Der wilde wilde Westen (Is‘ was, Sheriff?)

Blazing Saddles

★★★ --

  • Jahr: 1974
  • Regie: Mel Brooks
  • Darsteller: Cleavon Little, Gene Wilder, Harvey Korman, Slim Pickens, Madeline Kahn, Mel Brooks...

Story

Der ehemalige Gleisarbeiter Bart (Cleavon Little) wird von Vizegouverneur Hedley Lamarr (Harvey Korman), der eine Eisenbahnstrecke direkt durch die Stadt Rock Ridge bauen lassen will, zum Sheriff eben dieses Örtchens ernannt, da dieser davon ausgeht, dass ein schwarzer Gesetzeshüter von den Einwohnern dort nicht toleriert werden wird. Tatsächlich gelingt es Bart jedoch, sich mit ein wenig Hartnäckigkeit, List sowie der Hilfe seines neuen Freundes Kid the Kid (Gene Wilder) auf seinem Posten zu behaupten. Daher lässt Lamarr jetzt härtere Geschütze auffahren…

Worte zum Film

erwartbar albern, klamaukig und unlustig; Handwerklichkeit daher kaum zu bewerten; trotzdem halbwegs ertragbar – bis auf das schreckliche Ende

Bewertung

Ich verstehe überhaupt nicht, warum einige Rezensenten (die Betonung liegt auf einige) bei Mel Brooks zwischen seinem Spätwerk (wann auch immer das dann für den einzelnen beginnen mag) und allem, was er zuvor gemacht hat, unterscheiden. Bzw. wo sie da einen so gravierenden Qualitätsunterschied ausmachen wollen. Denn ja, natürlich sind Streifen wie „Robin Hood: Men In Tights“ („Robin Hood – Helden in Strumpfhosen“) oder „Dracula: Dead And Loving It“ („Dracula – Tot aber glücklich“) noch schlechter als seine vorangegangenen Lachnummern, aber diese waren meiner Meinung nach ja auch niemals gut. Und „Der wilde wilde Westen“ macht da absolut keine Ausnahme.

Wobei wir damit schon beim Thema wären: Im Gegensatz zum Gros meiner sonstigen Bewertungen braucht ihr euch die nun folgende ehrlich gesagt gar nicht anzutun, wenn ihr wisst, dass ihr mit Parodien im Allgemeinen und mit Mel Brooks im Besonderen etwas anfangen könnt. Denn das kann ich einfach mal so gar nicht! Ich finde es einfach nur albern und billig, wenn in solchen Streifen dann irgendwelche Anachromismen in historischen Kontexten, billige Wortwitze oder gummigesichtige Grimassenschneider für Lacher sorgen sollen.

Diesbezüglich bietet „Blazing Saddles“ leider den erwartbaren Klamauk und ist albern bis nach Meppen. Ständig findet sich irgendwer zum Singen „lustiger“ Texte zusammen, die Rinder laufen einfach so durch den Saloon und werden von den Stadtbewohnern laut Voice-Over-Kommentar natürlich vergewaltigt. Außerdem sind die Satteltaschen von Gucci und die Banditen kommen während des Bohnenessens aus dem Furzen und Rülpsen gar nicht mehr heraus – nee, wie lustig! Infantil und vorhersehbar finde ich das. Eben die gleiche Rotze wie Monty Python und Co. sie auch alle anbieten. Ok, wenn dann statt dem Cowboy mal n Pferd eins auf die Fresse kriegt und die ganze Stadt in Panik verfällt, weil der Sheriff schwarz ist, dann ist das schon ganz nett. Mehr als diese zwei Gags sind bei mir jetzt aber auch wirklich nicht hängen geblieben.

Immerhin sieht „Der wilde wilde Westen“ grundsätzlich tatsächlich wie n Western aus und erzählt er – im Gegensatz zum Vollversager „Robin Hood: Men In Tights“ etwa – sogar ne richtige Geschichte. Zwar mit einigen Ausfransungen dran (Rückblenden etc.), aber das geht schon in Ordnung. Wer jetzt – ähnlich wie ich – trotz der Gucci-Tasche gehofft hat, dass er ansonsten auf Anachronismen verzichten würde, wird so etwa zwanzig Minuten vor Schluss jäh enttäuscht werden. Dann kommt Brooks nämlich doch noch mit Nazi-Soldaten, Rockern und ähnlichem um die Ecke. Allerdings ist das Ende von „Blazing Saddles“ sowieso eine einzige nervige Unerträglichkeit. Und das obwohl Brooks, der gemeinsam mit Norman Steinberg, Andrew Bergman, Richard Pryor und Alan Unger natürlich auch das Drehbuch geschrieben hat, kurz zuvor mit dem selten unorthodoxen Stadtverteidigungsplan bei mir eigentlich wieder ein paar Punkte gesammelt hatte. Aber das reißt er dann mit Genuss wieder ein; schrecklich.

Vor diesem Hintergrund ist die Handwerklichkeit dieses Werkes für mich selbstredend kaum wirklich bewertbar. Denn was ich albern und infantil finde, finden Brooks‘ Fans ja gerade gut. So wahrscheinlich auch seine selten affige Performance, die dann wirklich das Allerschlimmste an „Der wilde wilde Westen“ ist! Ähnlich, aber ein Glück nicht ganz so übertrieben agieren Gene Wilder, Harvey Korman, Madeline Kahn und – natürlich – Slim Pickens – ohne den geht in so einem Film die Tür ja nicht zu. Dagegen ist Cleavon Little mit seinem verschmitzten Grinsen ja fast noch gut zu leiden…

Von daher ist „Blazing Saddles“ aus meiner Sicht am Ende tatsächlich wirklich etwas besser zu leiden als Mel Brooks‘ Spätwerk (wann auch immer das dann für den einzelnen beginnen mag), aber die Betonung liegt auch hier auf dem etwas. Vollkommen überdreht, albern, klamaukig und infantil geht es nämlich auch hier zu. Die Schauspieler lassen sich davon gerne anstecken und am – schrecklichen – Ende kommen auch die Anachronismen wieder massenhaft zum Einsatz. Von daher wie gesagt absolut kein Film für mich! Aber genauso, wie ich das vorher wusste, werdet ihr ja wissen, wenn ihr mit solcherlei Späßen etwas anfangen könnt – in diesem Fall werdet ihr also bestimmt ebenso wenig enttäuscht werden.

Zitate

„Nein, nein, die lass mal zu Haus! Wenn du auf den schießt, gibt’s bei dem doch nur nen blauen Fleck.“(Kid The Kid rät Bart gegenüber Mongo auf sein Schießeisen zu verzichten)

„Ganz kolossal, Mr. Lamarr! Sie können Ihre Zunge besser gebrauchen als eine 20-Dollar-Hure.“(Taggart (Slim Pickens) ist von den Qualitäten seines Chefs aber so was von angetan)

„Na da spiel mir doch einer von hinten am Sattel!“(Taggart kann es nicht fassen)

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