Winnetou und sein Freund Old Firehand

Winnetou und sein Freund Old Firehand

★★★ ++

  • Jahr: 1966
  • Regie: Alfred Vohrer
  • Darsteller: Rod Cameron, Pierre Brice, Harald Leipnitz, Rik Battaglia, Todd Armstrong, Marie Versini, Viktor de Kowa, Vladimir Medar, Nadia Gray, Jörg Marquardt, Dusan, Antonijevic, Miha Baloh...

Story

Winnetou (Pierre Brice) und dessen Schwester Nscho-tschi (Marie Versini), Old Firehand (Rod Cameron) sowie dessen Gefährten Tom (Todd Armstrong) und Caleb (Vladimir Medar), Jace (Jörg Marquardt) und Michèle Mercier (Nadia Gray) sowie Robert Ravenhurst (Viktor de Kowa) und Captain Mendoza (Rik Battaglia) beschützen die kleine mexikanische Stadt Miramonte vor der Banditenbande des berüchtigten Silers (Harald Leipnitz). Dabei muss Tom, in den sich Nscho-tschi gerade erst verliebt hatte, von Silers erschossen sein Leben lassen. Aber Old Firehand rächt ihn und bringt den Halunken am Ende mit Pfeil und Bogen zur Strecke.

Worte zum Film

Karl-May-Western mit unnötigem Italo-Einschlag, geklauter Story, durchschnittlichen Darstellern, unausgegorener Musik und ohne die ganz großen Kulissen; als netter Action-Western aber trotzdem besser als sein Ruf

Bewertung

Zum Film:

„Winnetou“ goes Italowestern. Endlich, dürfte sich Produzentengenie Horst Wendlandt gedacht haben. Schließlich hatte er die entsprechende Marschroute schon viel früher ausgegeben. Aber während „Old Surehand“ sicherlich auch ob des großen Einflusses von Stewart Granger auf die Dreharbeiten für mich eher das Flair eines klassischen US-Western versprüht und „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ zwar schon in die – aus seiner Sicht – richtige Richtung ging, sich aber noch sträubte die bekannten, so erfolgreichen Pfade wirklich zu verlassen, packt erst „Winnetou und sein Freund Old  Firehand“ die Sache konkret an und wechselt vollends die Gangart. Hier werden die heißgeliebten kroatischen Steppen und Berglandschaften gegen die (natürlich immer noch kroatische) Gegend um diese alte Fabrik mit ihren Sanddünen ausgetauscht und der Spielort alsdann in ein kleines, mexikanisches Dorf verlagert. Und was gibt’s in Mexiko noch gleich? Ach ja, richtig, Mexikaner – Indianer dafür, abgesehen von Winnetou und seiner reanimierten Schwestern Nscho-tschi, gar nicht mehr. Dazu hat man dann auch noch Stammkomponist Martin Böttcher rausgeschmissen und den für seine Trompeten-Klänge bekannten Peter Thomas gebeten, ein wenig Italo-Atmosphäre zu kreieren. So dachte man, könnte man sich an den Erfolg der Südeuropäer ranhängen und die eigene Serie noch ein wenig länger am Leben erhalten. Herausgekommen ist dabei aber leider eine ziemlich unausgegorene Mischung – und der am meisten gescholtene Film der Reihe. Nun, Letzteres kann ich mal wieder nicht so wirklich nachvollziehen, denn im Rahmen seiner mittlerweile wirklich nur noch beschränkten Möglichkeiten funktioniert auch dieser Vertreter der Karl-May-Welle bei mir recht gut, kann aber eben aufgrund der denkbar schlechten Startvoraussetzungen nicht mehr die Qualität seiner Vorgänger erreichen.

Eine dieser schlechten Voraussetzungen ist das leider anhaltend schwache Casting. Und hatte man im vorhergehenden Teil noch den Banditenboss grandios fehlbesetzt, so macht man hier sogar nahtlos mit der Titelfigur weiter. Denn Rod Cameron war ja in seinen amerikanischen Vertretern schon keine Ausgeburt an Spielwitz – als Old Firehand ist er aber geradezu ein Witz. Nicht grundsätzlich wegen seiner Qualität, denn auch wenn er natürlich kein John Wayne war, so mag ich ihn doch mittlerweile irgendwo und kann ihm auch hier wieder nicht wirklich böse sein, aber ein Held, wie es der Old Firehand in den Büchern Karl Mays ist, ist er nun wahrlich nicht. Gerade nicht im Vergleich mit seinen Alter Egos Lex Barker alias Old Shatterhand und Stewart Granger alias Old Surehand. Die beiden haben ihre Rollen wirklich gelebt und hatten eine Leinwandpräsenz, von der Cameron nur träumen konnte. Dazu kommt, dass er in seinem Trapper-Outfit, gerade mit der Pelzmütze, in diesem heißen Mexiko-Setting geradezu putzig wirkt. Nein, dafür dürfen sich die damaligen Verantwortlichen nicht wirklich auf die Schulter klopfen.

Der Apachenhäuptling, der ja schon in „Old Surehand“ nicht viel mehr als ein Sidekick war, wirkt in dieser Umgebung nur noch deplatzierter und muss sich dementsprechend erneut mit ziemlich wenig Screentime begnügen. Allerdings scheint die Größe der Rolle erneut auf seine Leistungsbereitschaft abgefärbt zu haben, sodass man diese Leistung Pierre Brice‘ nicht mehr mit denen der Anfangstage vergleichen kann (hier hat man dann nur blöderweise das Pech, dass kein Stewart Granger bereitstand, der das Tragen des Films hätte übernehmen können). Ein ähnliches Schicksal erleidet Filmschwester Marie Versini alias Nscho-tschi (die offensichtlich in jedem ihrer Western verletzt werden muss). Sie erneut „hervorzuholen“ kann man ja sowieso nur als verzweifelten Versuch werten, die seit „Winnetou I“ nach ihr lechzende Adoleszenz wieder in die Kinos zu locken und sie tut mir ihrer viel zu naiven Darstellung der Indianerin ihr Übriges dazu bei, dies als Fehlgriff zu titulieren. Ihr zur Seite steht mit Todd Armstrong ein nerviger Jüngling, den auch niemand gebraucht hätte. (Spoiler) Dass gerade er am Ende das Zeitliche segnen muss… Ein Schelm, der Böses dabei denkt. ;) (Spoilerende)

Wesentlich besser gefällt mir da schon Nadia Gray. Sie spielt frisch auf und bietet den Männern hier Paroli – auch wenn sie offensichtlich noch nie zuvor in ihrem Leben Zwiebeln geschnitten hat (ich mein, ihr das vorher einmal zu zeigen, wäre ja wohl kein Akt gewesen, oder?). Und auch dass man bei der Besetzung des Bandenchefs dieses Mal (zum ersten Mal innerhalb der Reihe) auf Nummer sicher gegangen ist und mit Harald Leipnitz jemanden verpflichtet hat, der das schon einmal ziemlich gut gemacht hat, war keine schlechte Idee. Zwar sieht seine graugefärbte Haarpracht gerade von Dichtem etwas seltsam aus und er hat auch nicht mehr die boshafte Ruhe des „Ölprinzen“, aber er macht das absolut souverän. Und wie er sich zur Seite rollend noch jemanden erschießen kann, ist ganz großes Tennis! Der ansonsten auf den Bösewicht getrimmte Rik Battaglia sollte – sicherlich auch zur Versöhnung der Fans – wohl auch noch einmal den Guten spielen dürfen (auch wenn er – gedanklich vielleicht noch für Winnetous Ermordung – in seiner ersten Szene gleich richtig auf die Schnauze bekommt) und er nutzt diese Chance aus meiner Sicht. Und durch die Unterstützung von altbekannten Haudegen wie Miha Baloh, Vladimir Medar oder Dusan Antonijevic (den man nach seinen liebgewonnenen Indianer-Rollen hier erstmal erkennen muss) kommen wenigstens die kleinen Rollen hier gut weg. Und der viel kritisierte Viktor de Kowa als schrulliger Engländer Robert Ravenhurst? Nun, dass dieser und vor allem seine Figur polarisieren muss, ist klar, aber ich mochte ihn und vor allem seine geschwollene Art zu reden ehrlich gesagt schon immer ganz gerne (auch wenn Szenen wie seine allerletzte natürlich übertrieben sind). Besser als Chris Howlands „Lord Tuff-Tuff“ ist er allemal. Mit ihm steht und fällt „Old Firehand“ aber auch nicht.

Nein, er steht und fällt natürlich mit seinem Drehbuch. Wobei… In diesem speziellen Fall tut er eigentlich weder das eine noch das andere. Horst Wendlandts von den (völlig unbekannten, ganz nebenbei bemerkt) Amerikanern David De Reszke und C. B. Taylor abgekauftes und vom ehemaligen Stammautoren Harald G. Petersson auf „Karl May“ getrimmtes Script ist auf der einen Seite aufgrund genau dieser Tatsache viel zu unausgegoren, als dass daraus überhaupt jemals ein wirklich guter Film hätte erwachsen können und auf der anderen Seite ist es nicht schlecht genug, als dass man hier wirklich von einem „Fall“ sprechen könnte. Aber bleiben wir doch bei dem ersten Aspekt. Dass der nächste „Winnetou“ nach „Apanatschi“ nun also auch wieder ohne Vorlage seines berühmten Schöpfers gefertigt wurde: geschenkt. Aber dass man sich die Rahmenhandlung dieses Mal nicht selber ausgedacht, sondern eine Geschichte von zwei völlig Reihe-Fremden umgebaut hat, das konnte nicht gut gehen. Das hätte Wendlandt doch auch klar sein müssen. Wie schon erwähnt ist das bisschen Apachenhäuptling, das Petersson hier noch unterbringen konnte, ein absoluter Witz. Das geht schon bei der Einführung der Indianer in der ersten Szene los. (Spoiler) Dass Winnetou, Nscho-tschi und ihre Stammesgenossen hier von Silers Leuten überfallen werden (die sich im weiteren Verlauf der Story nur für Miramonte und dessen Bewohner interessieren (und darüber hinaus ganz nebenbei bemerkt auch das Schießen völlig verlernen (in diesem Intro treffen sie jedenfalls bis zum Auftauchen der Trapper mit jedem Schuss)), aber egal) und sodann von Firehand und dessen Kumpanen gerettet werden müssen, ist zwar noch legitim, aber dass der Apachenhäuptling dann mal wieder nichts Besseres zu tun hat, als seinen Stamm im Stich zu lassen, um persönliche Genugtuung zu fordern (und das hier so dermaßen plump wie in noch keinem Abenteuer zuvor), woraufhin er zufällig mit dem Pelzjäger und seinem Gefolge in Miramonte landet und dort mit denen zusammen mal wieder den Helden spielen (und natürlich seine Schwester die ganze Zeit als Maskottchen mitführen) muss, ist natürlich völliger Stuss. Das aber eher der Vollständigkeit halber, denn es wäre schon verlogen, diese auch auf die bisherigen Episoden ausgeweitet wie gesagt nicht ganz neue Erkenntnis bei den guten Vertretern als gegeben hinzunehmen und bei den schwächeren zu tadeln. Nein, viel mehr stört einen hieran vor allem Winnetous kindische „Ich will, dass die bösen Banditen sich bei mir entschuldigen.“-Attitüde.

Aber das fällt wohl in die gleich Kategorie wie bei Fred Dengers Drehbuch zuvor. Mit den entsprechenden Freiheiten ausgestattet, dichtet auch Petersson dem Indianer hier einige Eigenschaften an, die einem ob der Vorgänger-Filme seltsam vorkommen. Nichts allzu Großes jeweils, aber man fragt sich an den jeweiligen Stellen dann schon, warum Winnetou z. B. eigentlich nur auf eigene Faust handelt und nicht wirklich etwas mit seinen „weißen Brüdern“ abstimmt oder warum er, wenn er sich aufmacht, nach Hilfe zu suchen, einfach mal irgendwelche dahergerittenen Caballeros anquatscht, denen man die bösen Absichten schon fünfzig Meter gegen den Wind ansieht, denen dann auch noch Schätze verspricht, die es gar nicht gibt und sich dann sogar noch auf Spanisch bedankt. Das kommt einem dann schon… nun ja, spanisch vor, halt. Dass er dann von diesen verarscht wird, ist ja wohl klar. In diesem Zusammenhang habe ich mir übrigens die Frage gestellt, warum sich eigentlich kein Mensch mehr für sein Pferd interessiert, aber ich schweife ab. (Spoilerende) Diesen Winnetou hat man so jedenfalls noch nicht gesehen.

Dass er seit Neuestem auch gerne mal Pfeil und Bogen benutzt (was man von einem Stammesführer der Apachen grundsätzlich durchaus erwarten dürfte, nur eben aufgrund der Vorgänger-Streifen nicht von diesem hier und schon gar nicht in diesem Mexiko-Setting erwartet), gehört dagegen wohl eher in die Kategorie „exotische Waffen“. Schließlich wollte man dem Italowestern nacheifern und da gehören etwas unorthodoxe Kampfmittel ja seit jeher zum Erscheinungsbild. Und wo man heute um jeden Preis ein Samurai-Schwert einbauen würde, tat es damals eben noch der gute alte Bogen. Aber auch die Wumme von Firehands Freund, die Vladimir Medars Caleb dann an sich nimmt und die ein ordentliches, so in einem „Winnetou“ noch nicht gesehenes Kaliber aufweist, darf man hier einordnen. Und wie schon Sieghardt Rupps Preston in „Unter Geiern“ bemühen sich hier alle Banditen auch ja wie Clint Eastwood zu schießen.

Das, gepaart mit der Verlegung des Handlungsortes nach Mexiko, war es dann aber auch schon fast mit den Gemeinsamkeiten, die man mit den italienischen Fließband-Western teilt. Ansonsten geht diese Produktion ob ihrer sonstigen inhaltlichen Ausgestaltung mal wieder eher in Richtung US-Western – was bei einem von zwei Amerikanern vorverfassten Script aber nun wirklich nicht verwundert. Da fragt man sich schon, was Wendlandt darin gesehen hat. Zumal es ja auch noch offensichtlich geklaut ist. Denn die Grundgeschichte ist ziemlich einfach zu erkennen jene, die auch John Sturges 1960 schon für eine Pferdeoper als ausreichend empfand. Zwar orientiert man sich damit genau an einem US-Streifen, der schon einige Elemente der späteren Italo-Welle vorwegnimmt, der aber von dieser auch ganz klar abgegrenzt werden kann. Antihelden gibt es daher hier wie dort nicht. Dazu noch die Liebesgeschichten, die man eingebaut hat und fertig ist erneut ein deutscher Genre-Beitrag, den ich tendenziell immer noch eher bei den US-Vorbildern als denen aus Italien sehen würde – auch wenn dieser hier derjenige der Reihe ist, der den Versuch der „Italianisierung“ am konsequentesten durchführt (und allein durch die Verlagerung nach Mexiko in diese Richtung geht) und Wendlandt diese Aussage daher sicherlich nicht gefallen würde. Das hat dann also sicherlich denjenigen nicht gefallen, die der Produzent eigentlich ansprechen wollte, also denen, die sich einen „Winnetou“ im Italo-Gewand durchaus vorstellen konnten. Na ja und die andere Seite – und dazu darf ich mich zählen – hat natürlich nicht verstanden, warum man überhaupt auf Teufel komm raus auf italienisch machen musste – man hatte doch schließlich gerade erst eine ziemlich eigenständige Western-Machart entwickelt, die sich weder vor den „Originalen“ aus Übersee noch deren Brüdern aus Südeuropa verstecken musste. Damit war also niemandem so wirklich gedient und daher gab’s wohl auch aus allen Richtungen Schimpf und Spott.

Dabei ist diese weggegaunerte Geschichte, wenn man sie jetzt einfach mal losgelöst von der ganzen „Winnetou“-Thematik betrachtet, so schlecht gar nicht. Sicherlich, von der Logik her bröckelt es einige Male ganz gewaltig, aber bis zur ersten richtig großen Attacke der Banditen kann man sich das Ganze hier doch total gut mit angucken (und bis dahin dauert es schließlich eine ganze Weile), auch wenn die großen Highlights fehlen. Dann wird es zugegebenermaßen teilweise doch etwas chaotisch und unnachvollziehbar. (Spoiler) So habe ich beispielsweise nicht verstanden, warum sich die Banditen bei ihrem ersten „Überfall“ auf das Dorf nicht selber in die Wagen der ausgezogenen Dorfbewohner gesetzt haben anstatt ordentlich Dynamit. Damit hätten se doch das Überraschungsmoment auf ihrer Seite gehabt und hätten die verdutzten Dorfbewohner (selbst Firehand und Winnetou verhalten sich in dieser Szene wie zwei Schuljungen und wittern keinerlei Gefahr) schön der Reihe nach abknallen können, schließlich sind sie eindeutig in der Überzahl. Diese aber spielen sie nie aus. Erst als sich mit Miha Balohs Luis Sanchez Quilvera der zweite, „von Winnetou angeheuerte“ Trupp Desperados dazugesellt, wagt man einen Frontalangriff – und reißt glatt vor einer Pulverschnur (die filmtechnisch natürlich aber auch mal wieder ordentliche Flammen schlägt) wieder aus… Bei der Vorbereitung dieser „Falle“ machen der Apachenhäuptling und sein Freund Old Firehand übrigens den Eindruck, als hätten sie „Die glorreichen Sieben“ auch schon mal gesehen. Denn dass Silers hier überhaupt nochmal angreifen würde, geht für mich aus dem Kontext nicht hervor. Er hätte auch einfach genug haben und glauben können, dass nun genug Dorfbewohner gestorben wären. Der Indianer und der Trapper aber scheinen sich sicher, dass noch ein Angriff folgt und bauen daher vor – ich mein, wenn man selbst für die Verstärkung der Banditen sorgt, eigentlich auch kein Wunder. Dass dann aber die eigentlich immer noch viel zu wenigen Dorfbewohner nach Abschlagen des zweiten Angriffs mit mal so beherzt das Heft in die Hand nehmen, ihrerseits zur Attacke blasen und die wesentlich besser „ausgebildeten“ Ganoven auch tatsächlich stellen können, sorgte dann für die größte Verwunderung meinerseits. (Spoilerende) Aber was will man darüber großartig meckern? Man kann ja froh sein, dass man der normalen Lauflänge von um und bei 90 Minuten treu geblieben ist und das Ganze nicht noch zusätzlich aufgeblasen hat. So ist man immerhin bei der Linie geblieben, dass die Karl-May-Pferdeopern nette Action-Western sein sollen und als solcher funktioniert „Winnetou und sein Freund Old Firehand“ trotz dieser Story-Mängel aufgrund der schnellen Abfolge der Ereignisse immer noch ganz gut.

Natürlich tut er dies auch gerade deshalb, weil man sich auch auf dem Regiestuhl treu geblieben ist. Mit Alfred Vohrer durfte der nach Reinl beste Regisseur der Reihe seinen letzten Beitrag inszenieren und man kann sich auch hier wieder auf ihn verlassen. Er setzt das Ganze sehr routiniert, flott und kurzweilig in Szene; eben so, wie man das erwartet. Allerdings ist auch er von seinen besten Leistungen hier bereits etwas entfernt. Auch er leistet sich hier hin und wieder eine Unachtsamkeit. Die letzte große und die größte im gesamten Streifen kann man dabei schon fast nicht mehr als Unachtsamkeit bezeichnen, sondern einfach nur noch, als das, was sie ist: eine Frechheit! (Spoiler) Da liegen Harald Leipnitz und Miha Baloh ganz am Ende des Films am Rande des Geschehens hinter einer von diesen Sanddünen, die hier für Mexiko stehen und rollen sich ob der drohenden Gefahr einfach mal zurück aus dem Bild – und stehen nach dem Schnitt plötzlich wieder in der zerklüfteten Felsen-Landschaft vom Beginn! Diese beiden Locations passen überhaupt nicht zusammen. Das als eine Landschaft zu verkaufen geht gar nicht! Und das kann man als Regisseur, der man ja diese Szene an zwei unterschiedlichen Orten drehen muss, auch nicht übersehen. Das ist schlicht frech. Na ja und weil Winnetou und Shatterhand das ja nie dürfen, darf Old Firehand Silers dann auch noch in eben dieser Landschaft erledigen – mit Pfeil und Bogen; cooler Typ! (Spoilerende) Vereinfacht ausgedrückt könnte man also sagen, dass man das Ende hätte besser machen können.

Und generell hätte man hier natürlich so vieles besser machen können. Wenn wir jetzt Vladimir Tadej bei dieser Generalkritik mal außen vor lassen wollen (denn er hat ein wunderschönes Miramonte erbaut), gilt das für alle Beteiligten: Peter Thomas‘ Mexiko-Italo-Musik muss einen irritieren und ist das Gelbe vom Ei nicht. Thomas Danneberg als Winnetou ist natürlich auch nur schwer zu ertragen (so gern ich den Mann sonst auch reden höre). Na und zu Horst Wendlandt, Alfred Vohrer, den Darstellern und Drehbuchautoren und ihren teilweise nur halb erledigten Jobs sagte ich ja eben schon was. Dieses halbe Italo-Feeling, das so überhaupt nicht zum Rest der Reihe passen will, tut sein Übriges dazu und so muss man am Ende schon zugeben, dass es tatsächlich höchste Eisenbahn wurde, die Serie zu beenden. „Winnetou“ hatte seinen Zenit überschritten und lief dem Zeitgeist hinterher. „Winnetou und sein Freund Old Firehand“ kann mit den großartigen Vorgängern einfach nicht mehr mithalten. Allerdings, das will ich jetzt noch ein letztes Mal betonen, ist der Film unabhängig davon betrachtet erneut kein ganz schlechter Action-Western und gehört für mich mit zum Besten, was diese Bewertungsstufe hergibt. Unter anderen Vorzeichen hätte ich den hier unter der Rezension ziemlich gelobt. Er ist mehr als der übliche Komplettisten-Film und kann durchaus auch öfter genossen werden. Ich persönlich finde, dass „Der Ölprinz“ z. B. ein wesentlich schlechterer Beitrag war und an Atze Brauners unsäglichen „Old Shatterhand“ reicht aus dieser Reihe zum Glück sonst sowieso nichts heran. Und a pro pos Brauner: einen hätten wir da ja noch…

Übrigens: Bis zu diesem Streifen wusste ich gar nicht, dass es einen „Dynamintero“ gibt – wieder was gelernt. ;) (Interessant allerdings, dass selbst Google bis zum heutigen Tage (Stand: 30.10.2020) tatsächlich kein Suchergebnis dazu einfällt.)

Vergleich zum Buch:

Dieser Film ist nach Artur Brauners gerade nochmal angesprochenem „Old Shatterhand“ und dem direkten Vorgänger „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ der mittlerweile dritte Teil der Reihe, dem überhaupt kein Roman von Karl May zugrunde liegt. Vielmehr kaufte Produzent Horst Wendlandt eine Geschichte eines amerikanischen Autoren-Duos ein, die es glaube ich vorher auch schon als Buch gab. Nur hatte sie eben überhaupt nichts mit Winnetou zu tun und musste von Harald G. Petersson daher erst noch mit den Figuren des sächsischen Autors angereichert werden. Folglich entfällt auch hier ein Vergleich.

Zur DVD/BD:

Supergeile DVD-Collection, die die Universum Film seinerzeit mit genialem Bild und Ton rausgebracht hat („Winnetou und sein Freund Old Firehand“ befindet sich in der „Karl May DVD Collection I“, zusammen mit „Der Schatz im Silbersee“ und „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“); die musste ich mir damals sofort zulegen. Und hat auch richtig Asche gekostet. Nur, um heutzutage festzustellen, dass es die Dinger mittlerweile in natürlich noch wesentlich besserer HD-Qualität auf Blu-ray gibt. Na ja, bei diesen Filmen darf man nun wirklich nicht knauserig sein, die müssen in der wirklich besten Qualität vorliegen, sodass ich mir dann auch noch die „Karl May Klassikeredition“ der Universum auf BD zugelegt habe. Nett daran ist vor allem, dass man die ganzen verschiedenen Boxen (denn nach den „Karl May DVD Collections“ I-III (!) musste man sich seinerzeit ja auch noch die Shatterhand-, die Orient- und die Mexiko-Box extra zulegen) von damals nicht mehr braucht und alle 16 Karl-May-Verfilmungen der 60er Jahre (die „echten“ also, ohne diesen seltsamen „Das Vermächtnis des Inka“, von dem ich, bis ich’s für den „Schatz im Silbersee“  nachgelesen habe, noch nie etwas gehört hatte) in einem großen Schuber zusammen hat. Auch schön alle einzeln in nem Amaray und nicht auf ner Spindel oder so, wie sich das gehört. Als einzige Schwierigkeit erweist es sich dann den jeweiligen Film aus der Box rutschen zu lassen, ohne die 15 anderen ebenfalls sofort in Händen zu halten – gerade, wenn man einen Film aus der Mitte sehen will. Tja, man kann nicht alles haben.

Am Bild und Ton hat man hier jedenfalls noch mal geschraubt; das sieht richtig gut aus. Allerdings ist die Qualität der richtig starken Filme der Reihe deutlich besser als die von „Firehand“. Da hat man wohl nicht so viel Arbeit investiert, was schade ist. Vielleicht hat die UFA gedacht, dass den eh keiner mehr gerne gucken wollen würde. Stimmt aber nicht, ich will ihn sehen! Aber so ein wenig sieht auch das Bonusmaterial danach aus:

  1. Interview-Dokumentation ohne Titel (eine Seltenheit heutzutage, selbst im Bonusmaterial (dass der Titel fehlt, meine ich)): Und hier ist es dann eben wieder passiert. Was Vladimir Tadej und der Erzähler hier in ca. 3,5 Minuten zum Besten geben, haben wir auf der „Der Schatz im Silbersee“-Scheibe alles gerade erst gesehen. Das ist nämlich ein Teil der ursprünglich 20minütigen Dokumentation, die man für die damalige Dreier-Box herstellte, eben jener zu „Firehand“. Hier hat man also nichts anderes mehr zur Hand gehabt und sich damit beholfen. Unbeholfen würde ich das aber nennen, das ist ziemlich blödsinnig. Und zu allem Überfluss verwechselt der ja mittlerweile für seine Versprecher bekannte Erzähler der Dokumentation Rod Cameron auch noch mit seinem natürlich etwas bekannteren Namensvetter James Cameron…
  2. Ausschnitt aus der Wochenschau „Neues vom Film: ,Old Firehand‘“: Eine halbe Minute Nostalgie.
  3. Trailer
  4. Fotogalerie: Sag ich mittlerweile nichts mehr zu…
  5. Das Booklet der Edition von damals zum Lesen auf dem Bildschirm: Da da ganz nette Sachen drinstanden damals, macht das schon Sinn, das getan zu haben und sich das nochmal durchzulesen.

Und so ist die Qualität dieser Scheibe zwar insgesamt wieder etwas besser als die vom „Vorgänger“ „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“, fällt aber gegenüber den wirklich starken Vertretern der Reihe doch merklich ab, was ich schade finde. Dazu noch das vernachlässigte Bonusmaterial – es hat hier wohl nicht mehr sollen sein.

Unabhängig davon gibt’s aber natürlich auch hierfür die dickste Kaufempfehlung im ganzen Lexikon. Allein schon wegen des grundsätzlichen Upscales und der Klasse der anderen Scheiben. Ist ja schließlich ne Box, um die es hier geht. Und die muss man haben! :)

Zitate

„Man sagt, ihr habt noch niemals ein Ziel verfehlt.“ – „Die Menschen übertreiben gerne, aber es stimmt: Ich vergeude nicht gerne Munition.“(Old Firehand outet sich gegenüber Winnetou als Sparfuchs)

„Vielleicht bist du der Apfel von einem Baum, den ich mal streifte.“(Old Firehand hat seine eigene Art, Jace zu sagen, dass er denkt, dass dieser sein Sohn sein könnte)

„Mir macht es nichts aus gegen wen ich kämpfe, aber sehr viel mit wem ich kämpfe.“(Tom ist wie die heutigen Fußballprofis ein Söldner, der den Wohlfühlfaktor braucht)

„Ich hab nur was gegen Frauen, die das Gewehr mit dem Kochtopf verwechseln.“(Tom ist außerdem ein Chauvinist)

„Wie die Frauen, mein Bester. Je eleganter die Verpackung, desto gefährlicher sind sie.“(Robert Ravenhurst stellt seine Pistolen vor)

„Ihr habt die Zunge eines Teufels. Und sein Gewissen dazu.“ – „Dann muss ich mich gebessert haben. Bisher hatte ich überhaupt kein Gewissen.“(Tom entdeckt längst verschollen geglaubte Eigenschaften an sich)

„Du wirst doch vor einer Kugel nicht kapitulieren.“(Old Firehand ist als erfahrener Trapper immer besonders mitfühlend, wenn Freunde (in diesem Fall Tom) in seinen Armen im Sterben liegen…)

★★★ ++

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