Mord in Yellowstone City

Murder At Yellowstone City

★★★

  • Jahr: 2022
  • Regie: Richard Gray
  • Darsteller: Isaiah Mustafa, Gabriel Byrne, Thomas Jane, Nat Wolff, Anna Camp, Aimee Garcia, Richard Dreyfuss, John Ales, Tanaya Beatty, Zach McGowan...

Story

Kaum hat Robert Dunnigan (Zach McGowan) endlich Gold gefunden, wird er auch schon ermordet. Ein Schuldiger ist in dem winzigen Kaff am Yellowstone schnell gefunden: der sich auf der Durchreise befindliche Schwarze Cicero (Isaiah Mustafa). Doch auch als der bereits im Kittchen sitzt, geht die Mordserie weiter…

Worte zum Film

schwache Figuren, lahm vorgetragen und nicht spannend; namhafte, aber nur durchschnittliche Darsteller, schwache Inszenierung, ganz schwache Action; tolle Landschaften und Bauten; Krimi im Wilden Westen geht besser

Bewertung

Es gab mal eine Zeit, da habe ich versucht mir einzureden, dass man heutzutage keine Filme mehr mit Zugpferd-Titeln wie „Django“ oder ähnlichem versehen würde, weil man einfach gemerkt hätte, wie lächerlich das ist… Und es ist ja auch nicht in Ordnung, weil vorsätzliche Kundentäuschung und so… Tja, was soll man sagen? Die Filmindustrie ist weiterhin vorrangig eben genau das: eine Industrie. Und wo Geld verdient werden muss, da hat die Moral eben noch nie eine besonders bedeutsame Rolle gespielt. Und so dachte sich Richard Gray, der hier als Produzent und Regisseur in Personalunion agierte, springe ich doch mal auf die aktuelle Western-Welle auf, die Taylor Sheridans „Yellowstone“ losgetreten hat. Und damit auch ja alle Fans der Serie auf meinen Film aufmerksam werden, nenne ich ihn doch einfach mal „Mord in Yellowstone City“. Denn falls auch bei euch schnell der Verdacht aufgekommen sein sollte, dass mal wieder findige Verleiher aus hiesigen Gefilden auf diese Idee gekommen wären: Nein, Grays Streifen heißt auch im Original „Murder At Yellowstone City“.

Selbstredend könnte die Geschichte, die er erzählt, auch überall sonst in den USA spielen. Und ob die Stadt überhaupt wirklich „Yellowstone City“ heißt, wird – sofern ich nicht etwas überhört haben sollte – nie erwähnt. Es klingt einfach toll und macht sich gut auf dem Poster. Immerhin muss man Gray allerdings zugutehalten, dass er tatsächlich in Montana gedreht hat. Und zwar nicht irgendwo, sondern in einer eigens dafür errichteten Western-Stadt, wenn ich das richtig weiß. Und das sieht man seinem Werk an. Sowohl die Landschaften als auch gerade die Bauten sind absolut überdurchschnittlich für einen Direct-to-Video-Vertreter. Die erwecken wirklich Western-Feeling.

Leider war’s das an Positivem dann aber auch schon. Inhaltlich und handwerklich kann „Mord in Yellowstone City“ leider nie darüber hinwegtäuschen, dass er für die schnelle Kasse gedreht wurde. Dabei ist seine Prämisse ja eigentlich recht spannend. Schließlich geht’s hier mal wieder um einen Mord in einer Kleinstadt, für den in bester Miss-Marple-Manier nur eine begrenzte Zahl an Verdächtigen in Frage kommt. Sheriff Jim Ambrose (Gabriel Byrne) könnte hier also zum großen Wildwest-Detektiv werden – tut er aber nicht. Schließlich ist der vermeintlich Schuldige schnell ausgemacht und er hat mehr damit zu tun, seine Leute zu beruhigen. Da wird also mal wieder viel palavert und die Story kommt überhaupt nicht voran. Von Spannung keine Spur. Nur einer sagt mal wieder gar nichts: Der Angeklagte Cicero (Isaiah Mustafa). Anstatt sich mal selbst zu verteidigen und seine Version zu schildern, nimmt er die Einkerkerung mehr oder weniger geduldig hin. Ich dachte über so was wären wir langsam mal hinaus…

Wenn das Morden dann weitergeht, wird schnell klar: Wir haben es hier nicht wie erwartet mit einem Kriminal-Western zu tun, sondern eher mit einem Slasher im Wilden Westen. Und der wird dann auch genauso dämlich aufgelöst wie die meisten seiner Kollegen aus dem Horror-Bereich… Echt traurig, zumal die Demaskierung des Täters viel zu früh erfolgt und wir ab da nur noch schlecht gemachte Action-Szenen serviert bekommen, die obendrein meistens keinen wirklichen Sinn ergeben. Gerade das Finale brennt nochmal ein Feuerwerk an unglaubwürdigen Zufällen ab. Hier wird dann auch ganz deutlich, dass das Budget eben nicht so hoch gewesen sein kann, wie Bauten und Mitwirkende den Anschein erwecken.

Denn teilweise ist er ja recht prominent besetzt, dieser „Murder At Yellowstone City“. Gerade Gabriel Byrne und Richard Dreyfuss sollten hier wohl mit ihren Namen nochmal zusätzliche Kundschaft anlocken. Herausragende Leistungen bieten sie allerdings nicht. Ebenso wenig wie Zach McGowan, Thomas Jane oder Aimee Garcia etwa, deren Namen und Gesichter einem durchaus auch bekannt vorkommen könnten. Das ist alles maximal durchschnittlich. Gerade Letztere wirkt hier eher wie ein Fremdkörper. Glaubwürdig integrieren kann Gray sie nicht. Ähnlich wie Anna Camp, die einem gerade am Schluss vorkommt wie eine amerikanische Veronica Ferres (was definitiv kein Kompliment ist). Isaiah Mustafa kann den Streifen auch auf keinen Fall tragen, hat aber immerhin keine Hauptrolle im klassischen Sinne. Und so ist der einzige Lichtblick in diesem Ensemble Tanaya Beatty, die mal wieder nicht nur gut aussieht, sondern auch darstellerisch überzeugt und daher leider viel zu früh ihren Filmtod stirbt…

Und so bleiben die schöne Westernstadt und die tollen Landschaften Montanas die einzigen Schauwerte in „Mord in Yellowstone City“. Eric Belgaus Drehbuch ist einfach zu lahm und zu unlogisch. Da macht zu viel keinen Sinn. Eine gewollt diverse Kleinstadtgemeinschaft ist zwar ein netter Versuch, wirft aber neue Fragen auf, ebenso wie der schwarze Cowboy, der 1881 in Montana doch nicht so eine Seltenheit gewesen sein kann, oder? Egal, hinzu kommen – wo sie denn eingesetzt werden – grausige CGI, schwache Action-Szenen und eine inkompetente Regie. Also wirklich nichts, was das Schauen dieses miesen B-Westerns rechtfertigen würde. Zwar erfüllt das irgendwo noch gewisse Standards und reicht daher nicht, um Gray so richtig abzuwatschen, aber tut euch und der Welt einen Gefallen und unterstützt sein profitgieriges Treiben nicht auch noch, indem ihr diesen Quatsch käuflich erwerbt! (Ich hab den Film in der Mediathek von 3sat geguckt, das muss ich ja nun eh bezahlen. ;) )

Übrigens: Falls ihr euch nun fragen solltet, warum man bei so einem Billigfilm offensichtlich doch so einige Dollar in die Bauten gesteckt hat, so meine ich gelesen zu haben, dass Gray gleich eine ganze Reihe von solchen B-Western-Produktionen plant, bei denen er diese recyclen kann. Und der erste davon scheint gerade eben veröffentlicht worden zu sein: „The Unholy Trinity“, der noch wesentlich prominenter besetzt ist, dessen Trailer jedoch genauso schlecht aussieht wie der von „Murder At Yellowstone City“. Und der hat Veronica Ferres dann sogar wirklich an Bord! Ich hab jetzt schon keinen Bock drauf…

Zitate

„Die Stadt ist sicherer, wenn am Sonntagmorgen alle in der Kirche sind.“(Sheriff Jim Ambrose (Gabriel Byrne) weiß, wie er seinen Gott verkaufen kann)

[nach dem zweiten Mord] „Schaufeln Sie ein neues Grab – Sie sind ja in Übung…“(Jim Ambrose setzt beim Aushub getreu dem Motto never change a winning team weiterhin auf Priester Thaddeus Murphy (Thomas Jane))

★★★

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