischen Pflicht einen ganzen Wagen voller Gold vor dem Zugriff des Banditen Murdock (Rik Battaglia) und seiner Bande versteckt hat, wird der Major Kingsley posthum noch des Diebstahls des Edelmetalls angeklagt. Um die Ehre ihres verstorbenen Vaters zu retten, erbittet sich seine Tochter Mabel Kingsley (Karin Dor) vom Gericht 60 Tage, um den Verbleib des Zasters klären zu können. Da Murdock aber immer noch hinter dem Schatz her ist, nimmt sie dabei gerne die Hilfe von Winnetou (Pierre Brice), Old Shatterhand (Lex Barker), Lord Castlepool (Eddi Arent), Sam Hawkens (Ralf Wolter) und Captain Cummings (Fred Vincent) in Anspruch. Gemeinsam findet man das Gold schließlich auch. Leider nur liegt es auf einem alten Indianerfriedhof im Tal der Toten. Bis man dort angekommen ist, hat Murdock Mabel in seine Gewalt gebracht und zwingt die Helden somit, den Karren für ihn aus dem Tal zu holen. Soweit kommt es allerdings nicht, denn die sich auf dem Kriegspfad befindenden Sioux unter der Führung ihres Häuptlings Roter Büffel (Vojislav Govedarica) greifen an und sorgen dafür, dass das Edelmetall im Feuer untergeht. Und sind sie beim ersten Angriff noch gegen die Helden gerichtet, so stimmt sie der mit Winnetou befreundete Stamm der Osage um, sodass man bei der zweiten Welle gemeinsam gegen die Banditen kämpft, die allesamt ausgelöscht werden. Sodann wird auch die Ehre von Mabels Vater vor Gericht wiederhergestellt.

Worte zum Film

zum letzten Mal die besten Darsteller, geführt von der sichersten Hand, vor den herrlichsten Kulissen, zu der schönsten Musik; dazu ein nettes Action-Western-Script; ohne den ganz großen Glanz der Anfangstage ein schöner Abschluss der Reihe

Bewertung

Zum Film:

So und jetzt sind wir bei ihm angekommen. „The film that started it all.“, könnte man sagen. Klingt in diesem Zusammenhang jetzt natürlich erst einmal paradox, aber „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ war tatsächlich der erste Western, den ich im meinem Leben gesehen habe. Damals war ich sechs oder sieben Jahre alt und konnte ja noch nicht ahnen, was dieser in mir auslösen würde und wozu die Liebe zu den Pferdeopern, die er in mir entfacht hat, mich noch führen sollte. Jetzt, da ich hier sitze und endlich auch eine Bewertung zu meinem „Erstling“ sozusagen abgebe, weiß ich es und bin sehr glücklich darüber. Das war ich auch gestern Abend wieder, als ich ihn nach langer Zeit endlich mal wieder konsumierte. Nicht nur, weil er aufgrund seiner Geschichte für mich immer etwas Besonderes bleiben wird, weil er zusätzlich dazu noch ein „Winnetou“-Film und – als ob das nicht alles schon genug wäre – ironischerweise auch noch der letzte der klassischen Karl-May-Western ist (und damit gestern Abend also mal wieder eine äußerst glückliche Zeit vor dem Fernseher zu Ende ging), sondern vor allem auch, weil er noch einmal ein wirklich guter Streifen geworden ist und damit einen wesentlich würdigeren Abschluss der Reihe bildet als der zwar nicht grottenschlechte, aber im Vergleich hierzu doch wesentlich abfallende „Winnetou und sein Freund Old Firehand“ von Produzentenlegende Horst Wendlandt es gewesen wäre.

Und damit sind wir im Prinzip auch schon beim Thema angelangt. Schließlich zeichnet hierfür nicht mehr der „Vater des Erfolgs“, sondern zum zweiten Mal nach „Old Shatterhand“ sein ewiger Konkurrent Artur „Atze“ Brauner verantwortlich. Und ganz ehrlich: Wie sehr ich mich über dessen sonstige Machenschaften innerhalb der (erweiterten) Reihe auch aufregen kann (denn nicht nur sein erster Western-Beitrag zu dieser, sondern auch seine Orient-Verfilmungen sind doch, auf Deutsch gesagt, scheiße), so dankbar bin ich ihm für diesen doch sehr versöhnlichen Abschluss. Zwar hätte er, so wie ich ihn einschätze, bei übermäßigem Erfolg dieses Werks sicherlich noch den einen oder anderen schwächeren Vertreter hinterhergeschoben, aber so großen Anklang fand „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ an der Kinokasse eben nicht und sowieso führt dieses hätte, wenn und wäre ja auch zu nichts. So dürfen wir uns als Fans einfach daran erfreuen, dass Brauner für diesen letzten, großen Akt der Serie wirklich alle wieder vereint hat, die selbige groß gemacht haben.

Als seinen größten und wichtigsten Coup darf man es dabei sicherlich ansehen, dass er den Schöpfer der unverkennbaren Optik der Teutonen-Western, Harald Reinl, wieder als Regisseur verpflichten konnte. Nicht nur schließt sich damit natürlich ein Kreis („Winnetou“ hat halt auch immer etwas mit Nostalgie zu tun), sondern hat es der Österreicher hier erneut und zum letzten Male hervorragend verstanden, das nach „Winnetou und sein Freund Old Firehand“ schon fast verloren geglaubte Wohl- und Hochgefühl der ersten Beiträge wieder aufleben zu lassen. Endlich stehen die Landschaften des damaligen Jugoslawiens wieder in dem Licht, in dem sie stehen sollten (auch wenn man diesen Teil ursprünglich ja offensichtlich woanders drehen wollte, aber egal, freuen wir uns darüber, dass man am Ende doch wieder auf die Jadran Film zurückgreifen „musste“) und wurden auch „endlich“ wieder passend zueinander ausgesucht (ich spiele jetzt nochmal auf die unsägliche Rolle rückwärts von Harald Leipnitz und Miha Baloh im vorhergehenden Teil an, die der dortige Regisseur Vohrer grausamerweise „landschaftsübergreifend“ zuließ). Und nicht nur das. Man ist doch immer wieder erstaunt, aber hier hat man doch tatsächlich noch mal einige gänzlich neue Drehorte aufgetan, sodass man sich hieran noch einmal so richtig sattsehen kann. Zusätzlich zu den ohnehin schon beeindrucken Landschaften im heutigen Kroatien imponieren natürlich noch die eigens hierfür geschossenen Schwenks vom Grand Canyon, die gerade den Vorspann zu einem Erlebnis machen und dabei zwei Dinge gleichzeitig vermögen: erstens haben wir auch diese Felslandschaft logischerweise noch nie in einem „Winnetou“ erblickt und sind von ihr daher umso faszinierter und zweitens – und das ist der noch viel entscheidendere Punkt – fügen auch sie sich so gut wie nahtlos in das ansonsten starke, jugoslawische Landschaftsbild ein. Das muss man erstmal schaffen. Allerdings darf man Reinl in diesem Zusammenhang auch vorwerfen, die Bilder insgesamt einmal zu oft verwendet zu haben. Wenn Old Shatterhand losreitet, um indianische Hilfe zu holen (wieso macht Winnetou das eigentlich nicht?), hätte man diese nicht noch einmal gebraucht, um zu wissen, dass er wohl eine Strecke Weg zu den Sioux wird zurücklegen müssen. Ganz abgesehen davon, dass man die aus Kostengründen verwendeten Doubles von Barker und Brice in diesen Szenen eindeutig als solche erkennen kann. Irritierend ist in diesem Zusammenhang auch, warum Reinl nun selber „seinen“ Apachenpueblo-Platz „entweiht“, in dem er an ihm, der so markant immer als dieser zu erkennen ist, gänzlich andere Szenen dreht, nachdem das bei ebenso getätigter Verwendung in „Old Surehand“ quasi gerade erst noch kritisiert worden war, aber gut, ich habe mich bei Vohrer nicht darüber aufgeregt, dann mache ich es bei Reinl erst recht nicht. Immerhin inszeniert er hier innerhalb der „Winnetou“-Reihe quasi sein eigenes „Little Big Horn“ und das macht schon was her.

Überhaupt nutzt der Österreicher die ihm hier gegebene Möglichkeit, neben Herbert Reinecker das erste Mal auch mit am Drehbuch schreiben zu dürfen, voll aus und inszeniert offensichtlich absichtlich einige Reminiszenzen an seine früheren Beiträge sowie generell sehr ikonisch. So dürfen Winnetou und Shatterhand hier z. B. auch mal Kanu fahren und das auch nur des optischen Schauwertes wegen; für die Story hat das null Relevanz (das sieht im Übrigen so sehr nach „Der Schatz im Silbersee“ aus, dass ich mich genau erinnern kann, wie mein Bruder und ich uns damals fragten, wo diese Szene denn im ersten May-Western vorkommt, als damals mal wieder die Vorschau für die bald zu sendende, komplette Reihe im Fernsehen lief und eben diesen Ausschnitt beinhaltete (und ja, während des Genusses derselben achteten wir dann darauf und bemerkten unseren Denkfehler)). Und ganz ehrlich, ich finde das durfte der gute Harald sich auch einfach mal erlauben, schließlich hat er diese Bildsprache entwickelt und nervt damit keinesfalls ab, sondern weckt wohlige Erinnerungen.

Das tun zwei weitere Karl-May-Urgesteine mit ihrer Arbeit hier ebenso. Und während Vladimir Tadej sich fast schon ein wenig unter Wert verkaufen muss, weil er mal wieder „nur“ ein Indianerdorf sowie das titelgebende „Tal des Todes“ aufzubauen hatte (ich schätze jetzt einfach mal, dass ob der fehlenden finanziellen Mittel die Western-Stadt keine neue, sondern eine recycelte war, aber die ist auch nur so kurz im Bilde, dass man das kaum sagen kann), haut Martin Böttcher wirklich alles raus, was er noch im Köcher hatte. Nicht umsonst finden sich auf meiner Soundtrack-Kompilation zu allen Filmen übermäßig viele Stücke aus diesem Score, obwohl man ja gemeinhin vermuten würde, dass der letzte, „nicht mehr so wichtige“ Streifen vielleicht eher ausgespart worden wäre. Aber nein, Böttcher zeigt noch mal sein ganzes Können, kreiert viele tolle, komplett neue Melodien und trägt damit neben Reinls Regie und den superben Landschaften sehr zum Aufkommen dieses Zu-Hause-Gefühls bei, das in mir sofort wieder aufsteigt, wenn ich dieses Werk verkonsumiere.

Den letzten Schlüssel zu dessen Entstehen halten natürlich die Darsteller in ihren Händen. Pierre Brice spielt ein letztes Mal groß auf als Apachenhäuptling und es verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass er ein Wohlfühlschauspieler war. Stimmten, wie während des Vorgängers, die Drehumstände nicht so sehr (kein Lex Barker, zu wenig Screentime etc.), brachte er sich lange nicht so ein wie im umgekehrten Fall. Da während der Dreharbeiten zu „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ aber ja offensichtlich alles zu seiner Zufriedenheit verlief, gibt er uns hier ein letztes Mal den besten Winnetou, den er zu bieten hat. Sein „Blutsbruder“ Lex Barker alias Old Shatterhand hatte offensichtlich ähnlich viel Spaß an der Neuauflage der alten Abenteuer und kann hier neben seinen bekannten Stärken sogar Ironie. Und während dieses letzten Males wird einem auch noch einmal bewusst, welch unfassbare Chemie diese beiden Akteure zusammen auf dem Bildschirm vereint. Das konnte es einfach zwischen Brice und Cameron und schon gar nicht zwischen dem Franzosen und Stewart Granger geben. Nur wenn er Barker vom Abgrund wieder in die Höhe zieht, sieht es nach echter Freundschaft aus.

Aber nicht nur den Amerikaner konnte man für diese letzte Episode wieder zurückgewinnen. Auch Ralf Wolter und Eddi Arent geben sich in ihren Paraderollen des Sam Hawkens und Lord Castlepool einmal mehr die Ehre. Und auch wenn sicherlich nicht alle Gags des Duos zünden und es sicherlich nicht Not getan hätte, den Lord nun auch noch seltene Pflanzen sammeln zu lassen, merkt man wieder, warum man sich eigentlich keine anderen Blödelbarden in der Serie außer diesen beiden wünscht. Sie haben einfach diese „Winnetou“-DNA. Nach ihren beiden frühen Auftritten in der Reihe ebenfalls ein letztes Mal dabei ist die damalige Gattin des Regisseurs, Karin Dor. Und ganz ehrlich: Ich war doch leicht irritiert gestern Abend. Also der haben die Jahre dazwischen ja richtig gut getan; die sah ja richtig gut aus! Und ganz unabhängig davon war sie ja auch schon immer eine gute Mimin, das stellt sie hier auch noch einmal unter Beweis. Der ihr zur Seite stehende, völlig unbekannte „Clarke Reynolds“, von dem man auch unter seinem tatsächlichen Namen Fred Vincent noch nie etwas gehört hat, hat hier unverkennbar den Terence-Hill-Part (und daher wohl auch dessen Stimme aus „Winnetou II“, Claus Jurichs) abgekriegt und macht das dafür, dass ihn keiner kennt, ganz vernünftig. Leider nur nervt sein Charakter mit seinem ständigen Beharren auf militärischen Prinzipien mit der Zeit natürlich immer mehr. Das trifft mehr oder weniger auch auf Antagonist Nummer zwei, Vojislav Govedaricas Roten Büffel, zu (der ne ziemliche Flitzpiepe ist) und außerdem übertreibt der er es mit seiner Darstellung desselben etwas.

Das kann man von Antagonist Nummer eins, Rik Battaglia nun wirklich nicht behaupten. Nein, wenn die Berufung eines ebenfalls bereits als Oberschurken eingesetzten Schauspielers für exakt wieder diese Rolle die einzige Gemeinsamkeit zwischen diesem Werk und seinem Vorgänger ist, dann kann man nur sagen, hat man in Gänze alles richtig gemacht. Zwar kann der Italiener an seine Glanzleistung des Rollins aus „Winnetou III“, den wahrhaft fiesesten Schurken der Reihe, nicht ganz herankommen, aber das war auch nicht zu erwarten. Trotzdem ist er richtig schön böse und cool obendrein. Er hat aber auch echt immer die gemeinsten Jungs der Reihe zu spielen. Hier ist er z. B. kurz davor, Vincents Captain vierteilen zu lassen, wow! Und ganz nebenbei bemerkt ist es sehr angenehm, dass sich der Bandenboss hier mal wohltuend nicht ständig mit seinen Gefolgsleuten streitet und diese einen nach dem anderen abknallt, wenn sie nicht hundertprozentig nach seiner Fasson gehandelt haben, sondern sich ganz im Gegenteil mit ihnen austauscht und auch mal Vorschläge von ihnen annimmt.

Womit wir bei der inhaltlichen Ausgestaltung dieses letzten Kapitels angelangt wären. Diese ist – erwartungsgemäß – ultraklassisch gehalten, wofür man, gerade wenn man an den direkten Vorgänger denkt, nur dankbar sein kann. Wir haben Winnetou und Co. auf der einen Seite, die Banditen auf der anderen und die restlichen Indianer im Land irgendwo dazwischen. Der Ausgangspunkt der Geschichte ist zwar erneut nicht einhundertprozentig nachvollziehbar gelungen ((Spoiler) wie ist das jetzt mit der Regimentskasse, wieso musste Kingsley die wie in Erfüllung seiner Pflicht verschwinden lassen?; wieso macht seine Tochter so ein Geheimnis daraus, wieso zeigt sie dem Gericht nicht einfach den Brief und erbittet sich die 60 Tage erst, wenn der Richter z. B. Bedenken anmelden sollte, dass ja ein Indianer der Hüter des Geheimnisses wäre und der Story dementsprechend nicht zu trauen? (Spoilerende)), aber immerhin klingt es wesentlich einleuchtender, dass Winnetou für einen Freund (auch wenn das mal wieder ein Weißer ist) seine Stammesgeschäfte vernachlässigt und dessen Tochter hilft, als einfach nur stumpf Gerechtigkeit für seine gekränkte Seele zu fordern. Der weiterführende Aufbau und Ablauf ist dagegen mehr oder weniger schon ein paar Mal geprobt worden und von daher zwar von keinen größeren Überraschungen geprägt, aber eben auch von keinerlei negativen. (Spoiler) Interessant ist vor allem, dass Winnetou und Shatterhand ihre Verfolger immer wieder mit Hilfe von Tieren abschütteln. Und zwar nicht mit ihren Pferden, sondern einmal mit der Unterstützung eines Schwarmes Wildbienen und ein weiteres Mal durch ein Tal voller Schlangen. Zwar sind die Bienen-Szenen natürlich wieder grausam getrickst, aber dafür sehen die „zerstochenen“ Gesichter der Darsteller (gerade die von Wolter und Battaglia) zum Schießen aus! Na und die Schlangen-Sequenz ist wirklich beeindruckend – auch wenn es schon komisch ist, dass niemand von den angeblichen „Giftschlagen“ gebissen wird.

Neben diesen netten Abwechslungen werden auch einige alte Ideen wieder aufgewärmt. So bekommt Winnetou beispielsweise von Atze Brauner jetzt endlich auch den Zweikampf, der ihm gebührt und bei dem er den Gegner am Ende heroisch und selbstlos am Leben lassen darf (und nicht einfach tötet, so wie noch in „Old Shatterhand“). Das war der ihm aber auch noch schuldig. Und für Reinl war es die Möglichkeit, diesen als Gegenentwurf zu Old Shatterhands Kampf mit dem Großen Wolf in „Der Schatz im Silbersee“ zu inszenieren. So schließt sich auch hier ein Kreis. (Spoilerende) Und diese Mischung aus neuer Rahmenhandlung, einigen netten neuen Idee sowie altbekannten Versatzstücken guckt sich so munter weg wie eh und je. Gerade im direkten Vergleich merkt man hier dann, wie wenig Drive „Old Firehand“ eigentlich hat.

Auf der anderen Seite merkt man allerdings auch, dass auf dem Weg dahin dann doch ein wenig Strahlkraft verloren gegangen ist. Das gepaart mit einem erneut etwas schwächeren Ende (erneut, weil es eine weitere Parallele zwischen „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ und Reinls Erstling, dem „Silbersee“ (im übrigen aber auch „Old Firehand“), ist) bedeutet, dass es sich bei Brauners und Reinls letztem Genre-Beitrag um einen wesentlich versöhnlicheren Abschluss der Reihe handelt als Wendlandts Letzter es gewesen wäre, dass es aber vielleicht trotzdem noch ein wenig besser gegangen wäre. Von den Großtaten früherer Tage ist man hier doch ein ganzes Stück entfernt. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau, schließlich fehlt „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ gar nicht so viel bis zur nächsthöheren Bewertungsstufe und wie gesagt überhaupt dieses „hätte, wenn und wäre“. Freuen wir uns einfach darüber, dass die beiden es zusammen mit dem erneut großartig aufgelegten, „alten Team“ geschafft haben, die Serie noch um einen Film zu verlängern und dass sie diesen so vernünftig hingekriegt haben. Denn logischerweise hätte das hier auch vollkommen nach hinten losgehen können. So aber muss ich sagen, würde ich ein paar Nachfolger von dieser Qualität gerne noch gesehen haben, wenn Brauner noch welche produziert hätte. Wenn…

Vergleich zum Buch:

Also ehrlich gesagt dachte ich auch bei diesem Film, dass ihm kein Buch von Karl May zugrundeliegen würde. Zum einen, weil der Produzent hier ja wieder Artur Brauner war, der ursprünglich ja keine Wild-West-Abenteuer des sächsischen Autors verfilmen durfte, da sich Horst Wendlandt rechtzeitig die Rechte an allen entsprechenden Stoffen gesichert hatte und zum anderen, weil selbst der „Vater des Erfolgs“ zuletzt davon ja gar keinen Gebrauch mehr gemacht hatte und man es als Zuschauer daher quasi schon gewohnt war, dass man eine völlig neue Story vorgesetzt bekam. Allerdings hatte sich die Sache mit den Lizenzen wohl erledigt und laut Wikipedia orientiert sich dieser Streifen daher tatsächlich an Mays Roman „Im Tal des Todes“, von dem ich bisher noch überhaupt nichts gehört hatte. Somit müsste ich mir das Ding wohl mal besorgen, dann könnte man auch hier einen Vergleich anstreben.

Zur DVD/BD:

Früher konnte ich zu den deutschen Veröffentlichungen der Universum zu diesem Film überhaupt nichts sagen, da ich tatsächlich nur die ungarische Ausgabe besessen habe. War da nämlich zur Abschlussfahrt seinerzeit und da gibt’s einfach keine DVDs mit deutschem Ton – bis auf die, auf denen auch deutsche Filme drauf sind (wozu auch sonst, wäre dort sicherlich nicht der Kaufgrund Nummer eins). Also habe ich damals die Möglichkeit genutzt, um meine „Winnetou“-Sammlung um die beiden CCC-Streifen zu erweitern und damit zu komplettieren. Die Dinger kosteten da doch tatsächlich nur 1.000 ungarische Forint (was zu dem Zeitpunkt ungefähr 4,3 € entsprach und zusammen also wesentlich billiger als die „Old Shatterhand“-Box von Universum war). Und die Qualität ist gar nicht mal schlecht. Wird dort wohl auch von Kinowelt vertrieben (zumindest steht da hinten so was drauf, verstehe aber nur „Kinowelt“ und ansonsten „Bahnhof“, da meine Ungarisch-Kenntnisse doch sehr beschränkt (um nicht zu sagen nicht vorhanden) sind), was mich zwar wundert, da die deutschen Ausgaben der „Winnetou“-Reihe ja allesamt von der UFA vertrieben werden, aber egal. Auf jeden Fall geht das voll in Ordnung und man kann sich die Dinger ruhig zulegen, sollte man auch gerade mal durch Budapest oder so kommen. Nur die Menüs sind der letzte Mist, soviel kann ich sagen (und das hat nichts damit zu tun, dass ich die Worte nicht verstehe, die dort stehen).

Allerdings gibt’s da ja, wie schon öfter angesprochen, mittlerweile die Möglichkeit, sich die Filme auch auf Blu-ray zu holen und so habe ich auch „Old Shatterhand“ mittlerweile als Teil der „Karl May Klassikeredition“ der Universum hier. Nett daran ist vor allem, dass man die ganzen verschiedenen Boxen (denn nach den „Karl May DVD Collections“ I-III (!) musste man sich seinerzeit ja auch noch die Shatterhand-, die Orient- und die Mexiko-Box extra zulegen, wenn man davon nicht einige in Ungarn gekauft hatte) von damals nicht mehr braucht und alle 16 Karl-May-Verfilmungen der 60er Jahre (die „echten“ also, ohne diesen seltsamen „Das Vermächtnis des Inka“, von dem ich, bis ich’s für den „Schatz im Silbersee“ nachgelesen habe, noch nie etwas gehört hatte) in einem großen Schuber zusammen hat. Auch schön alle einzeln in nem Amaray und nicht auf ner Spindel oder so, wie sich das gehört. Als einzige Schwierigkeit erweist es sich dann den jeweiligen Film aus der Box rutschen zu lassen, ohne die 15 anderen ebenfalls sofort in Händen zu halten – gerade, wenn man einen Film aus der Mitte sehen will. Tja, man kann nicht alles  haben.

Am Bild und Ton hat man hier jedenfalls noch mal mächtig geschraubt; das sieht einfach perfekt aus! Das hätte ich echt nicht gedacht. Von daher lohnt es sich allein schon deswegen, auf diese Box umzusteigen (in diesem Fall kommt bei mir aber natürlich noch die komplett deutsche Veröffentlichung mit deutschen Menüs erschwerend hinzu). Das Bonusmaterial kann man sich in diesem Fall aber leider quasi komplett schenken:

  1. Original Kinotrailer: Ich fange in diesem Ausnahmefall daher auch mal mit dem in ultraschlechter Qualität vorliegenden Trailer an, denn er ist das einzige an Bonusmaterial, das man noch nicht von der „Old Shatterhand“-Scheibe her kennt. Den Rest hat man leider einfach nur eins zu eins kopiert und hier ebenfalls mit raufgetan. Daher haben wir hier auch noch:
  2. „Making Of“: Die bereits gesehene fast 18minütige Interview-Dokumentation mit Artur Brauner, Rik Battaglia, Ralf Wolter, Vladimir Tadej, diesem komischen Zeitzeugen aus dem Steinbruch und einem Mann vom Karl-May-Verlag ist zwar auch beim zweiten Mal Schauen noch sehr interessant und daher auch einfach nur zu kurz, aber eben leider nichts Neues mehr. Das ist sehr, sehr schade. Dann hätten se das Ding vielleicht doch eher in zwei Teile teilen und so die Spannung hochhalten sollen. Und zu allem Überfluss ist hier auch noch mal der
  3. Ausschnitt aus der Wochenschau „Daliah Lavi“ mit drauf. Das hat hier nun wirklich überhaupt nichts mehr verloren und nervt total.

Und mehr war ja auf „Old Shatterhand“ auch schon nicht drauf, sodass man dann schon etwas geknickt ist. Aber gut, man muss das Ding eben als Teil der 16teiligen Gesamt-Box sehen, würde ich sagen.

Und daher gibt’s unabhängig davon auf jeden Fall auch hierfür die dickste Kaufempfehlung im ganzen Lexikon. Allein schon wegen des Upscales. Das sieht so geil aus. Muss man haben! :)

Zitate

„Ich verstehe nicht viel von Strategie, aber ich weiß genau, dass Winnetou uns entgegenreitet.“(Old Shatterhand weist Captain Cummings mit Understatement zurecht)

„Ich irre mich nie, wenn ich mich nicht irre.“(Sam Hawkens irrt sich nicht)

[Castlepool, der hier eine noch unentdeckte Pflanze sucht, um ihr seinen Namen zu geben, glaubt, ein geeignetes Grünzeug gefunden zu haben] „Und wenn sie schon einen Namen hat?“ – „Und welchen?“ – „Herba pflanzensis enormes stinkensis, wenn ich mich nicht irre.“(Sam Hawkens ist allerdings schneller mit der Namensgebung)

„Weiber kosten immer Geld – das ist nun mal so.“(ein Mitglied von Murdocks Bande hat offensichtlich schon einige Frauen verschlissen und nachgerechnet)

★★★ +++

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