Lucky Luke

Lucky Luke

★★

  • Jahr: 2009
  • Regie: James Huth
  • Darsteller: Jean Dujardin, Daniel Prévost, Jean-François Balmer, Sylvie Testud, Melvil Poupaud, Michaël Youn...

Story

Lucky Luke (Jean Dujardin) lässt sich von dem Berufsbetrüger Pat Poker (Daniel Prévost) und seinem alten Mentor, dem Gouverneur (Jean-François Balmer), höchst billig verarschen und nimmt daraufhin Rache, unterstützt von Calamity Jane (Sylvie Testud), Jesse James (Melvil Poupaud) und Billy The Kid (Michaël Youn).

Worte zum Film

erwartbar albern, klamaukig und „parodistisch“ (= affig); unfassbar vorhersehbare, papierdünne Story; Ausstattung und Look in Ordnung; guter und passender Hauptdarsteller; einfach nicht der Rede wert

Bewertung

Ich habe echt lange gebraucht, um zu begreifen, dass „Lucky Luke“ gar kein „Western“ ist. Ich mein, klar, es ist n Comic und von daher per se schon mal etwas anderes als eine normale Pferdeoper, aber als Kind hab ich die Dinger immer nur deswegen cool gefunden, weil sie im „Wilden Westen“ spielten (hab mit Comics sonst nix am Hut gehabt, woran sich bis heute nichts geändert hat). Dass dabei alles, aber auch alles, was mein Lieblingsgenre ausmacht, durch den Kakao gezogen und lächerlich gemacht wird, hab ich irgendwie nie geschnallt (und dann auch noch auf diese ätzende, französische Art). Ich war daher komplett geschockt, als ich mir als Jugendlicher (nach Jahren der Luke-Abstinenz) Terence Hills Kinoumsetzung ansah. Das war eine schreckliche Erfahrung. Einer der schlechtesten Filme aller Zeiten. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Aber ich habe immerhin daraus gelernt: Als letzten Monat (Juni 2023) die französisch-argentinische Co-Produktion „Lucky Luke“ von 2009 bei Netflix aus dem Programm flog, habe ich sie mir notgedrungen angesehen, meine Erwartungen jedoch ganz unten angesiedelt. Und siehe da: Ich wurde immerhin nicht enttäuscht. Denn natürlich ist auch James Huths Version (wieso man die Regie einem Briten überließ, erschließt sich mir so nicht) des Mannes, der schneller zieht als sein Schatten, eine grauenvolle Nummernrevue, die zotig ein Westernklischee nach dem anderen zu veralbern versucht. Humor oder wenigstens ein Lacher? Absolute Fehlanzeige.

Dass man sich für diese erneute Farce keine nennenswerte Geschichte einfallen lassen würde, war ebenfalls erwartbar. Dass die „Drehbuchautoren“ Huth, dessen Frau Sonja Shillito sowie Hauptdarsteller Jean Dujardin aber eine dermaßen vorhersehbare Plattitüde abliefern würden, hatte ich dann doch nicht gedacht. Von seiner – buchstäblich! – ersten Szene an ist einem – und ich denke auch ohne Kenntnis der Filmgeschichte – klar, wer hier der Oberbösewicht ist. Damit nicht genug ist auch der zweite „Kniff“ des Scripts (Pat Pokers Nicht-Ableben (und ja, bei diesem Film „spoilere“ ich, ist mir doch egal)), absolut durchschaubar. Der einzige, der ihn nicht blickt: Held Lucky Luke (Jean Dujardin) – der hier übrigens Halbindianer ist und John heißt… Ich mag mich irren, aber das stand doch in keinem Comic, oder? Egal, jedenfalls schließt sich nur deswegen (also weil Lucky offensichtlich nicht lucky war als das Gehirn verteilt wurde) daran ein noch viel dämlicherer, lahmerer und unlustigerer Mittelteil an, den selbst Freunde dieser Gurke nicht gutheißen. Na ja, schlussendlich fängt er sich natürlich und darf in einem großen Over-the-top-Finale, das nur ein Jahr nach „Iron Man“ offensichtlich schon Usus war, dutzende Gegner besiegen.

Dass das alles (also die Effekte und die CGIs) ganz gut aussieht, führen einige als positive Eigenschaften dieses Streifens ins Feld. Stimmt auch, ändert an meiner Einschätzung aber mal so gar nichts. Bunte, toll glitzernde Scheiße bleibt eben einfach… Na ja, Scheiße, oder? Tatsächlich kann man auch James Huth nicht in Abrede stellen, dass er offensichtlich den einen oder anderen Klassiker dieses Genres gesehen hat und dass er diese – insbesondere mal wieder die Italowestern – ziemlich gut nachzustellen bzw. zu huldigen weiß. Wenn das in seinem Parodiewahn dann allerdings dazu führt, dass er in seiner „The Searchers“-Reminiszenz aus einer Tür drei macht, gibt mir persönlich das mal so gar nichts. Ebenso kann ich die unpassenden Gewaltspitzen, die ab und an eingestreut werden, nicht nachvollziehen.

Daher bleibt am Ende einzig Jean Dujardin als Lucky Luke hängen, denn tatsächlich und ausnahmsweise mal unerwartet passt er zu diesem Charakter ganz hervorragend. Mit seiner Tolle sieht er wirklich so aus, wie man sich den Comichelden auf der großen Leinwand vorstellt. Und dass er ganz nebenbei auch kein schlechter Schauspieler ist (der leider viel zu viele von diesen französischen Klamotten dreht und gedreht hat), ist mittlerweile wohl auch Konsens. Dass auch er an der einen oder anderen Stelle overacten muss, dürfte bei dieser Art Film aber leider klar sein. Ebenso ergeht es seinen Mitstreitern, von denen ich niemanden vorher mit Namen kannte. Sie alle spielen sich so durch diese Parodie, wie Huth es wollte. Ob das bei einem ankommt oder nicht (bei mir Letzteres), liegt also an der grundsätzlichen Einstellung, die man dazu hegt.

Meine persönliche Meinung zu „Lucky Luke“ dürfte ich mittlerweile hinlänglich klargemacht haben, oder? Die berühmte Comicfigur war, nachdem ich endlich ihre wahre Natur erkannte (und ihren Kinoauftritt von 1991 gesehen hatte), immer etwas, um das ich versucht habe, einen großen Bogen zu machen. Klappt als Westernfan aber natürlich nur bedingt. Aber ich weiß nach dem 2009er-Versuch von James Huth immerhin wieder warum. Kein Witz, keine Story, keine Unterhaltung. Erneut eine reine Zeitverschwendung. Vielleicht einen ganz kleinen Ticken besser als Terence Hills Debakel. Wohl wegen des passenderen Hauptdarstellers. Das ist aber auch alles und auf diesem Niveau nicht der Rede wert. Also ich für meinen Teil bin definitiv durch mit Lucky Luke (wohl wissend, dass ich immer noch nicht alle gesehen habe)…

★★

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