Die Dame und der Killer

Heller In Pink Tights

★★★

  • Jahr: 1960
  • Regie: George Cukor
  • Darsteller: Sophia Loren, Anthony Quinn, Steve Forrest...

Story

Thomas Healy (Anthony Quinn) reist mit seiner kleinen Theatergruppe durch den Wilden Westen und wird von seiner Herzdame Angela Rossini (Sophia Loren) immer wieder in Schwierigkeiten gebracht…

Worte zum Film

langweilig, unverständlich, überflüssig; nervige Kitsch-Romanze ohne jegliche Ambitionen; Western ohne typische Western-Eigenschaften

Bewertung

Was haben wir George Cukor nicht alles für tolle Filme zu verdanken? „Holiday“ („Die Schwester der Braut“), „Gaslight“ („Das Haus der Lady Alquist“), „Adam’s Rib“ („Ehekrieg“) oder, vor allen anderen, „The Philadelphia Story“ („Die Nacht vor der Hochzeit“) etwa. Selbst im Jahr 1960 hat er mit „Let’s Make Love“ („Machen wir’s in Liebe“) noch einen seiner besten Streifen gedreht. Aber ausgerechnet mit seinem einzigen Western (korrigiert mich, falls ich falsch liegen sollte), musste er so eine Gurke abliefern. „Die Dame und Killer“ hat keine, auch nicht eine einzige, der Qualitäten der eben genannten Beispiele. Er ist schlicht ein vollkommen überflüssiges Werk.

Leider macht er auch nie den Versuch einen anderen Eindruck zu erwecken. Schon die einleitende Verfolgungsjagd ist nicht spannend, sondern behäbig und kraftlos. Und die sich anschließende Geschichte um eine durch den Westen reisende oder besser gesagt meistens fliehende Theatergruppe noch viel mehr. So etwas ist von Haus aus schon nicht sonderlich interessant und die Drehbuchautoren Dudley Nichols und Walter Bernstein geben sich bei ihrer Adaption eines Romans von Louis L’Amour auch keinerlei Mühe, daran etwas zu ändern. Sie schicken langweilige Figuren, die langweilige Theaterstücke aufführen oder eben vor etwas davonlaufen, durch einen langweiligen Film.

Am schlimmsten jedoch: Sie konnten sich nicht für eine Tonart entscheiden. Hat man anfangs noch das Gefühl, „Heller In Pink Tights“ wäre nicht nur ob seines fast so klingenden Originaltitels eine komödiantische Angelegenheit und einfach nur nicht lustig (dafür aber immerhin nicht so albern wie „Something Big“ („El Capitano“) neulich), wird man spätestens im Mittelteil eines Besseren belehrt. Hier hat man kurzzeitig das Gefühl, man erlebe gleich einen richtigen Survival-Western à la „Shalako“ (interessant, dass ich diese Assoziation schon während des Schauens hatte, als ich noch gar nicht wusste, dass der auch auf einer Geschichte von Louis L’Amour beruht), der einfach nur nicht spannend wäre. Aber wieder gefehlt, denn am Ende schlägt alles in eine große, kitschige, gewollt dramatische und dann wieder nicht so dramatische Romanze um, die einfach nicht zu ertragen ist. Glaubt mir, diese Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten Angela Rossini (Sophia Loren) und Thomas Healy (Anthony Quinn) ist richtig nervig. Meine Freundin, die den Film an dieser Stelle mehr oder weniger mitgehört hat, meinte nur „Es ist für eine emanzipierte Frau schwer, sich das mitanzuhören.“. Ich denke, das sagt einiges aus. Und dieses Unstete, dieses Abarbeiten einzelner Episoden gleich einem Road Movie, das ist einfach nicht Fisch und nicht Fleisch. Da hätte man sich für eine Gangart entscheiden sollen.

Aber das wollte man wohl auch gar nicht. Man wollte wohl diesen Mischmasch. Vermutlich, um zu überdecken, das man ansonsten nicht, aber auch gar nicht in der Lage war mit diesem Beitrag irgendetwas auszusagen. Völlig ambitionslos treibt das banale Geschehen dahin, kann einen überhaupt nicht berühren, nicht mal unterhalten und ist im Übrigen auch kein vollwertiger Western. Zumindest nicht, wenn man die typischen Genreeigenschaften sucht. Die Weite, die Schießereien, die Faustkämpfe… Nun gut, immerhin die Indianer machen was her, aber die haben hier nicht mehr als einen Cameo-Auftritt als, natürlich, wilde Bestien…

Da können Sophia Loren und Anthony Quinn, die ich beide sehr schätze, dann auch nichts mehr retten. Wobei Erstere hier leider noch mit dem Problem zu kämpfen hat, dass ihre völlig unnatürlichen Perücken eben auch genau so aussehen. Gerade das Blond steht ihr gar nicht… Bei Steve Forrest fragt man sich die ganze Zeit, wer er eigentlich ist. Total aufgesetzt und mit seinem Gelache mit der Zeit sehr nervig. Vom Rest des Casts brauchen wir ehrlich gesagt gar nicht erst zu reden.

Unterm Strich fragt man sich nach der Ansicht von „Die Dame und der Killer“ also sehr, wozu dieser überhaupt gedreht worden ist. Verspricht einem ganz zu Beginn erst eine „flirtatious actress“, einen „hellion in pink tights“, um dann so ganz ohne Aussage, Ambitionen, Unterhaltungswert, Einheitlichkeit, Genrezutaten und fast ohne nennenswerte Schauspieler daherzukommen. Und soll ich euch was sagen: Ich weiß es nicht! Ich verstehe einfach den Gedanken hinter diesem Streifen nicht. Sicherlich, am Ende gibt es da weitaus schlimmere Vertreter, aber mir tut es um die verschwendete Lebenszeit doch leid. Und darauf, dass hier ein George Cukor im Regiestuhl saß, wäre man, ohne es zu wissen, auch nie gekommen…

Zitate

„Dass man Schulden hat, heißt nicht, dass man sie auch bezahlt.“(De Leon (Ramon Novarro) macht es, wie so viele Staaten auch)

„Ich will immer alles.“(Thomas Healy gibt sich bescheiden)

„Man soll Schauspielern kein Zimmer mit Balkon geben.“(der Theaterbesitzer des einen Städtchens hätte es besser wissen sollen)

„Hübsche Gegend hier, was?“ – „Etwas viel Gegend…“(Mrs. Lorna Hathaway schätzt die kleinen Dinge des Lebens)

„Karten lügen nicht, Mabry.“ – „Die Menschen aber und die machen die Karten.“(Clint Mabry (Steve Forrest) hat früher bei der „Sendung mit der Maus“ immer gut aufgepasst)

„Wenn ein kluger und schwerreicher Mann wegen 5.000 Dollar seine ganze Existenz ruiniert, dann heißt das doch am falschen Ende sparen.“(Angela Rossini versucht sich nebenberuflich als Anlageberaterin)

★★★

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