The Man Who Loved Cat Dancing
★★★
- Jahr: 1973
- Regie: Richard C. Sarafian
- Darsteller: Burt Reynolds, Sarah Miles, Jack Warden, Bo Hopkins, Lee J. Cobb, George Hamilton...
Story
Jay Grobart (Burt Reynolds) überfällt mit seiner Gang einen Zug und muss anschließend die unfreiwillige Zeugin Cathrine Crocker (Sarah Miles) mit sich schleppen. Doch während die beiden sich mit der Zeit immer näher kommen, entzweit sich der Rest der Bande auf der Flucht vor dem sie verfolgenden Sheriff Harvey Lapchance (Lee J. Cobb) zusehends…
Worte zum Film
unsympathische Charaktere, eine ganz lahme Story, schwache Action; mit einem Wort: lang-wei-lig; unerwartetes, unnötiges und unglaubwürdiges Ende; schauspielerisch und optisch gut; romantischer Western, der so gar nicht zündet
Bewertung
Falls ihr euch mal auf die Suche nach den merkwürdigsten Western-Titeln aller Zeiten machen solltet, werdet ihr früher oder später bestimmt auch über „Der Mann, der die Katzen tanzen ließ“ stolpern. Selbstredend handelt es sich bei diesem ebenfalls um einen der größten Etikettenschwindel in diesem Genre. Denn natürlich ist Richard C. Sarafians dritter und letzter Genrebeitrag kein Swinging-Sixties-Film mit irgendwelchen Betthäschen, er ist keine Milieu-Studio des Hamburger Rotlichtviertels aus den 1970ern und er ist auch kein Biopic über Andrew Lloyd Webber, nicht aus den 1980ern und nicht danach. Ach und selbstverständlich gibt es hier auch nicht eine einzige tanzende Katze zu sehen. Und woran liegt das? Natürlich daran, dass der deutsche Verleih den Originaltitel „The Man Who Loved Cat Dancing“ zwar nicht in dem Maße wie üblich, am Ende aber doch ausreichend abgewandelt hat, um all die falschen Assoziationen aufkommen zu lassen, die ich soeben versucht habe zusammenzufassen. Und dadurch wird auch dessen Sinn vollkommen verfälscht. Der Originaltitel ist nämlich durchaus kein Etikettenschwindel.
Warum? Weil es sich bei Cat Dancing um eine Indianerin handelt. Und Burt Reynolds Jay Grobart liebt sie. Oder besser liebte sie. Na ja, wir wollen jetzt mal nicht spoilern. Aber genau das ist „Der Mann, der die Katzen tanzen ließ“: Ein Liebesfilm, der sich als Western getarnt hat. Und bevor jetzt einer aufschreit: Das muss per se ja nichts Schlechtes sein. Ganz im Gegenteil, ne nette Western-RomCom à la „Many Rivers To Cross“ („Ein Mann liebt gefährlich“) gucke ich mir gerne mit an. Aber Drehbuchautorin Eleanor Perry wählt – wahrscheinlich wie Marilyn Durham, die Autorin der Romanvorlage, auch – den entgegengesetzten Ansatz. Sie hat (laut IMDb mit Unterstützung von William W. Norton) ein Liebesdrama aus dieser Pferdeoper gemacht. Und noch dazu ein totlangweiliges…
Geschlagene zwei Stunden quält sie den geneigten Zuschauer mit einer Plotte, die sich nur ganz, ganz langsam entwickelt. Da passiert einfach nichts. Und was das Schlimmste ist: Wenn dann mal was los ist, interessiert es einen noch nicht einmal, weil die Figuren alle unsympathisch bis nach Meppen sind. Ob die beiden zusammen kommen oder eben nicht, will man also gar nicht wissen. (Spoiler) Viel schlimmer noch: Dass man Jack Wardens Oberunsympath Dawes es kurz vor Ende fast schon gönnt, dass er Grobart mal so richtig die Schnauze poliert und ihm nur deswegen nicht den Sieg wünscht, weil man nicht wollen kann, was er dann wieder und wieder mit Catherine Crocker (Sarah Miles) machen würde, zeigt doch, wie dieser Streifen die eigene Moral untergräbt. (Spoilerende) Widerlich so was, nicht für mich! Immerhin sind se alle hübsch ehrlich zueinander…
Leider steht das alles in einem krassen Widerspruch zu Sarafians Optik. Die ist nämlich richtig gut. Düster, aber nicht zu düster, mit „hellen Momenten“. Seine Action könnte dagegen wesentlich besser sein. Exemplarisch sei hier der „Faustkampf“ zwischen Dawes und Billy Bowen (Bo Hopkins) erwähnt. Der sieht regelrecht lächerlich aus ((Spoiler) und daran stirbt der dann auch noch… (Spoilerende)).
Mit am schlimmsten wiegt jedoch das Ende von „The Man Who Loved Cat Dancing“. Dieses war nach dem bisherigen Verlauf so nicht zu erwarten und macht auch in keiner Weise Sinn. Unabhängig davon, dass Sarafian Melancholie sowieso nicht konnte, schmeißt er damit im Grunde den ganzen restlichen Streifen um…
Da nützt es dann auch nichts mehr, dass immerhin die schauspielerische Seite nicht von schlechten Eltern ist. Von Burt Reynolds werde ich zwar weiterhin kein großer Fan mehr werden, aber insbesondere Jack Warden und Lee J. Cobb bringen echte Größe in diesen Film. Auch Sarah Miles, Bo Hopkins und George Hamilton machen ihre Sache gut.
Insofern ist es nicht so, dass „Der Mann, der die Katzen tanzen ließ“ gar keine Lichtblicke hätte, aber seine guten Schauspielleistungen können am Ende auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Eleanor Perrys Script einfach sterbenslangweilig ist. Dazu diese nervigen Charaktere und dieses Ende… So sollte ein Western-Liebesdrama bitte nicht aussehen. Trotzdem könnte ich es gut verstehen, wenn ihr dem Film noch ein Plus oder auch zwei spendiert. Seine Optik hätte es jedenfalls mehr als verdient. Aber bei mir bleibt von diesem Beitrag einfach mal so gar nichts hängen, sodass es aus meiner Sicht auf keinen Fall mehr als drei Sterne sein können…
Zitate
„Sagen Sie, wie wäre Ihnen zumute Mr. Crocker, wenn sich herausstellen sollte, dass Ihre Frau noch lebt und dass es ihr gut geht bei diesen Kerlen?“ – „Ich finde, dass sie lebt, ist selbstverständlich das Entscheidende, nicht?“(Willard Crocker (George Hamilton) formuliert dies wirklich als Frage an den umsichtigen Harvey Lapchance)
[Jay Grobart verhindert am ersten Abend direkt eine Vergewaltigung von Catherine durch Billy Bowen (Bo Hopkins), steht mit seinen Ansichten jedoch recht alleine dar] „Wenn wir sie bumsen, können wir alle besser schlafen.“(Dawes (Jack Warden) hat mit seinem Vorschlag nur das Gemeinwohl im Sinn)
★★★
