Die Pyramide des Sonnengottes

Die Pyramide des Sonnengottes

★★★

  • Jahr: 1965
  • Regie: Robert Siodmak
  • Darsteller: Lex Barker, Rik Battaglia, Gérard Barray, Michèle Girardon, Gustavo Rojo, Ralf Wolter, Theresa Lorca, Antun Nalis, Vladimir Popovic...

Bewertung

Ich meine, dieses Mal war es ja zu erwarten gewesen, nech? Natürlich kann die direkte Fortsetzung von „Der Schatz der Azteken“ nicht wesentlich besser sein als dieser selbst. Zwar ist „Die Pyramide des Sonnengottes“ unterm Strich leicht ansehnlicher geraten, aber das liegt wohl eher daran, dass er nicht mehr von einer Episode zur anderen springen muss, um irgendwelche dämlichen Vorgeschichten zu erzählen, sondern nach dem Cliffhanger aus dem ersten Teil (der streng genommen eine einzige, 100minütige Exposition war) sofort in medias res gehen und seine abgedroschene Groschenroman-Story endlich zu Ende führen darf.

Moment mal, eine Karl-May-Erzählung ein Groschenroman werdet ihr jetzt fragen. Oh ja, so ist es – zumindest in diesem Film. Denn sicherlich wird auch diese Geschichte mal wieder nicht großartig etwas mit dem Inhalt des Zyklus „Waldröschen“ zu tun haben, schätze ich und falls doch, ja, dann war Karl May in diesem Fall wohl wirklich ein Groschenautor. Denn was unsere drei Möchtegern-Drehbuchautoren Ladislas Fodor, Robert A. Stemmle und Georg Marischka sich hier „ausgedacht“ haben, ist nichts anderes als ein Sammelsurium an aus ich weiß nicht wie vielen anderen, ähnlich gelagerten Abenteuer-Streifen zusammengeklauter Szenen, die von der erneut unfassbar langweiligen Hand von Robert Siodmak in Szene gesetzt nach gar nichts aussehen. Ja, es gibt hier wenigstens nicht mehr so klar voneinander abzugrenzende Episoden, aber episodenhaft bleibt es trotzdem. Immer hat man das Gefühl, dass die Autoren nach einer fertig geschriebenen Szene eine Sache, die sie erzählen wollten, abgehandelt hatten und sodann zur nächsten übergingen. Immer step by step sozusagen, sodass sich hier kein richtiger Handlungsfluss entwickeln kann. Immer wird hier einer gefangen genommen und muss befreit werden und machen die Guten hier einen Plan der Bösen zunichte, der woanders durch einen anderen Plan abgelöst wird und so hetzen wir erneut von Schauplatz zu Schauplatz und wissen gar nicht so richtig, wo wir uns denn nun zu Hause fühlen sollen.

Zumal die Auswahl dieser Plätze hier so schlecht wie selten in den Karl-May-Filmen erfolgte, da so viele Studioaufnahmen dazwischengeschnitten wurden. Die Außenaufnahmen mögen ja durchaus begeistern, aber die Studiobilder? Ein Graus! Diese selten schlecht gemachten Pappfelsen und dann erst diese Karikatur einer Pyramide… Sorry, aber das sieht einfach nur billig aus, da kommt bei mir – ganz im Gegensatz zum ersten Teil im Übrigen, der das noch ziemlich gut im Griff hatte – überhaupt kein romantisches Feeling auf.

Und was die erneut viel zu vielen Figuren dann hier alles noch erleben müssen, bevor wir endlich in unseren schönen Alltag zurück entlassen werden. Wahnsinn! (Spoiler) Lazaro Verdoja (Rik Battaglia) flirtet wie verrückt mit Josefa (Michèle Girardon), will aber eigentlich immer noch Rosita Arbellez (Alessandra Panaro) flachlegen, weswegen er Erstere im weiteren Verlauf töten muss. Die hat dafür immer noch ihr dämliches Grafensöhnchen Alfonso di Rodriganda y Sevilla (Gérard Barray) im Spiel, der sich von ihr erst lossagt, als er von Prinzessin Karja (Theresa Lorca) das Geheimnis des Verstecks des Schatzes auf einfachste und lächerlichste Art und Weise erfahren hat („Lass uns heiraten!“ – „Was, ehrlich, du willst mich heiraten? Super! Dann kann ich dir auch endlich das Geheimnis des Schatzes erzählen, das mir so schwer auf der Seele liegt. Ab heute wollen wir alles teilen. Also hör zu!...“ (hab den Dialog leicht abgewandelt, aber ansonsten ist alles haargenau so wie im Film)). Daraufhin stößt er die Aztekin natürlich gleich mal in den Tod (würde jeder so machen, oder?), die Glück hat, dass auch Potoca (Gustavo Rojo) noch mit von der Partie ist und sie rettet. Dafür darf Alfonso dann immerhin den völlig überflüssigen Papa (Antun Nalis) von Josefa, der mit einem Male auftaucht und von dem man bis zum Ende nicht weiß, ob er echt ist oder nicht, mit einer lächerlichen, Gift getränkten Schreibfeder abmurksen. Viel mehr Trash geht eigentlich gar nicht. Geht eigentlich gar nicht? Denkt ihr! Denn leider sind ja auch Kelo Henderson und Ralf Wolter in ihren lächerlich albernen Rollen Frank Wilson und Andreas Hasenpfeffer wieder zu sehen – und sorgen so für jede Menge Sorgenfalten auf der Stirn des geneigten Zuschauers. Ebenso wie die erneut grausame Darstellung der „Indianer“ hier, die einfach aussehen, wie das, was sie sind: Osteuropäer in entsprechenden Kostümen. Und die Hauptfigur Dr. Karl Sternau (Lex Barker)? Findet quasi überhaupt nicht statt. Hat erst Kopfschmerzen, dann Amnesie und hängt den Geschehnissen eigentlich immer mindestens eine Pferdelänge hinterher. Nur beim Schachspiel mit Haciendaro Don Pedro Arbellez (Hans Nielsen), der im weiteren Verlauf ebenso völlig unnötig ins Gras beißen muss, kann er seine Künste hier zeigen. Da muss Barker aber wirklich ne Mordsgage gekriegt haben, dass er hierzu überredet werden konnte. (Spoilerende)

Womit wir noch kurz zur Leistung der Agierenden kommen sollten. Barker hält sich erneut vornehm zurück, was dieses Mal aber wohl eher seiner wenigen Screentime geschuldet ist und kann so nicht hängen bleiben. Das tut hier aber eindeutig Rik Battaglia, der in Teil zwei einen hervorragenden Bösewicht runterkurbelt, den dieser Film so gar nicht verdient hat. Gérard Barray passt weiterhin sehr gut in seine Rolle,  denn auch er ist ein Blender und Filmpartnerin und dann mal wieder nicht Partnerin Michèle Girardon wird und wurde hier von den allermeisten ziemlich überschätzt. Das ist ordentlich, aber mehr auch nicht. Gustavo Rojo, Kelo Henderson und Ralf Wolter spielen exakt da weiter, wo sie im letzten Teil aufgehört hatten, was immerhin bedeutet, dass man Ersteren gut leiden kann. Antun Nalis ist ein einziges Abziehbildchen und nur zum Totlachen und noch schlechter ist nur Vladimir Popovic in seiner Rolle als schwarzer Hirsch. Einem Darsteller so eine Frechheit von Auftritt durchgehen zu lassen, spricht in keinster Weise für den Regisseur. Aber dass Siodmak das alles offensichtlich egal war, hatten wir ja schon mal. Und so ist dieser Indianer hier kein bisschen stattlich und anmutig, sondern grinst die ganze Zeit dümmlich vor sich hin und kommt nicht mal auf sein Pferd rauf! Eine – ich sage es nochmal –bodenlose Frechheit und der absolut Tiefpunkt dieses mit negativen Höhepunkten nicht gerade geizenden Films…

Daher komme ich wie gesagt wenig überraschend zu dem Schluss, dass mit „Die Pyramide des Sonnengottes“ die Verfehlungen des „Schatzes der Azteken“ auch nicht mehr gerade gerückt werden konnten. Zwar ist es ohne die ganzen nervigen Vorgeschichten ein wenig einfacher und angenehmer dem Geschehen auf dem Bildschirm zu folgen, aber da sich das Drehbuch ansonsten erneut wieder nicht als ein solches bezeichnen darf, macht das die Sache am Ende nicht besser. Diese „Handlung“, die die ganze Zeit auf der Stelle zu treten scheint, bevor sie dann endlich in ihr völlig uninspiriertes Finale mündet, haben wir so oder anders schon einhundert Mal besser verfilmt gesehen. Was Fodor, Stemmle und Marischka hier zusammengeklaut haben, mag einen interessanten Abenteuerfilm abgeben – wenn es der erste Abenteuerfilm in eurem Leben ist. Sobald es aber auch nur der zweite ist (oder wie in meinem Fall eben der ich-weiß-nicht-wievielte), kann er einen nur noch langweilen. Zwar gibt es ja offensichtlich Leute, die hiermit ihren Spaß haben, aber dann haben die wohl sonst nur Krimis und Romanzen konsumiert. Ich jedenfalls finde auch zu Siodmaks dritter Karl-May-Verfilmung null Zugang und bin daher heilfroh, dass diese gleichzeitig auch seine letzte war. Immerhin freue ich mich jetzt schon fast auf „Durchs wilde Kurdistan“…

★★★

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