El Capitano

Something Big

★★★

  • Jahr: 1971
  • Regie: Andrew V. McLaglen
  • Darsteller: Dean Martin, Brian Keith, Ben Johnson, Honor Blackman, Albert Salmi, Robert Donner, Carol White, Denver Pyle...

Story

Joe Baker, genannt El Capitano (Dean Martin), plant sein größtes Ding. Dafür muss er bei dem schmierigen Jonny Cobb (Albert Salmi) jedoch eine Frau gegen eine Gatling Gun eintauschen. Ohne es zu ahnen entführt er daher die Offiziersgattin Mary Anna Morgan (Honor Blackman). Das schmeckt deren Mann, dem Kavallerie-Colonel Morgan (Brian Keith), natürlich gar nicht. Und zu allem Überfluss, macht sich auch noch Bakers Verlobte Dover McBride (Carol White) auf in den Westen, um ihn endlich zu heiraten…

Worte zum Film

erwartbar albern und klamaukig, bemüht schlüpfrig und nicht mehr zeitgemäß; ordentliche Darsteller, Optik und Regie; von alten Männern für alte Männer?

Bewertung

„MacLintock“, „Der Mann vom großen Fluss“, „Die Unbesiegten“, „Chisum“… Man könnte fast auf die Idee kommen, in Andrew V. McLaglens Filmografie ein gewisses Muster zu erkennen. Jenes nämlich, dass seine richtig guten Western immer in Jahren veröffentlicht wurden, in denen sonst kein anderer Film von ihm erschien. Ein eher durchschnittlicher Vertreter wie „Der Weg nach Westen“ etwa erschien 1967 hingegen zusammen mit gleich zwei anderen McLaglen-Werken. Macht also fast den Anschein, als läge den wirklich guten Pferdeopern des Londoners mehr Vorbereitungszeit zugrunde. Kann man sich gut vorstellen, dass das Ergebnis dann besser ausfällt. Und „El Capitano“, von dem ich bis gestern Abend noch nie etwas gehört hatte und folglich etwas überrascht war, dass er auch dem guten Andrew V. zuzuschreiben ist? Wurde 1971 veröffentlicht – ebenso wie „Heißes Gold aus Calador“ und „Die Gnadenlosen“. Und zumindest dieser führt die soeben ausgemachte Tradition fort.

Dabei ist „Something Big“ kein wirklich schlechter Film geworden, aber nervig kann er sein. Sehr nervig. Das geht schon in der ersten Szene los, wenn Denver Pyle mit der Hilfe von Hans-Dieter Zeidler, der sich wirklich alle Mühe gibt, so kratzig wie möglich zu klingen, eine Tirade ablässt und mit Brian Keith ein Gespräch führt, von dem man sich denkt „Soll das jetzt lustig sein?“. Ja, das soll es wohl, aber leider entlockt mir das maximal ein müdes Lächeln. Viel zu überdreht. Und überhaupt; die Dialoge, die die miteinander führen. Gerade Keiths Colonel Morgan und Ben Johnsons Jesse Bookbinder. Ist ja kaum zum Aushalten. Witze in dieser Western-Komödie? Sind ganz rar gesät. James Lee Barretts Script setzt lieber auf genau den Klamauk und die Albernheiten, die man von einem Dean-Martin-Vehikel fast schon erwartet. Zwar wird’s nicht ganz so schlimm, als wenn Sinatra oder gar Jerry Lewis mit von der Partie wären, aber schön geht anders. Hunde im Sack, Pferde mit Goldzähnen, Indianer, die immer schön abgefüllt werden… Fast so, als hätte man versucht, einen Lucky-Luke-Comic ein wenig ernsthafter zu verfilmen.

Vor allem nervt es, wie bemüht „El Capitano“ ist, schlüpfrige Anspielungen zu machen. Oder ist das nur die deutsche Synchro (kann ich mir hier aber fast nicht vorstellen)? Zwei Frauen, die eine ertraglose Mine ausbeuten und eine Ziege halten kommentieren dies mit „Man könnte sagen, wir leben von unserem Loch und den Zitzen.“. Boah, ist das peinlich! Da fallen einem ja auf dem Schulhof schon bessere Sprüche ein. Zum Fremdschämen, wirklich… Erinnert in dieser Eigenschaft fast ein bisschen an „Die gefürchteten Vier“ (auch wenn man diese Vertreter tonal natürlich nicht miteinander vergleichen kann). Und da wie hier: Nur alte Männer zu sehen. Nicht falsch verstehen jetzt: Nicht, dass ich normalerweise was gegen diese alten Männer hätte, aber hier scheint auch das Zielpublikum dementsprechend ein altes, männliches, weißes gewesen zu sein. Oder das ist einfach alles nicht mehr zeitgemäß. Jedenfalls kann man da heutzutage doch nicht mehr drüber lachen.

Immerhin wurde mit Honor Blackman eine Frau in einer führenden Rolle gecastet, die alterstechnisch zu diesen Männern passt. Diese darf dann auch Kontra geben, das gefällt. Allerdings hat auch sie erschreckenderweise nichts dagegen einzuwenden, dass Martins Joe Baker noch einmal „Something Big“ durchzieht. Ganz im Gegenteil, sie unterstützt das Vorhaben sogar proaktiv, obwohl sie weiß, dass „El Capitano“ dafür eine Gatling Gun braucht (die hier beständig als „Drehorgel“ bezeichnet wird, was auf die Dauer ebenfalls nervt). (Spoiler) Und als dieser diese dann tatsächlich geschenkt bekommt (!), mäht er damit dann eben auch mal eben gefühlte 50-100 Mexikaner um (mag sein, dass das auch alles Spitzbuben waren, aber das weiß man einerseits nicht und andererseits würde dies die Tat eines anderen Spitzbuben trotzdem nicht legitimieren). (Spoilerende) Moralisch höchst fragwürdig und nicht zur Nachahmung empfohlen.

Aber immerhin spielt Blackman diesen Part sehr ordentlich. Die Gute macht hier wesentlich mehr her als in dem drei Jahre zuvor erschienenen „Man nennt mich Shalako“. Und es ist ja nun auch nicht so, dass ich einem Dean Martin nicht gerne bei der Arbeit zuschauen würde. Er schafft es sogar, diesem an und für sich auch nervigen und unsympathischen Joe Baker eine halbwegs nachvollziehbare Seite abzutrotzen. Brian Keith und Ben Johnson machen sich auch mit Hingabe zu Vollidioten und schaffen es ebenfalls, ihren Charakteren einen Rest Würde zu verleihen. Nur Albert Salmi und Robert Donner kann hier wirklich keiner verknusen – was aber an ihren unendlich nervigen Rollen liegt. Und Carol White? Ist bzw. war geschlagene 26 Jahre jünger als ihr Verlobter Dean Martin hier. Das entspricht dann diesem Alte-Männer-Selbstverständnis, von dem ich sprach. Zwar lässt auch ihre Dover McBride (der Name ist Programm) sich nicht die Butter vom Brot nehmen, aber am Ende hat auch sie unverständlicherweise nur Verständnis für ihren kindsköpfigen Zukünftigen übrig, der sie in der Zwischenzeit natürlich mehrfachst betrogen hat.

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Während ich das Geschehen optisch hier weiterhin überragend finde und auch Andrew V. McLaglen selbst erneut einen routinierten Job macht, ist das Gezeigte inhaltlich mitunter höchst fragwürdig. Seht in mir ruhig eine Spaßbremse, aber ich kann nicht darüber lachen, wenn Massenexekutionen auf „lustige“ Weise legitimiert werden sollen. Die benannten nervigen Charaktere, die Albernheiten, der Klamauk, die Anzüglichkeiten; all das bewegt sich auf einem Niveau, das ich mir gerade noch ansehen kann. Zumal die Schauspieler sich wie gesagt höchst ordentlich aus der Affäre ziehen. Dafür wäre ich bereit, noch ein Plus springen zu lassen. Aber bei dem Ende geht das einfach nicht… Ich wäre daher geneigt „Something Big“ (denn etwas Großes ist er definitiv nicht) als einen Film von alten Männern für alte Männer abzutun – hoffe jedoch stark, dass heutige „alte Männer“ – mich eingeschlossen, wenn es dann mal so weit ist ;) – einen besseren Geschmack haben.

Übrigens: Hält die deutsche Synchronisation hier noch ein „Highlight“ parat, das mich anfangs sehr irritierte. Ich gehe mittlerweile davon aus, der Ort des Geschehens hier heißt „Dry Wells“. Wenn Marquis und Co. aber stets und ständig und durch die Bank weg von „Drei Wels“ sprechen, kam ich erst nicht umhin mir vorzustellen, die Figuren würden zum nächsten Anglerheim reiten… Ich will mich damit gar nicht auf das Gag-Niveau dieses Streifens herablassen, ich will damit nur sagen: Auch das ist, genau, nervig.

Zitate

[Colonel Morgan attestiert einer Leiche ein gesünderes Aussehen als noch zu Lebzeiten] „Wie kann er denn gesund aussehen, wenn er tot ist?“ – „Das bekommt ihm eben.“(Colonel Morgan hat sein ganz eigenes Schönheitsideal)

„Bookbinder, ich habe mein Leben bei der Armee verbracht. 30 Jahre bei der Kavallerie, um präzise zu sein. Aber ich habe noch niemals, in der ganzen Zeit, einen so beschissenen Kundschafter gehabt wie Sie!“(Colonel Morgan spricht Klartext und einfach mal die Wahrheit)

„So wie Sie aussehen, können Sie einen kräftigen Stoß vertragen.“(Joe Baker überprüft Mary Anna Morgans Bumsfestigkeit)

„Ich weiß, das ist gemein, aber noch keiner hat von mir behauptet, dass ich ein guter Mensch sein.“(Joe Baker kennt seinen Wert für die Gesellschaft)

„Es ist unvorstellbar für mich. Ich glaube es nicht, dass Sie mich gegen eine Kanone eintauschen.“ – „Warum glauben Sie mir das nicht?“ – „Weil ich weiß, dass ich mehr wert bin. Viel mehr. Und sie wissen das auch…“(Mary Anna Morgan kennt die aktuellen Tauschmarktkurse)

„Wer könnte einem Mann verbieten, zwei Frauen zu lieben?“ – „Die erste Frau.“(Tommy McBride (Don Knight) ist ein kluger Mann)

★★★

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