Potato Fritz

Potato Fritz

★★★

  • Jahr: 1976
  • Regie: Peter Schamoni
  • Darsteller: Hardy Krüger, Stephen Boyd, Arthur Brauss, Anton Diffring, David Hess, Christiane Gött, Paul Breitner...

Story

Der vermeintliche Einsiedler Potato Fritz (Hardy Krüger) deckt in seinem Tal eine Mord- und Anschlagsserie durch als Indianer verkleidete Banditen auf. Doch auch er selbst hütet ein Geheimnis…

Worte zum Film

seltsame Hauptfigur, komische Story, kruder Film; schwache Regie, schäbige Kulissen, billige Optik, schreckliche Musik; trotz sehr interessanter Besetzung kaum der Rede wert; unlogisch, lahm und unsympathisch

Bewertung

Wow, was im Zuge des riesigen Erfolges der Italowestern im damaligen Europa nicht alles für eigenwillige Genrebeiträge entstanden sind… Eine der interessantesten und verrücktesten Ausblühungen aus deutschen Landen ist dabei eindeutig „Potato Fritz“.

Schließlich wäre die Tatsache allein, dass Peter Schamoni mal einen Western gedreht hat, eine Erwähnung wert. Wenn man sich dann jedoch zusätzlich noch die Besetzung anschaut, wird es umso unglaublicher, wen dieser vor der Linse so alles versammeln konnte. Die Hauptrolle übernimmt nämlich niemand Geringerer als Hardy Krüger, der nur ein Jahr zuvor noch für Stanley Kubrick vor der Kamera stand („Barry Lyndon“) und für den dies, wenn ich mich jetzt nicht völlig vergucke, tatsächlich sogar der einzige Auftritt in einer Pferdeoper in seiner gesamten, ja nun auch nicht ganz kurzen Karriere war. Dazu gesellen sich so illustre Namen wie Stephen Boyd, der so viele europäische Western auch nicht bereichert hat, Arthur Brauss (wenngleich der wiederum gefühlt überall mitgespielt hat), Vorzeige-Ekel David Hess, der sicherlich vielen Pferdeopern gut zu Gesicht gestanden hätte, tatsächlich außer dieser aber nur noch „Jonathan Degli Orsi“ in seiner Filmografie zu stehen hat, und – man höre und staune – Paul Breitner (offensichtlich in seiner einzigen Filmrolle neben der in „Kunyonga“, in der er nicht sich selbst bzw. einen Fußballer spielt)… Und die Musik stammt von Udo Jürgens?! Tja, dazu fällt mir dann auch nichts mehr ein… Na, auch neugierig geworden?

Falls ja, erwartet euch ein absolut seltsamer Film, zu dem zumindest ich ob seiner abstrusen Geschichte nie Zugang gefunden habe. Gut möglich, dass Schamoni und sein Drehbuchautor Paul Hengge hier ähnlich wie Sergio Corbucci seinerzeit in „Django“ aus der Not eine Tugend machen und sich unbedingt eine Erklärung dafür aus den Fingern saugen wollten, warum man hier nicht wenigstens drei Bretterbuden nebeneinander stellen konnte, um wenigstens das Gefühl einer Siedlung aufkommen zu lassen (war das Budget nach Bezahlung der Stars so dermaßen gering?). Falls dem so sein sollte, wäre der Schuss aber gründlich nach hinten losgegangen. Denn so wundert man sich über beides. Über diesen Blödsinn mit den Siedlern, die monatelang irgendwo festsitzen, weil irgendwelche Soldaten irgendwelches Gold nicht bei irgendwelchen Indianern abliefern konnten (und jetzt genau von was leben (schließlich knöpft der Wirt allen weiterhin fleißig Geld ab)?) als auch darüber, dass ihr Lagerplatz (anders kann man das nicht bezeichnen) noch schäbiger aussieht als die Kulissen der billigsten Italowestern. Wie im Übrigen alle Drehorte hier. Alles sieht seeehr spartanisch und ja, irgendwie amateurhaft aus.

Dies gilt ebenso für Schamonis Regie, der sprunghaft, mitunter geradezu ziellos und vor allem sehr langsam durch diese unansehnlichen Bilderwelten führt (von seiner eigenen schauspielerischen Leistung mal ganz zu schweigen). Leider muss ich an dieser Stelle zugeben, dass dies die erste Arbeit ist, die ich von ihm sah, und ich zuvor gar noch nie von ihm gehört hatte, aber er scheint ja ansonsten so etwas wie ein Arthouse-Regisseur gewesen zu sein. Kaum vorstellbar, dass das hier sein Anspruch gewesen sein soll…

Dass Paul Hengge storytechnisch auch nichts wirklich zu erzählen hat und das kleine bisschen, das ihm hierfür eingefallen ist, derart lahm und unübersichtlich vor uns ausbreitet, erleichtert den Zugang wie erwähnt auch nicht (unglaublich, dass das überhaupt immer wieder so laufen konnte damals…). Ich jedenfalls hatte schon sehr bald vergessen, worum es zu Beginn nochmal gehen sollte, wer jetzt warum hinter wem her ist und wohin das alles überhaupt führen soll. Sehr irritierend auch die Darstellung der und der Umgang mit den Indianer hier… Unsympathisch wie fast alles.

(Spoiler) Nur die tatsächliche Identität von Hardy Krügers Potato Fritz ist derart offensichtlich, dass es schon fast weh tut. Und unlogisch wird nach deren Offenlegung vieles, was vorher über Henry (nicht nur, aber gerade auch von Fritz selbst) gesagt wurde… Aber (Spoilerende) die Logikfrage darf man hier generell nicht stellen. Die völlig unlogische Auflösung des Ganzen setzt selbigem dann die Krone auf. (Spoiler) Interessant hierbei nur, dass die Siedler Fritz respektive Captain Henry genau die Frage stellen, die man auch als Zuschauer im Kopf hat (nämlich warum er mit seinem Gegenschlag so lange gewartet hat). Wo gibt’s denn so was, dass ein Streifen seine eigenen Logiklöcher offenlegt? Und was antwortet Henry? Nichts… Geht nur seiner Wege und knallt vorher noch jemanden ab, dessen er sich auch schon längst mal hätte annehmen können… (Spoilerende) Ärgerlich…

Bei der Stange hält einen da eigentlich nur Hardy Krüger. Und das ist erstaunlich, ist sein Kartoffel-Fritze doch – wie fast alle Figuren hier – ein Unsympath vor dem Herrn. Ein absolut undurchdringlicher Charakter, den ich nicht verstehen muss und nicht wiedersehen möchte (was zum Beispiel hält diesen Vogel jetzt davon ab, sich endlich – und in jeglicher Hinsicht – der super netten Siedlerstochter zu öffnen?), aber es spricht eindeutig für Krüger, dass man sich trotzdem nicht (gänzlich) von ihm abkehrt und sich auf die Seite der Bösen schlagen möchte. Und das, wo diese mit Arthur Brauss und Anton Diffring eigentlich recht gut besetzt ist (auch wenn man deren Figuren zu einer einzigen hätte zusammenlegen können und sollen). David Hess hat zwar seine Momente, alles in allem aber auch nicht die ganz große Rolle hier. Stephen Boyd dagegen setzt das zweite Schlaglicht im Cast und ist – von seinem dämlichen Charakter mal abgesehen – ziemlich cool drauf. Christiane Gött ist als Love Interest zuckersüß, aber leider glücklos (wobei das für sie sicher besser ist den alten Säufer und Ohrfeigenverteiler nicht abzubekommen) und im Supporting Cast tummeln sich Namen wie Dan van Husen, Luis Barboo oder Friedrich von Ledebur. Nur von Paul Breitner fangen wir besser nicht an. Der trägt tatsächlich seine volle Lockenpracht auf, wurde aber wenigstens synchronisiert, Gott sei Dank…

Und so ist es mal wieder nur die geringe Laufzeit von nicht einmal ganz anderthalb Stunden, die „Potato Fritz“ davor bewahrt, eine richtig miese Wertung einzufahren. Denn nur so kann man diesen Plot, der irgendwann droht wirklich nervig zu werden, gerade noch so vom komischen Beginn bis zum seltsamen Ende hin aushalten. Dazwischen gibt’s in der kurzen Zeit neben erwähnter Besetzung und Regie allerhand andere Kuriositäten zu bestaunen (der Gag mit den Kartoffeln, der tatsächlich auch nur ein Gag bleibt (ärgerlich); ein Bärenjunges als Haustier (dümmlich); echte Büffel, die von Schamoni durch die Gegend gejagt werden? (erstaunlich, unpassend und unglaublich lächerlich); die aus nur zwei Themen bestehende, schreckliche Musik, die viel, viel, viel zu oft eingesetzt wird (gruselig!)), die einen Durchlauf für Fans und Interessierte am Ende doch noch rechtfertigen könnten. Manches muss man (gerade im Zusammenspiel) einfach gesehen haben, um es zu glauben. Alle anderen machen entweder einen Bogen um „Potato Fritz“ oder gönnen sich dieses unsympathische Ärgernis höchstens als Nebenbei-Berieselung zum Kartoffel schälen (denn dafür sollte man Filme ansonsten keinesfalls missbrauchen)…

★★★

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