Old Shatterhand

Old Shatterhand

★★★ -

  • Jahr: 1964
  • Regie: Hugo Fregonese
  • Darsteller: Lex Barker, Pierre Brice, Guy Madison, Daliah Lavi, Ralf Wolter, Gustavo Rojo, Rik Battaglia...

Story

Banditenboss Bradley (Guy Madison), der ein Doppelleben als Armee-Captain führt, will die Apachen unter Häuptling Winnetou (Pierre Brice) in Misskredit bringen, um an deren Land zu gelangen. Also verübt er Überfälle und Morde, um sie ihnen in die Schuhe zu schieben. Tatsächlich gerät daraufhin der gerade erst mit den Indianern ausgehandelte Friede ins Wanken. Old Shatterhand (Lex Barker), der seinem Blutsbruder natürlich zur Seite steht, zieht zwar einen Beweis für Bradleys Untaten und die Unschuld der Roten nach dem anderen an Land, aber der clevere Captain weiß jedes Mal ein Mittel, ihm diese wieder zunichte zu machen. Und so findet sich der tapfere Recke am Ende gar selbst als Gefangener des Offiziers in dessen Fort wieder, weil er vergeblich versuchte, Winnetous Adoptivsohn Tujunga (Alain Tissier) aus dessen Fängen zu befreien und muss hilflos mit ansehen, wie sein Blutsbruder auf den Affront des Gegners mit einem Angriff seines Stammes auf die Festung reagiert. Zwar hilft Tujunga am Ende dabei, diesen zugunsten der Apachen zu entscheiden, lässt dabei aber sein Leben, während Bradley vom flugs eingetroffenen guten General nur unter Arrest gesetzt wird. Und so bleibt den Freunden nichts weiter über, als den Jungen zu Grabe zu tragen.

Worte zum Film

vollkommen untypischer, sehr lahmer, spannungsarmer, viel zu langer Blödsinn, der mit dem Rest der Reihe kaum etwas gemein hat; ziemlich amerikanisch; insgesamt der mit Abstand schwächste Film der Reihe; immerhin ein interessanter Score

Bewertung

Zum Film:

Der Evangelische Film-Beobachter schrieb 1964 über „Old Shatterhand“, dass dieser eine „unannehmbare mythische Überhöhung seiner Titelgestalt betreibt“. Dazu kann ich heute nur sagen: Na ein Glück wird in der Bibel niemand mythisch überhöht! Und auf diesen Film bezogen: Na wenn das mal so wäre! Wenn das mal das Einzige wäre, das man diesem Streifen anlasten kann, dann wäre ja alles in Butter. Ist es aber nicht, denn abgesehen davon, dass Hugo Fregoneses Gott sei Dank einziger Beitrag zur Reihe seine Titelgestalt nicht mehr überhöht als jeder der anderen (und ganz im Gegenteil in dieser Hinsicht meiner Meinung nach eher zu den harmloseren Vertretern gehört), haben wir es hier mit dem mit Abstand untypischsten, aus der Art geschlagensten, seltsamsten und letzten Endes dadurch leider auch unangenehmsten und schlechtesten der „Winnetou“-Filme zu tun. Und das Wort „schlecht“ ist in diesem Fall auch wörtlich zu nehmen. Hatte ich früher als kleiner Steppke noch geglaubt, diese Film-Reihe hätte überhaupt gar keine schwachen Vertreter, musste ich irgendwann feststellen, dass diese ja doch noch ein paar Streifen mehr vorzuweisen hatte als die sechs oder sieben, die ich bis dahin kannte. Tja und als ich meinen Horizont bei der nächsten Komplett-Ausstrahlung eines Senders dann endlich um die mir bis dahin noch fehlenden Erfahrungen erweitern durfte, sah ich auch „Old Shatterhand“ das erste Mal und wurde eines Besseren belehrt. Allerdings war er in meinen Kinderaugen immer noch nicht grottenschlecht, nur eben nicht ganz so stark wie die anderen. Aber mit jedem Mal Schauen nahm mein Interesse an diesem Werk ab und heute frage ich mich, wie ich mir das seinerzeit überhaupt so oft mitangucken konnte. Denn auch heutzutage wird das Ding weiterhin gefühlt mit jedem Mal Ansehen noch schlechter und ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich das Ende der Fahnenstange bereits erreicht habe. Denn „Old Shatterhand“ ist wirklich sagenhaft bescheiden und hätte unter normalen Umständen ja auch nie den Weg in diese Reihe gefunden. Und warum müssen wir ihn uns jetzt doch als einen Teil dieser anschauen? Weil Artur Brauner mal wieder bockig war, dass es erneut nicht er selber war, der diese Goldgrube entdeckte und er aber natürlich trotzdem sein Stück vom Kuchen abhaben wollte. Oh, so ein selten unsympathischer Mensch! Und obwohl Horst Wendlandt ja bereits sehr um- und vorsichtig gehandelt hatte mit dem Aufkauf der gesamten Wild-West-Rechte von Karl May, musste er sich in diesem einen Ausnahmefall ja seinem ehemaligen Lehrmeister geschlagen geben und das schwache Plagiat hinnehmen. Das ist wirklich eine Schande und bleibt ein riesiges Ärgernis.

Aber der Reihe nach: Nachdem Brauner sich in den Kopf gesetzt hatte, dass die Orient-Stoffe zu verfilmen ihm alleine nicht genügen würde (war ja schließlich ein ganz anderes Terrain als der Wilde Westen und er, der er nun wirklich nicht dumm war, konnte sich ausrechnen, dass ein Restrisiko bestand, dass das Publikum jenes Setting nicht so gut aufnehmen und weiter nur nach Pferdeopern lechzen würde) und er sich aufgrund eines alten, offensichtlich weiterhin gültigen „Dr. Mabuse“-Vertrages Lex Barker sowie im Tausch für Elke Sommers Auftritt in „Unter Geiern“ auch Pierre Brice für die Hauptrollen seines „Winnetou“-Westerns sichern konnte, fehlte ihm nur noch ein passendes Script, das er umsetzen lassen konnte. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Denn die Überlegung, sich aufgrund der fehlenden Roman-Lizenzen einfach eine komplett neue Story um die beiden Blutsbrüder schreiben zu lassen, ist ja an sich so schlimm erstmal gar nicht und wurde später von Konkurrent Wendlandt ja auch genauso gehandhabt, aber dann muss man das auch vernünftig machen. Dann muss man sich eine Geschichte um Freundschaft, Ehre und Rechtschaffenheit erdenken lassen, die den romantischen Charakter der literarischen Vorlage(n) einfängt und dieser(/n) damit gerecht wird. Die beiden beliebten Zugpferde einfach in das Setting eines Normalo-08/15-US-Westerns zu verfrachten und zu glauben, niemandem würde das missfallen (oder sogar noch dreister, dass es vielleicht gar nicht so sehr auffallen würde), geht nicht. Aber exakt das hat man hier gemacht. Und dabei kann es auch überhaupt nicht als Ausrede gelten, dass unter den mal wieder katastrophalen Rahmenbedingungen der Produktion, die Brauner schuf, am Ende weit mehr als nur die zwei im Vorspann letztendlich genannten Drehbuchautoren (Ladislas Fodor und Robert A. Stemmle) am Script mitgewirkt haben sollen (was man ohne Weiteres sofort glauben will). Das erklärt die hier, wie auch beim „Schut“, seiner ersten Orient-Verfilmung, geschehene Zusammenstückelung der Geschichte und dass die einzelnen Parts nicht so richtig ineinandergreifen und ein großes Ganzes bilden wollen, aber nicht die Karl-May-Ferne des Geschehens. Die ist einzig und allein durch entweder Unkenntnis oder infolge der Zeitnot, in der die größten Teile der Plotte entstanden, wohl eher Ignoranz der bekannten Roman-Inhalte zu erklären. Eine Rechtfertigung für dieses Flickwerk von „Handlung“ ist das wenn jedoch bei weitem nicht. Es wäre höchstens ein Grund gewesen, diese Produktion zu stoppen, aber dafür war zum entsprechenden Zeitpunkt mit Sicherheit schon zu viel Geld geflossen. Und daher wurde das Teil am Ende irgendwie hin- und zu Ende gebogen und wir müssen uns heute damit abfinden. Ich sage es nochmal: Eine Schande ist das! Aber was ist es jetzt im Einzelnen, was mich stört? Nun ja, da es wirklich selten ein Script gibt, bei dem man beispielhaft für dessen große Schwächen gerne jede einzelne Seite herausreißen und zerreden möchte, werde ich mal versuchen, mich auf die gröbsten Ungereimtheiten zu beschränken, auch wenn mir das sicherlich nicht gerade leicht fallen wird.

Eines der wenigen Bilder dieses Machwerks allerdings, die ich nicht ganz schlecht machen will, ist gleich das erste. Das sieht tatsächlich durchaus so aus, als ob dieser Mist hier direkt an das Ende von „Winnetou I“ anschließen und die Geschichte weitererzählen würde. Da muss man dem Kameramann Siegfried Hold oder vielleicht sogar Regisseur Fregonese doch tatsächlich mal ein gutes Auge attestieren. Zwar ist der ganze Film dadurch, dass entweder immer mit Filter oder aber ständig bei schlechtem Wetter gedreht wurde, von der Optik her insgesamt sehr viel dunkler und schmutziger als Reinls Erstlinge, aber ansonsten kann man bei diesem ersten Bild erstmal noch gar keine so schlechten Erwartungen ausbrüten. Die stellen sich dann erst beim zweiten Mal Schauen dieser Szene ein, wenn man sich nochmal vor Augen führt, dass Winnetou Shatterhand im folgenden Dialog verabschiedet, weil der wohl irgendwas alleine vorhat und zwischen diesem und den folgenden Sequenzen offensichtlich eine Menge Zeit liegen muss, da der Recke nur ein paar Zeigerumdrehungen später wiederkommen (und erstmal sein Kunststück des „Seil-Durchschießens“ aus dem „Schatz im Silbersee“ wiederholen darf, um sich auch ja richtig einzuführen) und so tun darf, als sei er ewig weg gewesen und nun zufällig wieder in der Gegend. Dann kratzt man sich schon am Kopf und denkt „Na nu, du warst doch eben erst mit Winnetou da unterwegs und kannst doch wohl gar nicht woanders gewesen sein in der Zwischenzeit, oder?“. Dass dazwischen irgendwo wohl ein Zeitsprung erfolgt sein soll, wird einem sonst mit nichts erklärt und erscheint auch nicht nachvollziehbar.

Aber egal, wenn man sich darauf einlässt, dass das dann einfach eben so ist, dann kann man sich der nächsten Unmöglichkeit zuwenden: Den Plot dieser Hülle zu durchdringen. Und ich schreibe bewusst Hülle, denn mehr ist „Old Shatterhand“ nicht. Eine Hülle, die nicht nur mit den beliebten Figuren, sondern auch mit Leben und einer Geschichte gefüllt werden sollte, um Geld zu machen, aber man ist leider bei Ersterem hängengeblieben und hat Letzteres nicht weiter verfolgt. Und so bleibt mehr, als das, was ich oben zusammenfassend in der Inhaltsangabe schrieb, am Ende auch nicht übrig. (Spoiler) Irgendwie will dieser Captain Bradley an das Land der Apachen und schiebt diesen daher diverse Delikte, die von seinen Handlangern ausgeführt werden, in die Schuhe. Als handfesten Beweis dafür, dass die Roten auch wirklich die Täter waren, lässt er oberclever jeweils ein paar tote Mescaleros am Tatort zurück, weil die Indianer natürlich auch immer, gerade nach einem siegreichen Überfall wie dem am Anfang auf die „Northern Ranch“, ihre Toten zurücklassen und diese nicht bestatten wollen würden. Na ja, die Naivität, mit der die Dorfbewohner und vor allem vorgesetzten Soldaten ihm seine Schauermär abnehmen, hat immerhin ein wenig was Karl-May-eskes. Wie er da jetzt im Rahmen des von ihm gewollten, neuerlichen Kampfes mit den Apachen oder vielleicht auch danach das Land abgreifen will, erschloss sich mir die komplette Laufzeit von zwei Stunden über allerdings nicht. Wenn ich das richtig sehe, hat er nur irgendwelchen neuen Siedlern ihre Besitzurkunden stehlen lassen und damit nie weiter etwas angefangen. Ich denke ja, dass er die ganze Zeit über auf einen Angriff der Apachen auf das Fort aus war, bei dem er sie alle erledigen und sich dann irgendwie um das Land bemühen wollte. Aber was soll man dazu sagen? So viel Spekulation gepaart mit am Ende dann so wenig taktischem Kampfverständnis macht ihn schlussendlich dann wohl zum dümmsten Bösewicht der Reihe.

Was aber noch viel schlimmer ist: Das Ganze Blablabla dazwischen, zwischen dem ersten Überfall seiner Jungs auf die Ranch und dem finalen Kampf mit den Roten, dient somit nur dazu, den Film aufzublasen. Denn es passiert nichts weiter von Mehrwert oder Relevanz. Klar, Winnetou bzw. vor allem der titelgebende Old Shatterhand bemühen sich ungefähr anderthalb Stunden lang, die Machenschaften des Captains anderweitig aufzudecken und ziehen einen Beweis nach dem anderen an Land, aber durch diverseste, teils lächerlichste Umstände werden diese wieder zunichte gemacht bzw. kommen ihnen abhanden. Ein kleiner Junge als Zeuge (der ein Glück ob des gerade live miterlebten Todes seiner Eltern und seines jetzigen, daraus folgenden Vollwaisendaseins überhaupt nicht traumatisiert ist) wird bei einem zufällig gerade stattfindenden Schießwettbewerb während einer Slapstick-Einlage von Sam Hawkens (der mit mal die Leute mit einem Taschenspielertrick bescheißen will, was seiner bisherigen Darstellung in den beiden Vorgängern ordentlich widerspricht) aus dem Hinterhalt erschossen und ein von den Blutsbrüdern von einem der Gauner erzwungenes Geständnis (!) muss von Shatterhand gegen freies Geleit aus dem Fort des Oberbösewichts wieder eingetauscht werden. Gerade Letzteres ist im Film auch so lächerlich, wie es sich liest. Vor allem, weil die Falle offensichtlich ist und die beiden anscheinend mit Genuss hineinlaufen wollen. Denn ständig werden die beiden von den Soldaten ins Fort vorgeladen, wenn auch wieder nur irgendein ach so bewiesener Indianer-Überfall „entdeckt“ worden ist. Da hätte jeder normale Mensch doch längst gesagt „Jetzt reicht es! Kommt ihr zu mir, wenn ihr was wollt und handfeste Beweise habt und ansonsten lasst uns die regulären Verhandlungen abwarten!“. Da kommt man sich dann schon sehr verarscht vor. Am heftigsten in dieser Hinsicht ist dann allerdings die Tatsache, dass der oberfiese Bradley mit der Entführung von Winnetous Adoptivsohn (! – aber dazu kommen wir gleich nochmal) Tujunga dann noch einen obendrauf setzt, Winnetou aufgrund dieses Affronts bereits angreifen will, Shatterhand ihn aber noch zurückhält, weil er sagt, er würde den Jungen befreien und der bei der Aktion dann von den Soldaten festgesetzt wird. Dann ist man echt richtig bedient. Und dass er den folgenden, nun unvermeidlich gewordenen Angriff der Apachen darüberhinaus vom Wehrgang des Forts aus, angebunden an einen Pfahl, verfolgen darf, ist natürlich eine unerhörte mythische Überhöhung seiner Person!

Ansonsten versucht uns der Streifen dazwischen etwa mit einem Duell Winnetou gegen einen verfeindeten Häuptling (kommt das irgendwoher bekannt vor?), Old Shatterhand, der sich in bester Italowestern-Manier den Weg aus einer Falle auf einem Stützpunkt der Banditen freischießen muss (da wird wirklich schön einer nach dem anderen abgeschossen, das wird geradezu zelebriert, auch wenn man das deutlich hätte abkürzen können), einer völlig überflüssigen wie unästhetischen Nackt-Badeszene von Paloma mit anschließender Verfolgung derselben (und dabei ist es auch völlig egal, ob die nun wirklich nicht hübsche Daliah Lavi oder eben ihr sechzehnjähriges Double da in die Fluten springt, das sieht einfach nicht aus) oder eben Tanzeinlagen zu unterhalten. „Was?“ höre ich euch fragen, „Tanzszenen?“. Jap, genau die. Denn hier tanzen wirklich alle. Erst die Siedler während des Trecks, dann die Indianer in ihrem Lager und schließlich die Girls im Saloon, wozu Kitty Mattern dann auch noch ihre Lippen zu einem Lied bewegen darf. Klingt viel zu amerikanisch und obendrein langweilig? Ist es auch! (Spoilerende) Denn auch zwei Stunden Film sind ja irgendwann vorbei und wenn man dann wenigstens ein wenig was fürs Auge geboten bekommen hätte, wäre es ja ok, aber so zieht sich das hier und zieht sich und zieht sich und man kann nichts dagegen tun. Das ist echt Folter. (Spoiler) Allein bis der finale Angriff dann endlich mal gestartet wird. Da müssen die erst nochmal ne Weile rumtanzen und rumüberlegen und dann irgendwann geht’s endlich los. Und wenn alles vorbei ist und Sam Shatterhand von seinen Fesseln befreit, braucht der dazu auch mindestens ne Minute. Das ging mir so auf den Sack! (Spoilerende) Warum konnte Brauner nicht wenigstens die Länge von 100 Minuten der beiden Vorgänger beibehalten? Wieso musste er in jedem Punkt höher, schneller, weiter sein wollen? Vor allem zeichneten sich die anderen Streifen bisher nun gerade durch ihr Tempo aus. Dies ist diesem Vertreter hier nun aber völlig abhanden gekommen, wodurch er sich allein schon nicht wie ein wahrer „Winnetou“ anfühlt (und wehe einer sagt jetzt, dass er ja auch ein „Old Shatterhand“ ist! ;) ).

Dieser Punkt wäre allerdings zu verschmerzen gewesen, wenn es denn wenigstens was zu erzählen gegeben hätte und wenn, ja wenn man nicht – wie oben bereits angedeutet – eine Geschichte erzählen würde, die fernab von alldem ist, was Karl May sich seinerzeit so ausgedacht hat. Denn das war ja genau die Stärke der bisherigen Werke Reinls, die, auch wenn sie ihre Vorlage eher als roten Faden verstanden, diesen Geist des Autors so famos einzufangen vermochten. Davon ist hier allerdings überhaupt nichts mehr zu spüren. Brauner hat hier nur die Namen der beliebten Figuren verwendet, ihre Seele allerdings austauschen lassen. So ist Winnetou, der pazifistische Häuptling der Apachen, normalerweise der Freund eines jeden roten und im Zweifel auch weißen Mannes, hier mit einem Male jemand, der einen anderen Stammesfürsten (Zitat!) „hasst“ und den oben genannten Kampf gegen diesen mit absoluter Macht haben will, damit die Fronten geklärt sind. Das hätte Wendlandts Winnetou nie gemacht. Er hätte versucht, alles im Guten zu lösen (Spoiler) und hätte, wie eben Old Shatterhand in „Der Schatz im Silbersee“ auch (der Vorlage zu dem Kampf hier), den Gegner am Leben gelassen, nachdem er ihn besiegte. (Spoilerende) Überhaupt lässt Winnetous Verhandlungsgeschick gerade in seinem ersten Gespräch mit dem General der Soldaten sehr zu wünschen übrig. Wo er sonst versucht hätte, die Sache zu erklären und den Zwist beizulegen, erwähnt er hier auch nicht mit einem Wort, dass die Apachen ja unschuldig sind und sein müssen, geht stattdessen in die Offensive und sagt sogar, solange der weiße Mann seine Brüder töten würde, würden die Mescaleros nicht aufhören zu morden und zu brandschatzen. Was für ein eingebildeter Fatzke. (Spoiler) Und dass er am Ende total durchdreht, mega den Blutrausch bekommt und am liebsten sofort alle Weißen im Fort töten würde, ist dermaßen lächerlich; da kommt einem alles hoch. Dass er den Angriff dann am Ende auch wirklich befielt, ist ein Armutszeugnis der Drehbuchautoren, die einfach nur einen wirklich dicken Schlusskampf um das wirklich teure Fort, das Brauner hat hinstellen lassen, haben wollten. (Spoilerende) Zusätzlich greift dieser Apachenhäuptling hier des Öfteren mal zu Pfeil und Bogen (wüsste jetzt nicht, ob er in den Büchern damit vielleicht mal auf die Jagd gegangen ist, glaube es aber fast auch nicht, aber zumindest im Kampfe ging es immer nur um die Silberbüchse, meine ich), muss später dann natürlich auch Kriegsbemalung tragen und wohnt mit mal im Wigwam, wo ihm Tadej doch zuletzt so ein feines Pueblo gezimmert hatte. Einfach nur lächerlich, diese Farce.

Der titelgebende Blutsbruder kommt da in der Darstellung natürlich um einiges besser weg, schließlich muss er hier, gerade weil das Ding auf ihn zugeschnitten sein soll, hier ständig die Kohlen aus dem Feuer holen, seinen Freund beruhigen, umstimmen etc. Bei oben genannter Beratung mit den Soldaten ist es dann z. B. auch Shatterhand, der eine alte Indianer-Geschichte erzählt, um die Wogen zu glätten. Das ist dann wohl der Part, den der Evangelische Filmbeobachter mythisch überhöht sieht. Na ja. Aber auch beim Deutschen ist nicht alles so wie immer. Auch er darf mit mal mit dem Colt durch die Gegend ballern (was man zumindest aus den vorhergehenden Verfilmungen von Reinl nicht gewohnt war; im Buch kommt das glaube ich schon irgendwann mal vor, auch wenn er hier wie da natürlich mordsstolz auf sein „Zaubergewehr“ ist), vor allem aber schießt er nicht mit seinem Henrystutzen, sondern mit einer herkömmlichen Winchester – das ist vielleicht schwach. Und wo es schon sehr befremdlich ist, dass die beiden Blutsbrüder sich ständig uneins sind, so ist es noch mehr befremdlich, wenn die alte Schmetterhand dann mit mal auch eine Kurzschlussreaktion zeigt. (Spoiler) Denn nichts anderes ist seine plumpe wie dämliche Aktion, mit der er kurz überlegt, Bradley zur Herausgabe des Freundes zu zwingen. Dass er daraufhin seinen Trumpf, das Schuldgeständnis an den Schurken abgeben muss, geschieht ihm da fast recht. Einem mythisch Überhöhten wäre das wohl nicht passiert. Darüber hinaus verplappert er sich im weiteren Verlauf des Films auch noch, wenn er in schon so oft zitierter Versammlung erst sagt, dass er noch nichts über seine Trümpfe verraten würde und dann aber doch rausposaunt, dass der Junge alles gesehen hat und den wahren Tathergang somit bezeugen kann. Damit fällt er dessen Todesurteil. (Spoilerende) Und klar könnte man sich jetzt auch daran erfreuen, dass die beiden Helden hier auch nicht immer alles richtig machen, was ja nun mal realistisch ist und das würde ich auch tun, aber dafür müssen sie dann bitte nicht vollkommen bescheuert und entgegen ihres Naturells dargestellt werden.

Und dann erst diese Nebenfiguren. Da man Daliah Lavi nicht zu Nscho-tschi machen durfte, dachte man sich für sie die Rolle der Paloma aus. Aber was ist das für eine seltsame Frau? Lebt ihr ganzes Leben lang alleine in einer Art kleinen Festung an den Wasserfällen, um dann sofort von dort fortzugehen, wenn Old Shatterhand kommt? Und nimmt dann einfach mal den kleinen Jungen unter ihre Fittiche, wird in der Stadt offensichtlich nicht angepöbelt (wohl weil sie einen englischen Nachnamen trägt) und schießt auch noch wie der Teufel. Dolle Frau! Soll dann eigentlich irgendwie zu ihren Verwandten gebracht werden, landet am Ende aber wieder bei ihrer kleinen Festung. Wäre sie mal dageblieben und hätte den Jungen dort untergebracht bis zu einer Anhörung oder so. Aber so darf man wohl nicht denken.

Weiterhin gibt es hier den Part des „Tujunga“. Und der ist wer? Na klar, Winnetous Adoptivsohn! Wie, den kennt ihr nicht? Doch klar, der kam doch in ganz vielen Romanen von May vor – oder etwa nicht? Also dass das Allerletzte, was diesem umherstreunenden Häuptling, immer auf der Suche nach dem nächsten Streit, in den er sich einmischen kann, zu Gesicht stehen würde, eine Frau oder gar ein Kind wäre, haben sowohl der Schöpfer als auch die Rialto ihrerzeit begriffen (Letztere beweist es im nächsten Teil der Reihe und falls ich mich bei Erstere irren sollte, so sagt es mir). Brauners Crew natürlich wieder nicht und so muss man diesen unansehnlichen, aufdringlichen, jungen Kerl hier leider ertragen – schön ist was anderes. (Spoiler) Als einzig positiver Fakt zu ihm fällt mir nur ein, dass er Gott sei Dank am Ende stirbt. Immerhin soweit konnten die Verantwortlichen denken. (Spoilerende)

Und muss ich meine Antipathie gegenüber diesem schwachen, überhaupt nicht furchteinflößenden „Bandenchef“ noch mal wiederholen? Na ja, angebracht dürfte wohl zumindest der Hinweis sein, dass dieser ja dadurch, dass er eigentlich ein Soldat und kein Banditenboss ist, eine absolute Sonderstellung einnimmt. Aus dieser hätte sich bei besserer Umsetzung vielleicht etwas machen lassen. So missbraucht dieser sein Amt hier ja gar nicht großartig und hätte daher auch durchaus einfach ein Geschäftsmann mit guten Beziehungen zur Armee sein können. (Spoiler) Und der Versuch, ihm einen glaubhaften Background als ehemaliger Familienvater zu geben, dem die Indianer Frau und Nachwuchs getötet haben, ist ja wohl auch mal so was von nach hinten losgegangen. Man ist sich am Ende nicht mal sicher, ob das in der Situation nicht vielleicht sogar nur von ihm erfunden wurde (ganz davon abgesehen, dass ich nicht weiß, wer diese von ihm benannten „Scannanger-Rothäute“ (oder so) sein sollen). Und so bleibt er am Ende auch wirklich nur deswegen in Erinnerung, weil er der einzige „Winnetou“-Schurke ist, der das Ende des Films erlebt – und genau deswegen auch in absolut schlechter, denn das darf bei einer Karl-May-Verfilmung ja wohl mal so gar nicht sein. (Spoilerende)

Dieses Konstrukt in Gänze (diese völlig unglaubwürdigen Figuren in dieser lahmen, nichtssagenden Geschichte) führt dann dazu, dass diesem Streifen das wichtigste Element mayscher Erzählkunst abhanden geht: das Romantische. Was die beiden Vorgänger-Werke noch absolut auszeichnete, interessiert diesen Bastard hier überhaupt nicht mehr. Hier ist nichts mehr übriggeblieben von der romantisierenden Vorstellung zweier Blutsbrüder verschiedener Rassen, die Seite an Seite für das Gute kämpfen und dabei manchmal durchaus vergessen ließen, dass sie eigentlich nur Menschen sind. Hier sind die beiden bloß irgendein Häuptling und irgendein Westmann, denen eben auch nicht alles gelingt und die sich daher mehr schlecht als recht durch dieses Abenteuer strumpeln. Dass das eine neue Form von Realismus innerhalb der Reihe sein sollte, darf bezweifelt werden, vielmehr sind hierfür wohl wirklich die vielen, in Gänze offensichtlich unfähigen Drehbuchautoren zu nennen, die das Ganze damit im Übrigen auch seiner „deutschen Note“ beraubt haben. „Old Shatterhand“ fühlt sich von Anfang an wie ein amerikanischer Vertreter an – mit ordentlichem Armee-Anteil, Sheriff, Saloongirls und allem, was so dazu gehört.

Zu diesem Eindruck beigetragen hat aber sicherlich auch die erprobt amerikanische Regie von Hugo Fregonese. Der Argentinier, von dem ich zwar bislang sonst nur „Untamed Frontier“ und „Los Monstruos Del Terror“, damit aber eben auch nur Schrott gesehen habe, zählt bislang absolut nicht zu meinen Favoriten, sondern hat sich mit dieser Leistung ganz im Gegenteil in meiner Gunst nur noch weiter nach unten katapultiert. Es ist aber zu einem Großteil auch einfach sein Verdienst, dass „Old Shatterhand“ so schlecht ist, wie er ist. Denn ein schlechtes Drehbuch hin oder her, man kann ja wenigstens versuchen, was draus zu machen. Der gute Hugo hat sich aber anscheinend gedacht „Das Geld nehme ich gerne, auf den Rest habe ich keinen Bock.“ und den ohnehin schon schwachen Vertreter noch ein wenig schlechter gemacht. So frage ich mich z. B. absolut, warum man in der Szene gleich zu Beginn, wenn die Leichen der Holländer in der Stadt begutachtet werden, die ganze Zeit in der Totale verharren muss. Rik Battaglia spielt sich unten „die Seele aus dem Leib“ und keiner kann es richtig sehen. Da muss man doch Schnitte und andere Einstellungen einfließen lassen. Oder die Einführungsszene von Klimperheini Bill Ramsey – völlig ohne Worte. Dann hätte man sich die auch klemmen können; der hätte dann auch beim Tanz oder im Saloon das erste mal vorspielen können. Ebenso sehen seine Action-Szenen nach absolut nichts aus und sind ganz im Gegensatz zu den beiden Vorgängern auch schwach choreografiert. Musste halt alles schnell, schnell gehen. Da muss man es ihm ja fast hoch anrechnen, dass er wenigstens ein paar Totalen mehr hat einbauen lassen, aber das darf man von einem Regisseur amerikanischer Prägung dann ja wohl auch erwarten.

Am schlimmsten aber ist es, dass auch er hier nicht verhindert hat, dass „Old Shatterhand“ wenn schon zu nichts, dann aber wenigstens als Trash-Granate taugt. Ja wirklich. Also ich konnte mich an freiwillig oder unfreiwillig schlechten Filmchen ja noch nie erfreuen, aber wem das etwas gibt, der wird mit diesem Machwerk hier zumindest einige Freude haben. Denn hier kommt diesbezüglich schon echt eine Menge zusammen. (Spoiler) Los geht’s gleich zu Beginn, wenn man erfahren darf, dass der Holländer, der sogleich gemeuchelt wird, auf den klassisch-niederländischen Vornamen „Raimund“ hört. Da übersieht man vor lauter Lachen dann auch fast, dass die Banditen sich auf eben diese zu ermordenden Leute ja offensichtlich sehr gut vorbereitet haben, wenn sie von dem Jungen überhaupt keine Kenntnis haben. Aber die sind sowieso mega auf zack, die Jungs, das dürfen sie gleich danach doppelt beweisen. Erst zeigen sie uns die Energie sparendste und vor allem unbemerkteste Methode, ein Kanu zu versenken (indem man mit einer Winchester, die losballert wie eine Kanone, Löcher reinschießt natürlich!) und dann zeigen sie uns, wie man jemanden richtig hängt. Das haben wir all die Western über ja immer völlig falsch gelernt! Dass dem jungen Tujunga überhaupt die Ehre zuteil wird, aufgehängt und nicht einfach erschossen zu werden, ist ja schon mal doll, aber warum man dem Pferd, auf dem der Rote mit der Schlinge um den Hals sitzt, nicht einfach einen Klaps auf den Hintern geben kann, sondern es stattdessen mit Hafer aus einem Sack anfüttern muss, damit es einen Schritt nach vorne tut, das wissen in diesem Moment nur Rik Battaglia und seine dämlichen Kameraden. Auch, wo Sam Hawkens in den blühenden, mittlerweile kroatischen Landschaften eine Wüste ausgemacht haben will, bleibt ein Rätsel.

Aber auch die Indianer hier sind ein ganz schön seltsames Volk. So ist es Tujungas letzte Prüfung vor der schlussendlichen Anerkennung als vollwertiger Krieger des Stammes, dass er am Marterpfahl gefesselt ein paar Pfeile und Tomahawks auf sich zufliegen lassen muss. Huiuiui, also da kriegt man doch sofort Respekt vor den Indianern, was die so alles aushalten. Da möchte man doch gar nicht erst wissen, welche Prüfungen wir verpasst haben. Am geilsten aber ist natürlich die Tatsache, dass wenn es nach „Old Shatterhand“ geht, jeder Indianerstamm damals sein eigenes Tintenfässchen jederzeit parat hatte – für den Fall, dass ein Schurke mal kurz sein Geständnis unterschreiben musste… Da ist es für die Indiander nur gut, dass Obergauner Bradley selbst nicht viel mehr im Kopf hat als sie und ihnen beim finalen Gefecht, wo sie einen völlig unkoordinierten Angriff fahren, den die Soldaten locker abwehren könnten, einfach mal netterweise die Tore seines Forts öffnet (um mit Kanonen auf die Indianer zu schießen!), sodass sie diese Einladung dann nur noch anzunehmen brauchen. Dass die Colts hier dann natürlich auch wieder von selber spannen, ist bei so viel Blödsinn natürlich Ehrensache – und das sind nur die gröbsten Verfehlungen. (Spoilerende)

Da fragt man sich bei all der Sch…, äh, Schlampigkeit, der man hier beiwohnen muss, doch völlig zurecht, wie die beiden Hauptdarsteller Pierre Brice und Lex Barker, denen ja wohl hoffentlich aufgefallen ist, für was für einen Mumpitz sie sich da anwerben ließen, sich wohl während der Dreharbeiten gefühlt haben müssen. Und man hat das Gefühl, dass man die Antwort darauf, in ihren Gesichtern ablesen kann. Klar, sie waren Profis, hatten einen Vertrag und dementsprechend – gerade beim dritten Film – ja sicherlich auch noch eine vernünftige Entlohnung für ihr Tun zu verlangen, aber mit ihren Leistungen der beiden vorangegangen Teile ist diese hier nicht zu vergleichen. Gerade Brice scheint sich wirklich zu fragen, was aus seinem Winnetou geworden ist und das Gesicht darüberhinaus zu nicht mehr als einer bösen Grimasse verziehen zu können. Und Barker? Klar, der spielt seinen Stiefel runter und hat ja auch nicht die gleiche 180-Grand-Wendung ins Drehbuch geschrieben bekommen, aber doch… Irgendwie hat man auch bei ihm das Gefühl, dass er sich nicht hundertprozentig wohlfühlen könnte. Vielleicht will ich mir das alles aber auch nur einbilden, denn so professionell wäre das von beiden dann ja tatsächlich nicht gewesen, aber ich könnte es so gut nachvollziehen, da wäre ich absolut nicht böse drüber.

Nein, sich aufregen könnte man sich höchstens über die Besetzung der anderen beiden „wichtigen“ Rollen hier. Mit Guy Madison hat man sich einen der schwächsten „kleinen“ Darsteller der klassischen Periode gekascht, dessen blasse Performance eigentlich nur durch seine noch schwächere Figur getoppt wird (und in diesem Fall selbst durch Rainer Brandts erneut gute Synchronisation nicht wirklich verbessert werden kann). Und Daliah Lavi? Die war seinerzeit halt einfach nur bekannt und sollte daher so ein wenig als Zugpferd (wahrscheinlich für so manchen Papa der Hauptzielgruppe) agieren. Fragt mich bitte nicht, warum die so populär war, denn die war weder schön noch – zumindest nach diesem einen Film zu urteilen, den ich bisher mit ihr gesehen habe – talentiert. Vielleicht lag’s am Gesang, aber auch den kann man ja, wenn man wieder nur nach dem Fetzen Bonusmaterial geht, der auf der Universum-BD drauf ist, eigentlich keinem antun.

Und so sind es bei „Old Shatterhand“ die Nebendarsteller, die einen immerhin so ein wenig bei Laune halten. Ralf Wolter jedenfalls fetzt wie immer. Auch bei ihm wundert man sich höchstens über seine teilweise seltsame Rollenwandlung. Und wirklich dankbar muss man Brauner ja offensichtlich für die „Entdeckung“ oder zumindest Einführung von Rik Battaglia in die Reihe (hier und im „Schut“) sein. Der hat diese schließlich ziemlich geprägt, nicht zuletzt durch seine Rolle in „Winnetou III“. Hier agiert zwar auch er noch etwas unsicher (vielleicht ja auch bedingt durch seinen Unfall während der Dreharbeiten, von dem er im Bonusmaterial auf der Universum-Scheibe erzählt), aber er hat hier schon mehr Ausstrahlung als Guy Madison und ja auch nicht die größte Rolle (das ja wohl eindeutig bedingt durch den Unfall).  Ansonsten schwanken die Leistungen hier zwischen ganz in Ordnung (Gustavo Rojo, Kitty Mattern, Nikola Popovic (der ganz nebenbei bemerkt auch den eindeutig coolsten Spruch des Films abfeuern darf)) und grottenschlecht (Bill Ramsey und vor allem Tujunga-Darsteller Alain Tissier seien hier genannt), dazwischen gibt’s nicht viel (mir würde jetzt einzig Charles Fawcett einfallen, bei dem ich einfach nicht verstehe, wo bei ihm der nächste verpflichtete Star war, denn der hat doch vorher und hinterher nix Dolles gemacht; ich kannte den vorher jedenfalls nicht). Ist aber auch alles nicht mehr so wild und macht den Kohl bei der Größe der restlichen Rollen hier auch nicht mehr fett.

Aber wenn wir schon gerade dabei waren, mal etwas an diesem Machwerk zu loben, dann können wir damit ja gleich fortfahren und erneut die tollen Landschaften des ehemaligen Jugoslawiens als Kulisse hervorheben (auch wenn Fregonese wie gesagt einen Großteil davon verschenkt, weil er erstens offensichtlich nicht halb so gute Location-Scouts hatte wie Reinl und diese zweitens auch nicht halb so gut einzubinden vermag wie der bergerprobte Österreicher (und last but not least trägt das schmutzige Bild sein Übriges dazu bei, dass gar nicht die gleiche Wirkung erzielt werden kann)). Dazu muss man dann auch endlich mal festhalten, dass Brauner hier ja eigentlich gar nicht gespart hat bei der Produktion. Schließlich ist „Old Shatterhand“ von den „Winnetous“ der 60er mit fünf Millionen Mark Budget tatsächlich sogar der teuerste gewesen. Sehen kann man das aber wie gesagt fast gar nicht – außer bei den Bauten. Die sind wirklich imposant. Ne ganze eigene Western-Stadt hat er hier aus dem Boden stampfen lassen. Für diesen einen Film. Und er hat dieses wahnsinnige Fort bauen lassen. Das ist echt unglaublich, das sieht wirklich super gut aus und da hätte man eigentlich drei Filme drin drehen müssen, damit sich das überhaupt lohnt, meint man. Das hätte auf jeden Fall einen besseren Auftritt in einem besseren Werk verdient gehabt.

Und letztendlich ist es eine Ironie des Schicksals, dass man in dieser Flickschusterei, die gewollt oder ungewollt so sehr von den Vorgängern der Rialto abweicht, das Gefühl hat, man wollte bloß nicht als billige Kopie dastehen (selten ist so was wohl so eindrucksvoll nach hinten losgegangen). Das fällt gerade bei demjenigen auf, der jetzt von mir das größte Lob bekommt und der eindeutig und am schlimmsten geklaut hat – Riz Ortolani nämlich. Denn ja, man hört natürlich sofort, dass hier nicht Böttcher für die Filmmusik verantwortlich war und ebenso, dass der Italiener hier einfach Elmer Bernsteins „Die glorreichen Sieben“-Thema ganz dreist variiert, aber wenn man das alles mal beiseite lässt, klingt sein Score meiner Meinung nach gar nicht mal so schlecht und ist eben einfach mal n bisschen was anderes. Und am Ende hat er, indem er die Musik dem viel zu amerikanischen Film angepasst hat, mit dem Chor aber noch eine eindeutig europäische Note dringelassen hat, seine Arbeit hier von allen noch am besten erledigt, finde ich.

Und am schwächsten muss man einfach Artur Brauners Anteil hieran (den Löwenanteil, schließlich hat er das Ganze losgetreten) bewerten. Aus purer Habgier unter unsäglichen Bedingungen einen grottenschlechten Trittbrettfahrer zu produzieren, das ist kein sympathischer Charakterzug, wie ich finde. Und klar, ich weiß, dass das damals gang und gäbe war und das noch ganz andere Leute so gemacht haben, aber mir fällt jetzt einfach kein Beispiel ein, wo mich das so aufregt wie hier – einfach, weil ich diese Reihe ansonsten so sehr in mein Herz geschlossen habe. Und wisst ihr, was das Schlimmste daran ist? Dass seine Rechnung am Ende sogar aufgegangen ist! Denn schließlich war auch das Ding hier wieder mega erfolgreich und hat sich tatsächlich als richtige Investition erwiesen. Aus heutiger Sicht echt unfassbar… Aber damals war der Hype eben wirklich so groß, dass die Leute sich echt alles mit den beiden Helden angeguckt und – weil es damals Mainstream war – für gut befunden haben. Und selbst heutzutage lassen sich ja Leute wie dieser Typ vom Karl-May-Verlag im „Making Of“ auf der Universum-Scheibe dazu hinreißen, den Film als „gut“ zu betiteln. Einer, dem die inhaltlichen Diskrepanzen zu Mays Werk eigentlich ja noch viel saurer aufstoßen müssten als mir. Kann ich einfach nicht nachvollziehen. Aber ich denke, das kam im obigen Text auch durch. Von daher will ich jeden Fan der Reihe oder diejenigen, die es werden wollen, auch nur noch einmal eindringlich vor diesem Vertreter hier warnen. Brauner hat nicht nur den ersten Orient-Teil in den Sand gesetzt, nein, auch sein erster Karl-May-Western ist ein kompletter Schuss in den Ofen. Er hat nicht nur die mit Abstand schwächste, weil zusammengestückelste und langweiligste Geschichte der elf Filme, sondern auch die schlechtesten Darsteller und vor allem den schlechtesten Regisseur. Das dicke Fort und Ortolanis geklaute Musik alleine können da auch nichts mehr retten. Guckt ihn daher am besten erst am Ende aus Komplettattionsgründen und lasst euch von ihm nicht zu einem so frühen Zeitpunkt die Serie versauen! Ist nur ein gut gemeinter Rat.

Übrigens: Die Indianer sprechen hier nicht „Indianisch“ und Gunstick Uncle sagt erst kein Wort und schließlich, wenn er den Mund doch auftut, kein sich reimendes – es ist einfach ein seltsamer Film…

Vergleich zum Buch:

Dieser Film ist, weil Artur Brauner seinerzeit ja keine Wild-West-Abenteuer von Karl May verfilmen durfte, da sich Horst Wendlandt ja rechtzeitig die Rechte an allen entsprechenden Stoffen des Kult-Autors gesichert hatte, der erste der Reihe, dem überhaupt kein Roman des sächsischen Schriftstellers zugrunde liegt – folglich entfällt ein Vergleich.

Zur DVD/BD:

Früher konnte ich zu den deutschen Veröffentlichungen der Universum zu diesem Film überhaupt nichts sagen, da ich tatsächlich nur die ungarische Ausgabe von „Old Shatterhand“ besessen habe. War da nämlich zur Abschlussfahrt seinerzeit und da gibt’s einfach keine DVDs mit deutschem Ton – bis auf die, wo auch deutsche Filme drauf sind (wozu auch sonst, wäre dort sicherlich nicht der Kaufgrund Nummer eins). Also habe ich damals die Möglichkeit genutzt, um meine „Winnetou“-Sammlung um die beiden CCC-Streifen zu erweitern und damit zu komplettieren. Die Dinger kosteten da doch tatsächlich nur 1.000 ungarische Forint (was zu dem Zeitpunkt ungefähr 4,30 € entsprach und zusammen also wesentlich billiger als die „Old Shatterhand“-Box von Universum war). Und die Qualität ist gar nicht mal schlecht. Wird dort wohl auch von Kinowelt vertrieben (zumindest steht da hinten so was drauf, verstehe aber nur „Kinowelt“ und ansonsten „Bahnhof“, da meine Ungarisch-Kenntnisse doch sehr beschränkt sind), was mich zwar wundert, da die deutschen Ausgaben der „Winnetou“-Reihe ja allesamt von der UFA vertrieben werden, aber egal. Auf jeden Fall geht das voll in Ordnung und man könnte sich die Dinger ruhig zulegen, sollte man auch gerade mal durch Budapest oder so kommen (und es diese tatsächlich noch im Handel geben). Nur die Menüs sind der letzte Mist, soviel kann ich sagen (und das hat nichts damit zu tun, dass ich die Worte nicht verstehe, die dort stehen).

Allerdings gibt’s da ja, wie schon öfter angesprochen, mittlerweile die Möglichkeit, sich die Filme auch auf Blu-ray zu holen und so habe ich auch „Old Shatterhand“ mittlerweile als Teil der „Karl May Klassikeredition“ der Universum hier. Nett daran ist vor allem, dass man die ganzen verschiedenen Boxen von damals (denn nach den „Karl May DVD Collections“ I-III (!) musste man sich seinerzeit ja auch noch die Shatterhand-, die Orient- und die Mexiko-Box extra zulegen, wenn man davon nicht einige in Ungarn gekauft hatte) nicht mehr braucht und alle 16 Karl-May-Verfilmungen der 60er Jahre (die „echten“ also, ohne diesen seltsamen „Das Vermächtnis des Inka“, von dem ich, bis ich’s für den „Schatz im Silbersee“ nachgelesen habe, noch nie etwas gehört hatte) in einem großen Schuber zusammen hat. Auch schön alle einzeln in nem Amaray und nicht auf ner Spindel oder so, wie sich das gehört. Als einzige Schwierigkeit erweist es sich dann den jeweiligen Film aus der Box rutschen zu lassen, ohne die 15 anderen ebenfalls sofort in Händen zu halten – gerade, wenn man einen Film aus der Mitte sehen will. Tja, man kann nicht alles  haben.

Am Bild und Ton hat man hier jedenfalls noch mal mächtig geschraubt; das sieht einfach perfekt aus! Das hätte ich echt nicht gedacht. Von daher lohnt es sich allein schon deswegen, auf diese Box umzusteigen (in diesem extremen Ausnahme-Fall kommt bei mir aber natürlich noch die komplett deutsche Veröffentlichung mit deutschen Menüs erschwerend hinzu) und das Bonusmaterial macht es einem da nur noch einfacher zuzugreifen:

  1. „Making Of“: Fast 18minütige Interview-Dokumentation mit Artur Brauner, Rik Battaglia, Ralf Wolter, Vladimir Tadej, diesem komischen Zeitzeugen aus dem Steinbruch und einem Mann vom Karl-May-Verlag, die erneut sehr interessant und daher auch einfach nur zu kurz ist. Erneut ist das Ding offensichtlich als Bonus für die Shatterhand-Box produziert worden, sodass auch einiges zu „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ gesagt wird. Da bin ich ja mal gespannt, was für die Scheibe dann noch übergeblieben ist.
  2. Ausschnitt aus der Wochenschau „Daliah Lavi“: Zweieinhalb Minuten Langeweile. Fand’s ganz nett, dass man sich einen Eindruck von ihrer Stimme machen konnte, aber ein guter war das nicht.

Und das war’s leider schon. Nicht mal der Trailer hierzu ist mit drauf. Das ist wirklich schade, gerade weil der ja sonst eigentlich Standard ist. Na ja, aber bei diesem Machwerk muss ich mir das dann auch nicht nochmal antun.

Unabhängig davon gibt’s auf jeden Fall die dickste Kaufempfehlung im ganzen Lexikon hierfür. Allein schon wegen des Upscales. Muss man aufgrund der anderen Streifen der Reihe haben! :)

Zitate

„Das sind die Dinger, mit denen man Musik macht in der Wüste.“(Sam zeigt sich gegenüber Pianist Timpel (Bill Ramsey) ziemlich unmusikalisch, wenn er über Gewehre spricht (wo besagte Wüste in dem Film ist, bleibt allerdings noch zu klären))

„Mein Herz ist amerikanisch geworden, aber mein Durst ist noch deutsch.“(die deutschstämmige Saloonbetreiberin Rosemary (Kitty Mattern) kommt vom Reinheitsgebot nicht weg)

„Nun lass mal das Hemd an, Dixon!“(Sheriff Brandon (Nikola Popovic) lassen die wilden Theorien von Bradleys Komplizen Dixon (Rik Battaglia) vorerst kalt und strippen sehen will er ihn offensichtlich auch nicht)

„Er kommt immer wieder!“(Rosemary hat mit Old Shatterhand höchstwahrscheinlich noch nicht die schweinischen Sachen gemacht, an die ihr jetzt sicherlich sofort gedacht habt, aber gut findet sie ihn trotzdem)

„Habt ihr schon mal das Loch gesehen, dass eine 45er macht, wenn sie den Bauch eines Mannes durchbohrt?“(Old Wenn-ich-das-selbst-nur-wüsste versucht, mit der Waffe in dessen Rücken, Bradleys Fantasie anzukurbeln)

„Wahrheit ist wie der Sturm – sie weht nur in eine Richtung.“(Winnetou will am Ende auch mal nen Spruch bringen, aber wie quasi jede seiner Aktionen in diesem Film geht auch das ziemlich nach hinten los)

★★★ -

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch die Nutzung der Kommentarfunktion erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten gemäß meiner Datenschutzerklärung einverstanden.