Die schwarzen Adler von Santa Fe

Die schwarzen Adler von Santa Fe

★★★ +++

  • Jahr: 1965
  • Regie: Ernst Hofbauer
  • Darsteller: Brad Harris, Horst Frank, Werner Peters, Pinkas Braun, Olga Schoberová, Helga Sommerfeld, Tony Kendall, Joachim Hansen...

Story

Banditen, dieses Mal in Gestalt des Ranchers Morton (Werner Peters) und seines Handlangers Gentleman (Pinkas Braun), erschießen mal wieder in Soldatenuniform Indianer, was diese unter Führung ihres Häuptlings Schwarzer Adler (Tony Kendall) so richtig auf die Palme bringt. Der selbsternannte Indianerkenner Cliff McPherson (Brad Harris) sowie der treffsichere Journalist Blade Carpenter (Horst Frank) lassen sich das nicht gefallen…

Worte zum Film

sehr sympathische Darsteller, sehr unterhaltsame, wenngleich altbekannte und leicht schräge Story, solide Inszenierung; enthält erneut regelrechte Trash-Momente; erneut ein „klassisch“ deutscher Western mit Schwenk Richtung Italowestern

Bewertung

Nachdem der berühmt-berüchtigte Wolf C. Hartwig bereits mit seinem ersten Western, „Die Flusspiraten vom Mississippi“, die großen Karl-May-Verfilmungen seines Produzentenkollegen Horst Wendlandt nachzuahmen versuchte, ihm dies qualitativ aber eher durchschnittlich gelang, legte er bereits ein Jahr später den zweiten, wesentlich besseren Versuch „Die Goldsucher von Arkansas“ vor. Und wer nach dieser super-unterhaltsamen Angelegenheit gedacht hat, dass sein dritter und letzter Genrevertreter „Die schwarzen Adler von Santa Fe“ mit einem gewissen Ernst Hofbauer als Regisseur dann ja wieder nur nach unten ausschlagen kann, der irrt. Auch dieser stellt sich als flotter, spaßiger Ritt heraus, den zu gucken man keine Sekunde lang bereut.

Schließlich muss man Hofbauer ebenso wenig wie Hartwig auf ihre „Erotik“-Kollaborationen reduzieren (darf man wegen mir aber gerne machen, haben sie von diesem Pseudo-Doku-Schund doch viel zu viel produziert). Auch er hatte seine – zugegebenermaßen seeehr licht gesäten – Momente (wie etwa in „Yang Chi“ („Karate, Küsse, blonde Katzen“)). Und so ist „Die schwarzen Adler von Santa Fe“ ebenfalls ein flott und sehr geradlinig inszenierter Spaß, der einen Höhepunkt an den anderen reiht. Ein klassischer Actionwestern deutscher Schule, der Fans dieser beschwingten Herangehensweise eindeutig zufriedenstellen sollte.

Allerdings muss man sich leider auch von ihm ab und an daran erinnern lassen, dass hier eben kein Wendlandt am Ruder saß. Ähnlich wie seine beiden „Vorgänger“ hält auch „Die schwarzen Adler von Santa Fe“ einige echte Trash-Momente parat. So etwa eine Gesangseinlage von Ronny. Ronny wer? Kein Nachname, einfach Ronny. Und keine Angst, ihr braucht jetzt nicht zu googeln. Das hab ich schon gemacht; kannte den schließlich auch nicht. Ronny war ein deutscher Schlagersänger, der zur Entstehungszeit des Films offensichtlich angesagt war. Offenbar so angesagt, dass man auf Teufel komm raus einen Song von ihm einbauen musste. Das Ergebnis ist dann eine Art Musikvideo im Film, bei dem Ronny dann in Wildwest-Klamotten in der Mitte des Forts sitzt, in das sich die Siedler geflüchtet haben (am Anfang dieses Streifens, auch so ein Einstieg mit heftigen Fragezeichen), und Gitarre spielt. Alle anderen stehend gaffend um ihn rum und haben die drohende Gefahr für den Moment offensichtlich vergessen. Und über der Szene liegt unüberhörbar die Studioversion des Songs „Kenn ein Land“, zu der der Sänger dann artig seine Lippen bewegt, was schräger kaum aussehen könnte. Dies ist leider ebenso wie das Ende des Streifens dann auch kaum mehr lustig zu finden. (Spoiler) Dort nämlich laden Tony Kendall als Häuptling Schwarzer Adler und Werner Peters als Oberschurke Morton sich gegenseitig dazu ein, sich auch ja umzubringen, was das Gegenüber dann jeweils brav tut, sodass schlussendlich beide einen Felsen runterstürzen. (Spoilerende) Das könnte einem dann jeweils kurz die Laune verhageln, aber eben auch nur kurz.

Denn ansonsten ist die nun wirklich auch nicht neue Geschichte einfach zu kurzweilig erzählt und sind die sonstigen schrägen Momente wie in den beiden vorangegangenen Filmen höchstens drollig zu nennen (etwa die Tatsache, dass der Saloon bald so groß wie das Fort selbst ist, was mir während der Sichtung ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen war). Wenn man da sein Hirn ausschalten kann, macht das hier richtig Spaß (wenn nicht, könnte ich das allerdings auch nur zu gut verstehen; so geht’s mir schließlich bei vielen italienischen Vertretern).

Zumal Hofbauer und sein Drehbuchautor Jack Lewis (wer soll das sein?) mal eine leicht andere Herangehensweise wählen. Mit der Betonung auf leicht. Man entfernt sich ein wenig von den althergebrachten „klassisch deutschen Westerninhalten“. Das Blutsbruderthema beispielsweise wurde endlich mal komplett rausgeschmissen und die Kavallerie steht so sehr im Fokus wie seit Artur Brauners missratenem „Old Shatterhand“ nicht mehr. Zwar sind die „neu“ eingebrachten Elemente des Ranchers und seiner Leute sowie der Soldaten zwar amerikanische, aber von der Gangart her nähert man sich, wie es auch Wendlandt seinerzeit schon versuchte, dem Italowestern an. So werden die Faustkämpfe und Schießereien ein wenig verlängert und wird die Gangart an sich ein wenig „rauer“ ((Spoiler) dass Helga Sommerfelds Cora Morton z. B. am Schluss noch ins Gras beißen muss, hatte ich nun wirklich nicht erwartet (Spoilerende)).

Zusätzlich bringt man mal ein paar „neue Gesichter“ ins Spiel. So ist es etwa eine Freude, „Edgar Wallace“-Größen wie Pinkas Braun oder Werner Peters „endlich“ mal in einer Pferdeoper sehen zu dürfen. Beide sind wie gewohnt schön schleimig-fies. Und die generell viel zu selten besetzte Helga Sommerfeld setzt dazu noch optische Reize. Das tut selbstverständlich auch wieder Olga Schoberová. Dieses Mal – etwa in der Badewanne sitzend – noch wesentlich effektiver als in „Die Goldsucher von Arkansas“. Brad Harris kann zwar immer noch nicht schauspielern, aber an ihn hat man sich mittlerweile so gewöhnt, dass das kaum noch ein Problem darstellt. Und den Rest erledigt Heinz Engelmann mit seiner unverwechselbaren Stimme. Ein dickes Ausrufezeichen setzt zudem Horst Frank, der sich hier in der Rolle des Guten viel besser zurechtfindet als noch im „Vorgänger“. Mit seiner flapsigen Art kommt er viel glaubwürdiger rüber als als wortkarger Einsiedler und hat zudem noch den einen oder anderen guten Gag auf seiner Seite. Etwa die wohl großartigste Ankündigung einer Aufforderung zum Tanz ever: „Ich geh mir jetzt nen Korb holen.“. Nur Joachim Hansen wird niemand in Erinnerung behalten.

Unterm Strich erfindet auch „Die schwarzen Adler von Santa Fe“ das Rad natürlich nicht neu und durfte man das natürlich auch nicht erwarten. Dafür punktet er – wie seine „Vorgänger“ – erneut mit überaus bekömmlicher deutscher Schauspieler-Hausmannskost, mit einer flotten Inszenierung, einer guten Portion Witz (nicht nur trashiger Natur) sowie sogar einer Art Härte. Heraus kommt eine zumindest in meinen Augen sehr charmante Mischung, von der ich mir auch noch eine Trilogie hätte ansehen können. Wieso musste Hartwig auch so bald auf diese Sexfilme umsatteln?

★★★ +++

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch die Nutzung der Kommentarfunktion erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten gemäß meiner Datenschutzerklärung einverstanden.