Winnetou II

Winnetou - 2. Teil

★★★★

  • Jahr: 1964
  • Regie: Harald Reinl
  • Darsteller: Pierre Brice, Lex Barker, Karin Dor, Klaus Kinski, Anthony Steel, Eddi Arent, Terence Hill, Renato Baldini...

Story

Auf dem Weg zum Fort Niobrara, wo ein neuer Friedensvertrag zwischen den Weißen und etlichen roten Völkern geschlossen werden soll, lernt Winnetou (Pierre Brice) die Assiniboine-Häuptlingstocher Ribanna (Karin Dor) kennen und verliebt sich in sie. Doch sein Wunsch, sie zur Frau zu nehmen, zerschlägt sich, als bei der folgenden Verhandlung ein Ponca-Häuptling auftaucht, dessen Dorf von dem Banditen Bud Forrester (Anthony Steel) und seiner Bande „dem Erdboden gleich gemacht“ wurde. Sein Kriegs-Plädoyer findet Anklang und nur der Ehe-Bund zwischen dem jungen Leutnant Robert Merril (Terence Hill) und Ribanna kann die wütenden Indianer umstimmen. Mit dem unterzeichneten Friedensvertrag im Rücken brechen Winnetou, Old Shatterhand (Lex Barker) und Lord Castlepool (Eddi Arent) auf, Forrester, der schon wieder die nächsten Gräueltaten plant, endlich das Handwerk zu legen. Als dieser mit dem Rücken zur Wand steht, nimmt er Merril und Ribanna als Geiseln und fordert auf dieser Grundlage freien Abzug für sich und seine Leute. Mit einer List gelingt es Shatterhand, ihn so lange aufzuhalten, bis die Indiander in die Höhle, in der er sich verschanzt, eingedrungen sind. Nun werden alle Banditen getötet und die Geiseln befreit. Am Ende stehen der Leutnant und die Squaw immer noch für Frieden, während die beiden Blutsbrüder weiterhin alleine in den Sonnenuntergang reiten müssen.

Worte zum Film

endlich wieder hervorragende Darsteller vor grandioser Kulisse, tolle Ausstattung, sichere Regie und ein meisterhafter Score; Drehbuch, das mit dem Roman nichts mehr zu tun hat, zwar mit einigen Nachlässigkeiten, aber ohne große Auswirkungen auf das Endprodukt

Bewertung

Zum Film:

Man soll ja immer das Positive sehen, nech? Und das heißt in diesem Fall: Unabhängig davon, dass „Winnetou II“ wohl längst in Auftrag gegeben und bestimmt schon im Dreh war (sagt man das so?), als Artur Brauners „Old Shatterhand“ auf die damaligen Zuschauer losgelassen wurde, kann man am Ende dann doch irgendwo von Glück sagen, dass man eben jenen damals offensichtlich jeden Scheiß vorsetzen konnte und der mit Abstand schwächste Vertreter der Reihe somit trotzdem noch die Goldene Leinwand erhalten hat. Denn so gab es wenigstens nicht sofort nach Aufkommen des Hypes einen herben Dämpfer, der seinen Fortbestand erheblich gefährdet hätte. So wurde auch die Fortsetzung von Wendlandts Hit „Winnetou I“ sozusagen mit offenen Armen empfangen und es war ihr ob ihrer Qualität letztendlich ein Leichtes, den Hunger nach mehr Karl-May-Stoffen auf der großen Leinwand aufrechtzuerhalten. Heute kann man da wie gesagt nur konstatieren: Glück gehabt!

Aber so ist es natürlich sehr einfach sich mit dem dritten „Winnetou“ der Rialto anzufreunden. Es ist nach dem Ausreißer zuvor, nach diesem Horrortrip, den Brauner uns da beschert hat, ein bisschen wie ein Nach-Hause-Kommen. Schon mit dem mittlerweile so vertrauten Voice-Over-Kommentar zu Beginn, diesen weise gewählten und so einfühlsam gesprochenen Worten, stellt sich dieses heimelige Gefühl ein, das Fregoneses Bilder nie hervorzurufen vermochten. Und wenn dann im weiteren Verlauf die Indianer endlich wieder Indianisch sprechen, Gunstick Uncle endlich wieder reimen darf und alles so viel heller und freundlicher aussieht als beim Argentinier, dann weiß man, man ist endlich wieder goldrichtig im „echten“ teutonischen Westen angekommen. Sofort ist das Tempo gleich wieder ein ganz anderes und haben wir es endlich wieder mit einem richtigen Action-Western zu tun (und nicht mit seinem lahmen Bruder). Auch Vladimir Tadejs superbe Handschrift im Produktionsdesign nimmt man sofort verzückt zur Kenntnis, wenn das Dorf der Assiniboine zum ersten Mal auf dem Bildschirm erscheint – eine Augenweide! Besser sieht das in amerikanischen Produktionen dieser Zeit auch nicht aus. Als weiteres Highlight der Reihe präsentiert uns der Tausendsassa hier sein New Venango – in meinen Augen zwar eher ein Lager als eine Stadt, aber in seiner Größe und Schlichtheit sehr eindrucksvoll ((Spoiler) vor allem natürlich, wenn es gleich nach bummelig ner halben Stunde Film einfach mal so komplett in die Luft gejagt wird, als hätte es nichts gekostet – so was hätte es im US-Western nie gegeben (Spoilerende)). Na und Martin Böttchers mittlerweile so bekannte Musik ist natürlich das Tüpfelchen auf dem I und jagt einem von der ersten Minute an Gänsehautschauer über den Rücken. So weit, so bekannt, so gut, so richtig, so schön, sich endlich wieder auf einen ernsthaften deutschen Western einlassen zu dürfen.

Und inhaltlich? Nun ja, rein von der Story her kann man „Winnetou II“ leider nicht durchgängig das Attribut „ernsthaft“ verleihen. Zwar hat man grundsätzlich mit der Beibehaltung von Harald G. Petersson als Drehbuchautor alles richtig gemacht und was er hier abgeliefert hat, ist natürlich um Welten besser als das Script des Vorgängers, aber ab und an muss man ihm hier doch eine gewisse Nachlässigkeit unterstellen, die sowohl „Der Schatz im Silbersee“ als auch „Winnetou I“ nicht aufwiesen. Allerdings sei gleich klargestellt, dass ich mit seiner Herangehensweise an die Umsetzung der Buch-Vorlage, mit der der Streifen am Ende erstmalig nicht mehr als ein paar handelnden Personen gemein hat, grundsätzlich konform gehe. Mays zusammengestückelte Geschichte in Gänze zu adaptieren, hätte ja sowieso nicht funktioniert und dass er sich dann auf die im Buch eigentlich völlig nebensächliche Liebesgeschichte zu Häuptlingstochter Ribanna konzentriert und darum eine völlig neue Rahmenhandlung erfindet, finde ich absolut in Ordnung. Nein, es sind Kleinigkeiten, die den Zuschauer hier einige Male verwundert zurücklassen und mich zu der Annahme verleiten, dass dieses Drehbuch unter größerem Zeitdruck geschrieben werden musste als die ersten beiden (wahrscheinlich, weil es die Gunst der Stunde zu nutzen und das Publikum zu melken galt).

(Spoiler) Zu diesen Kleinigkeiten darf der Kampf Winnetous mit dem „Bären“ gleich zu Beginn gezählt werden, der einen trotz der großartigen Einstimmung vorher kurzzeitig schlucken lässt. Schlucken in diesem Fall aber weniger aufgrund Peterssons Idee, dass man einen ausgewachsenen Bären einfach so mit dem Messer töten könnte (das haben uns schließlich schon ganz andere Filme zu erzählen versucht und Winnetou ist immer noch Winnetou, oder?), sondern eher aufgrund der leider noch wesentlich stümperhafteren Umsetzung der Szene, in der Pierre Brice ganz offensichtlich gegen einen Menschen im Bären-Kostüm kämpfen darf. Unfreiwillig komisch ist dafür leider der richtige Ausdruck. Klar, heute schmunzelt man darüber, aber wenn ich mir vorstelle, dass ich den Streifen jetzt das erste Mal sehen würde… Da hätte man das dann doch vielleicht besser weglassen und Winnetou Ribanna aus einer anderen Gefahr erretten lassen können. Ist aber wie gesagt eine Sache, die Reinl mit seiner Crew vor Ort vielleicht besser hätte machen können.

Eher auf Peterssons Deckel zu schreiben ist, wie einfach sich der große Westmann Old Shatterhand zusammen mit Lord Castlepool von Bud Forrester gefangen nehmen lässt. Ich mein, die beiden haben das Lager doch schon von Weitem erblickt. Wieso spionieren sie es nicht erst noch eine Weile aus, bevor sie es so leichtfertig betreten und dann hops genommen werden. Und auf der anderen Seite: Es hat ja den Anschein, als ob Forrester jeden einkassieren würde, der sich in sein Camp verirrt. Das seinerzeit in dieser Größenordnung durchzuführen ohne mit der Regierung in Konflikt zu geraten, dürfte ein Kunststück gewesen sein. Dementsprechend zeigt sich hier nur, dass Petersson erneut wie im „Schatz im Silbersee“ und „Winnetou I“ einen Vor-Höhepunkt ungefähr auf der Hälfte des Films einbauen wollte (oder sollte), koste es, was es wolle. Das hätte man hier dann doch vielleicht mal ändern können, nachdem es zwei Mal so gut geklappt hatte. So wundert man sich doch etwas über Old Shatterhand. Andererseits sieht eben dieser Vor-Höhepunkt, der darin gipfelt, dass New Venango wie gesagt sofort in die Luft fliegt, einmal mehr ziemlich gut aus; das muss man Reinl und seiner Crew einfach mal lassen. Den Ponca hätte man allerdings so oder so da rauslassen sollen. Woher der wissen soll, wer sein Dorf niedergemacht hat und wo diese Leute wohnen, ist mir schleierhaft.

Und a pro pos Ponca. Der ist ja auch die Schlüsselfigur der Verhandlung vorm Fort Niobrara. Bzw. er ist die erste von zwei Schlüsselfiguren. Aufgrund seines Erscheinens und des Erlebten, das er mitbringt, wollen die anwesenden Häuptlinge erstmal alle keinen Frieden schließen. Dies gelingt erst als Schlüsselfigur Nummer zwei, Robert Merril, vorschlägt, dass er ja einfach mal Ribanna zur Frau nehmen könnte – als Sinnbild für einen neuen Bund zwischen den Roten und den Weißen. Dann packen die Indsmen ihre gerade erst so schwungvoll in die Erde gehauenen Wurfspieße wieder aus. Und das verstehe, wer will, denn warum macht diese Ehe denn die Geschehnisse im Ponca-Dorf mit einem Male vergessen? Und warum sollte sie irgendetwas darüber aussagen, dass der neue Friedensvertrag nun eingehalten würde (mal ganz abgesehen davon, dass es die Armee ja gar nicht war, die das Dorf überfiel, und es Idioten wie Forrester immer geben wird)? Nee, also ich verstehe und befürworte ja absolut, dass Winnetou am Ende wieder ohne Liebschaft dastehen muss (eben genauso wie sein Blutsbruder im Teil zuvor), aber da hätte man sich doch einen besseren Twist ausdenken müssen. Das ist am Ende schließlich die wichtigste Stelle im ganzen Film und auch wenn ich sie in meinen Kindertagen nie hinterfragt habe, so darf ich mir als mittlerweile Erwachsener doch trotzdem eine Erklärung wünschen. Und ganz nebenbei bemerkt ist das natürlich an und für sich auch alles ganz schön hinterhältig von diesem eigentlich so lieben Robert Merril, sich die Frau, die er einmal im Indianerdorf gesehen und für hübsch befunden hat, auf diese Art und Weise unter den Nagel zu reißen. Schließlich ist es nicht nur Winnetou, von dessen Liebe zu Ribanna er vielleicht wirklich nichts gewusst haben mag, sondern vor allem auch die Häuptlingstochter selber, der er Hörner aufsetzt. Wenn das mal keine Grundlage für eine harmonische Ehe ist…

Logischerweise ist das dann auch der größte Story-Knackpunkt; der Rest ist zu verschmerzen. Dass bei eben geschilderter Verhandlung z. B. sowohl Sioux als auch Dakota anwesend sind (was man in diesem Zusammenhang damals als ein und dasselbe bezeichnet hätte und man meiner Meinung nach auch heute noch tun darf (außer man ist mega pingelig))? – Geschenkt (wie gesagt, wenn man es ganz genau nimmt, sind beide Begriffe auch nicht (mehr) synonym zu gebrauchen, sondern ist Ersterer der Oberbegriff der indianischen Völker, zu dem eben auch die östliche Stammesgruppe der Dakota gehört)! Weiterhin darf man sich im weiteren Verlauf zwar zu Recht fragen, wie das mit den „vier Kugeln auf dieselbe Stelle“ oder den Schnüren am Revolver- bzw. Gewehrabzug in der Realität funktionieren sollte, aber dafür sind wir hier eben bei „Winnetou“ und ein wenig Naivität darf sich dieser schon noch erhalten. Selbige ist es auch, die Petersson offensichtlich zu der Annahme verleitet hat, die Indianer hätten es nötig gehabt, irgendwelche Banditen in deren Wohnzimmer zu belagern (die Szene ist echt zum Schießen) und darüberhinaus ihr eigenes Dorf zu vernachlässigen. Und wenn wir schon dabei sind: Wie Kinskis David Lucas Letzteres aufspürt, gehört auch in diese Kategorie. Hat mich damals als Kind total beeindruckt, löst heute aber auch eher ein Schmunzeln aus. (Spoilerende)

Aber eben das darf man heutzutage dann doch auch getrost tun: Über diese Kleinigkeiten schmunzeln und den Streifen ansonsten einfach nur genießen. Denn um mehr handelt es sich hier einfach nicht. Es sind kleine Details, über die man sich kurz wundern kann, die im guten Großen und Ganzen letztlich aber untergehen. Und überhaupt: um sich wirklich darüber aufzuregen, sind sowohl das Tempo als auch Peterssons Trefferquote, was die lustigen wie spannenden Momente anbelangt, einfach viel zu hoch und ist Reinls Regie für genau diesen Plot einfach wieder nur viel zu passend. Zwar leistet sich auch der Österreicher hier ein paar Schnitzer (die besagte Bären-Szene oder diejenige, in der Castlepool, der offensichtlich ordentlich Muckis zugelegt hat seit dem „Silbersee“-Teil, einen riesigen Pfahl einfach mal so auf seinem Rücken davonträgt, gehören dazu ebenso wie der No-Go, ganz am Ende des Films ein paar Szenen aus „Der Schatz im Silbersee“ wiederzuverwerten (als ob man die mit den vorhandenen Leuten nicht hätte neu drehen können) – wobei ich beim Letzten natürlich gar nicht sicher sein kann, ob Reinl dafür überhaupt verantwortlich war), aber alles in allem erweist er sich erneut als Glücksfall für die Produktion.

Schlussendlich sind es natürlich auch wieder die Schauspieler, die dieses Werk in die Oberklasse hieven. Man setzt dabei auf einen ziemlich guten Cocktail aus altbewährten und „neuen“ Gesichtern. Am meisten freut man sich dabei selbstverständlich über die Rückkehr der „alten“ Winnetou und Old Shatterhand und dementsprechend über die Wiedererstarkung ihrer beiden Darsteller. Besonders Pierre Brice, der am Ende sogar oberkörperfrei agieren darf, schafft einen perfekten Spagat zwischen anmutigem Häuptling, verliebtem Jüngling und niedergeschlagenem Liebeskranken. Eine Bandbreite, die er bis hierhin noch nicht zeigen musste. Auch Lex Barker ist endlich wieder über jeden Zweifel erhaben und darf sich vor allem im ersten Teil des Films auszeichnen. Daneben agiert Karin Dor nach ihrem Auftritt im „Schatz im Silbersee“ zum zweiten Mal in einem Karl-May-Western und beweist, dass sie die Squaw noch besser drauf hat als die Ingenieurstochter – eine absolut mitreißende, glaubhafte Performance auch von ihr. Warum sie manchmal „Winnitu“ sagt, bleibt allerdings ihr Geheimnis. Terence Hill dagegen gibt hier seinen „Winnetou“-Einstand. Auch er sollte danach ja so etwas wie ein Gesicht der Reihe werden und man kann nach dieser Erst-Leistung nur sagen, dass einen das nicht weiter wundert. Er ist trotz oben geschilderter Einwände gegen gewisse Handlungsweisen seines Charakters genau der liebe, nette Junge von nebenan, der kein Wässerchen trüben kann. So einer musste ja zum Mädchenschwarm werden.

Etwas schwächer nimmt sich dagegen dieses Mal der Banditenboss aus. Und das liegt mich Sicherheit nicht daran, dass man mit Anthony Steel zwar keinen Unbekannten, aber doch jemanden gecastet hat, der zumindest im damaligen Deutschland nicht den Ruf und den Bekanntheitsgrad eines Herbert Lom oder gar Mario Adorf hatte. Nein, es liegt viel eher daran, dass der Amerikaner sich zwar alle Mühe gibt und seine Sache letztendlich gut macht (und dabei natürlich wieder von Rainer Brandt stimmlich unterstützt wird), die Messlatte der beiden eben genannten aber einfach zu hoch liegt und er sie folglich nicht erreichen kann. Erschwerend kommt für ihn hier hinzu, dass Klaus Kinski ihm in seinem ersten und einzigen Karl-May-Auftritt komplett den Rang abläuft. Der Mann ist einfach nochmal so viel charismatischer und diabolischer. Daher hat er hier auch die größte „Unterboss-Rolle“ der Reihe neben der von Miha Baloh in „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“. Und auch wenn es gerade deshalb sehr schade ist, dass er nicht noch einmal innerhalb dieser ran durfte, so steht genau das seinem großen schauspielerischen Vermächtnis ganz gut. (Spoiler) Einzig und allein sein viel zu beiläufiger Filmtod ist ziemlich schade – da bekommt Forrester den wesentlich spektakuläreren und interessanteren Abgang spendiert. (Spoilerende) Flankiert werden diese Größen von guten Nebenleuten wie etwa Renato Baldini, Rikard Brzeska oder auch Gojko Mitic, der hier zum ersten Mal die Silberbüchse tragen darf – wenn auch nur für Winnetou durchs Lager der Assiniboine.

Tja und auch wenn ich zugeben muss, dass mir die „Winnetou“-Streifen der Rialto jetzt im Erwachsenenalter gar nicht mehr so fehlerfrei vorkommen wie noch als Kind (was ich im Rahmen dieser Zeilen ausführlich erläutert habe, denke ich), so überwiegt die Bewunderung für diese Filme doch bei Weitem. Szenen wie die, in der Shatterhand den Teddybären aufhebt, wenn er, Winnetou und Castlepool durch die Ruinen eines von den Banditen zusammengeschossenen Trecks laufen oder die der ganzen Indianer, die sich zur Versammlung zusammenfinden oder eben die oben angesprochenen (und selbst die mit dem „Bären“) sind einfach voller Ästhetik und werden immer in meinem Gedächtnis haften bleiben (der Überfall auf das Ponca-Dorf zu Beginn z. B. hat ja fast sogar ein bisschen was von „Soldier Blue“). Dazu kommen wie gesagt die erneut großartigen Bauten von Tadej, die erneut hervorragend gewählten Drehorte im damaligen Jugoslawien, die wieder einmal perfekten Darsteller und natürlich Martin Böttchers immer gute Musik. Zwar kosten die in der Summe dann doch etwas zu vielen, kleinen Fehlerchen im Drehbuch am Ende die fünf Sterne, aber wenn ich mich zu entscheiden hätte, ob ich lieber „Der Schatz im Silbersee“ oder „Winnetou II“ gucken wollte, so würde Ersterer nur hauchzart gewinnen – dementsprechend gehören beide eindeutig zum Besten, das diese Bewertungsstufe in diesem Genre herzugeben hat und sind damit nicht das Schlechteste, das man immer und immer wieder gucken kann, wenn der Himmel oder das Herz gerade grau sind.

Vergleich zum Buch:

Für den Vergleich dieses Films mit der Romanvorlage verweise ich auf meine Ausführungen im Review zu „Der Schatz im Silbersee“. Kurz gesagt: Es kann sich nur noch um Jahre handeln.

Zur DVD/BD:

Supergeile DVD-Collection, die die Universum Film seinerzeit mit genialem Bild und Ton rausgebracht hat („Winnetou II“ befindet sich in der „Karl May DVD Collection III“, zusammen mit „Winnetou I“ und „Winnetou III“); die musste ich mir damals sofort zulegen. Und hat auch richtig Asche gekostet. Nur, um heutzutage festzustellen, dass es die Dinger mittlerweile in natürlich noch wesentlich besserer HD-Qualität auf Blu-ray gibt. Na ja, bei diesen Filmen darf man nun wirklich nicht knauserig sein, die müssen in der wirklich besten Qualität vorliegen, sodass ich mir dann auch noch die „Karl May Klassikeredition“ der Universum auf BD zugelegt habe. Nett daran ist vor allem, dass man die ganzen verschiedenen Boxen (denn nach den „Karl May DVD Collections“ I-III (!) musste man sich seinerzeit ja auch noch die Shatterhand-, die Orient- und die Mexiko-Box extra zulegen) von damals nicht mehr braucht und alle 16 Karl-May-Verfilmungen der 60er Jahre (die „echten“ also, ohne diesen seltsamen „Das Vermächtnis des Inka“, von dem ich, bis ich’s für den „Schatz im Silbersee“  nachgelesen habe, noch nie etwas gehört hatte) in einem großen Schuber zusammen hat. Auch schön alle einzeln in nem Amaray und nicht auf ner Spindel oder so, wie sich das gehört. Als einzige Schwierigkeit erweist es sich dann den jeweiligen Film aus der Box rutschen zu lassen, ohne die 15 anderen ebenfalls sofort in Händen zu halten – gerade, wenn man einen Film aus der Mitte sehen will. Tja, man kann nicht alles haben.

Am Bild und Ton hat man hier jedenfalls noch mal mächtig geschraubt; das sieht einfach perfekt aus! Das hätte ich echt nicht gedacht. Von daher lohnt es sich allein schon deswegen, auf diese Box umzusteigen und das Bonusmaterial macht es einem da nur noch einfacher zuzugreifen:

  1. Interview-Dokumentation „Harald Reinl – Kino ohne Probleme“: Eine offensichtlich ziemlich amateurhafte Dokumentation, die wie für ein privates Filmarchiv gedreht zu sein scheint, mit einem unfassbar schlechten Kommentar einer Frau, die sich ein wenig wie Angela Merkel anhört. Was grausam klingt, ist aber aufgrund des Informationsgehalts gar nicht so verkehrt. Neben Reinl selber, der sich als vereinsamter, verbitterter, realitätsferner, alter Mann herausstellt, kommen Horst Wendlandt und Joe Hembus zu Wort. Nich wahr?
  2. Ausschnitt aus der Wochenschau 1 „Uraufführung in Essen ,Winnetou II‘“: Erneut ein nettes Zeitdokument.
  3. Ausschnitt aus der Wochenschau 2 „Dreharbeiten ,Winnetou II‘“: Auch das ein nettes Zeitdokument.
  4. Filmfehler-Quiz: Erneut total nett gemacht und ganz interessant (hier erfährt man zum Beispiel, dass es zu der Zeit, in der der Film spielt, noch gar keine Teddybären gab – Schlaumeier! ;) ). Das kann man gut mal durchspielen.
  5. Original-Kinotrailer auf Deutsch, Englisch und auf Deutsch als Wiederaufführungstrailer
  6. Bildergalerie aus verschiedenen Karl-May-Filmen: Völlig überflüssiges, einminütiges, selbstablaufendes Ding, das einem alle fünf Sekunden gleich sechs neue Bilder aller „Winnetou“-Filme zeigt. Keine Ahnung, was das soll.
  7. Unveröffentlichtes Material: Es handelt sich hierbei um Rohmaterial. Ungeschnittene Szenen von der Sprengung New Venangos. Fast 18 Minuten lang kann man dann also ohne Ton zugucken wie dieselben Szenen wieder und wieder ablaufen – wer’s braucht.
  8. Das Booklet der Edition von damals zum Lesen auf dem Bildschirm: Da da ganz nette Sachen drinstanden damals, macht das schon Sinn, das getan zu haben und sich das nochmal durchzulesen.

Hier zeigt sich also, dass meine Befürchtung, dass für die restlichen Filme der damaligen Dreier-Boxen dann bald kein Bonusmaterial mehr überbleiben würde, nicht zutreffen muss. Zumindest hier hat man mit dem Material von damals und der neuen Doku. auf jeden Fall genug Zeug draufgepackt, das lohnt sich total.

Unabhängig davon gibt’s auf jeden Fall die dickste Kaufempfehlung im ganzen Lexikon hierfür. Allein schon wegen des Upscales. Das sieht so geil aus. Muss man haben! :)

Zitate

„Die Assiniboine müssen große Krieger sein, wenn sie so tapfer sind wie ihre Frauen.“(Winnetou schmeichelt Ribanna und offenbart damit ganz neue Seiten an sich)

„Es ist ehrenvoller zu sterben, als in Knechtschaft zu leben.“(Häuptling Tah-Sha-Tunga will Winnetou keine Lügen strafen)

„Um zu leben, nicht um zu sterben, hat Manitu uns erschaffen.“(Winnetou erinnert nochmal daran, dass leben auch ganz angenehm sein kann)

„Frauen, deren Rede plätschert wie das Wasser der Quelle, rauben dem Mann die Ruhe.“(Ribanna gibt über die Jahrzehnte offensichtlich leider verloren gegangenes Wissen des weiblichen Geschlechts preis)

„Ihr beide müsst leben, damit der Friede lebt.“(Tah-Sha-Tunga brieft seine Tochter und Neu-Schwiegersohn Robert Merril nochmal, dass sie sich während seiner Abwesenheit nicht unnötig umbringen lassen sollen)

★★★★

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