Bonanza Folge 1 – „Eine Falle für Little Joe“

„A Rose For Lotta“

Diese erste aller „Bonanza“-Folgen ist ein richtig schöner und gelungener Einstieg in die Serie, weil der Drehbuchautor es geschafft hat, alle nötigen Informationen über die Figuren und ihr Verhalten, die man für’s Erste so braucht, nicht einfach so im ersten Gespräch der Serie hintereinander wegzuklatschen, sondern sie immer schön eine nach der anderen in verschiedenen Gesprächen zu verschiedenen Zeitpunkten der Episode einzubringen (und diese Zeitpunkte können mitunter auch recht spät liegen (wie etwa das Gespräch zwischen Little Joe und der Schauspielerin, in dem wir erfahren, wie es dazu kommt, dass die drei Cartwright-Söhne sich ja eigentlich gar nicht so ähneln), was ich sehr gelungen finde, auch wenn man sich ganz zu Anfang doch erst fragt Hä, wie ist das jetzt? (das macht die Sache ja erst interessant)). Das ist das größte Plus dieser Folge. Alle Figuren werden hier schon einmal gezeigt, man bekommt schon die ein oder andere Eigenart des einen oder anderen Charakters mit und man realisiert wie aberwitzig und eigentlich vollkommen schwachsinnig die Grundidee von „Bonanza“ eigentlich ist (denn wieso sollten sich die vier Leute, die auf der Ranch das Sagen haben, ihre Aufgaben nicht teilen und dann würde der eine auf die Arbeiter im Osten der Ponderosa aufpassen und der nächste auf andere Arbeiter im Westen des Gebiets und der dritte vielleicht beim Haupthaus was verwalten oder helfen oder wie auch immer, aber stattdessen reiten die vier immer, wenn etwas ist (zum Beispiel wenn einfach nur eine Kutsche, die eigentlich nicht über die Ranch zu fahren hat, plötzlich am Horizont auftaucht), gemeinsam hin, um sich die Sache anzusehen und wenn nötig einzugreifen, als hätten sie nicht genug Leute dafür – hätte es das wirklich gegeben, hätten die Arbeiter diese Ranch aber ganz schnell übernommen, so viel ist sicher), hat aber damit natürlich kaum ein Problem, denn dafür ist es nun einmal kein Film.

Und in dieser ersten Episode bestätigen sich auch so ziemlich alle anderen Erwartungen, die man an die Serie gehabt hat. Denn erstens unterhält diese ganz einfach ausgezeichnet (nicht zuletzt durch die vielen – manchmal etwas übertrieben dämlichen – Witze (denn so viel wie Hoss würde kein Mensch essen, aber OK, man kann darüber lachen) und die angenehm unamerikanische Synchro, die an der einen oder anderen Stelle schon mal an den guten Rainer Brandt erinnert, was mich doch sehr erstaunt hat), ist aber zweitens auch für nicht mehr als das gedreht worden. Wenn man schon in den allermeisten Plots der Western-Filme aus dieser Zeit keine neuen Geschichten mehr ausmachen kann, dann kann man das in der Handlung einer Serie aus dieser Zeit, wie man sich denken kann, erst recht nicht. Und speziell diese Folge sah ich auch wirklich mehr als kleinen, netten Einstieg in die Serie. Die Geschichte an sich mit der Falle für Little Joe ist nämlich wirklich ultraplatt und absolut voraussehbar (und zudem noch kein bisschen spannend). Da passiert echt gar nichts Dolles und man erfährt eigentlich nur ein bisschen was über die Charaktere, mehr nicht (Hop Sings Vater wird ja zum Beispiel auch eingeführt). Ein bisschen Erstaunen konnte mir da nur der eine der beiden Verfolger von Little Joe in der Stadt entlocken, der – weil Joe nicht gefunden werden kann – dem einen Chinesen einfach seine Petroleumlampe aus der Hand nimmt und dem seine Bude abfackelt (woraufhin er natürlich auch gleich ordentlich verdroschen wird, aber trotzdem). Das passt nämlich gar nicht zu dem ansonsten so superseichten Ton, den die Serie bis hierhin anschlägt.

Darstellerisch sollte man auch nicht zu viel erwarten. Das Spiel der Akteure ist wirklich nur auf Serien-Niveau und wenn man wissen will, was für ein Talent da teilweise auch heute noch ausreicht, um in einer Serie mitspielen zu können, braucht man nur mal diese ganzen Telenovelas, die überall laufen, anzuschauen. Nur Lorne Greene macht da eine kleine Ausnahme, denn er gefiel mir mit Abstand am besten. Auch Michael Landon mag man zwar sofort, aber so richtig gut gespielt hat er auch nicht (und obendrein noch Norbert Langer als Synchronsprecher abgekriegt). Pernell Roberts ist nicht so doll und auch Dan Blocker übertreibt zuweilen gewaltig mit seinem „Ich hab‘ grad‘ mordsmäßigen Hunger!“-Gesichtsausdruck.

Alles in allem aber wie gesagt sehenswert diese erste „Bonanza“-Folge, in der der Plot eigentlich nur Zugabe zur Einführung der Charaktere ist und nur ganz seicht nebenher fährt. Das kann einen stören, macht auf der anderen Seite aber vielleicht Lust auf mehr. Ich jedenfalls habe sie bekommen. Denn so durchschnittlich die Folge auch war, so unterhaltend war sie auch.

(★★★ ++)

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