„The Newcomers“
Bonanza-Folge Nr. 3 hat mich zum ersten Mal wirklich überrascht, muss ich sagen. Nicht von der Grundstory her, denn die ist mal wieder allerbestens bekannt, sondern von der Entwicklung derselben hier, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir es hier „nur“ mit einer Serien-Folge zu tun haben.
Grundsätzlich geht es darum, dass ein paar neue Goldgräber (schon wieder Goldgräber…) über das Land der Cartwrights ziehen, was denen so gar nicht gefällt, weil der eine der beiden Köpfe der Gruppe ihnen als Existenzvernichter eines ihrer Freunde bekannt ist und der andere munter irgendwelches Vieh von der Ponderosa schießt. Das können die vier natürlich nicht dulden. Also geht’s raus zu der Gruppe, um mal Tacheles zu reden. Die sich dann entspinnenden Szenen und vor allem der dazugehörige Dialog sind so grottenschlecht und stereotyp, dass ich davon nichts wiedergeben kann und möchte. Am schlimmsten ist dabei unsere gute, alte Bekannte Inger Stevens, die ich auf den ersten Blick gar nicht erkannt hätte, wenn’s nicht im Vorspann gestanden hätte, die hier eines dieser nur allzu typischen Weibsbilder spielt, die zu Anfang noch fest zu ihren bösen Buben steht, weil sie sie für unschuldig hält, diese wie eine Löwin verteidigt und dabei die guten Jungs mächtig und übelst vollschnauzt, aber eigentlich eine ganz Nette ist, die nur bekehrt werden muss bzw. der einfach nur die Augen geöffnet werden müssen. Sie spielt die todkranke Schwester von dem Existenzvernichter (Robert Knapp), der sich jedoch sogleich als nicht wirklich böse herausstellt, was die Ponderosa-Jungs aber irgendwie nicht so gleich einsehen wollen und liebt den Viehschlächter (John Larch), der wirklich böse ist und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, allerdings und seltsamerweise unter dem Scheffel seines Unterbosses sozusagen steht, der die Anstöße für die meisten bösen Taten hier gibt bzw. diese teilweise sogar selber ausführt. Selbiger Unterboss ist es auch, der das Ding hier mit der zu erwartenden, weil für so eine Konstellation nur allzu typischen Intrige zum Laufen bringt, indem er einen Käfersammler, der mit der Gruppe gezogen war und mit dieser jetzt nichts mehr zu tun haben möchte (wie praktisch aber auch), umbringt, als dieser gerade bei den Cartwrights vorstellig werden will. Denn weil die Menschen in und um Virginia City alle seeeeeehr leichtgläubig zu sein scheinen, geht man davon aus, dass diese natürlich sofort glauben werden, dass die sonst so oberlieben Rancher, die sonst keiner Fliege was zu leide tun, jetzt mit mal und völlig ohne Grund den armen Wissenschaftler über den Haufen geschossen haben. Na ja, soweit, so gut, so viel zur Ausgangsposition.
Aber a pro pos das mit der Fliege. Das mit der Gutmütigkeit der Cartwrights ging mir diese Folge aber so richtig auf den Wecker. Meine Fresse sind das Gutmenschen vor dem Herrn. Nichts gegen ihre blitzsaubere Weste, aber mit ihrer Menschlichkeit übertreiben sie es aber total, wenn man mich fragt. Denn natürlich ist auch denen klar, wer den Alten umgelegt hat und so fordern sie die Fremden unmissverständlich auf, sofort ihr Land zu verlassen, die allerdings monieren, dass die Frau ja todkrank sei und ihre Pferde völlig erschöpft. Und wo andere Westernhelden à la Clint Eastwood jetzt gesagt hätten „Wenn Sie wissen, dass Ihre Frau so todkrank ist, hätten Sie sie nicht mit auf diese Reise nehmen sollen!“ bzw. wieder andere vielleicht sogar gleich geschossen hätten, schenken die Ponderosa-Boys den Spitzbuben sogar noch frische Pferde. Und da man ihnen die Waffen weggenommen hat (wenigstens das), wird auch noch Hoss als Aufpasser mit Knarre mitgeschickt (scheint ja auf der Farm nicht viel zu tun zu geben)! An dieser Stelle war ich mir sicher, dass das hier die schlechteste aller bisherigen Bonanza-Folgen sein würde.
Und so wirklich ist das auch nach Ende des Genusses von „Die Neuankömmlinge“ nicht ganz von der Hand zu weisen, allerdings passiert dann wenigstens mal was. Denn natürlich wird Hoss, der größte Gutmensch von allen, von den Banditen übertölpelt, die ihn gefangen nehmen (warum se ihn nicht gleich umlegen, war und ist mir etwas schleierhaft) und sich Waffen besorgen, indem der Vormann der Cartwrights, den man vorher auch noch nie gesehen hatte, umgenietet wird. Dann wird die Ponderosa in einer unglaublich schlechten Szene überfallen (erst greifen die Banditen an und schießen alles kurz und klein, aber als die Cartwrights dann wirklich so dämlich sind und sich in den Kugelhagel nach draußen wagen, wo sie jetzt ein sehr gutes Ziel wären, hauen sie ab) und die restlichen Cartwrights machen sich auf, Hoss zu suchen. Der konnte inzwischen mit Inger fliehen (is klar) und trägt die jetzt, weil die ja so krank ist, auf Händen durch die Weiten der Ponderosa und versucht dabei den Bösen zu entkommen, die ihrerseits allerdings erstmal eine Kontra-Cartwright-Connection gründen, um Pa und die anderen beiden gebührend zu empfangen. Und wie es der Zufall (bzw. der Drehbuchautor) so will, kommen Hoss und Inger gerade an der Stelle an, wo sich diese Connection aufgestellt hat. Und weil er seiner Familie ja helfen muss, das Schreien (was definitiv auch gereicht hätte) aber anscheinend verlernt hat, stürzt Hoss sich unbewaffnet in die Menge der Angreifer, soll aber aus unerfindlichen Gründen immer noch nicht erschossen werden und darf so schön einen nach dem anderen umbolzen und erfährt, nachdem sich der Oberbösewicht endlich dazu durchgerungen hat, doch schießen zu wollen, sogar Schützenhilfe von dem ja eigentlich gar nicht so bösen Bruder der Inger. Und als Pa, Adam und Joe dazu kommen, reichen ein paar grimmige Worte und Blicke des Altranchers, um die Anhänger des Oberbösewichts in die Flucht zu schlagen. Das ist leider so unterirdisch, dass es schon wieder traurig ist. Ich hoffe, man kann das auch rauslesen, das stinkt ja zum Himmel.
Und wenn ich mir das so überdenke, muss ich sagen: Ja, es war die schlechteste Bonanza-Folge bislang, aber was dann kam, war doch sehr überraschend. Denn dann ist die Folge noch gar nicht vorbei, dann wird’s nochmal rührselig. Denn die todkranke Inger bekommt noch mal Besuch vom Arzt und weiß nun Bescheid, dass sie nur noch einen Monat zu leben hat. Und weil sie sich auf ihrer Odyssee mit Hoss in Selbigen verliebt hat und ihm das deswegen nicht sagen kann, reist sie fix ab und sagt Lebewohl. Hoss, der an ihre Rückkehr und eine anschließende Heirat glaubt, muss anschließend von Pa mit der bitteren Wahrheit auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden und zieht sich daraufhin erstmal zurück. Natürlich kehrt er wieder und packt wieder mit an (mit mal scheint es nämlich wieder Arbeit zu geben), aber so viel Rührseligkeit hätte ich dieser bis hierhin (von den Intrigen jetzt mal abgesehen, aber die lösen sich hier ja meist, so wie in dieser Folge auch, so schnell auf, wie sie gesponnen werden) so seichten und gutgelaunten Serie nicht zugetraut. Das fand ich echt überraschend und auch gut, das Ende, davon könnte es mehr geben. Dann aber nächstens mit einer besseren Story vorweg bitte, denn das hier war mal gar nichts. Deswegen sag ich jetzt auch nichts mehr zu den Schauspielern, da gibt’s nämlich eh nichts Neues zu verkünden (Inger Stevens mochte ich auch noch nie so wirklich und das hat sich durch ihr Spiel hier absolut nicht geändert), einfach schnell weiter zur nächsten Folge.
(★★★ --)