The Outlaw Josey Wales
★★★★★
- Jahr: 1976
- Regie: Clint Eastwood
- Darsteller: Clint Eastwood, Chief Dan George, Geraldine Keams, Bill McKinney, John Vernon, Sondra Locke, Paula Trueman...
Story
Kurzfassung (offenes Ende)
Nachdem seine Frau und sein Sohn von einer Gruppe Nordstaaten-Guerillas unter der Führung des grausamen Captain Terrill (Bill McKinney) getötet werden, schwört der ehemalige Farmer Josey Wales blutige Rache. Und weil er sich auch nach Ende des Bürgerkrieges nicht ergibt, wird er bald quer durch die Staaten gejagt…
Kurzfassung (komplett)
Nachdem seine Frau und sein Sohn von einer Gruppe Nordstaaten-Guerillas unter der Führung des grausamen Captain Terrill (Bill McKinney) getötet werden, schließt sich Josey Wales (Clint Eastwood) nun seinerseits einer Truppe Südstaaten-Guerillas an, die dem alten Fletcher (John Vernon) untersteht. Nach dem Ende des Bürgerkrieges lehnt er es als einziger seines Haufens ab, sich den Nordstaaten zu ergeben und ist in von da an stetig auf der Flucht vor Verfolgern, zu denen neben diversen Kopfgeldjägern und Glücksrittern auch Terrill und gezwungenermaßen auch Fletcher gehören.
Unterwegs schließen sich ihm der alte Häuptling Lone Watie (Chief Dan George) und das Indianermädchen Little Moonlight (Geraldine Keams) an. Gemeinsam retten die drei die angehenden Farmerinnen Laura Lee (Sondra Locke) und Grandma Sarah (Paula Trueman) vor dem Tod und bringen mit ihnen deren geerbte Farm wieder in Schuss. Josey verliebt sich sogar in Laura. Als Terrill und Fletcher ihn dann endlich gefunden haben, stehen ihm seine neuen Freunde alle zur Seite. Gemeinsam können er und die Farmbewohner alle Angreifer töten; Terrill übernimmt Wales natürlich höchstselbst. Nur Fletcher überlebt und macht Josey klar, dass er ihn in Ruhe lassen wird, sofern dieser seine Rachepläne nun ebenfalls an den Nagel hängt. Der Outlaw begreift und reitet zurück zur Farm.
Worte zum Film
sehr gute Darsteller, genialer Hauptdarsteller, sehr gute Regie und Kameraarbeit; tolle Road-Movie-Story mit großartigen Charakteren; geniales Gunplay; einfach eine coole, runde Sache
Bewertung
„Jetzt passen Sie mal auf […]: Jetzt holt sich der Teufel sein Frühstück.“ – Oh, ja!
„Der Texaner“ ist ein ganz großer Film von Altmeister Clint Eastwood und definitiv einer meiner Lieblingswestern. Einer, auf den man sich mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder aufs Neue freut, und auch einer von denen, die mit den Jahren immer besser werden. Zumindest hab ich das so erlebt. War er für mich früher noch einer der besten, wenn nicht gar der beste aller Vier-Sterne-Filme, so muss ich ihm heute eindeutig noch einen Stern mehr verleihen. Denn hiermit ist Eastwood, der wieder einmal als Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion brilliert, schlichtweg sein erstes Meisterwerk gelungen. Für dieses und für „Unforgiven“ müssen wir ihm als Western-Fans auf ewig dankbar sein (und als Filmfans nebenbei bemerkt noch für seinen besten Streifen, „Million Dollar Baby“, aber das ist eine ganz andere Geschichte und ein völlig anderes Genre). Aus heutiger Sicht daher kaum vorstellbar, dass er eigentlich gar nicht vorhatte Regie zu führen, sondern ursprünglich Philip Kaufman diesen Posten überlassen wollte… Ob des Ergebnisses können wir heute nur froh sein, dass er es doch getan hat. Denn – ohne Herrn Kaufman jetzt nahetreten zu wollen – es hat wohl schon seinen Grund, warum der von sich viel mehr als Drehbuchautor denn als Regisseur reden machte. Ich möchte daher doch bezweifeln, dass er diese Pferdeoper genauso verstanden hätte umzusetzen. Dafür brauchte es schon jemanden, der den Western im Blut hat – und das hat und hatte Eastwood nun einmal.
Das beweist der alte Haudegen hier dann auch gleich von Szene eins an. Denn wo die – recht kurz gehaltene – Exposition für mich früher noch ein Stein war, an dem man sich stoßen konnte und der in der Zusammenfassung unter anderem dazu geführt hat, dass es eben „nur“ für vier Sterne gereicht hat, sehe ich heute die Intention dahinter und bin der Meinung: Das kann man gar nicht besser machen, da passt alles! Vor allem auch die Fotografie. Ebenso wie es ein fast schon genialer Schachzug ist, die Erlebnisse von Protagonist Josey Wales im Bürgerkrieg direkt im Anschluss während des Vorspanns zu verarbeiten, um dann direkt mit der eigentlichen Story am Ende des Sezessionskrieges loslegen zu können.
Allerdings war dieser Beginn auch früher schon kein großes Manko für mich. Und das nicht nur ob seiner Kürze, sondern auch, weil eben jene Kerngeschichte dann ja auch gleich mit einem richtigen *Bang* losgeht. Ironischerweise ist dieser *Bang*, das erste Highlight von „The Outlaw Josey Wales“, das ich damals unendlich gefeiert habe, heutzutage viel eher problematisch für mich. Oder sagen wir mal zumindest in Frage zu stellen. (Spoiler) Denn unabhängig davon, ob man heute immer noch einen Trupp Südstaatler zu Märtyrern machen würde, ist der Abschuss von Joseys Einheit doch sehr plakativ geraten. Keine Ahnung, ob die Nordstaaten mit vereinzelten (Guerilla-)Einheiten evtl. so umgegangen sein mögen, aber das riecht alles schon sehr nach etwas zu dick aufgetragener Filmdramaturgie. Ebenso das dazu passende Auftreten des Senators sowie die seltsame diesbezügliche Aussage Fletschers, dass er dadurch jetzt zur Verfolgung von Josey Wales gezwungen sei. Und selbstredend ist der Auftritt von diesem (also Josey) selbst ziemlich cool, wenn er einfach mal den Spieß umdreht und seinerseits die Blauröcke niedermäht, aber mit Sicherheit auch der unglaubwürdigste Teil dieses Films. (Spoilerende) Wird jedoch schwierig, sich daran aufzuhängen. Denn wie schon gesagt, dieser erste, große Shootout ist schon verdammt cool und – das muss man ganz klar so sagen – erst der „Anfang“…
Hier zeigt sich nämlich auch gleich eine der größten Qualitäten dieses Eastwood-Werks: Das Gunplay. Wirklich selten sieht der Umgang mit den Waffen der damaligen Zeit so gekonnt aus. Und besonders der Regisseur selbst zeigt hier sein erstaunliches Können. Er beherrscht seine beiden Armeecolts bald besser als sein Pferd und es sieht wirklich ultracool aus, wie er die Gegner damit über den Haufen ballert. Das macht ihm echt niemand nach. Da ist es schon verständlich, dass sie alle vor Josey Wales zittern. Ich jedenfalls hätte mich um jeden Preis vor einem Duell mit ihm gedrückt.
Noch essenzieller für das Gelingen von „Der Texaner“ sind damit nur zwei Dinge: sein Drehbuch sowie seine Schauspieler. Und wenn wir von Ersterem reden, sind wir wieder bei Philip Kaufman. Was der zusammen mit Sonia Chernus aus der – zweifelsohne ebenfalls sehr spannenden – Romanvorlage von Forrest Carter gemacht hat, ist überragend. Schließlich ist die Laufzeit mit etwas mehr als 130 Minuten für einen Western nun nicht gerade kurz bemessen. Im Gegensatz zu ein paar anderslautenden Rezensionen im Internet, bei denen ich mich frage, welchen Film deren Verfasser gesehen haben wollen, wird es dabei jedoch zu keiner einzigen davon langweilig. Bestimmt hätte Carters Roman sogar noch ein wenig mehr Stoff geboten, aber so ist es wunderbar stimmig. Selbst die Episode mit den Indianern kurz vor Schluss, bei der ich mich an deren Beginn regelmäßig frage, ob diese wirklich noch Not getan hätte, ist ob ihres herausragenden Dialogs zwischen Wales und Ten Bears (Will Sampson) absolut berechtigt und vom Umfang her nicht zu lang geraten.
Vor allem aber lässt diese Geschichte einfach nichts vermissen: Authentizität, Action, Liebe, Gewalt, Trauer, Hoffnung und sogar Humor. Letzteres mag man auf den ersten Blick vielleicht nicht sofort glauben, aber der Film strotzt echt nur so vor total schräger Situationskomik, die sich vor allem aus Chief Dan Georges Rolle Lone Watie immer wieder ergibt. (Spoiler) Als Beispiel sei hier nur die Szene genannt, in der er mit Little Moonlight (Geraldine Keams) ringt und Wales sie gerade noch davon abhalten kann ihn zu erstechen, er aber sagt: „Gut dass du gekommen bist, ich hätte sie fast erledigt.“. (Spoilerende)
Sowieso sind es die vielen interessanten (Neben-)Charaktere, denen Josey Wales im Laufe seiner Flucht begegnet, die das Ganze hier so abwechslungsreich machen. Leute, für die in anderen Genrebeiträgen oft einfach kein Platz ist. Leute wie zum Beispiel der Fährmann, der je nach Fahrgast entscheidet, ob er den „Dixie“ oder die „Battlehymn Of The Republic“ anstimmt, der Wunderelixierverkäufer, Grandma Sarah (Paula Trueman), die auf alle Leute nicht gut zu sprechen ist, die nicht aus Kansas kommen, der verwundete Kollege Jamie (Sam Bottoms), die Comancheros oder eben die beiden bereits genannten heimatlosen Indianer, die sich Josey im Verlauf anschließen.
Und ja, mit der Hilfe dieser schillernden Figurenpalette und einer ganzen Handvoll unvergesslicher Szenen gelingt Kaufman und Chernus hiermit dann tatsächlich das Kunststück, mich von einem Road-Movie-Western komplett zu überzeugen (unter normalen Umständen nicht meine bevorzugte Kategorie). Zumal sie abschließend dann noch dieses großartig passende Ende bereithalten, dass die Sache dann wirklich im besten Sinne rund macht. So einfach kann großes Storytelling sein. Dass das Ganze dann zusätzlich die bestmögliche Umsetzung durch Clint Eastwood und seinen Kameramann Bruce Surtees, der wirklich überragende Bilder einfängt, erfuhr, muss ich an dieser Stelle nicht noch einmal betonen, oder?
Schwingen wir uns also endlich zum großartigen Cast von „The Outlaw Josey Wales“ rüber. Vielleicht war es für diesen ein Vorteil, dass die meisten hier besetzten Mimen zuvor in maximal zwei anderen Pferdeopern mitgespielt hatten. Vielleicht war das sogar ein Casting-Kriterium, um alles unverbrauchter aussehen zu lassen. So oder so machen hier alle ihre Sache wirklich gut. Am besten ist jedoch ganz eindeutig erneut der Regisseur selber. Der weiß einfach, wie man die Coolness und Abgeklärtheit eines solchen Antihelden darzustellen hat. Prädikat: obercool! Ganz nebenbei ist er der beste Kautabak-Kauer der Filmgeschichte (da hätte Henry Fonda zum Beispiel sich mal eine Scheibe (Kautabak) abschneiden können). Und eigentlich wäre er hiernach auch der sympathischste – wenn er nicht ständig die armen Tiere anspucken würde. Super nervig ist das – aber nur ein kleiner Wermutstropfen.
Chief Dan George macht seine Sache auch im von Wales immer wieder betonten Alter von 76 Jahren immer noch hervorragend und wird durch Geraldine Keams super unterstützt. Sondra Locke ist natürlich so ein Fall für sich. So ne richtig gute Schauspielerin war sie sicherlich nie. Man darf sich gerne ausmalen, welche Rollen sie ohne die Filme ihres zwischenzeitlichen Lebensgefährten Eastwood sonst wohl nur bekommen hätte (bzw. kann man gerne mal ihre Filmografie durchgehen, diese durchstreichen und gucken, was übrig bleibt – absolut nichts von Belang!). Auch der Part der Laura Lee hier wäre sonst mit Sicherheit an jemand anderen gegangen. Allerdings hätte Eastwood damals wohl kaum ein unschuldigeres Gesicht finden können als das ihre. Von daher geht sie für mich in diesem Fall in Ordnung. Grandma Sarah alias Paula Trueman macht ihre Sache auch supi und Bill McKinney ist so hervorragend böse, dass ich beim Schauen des Bonusmaterials der Warner-DVD von vorneherein eine schlechte Meinung von ihm als Mensch hatte (die sich allerdings – und das war ja abzusehen – als falsch herausstellte, denn seine Kommentare haben Hand und Fuß). Und John Vernon? Ist hervorragend, aber seine Rolle gibt einem schon Rätsel auf. Einmal oben genanntes bzgl. seiner Motivation und dann inszeniert ihn Eastwood hier wirklich haargenau wie Leone Rod Steiger in „Todesmelodie“. Achtet mal darauf: Die Frisur, das Outfit, die Haltung… Und das, wo Eastwood Leone ja nun nicht unbedingt übermäßig gehuldigt hat. Und vor allem: Wieso sollte er aus einem Film des italienischen Großmeisters zitieren, in dem er gar nicht mitgespielt hat und der schon immer ein wenig unter dem Radar lief? Vielleicht geht’s aber auch wieder mal nur mir so.
Unabhängig davon ist „Der Texaner“ ob seiner großartigen Schauspieler, seiner tollen, runden Story sowie der überragenden Regie eben einer der besten Western, die je gedreht wurden und einfach irgendwie… Cool! Ja, es gibt so Filme, bei denen sagt man nach dem Schauen, dass sie einfach irgendwie „cool“ waren („Pulp Fiction“ zum Beispiel). „The Outlaw Josey Wales“ ist zwar weitaus mehr als „nur“ das, dafür habe ich oben sicherlich genug Gründe geliefert, aber wenn man will, kann man ihn auch schlicht darauf reduzieren. Und wie viele Klasse-A-Western gibt es, von denen man das behaupten kann? Ja, „Der Texaner“ bietet eben wirklich das absolute Komplettpaket. Und genau deswegen ist er der Klassiker, der er ist und den sich jeder Western- und aus meiner Sicht auch Filmfan mindestens einmal im Leben angesehen haben muss.
Zitate
[beim Waffenstrecken ist Ex-Guerilla-Kämpfer Jamie (Sam Bottoms) nicht ganz so kooperativ, wie es der Unions-Soldat gerne hätte] „Geh ins Glied zurück, bevor ich dich so trete, dass du den Arsch da hast, wo jetzt dein Hut ist.“(besagter Unions-Soldat überschätzt sich wohl etwas)
[Senator Lane (Frank Schofield) und Captain Fletcher diskutieren noch einmal über die Bedingungen der Kapitulation von dessen Guerilla-Einheit] „Ein altes Sprichwort sagt ,Dem Sieger gehört die Beute.‘“ – „Ein anderes Sprichwort ist zutreffender: ,Piss mir nicht den Rücken runter und sag zu mir es regnet!‘“(Fletcher ist ein Mann der großen Bilder)
[Fletcher ist entsetzt, als der Senator seine Jungs entgegen der geschlossenen Vereinbarung erschießen lässt] „Verdammt Senator, Sie hatten mir versprochen, dass die Männer anständig behandelt werden.“ – „Sie sind anständig behandelt worden. Sie sind anständig verpflegt worden und sind dann anständig erschossen worden.“(Senator Lane erzählt anständigen Mist)
„Wer verdienen will, darf keine eigene Meinung haben!“(ein Wunderelixierverkäufer (Woodrow Parfrey) offenbart sein Geschäftsgeheimnis)
„Kaufen Sie mein Elixier! Es hilft gegen alles.“ – „Gegen wirklich alles?“ – „Ja, gegen alles.“ [Josey spuckt ihm auf die weiße Weste] – „Hilft es auch gegen Kautabak-Flecken?“(Josey Wales bietet sich gegenüber dem Wunderelixierverkäufer als Tester an)
[Josey steht kurz davor geschnappt zu werden; seine Verfolger befinden sich auf einem Übersetzfloß, während er sie am gegenüberliegenden Ufer erwartet] „Es gibt hier nämlich glücklicherweise Etwas, das Gerechtigkeit heißt.“ [Josey legt sein Gewehr an und zerschießt das Seil, das das Floß gehalten hat] – „Und es gibt glücklicherweise noch Etwas, das ,Missouri-Bootsfahrt‘ heißt.“(Josey Wales weiht den Wunderelixierverkäufer in die Geheimnisse der Örtlichkeiten ein)
„Es ist doch fast nicht möglich, sich an einen Indianer von hinten heranzuschleichen.“ – „Ich bin Indianer, das ist wahr. Aber hier im Reservat nennen sie uns einen zivilisierten Stamm. Sie nennen uns zivilisiert, weil man sehr leicht von hinten an uns herankommen kann. Der weiße Mann schleicht sich auf diese Weise schon seit Jahren an uns heran.“(Lone Watie fasst für Josey Wales kurz seine eigene als auch die Geschichte seines Volkes zusammen)
„Wenn ich mal jemand mag, ist er nicht mehr lange da.“ – „Ich habe festgestellt, wenn du jemanden nicht magst, ist er auch nicht mehr lange da.“(Lone Watie zeigt Josey, dass er weiterhin ein guter Beobachter ist)
„Weißt du, wenn ein Mann mit einer Waffe umgehen kann und immer überlebt hat, dann wird er anderen gegenüber im Vorteil sein.“(Lone Watie spricht von Erfahrung)
„Jetzt passen Sie mal auf, Lady: Jetzt holt sich der Teufel sein Frühstück.“(Lone Watie beschreibt Grandma Sarah Joseys Arbeitsweise)
„Sterben ist für Männer wie uns nicht schwer, Leben ist schwerer.“(Josey Wales klagt Ten Bears (Will Sampson) seine Probleme)
„Regierungen verhandeln nicht miteinander, aber Menschen.“(Josey Wales will verhandeln)
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