Support Your Local Sheriff!
★★★★
- Jahr: 1969
- Regie: Burt Kennedy
- Darsteller: James Garner, Jack Elam, Joan Hackett, Harry Morgan, Walter Brennan, Bruce Dern, Henry Jones, Willis Bouchey, Walter Burke...
Story
Kurzfassung (offenes Ende)
Als er aus Geldmangel das Sheriffsamt in einer kleinen Goldgräberstadt annimmt, sperrt Jason McCullough (James Garner) mit der ersten Amtshandlung Joe Danby (Bruce Dern) ins Kittchen. Damit jedoch zieht er den Zorn des hier alles beherrschenden Danby-Clans auf sich. Sofort kommt daher Papa Danby (Walter Brennan) herangerauscht, um seinen Filius mit allen Mitteln zu befreien…
Kurzfassung (komplett)
Jason McCullough (James Garner) möchte eigentlich nach Australien auswandern, bleibt auf dem Weg dahin aber immer wieder hängen. So strandet er in einem kleinen Goldgräberstädtchen, das von der Danby-Familie tyrannisiert und beherrscht wird. Weil er Geld braucht, nimmt er das gefürchtete Amt des Sheriffs an und verhaftet Joe Danby (Bruce Dern) erstmal wegen Mordes. Das freut zwar den Bürgermeister Olly Perkins (Harry Morgan), aber nicht den alten Danby (Walter Brennan). Der setzt fortan alles daran seinen Sohn aus dem Gefängnis rauszuholen. Nachdem alle seine Versuche jedoch fehlschlagen, rückt er gar mit dreizehn Leuten an, um McCullough in eine große Schießerei zu verwickeln, aber wieder ist der cleverer und hat somit endgültig gewonnen. In der Stadt kehrt Ruhe ein, Jason geht doch nicht nach Australien, sondern heiratet Prudy Perkins (Joan Hackett), und sein Hilfssheriff Jake (Jack Elam) wird neuer Sheriff.
Worte zum Film
unglaublich witzig, voller köstlicher Einfälle und auf den Punkt serviert; großartige Darsteller, gute Inszenierung; aus fraulicher Sicht ausbaufähig
Bewertung
Es ist schon erstaunlich, wie sich die Wahrnehmung eines Filmes im Laufe eines Lebens verändern kann – was man aber selbstverständlich nur nachvollziehen kann, wenn man entsprechende Streifen früh und oft genug konsumiert hat. „Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe“ ist bei mir so einer. Das erste Mal gesehen habe ich ihn, als ich nur ab und an mal einen Western geschaut habe und daraus noch nicht die Leidenschaft entstanden war, die heute in mir brennt. Zu dem Zeitpunkt war ich höchstens zehn Jahre alt und fand vor allem den „Halt die Klappe und zieh Leine!“-Witz von Garner genial, über den ich mich noch Wochen später beeimern konnte (ist zugegebenermaßen ja auch n ziemlicher Kleinkinder-Joke). Beim zweiten Anlauf mit etwa zwölf, dreizehn Jahren war die Western-Leidenschaft schon vollends ausgebrochen und ich wollte diesen Streifen, an den ich mich quasi gar nicht mehr erinnern konnte, den ich aber als total witzig abgespeichert hatte, unbedingt noch einmal sehen. Im Anschluss war ich dann völlig enttäuscht, weil er so gar nicht so war, wie ich ihn meinte behalten zu haben. Und den „Halt die Klappe und zieh Leine!“-Gag fand ich zu diesem Zeitpunkt einfach nur noch dämlich (ist halt wirklich nur n Kleinkinder-Joke). Vor dem dritten Versuch habe ich mich daher auch eine Weile gedrückt, zumal ich seinerzeit auch noch von seinem Nachfolger „Latigo“ schwer enttäuscht war. Und wieder war ich überrascht, dass „Support Your Local Sheriff!“ (wie geil ist eigentlich dieser Originaltitel bitte schön?) doch ganz anders war, als ich ihn im Kopf hatte – nämlich richtig lustig! Damals war ich 17. Heute bin ich quasi doppelt so alt und es scheint sich so langsam eine bleibende Haltung zu entwickeln. Nur, dass ich Burt Kennedys sechste Genrearbeit heute als noch einmal um einiges lustiger empfinde!
Tatsächlich ist dies die mit Abstand hervorstechendste Eigenschaft von „Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe“: Er ist einfach unglaublich witzig. Fast von der ersten Minute an lässt Drehbuchautor William Bowers hier ein Gag-Feuerwerk auf uns niederregnen, wie es das in diesem Genre selten gibt. Meine Zitat-Liste spricht diesbezüglich für sich und ich habe schon absichtlich lange nicht alles aufgeschrieben. Bowers beweist dabei einen bemerkenswerten Ideen-Reichtum. Oder habt ihr schon mal eine Schlägerei gesehen, die mittels Feuerwehrschlauch beendet wird? Oder einen auswanderungswilligen Sheriff? Oder Gefängnisse ohne Gitter? Oder wüsstet ihr, wie man in einem solchen einen Mörder gefangen halten soll? James Garners Jason McCullough weiß es. Und es ist schlichtweg köstlich ihm dabei zuzusehen, wie er dieses ganz spezielle Goldgräberstädtchen befriedet. Zum Schluss gelingt Bowers damit noch eine herrliche Parodie auf „High Noon“.
Womit allerdings auch klar sein dürfte: Für so eine starke Hauptrolle, brauchte man auch einen richtig starken Darsteller. Und den hat man in Person von James Garner definitiv gefunden. Schließlich war Garner, wie wir alle wissen, jemand, der sowohl die Guten, als auch die Bösen, als auch die Leute dazwischen (etwa seinen Wyatt Earp) quasi immer gut bis sehr gut darzustellen vermochte. Hinzukommt, dass er in seinen lustigen Rollen gefühlt immer noch einen Tick besser war als in seinen ernsten. Auch ich denke bei ihm neben seinen Western zuerst an seine Komödien und warum dies so ist, stellt er in „Support Your Local Sheriff!“ einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis. Eine wahrhaftig geniale Leistung seinerseits und definitiv eine seiner besten. Sowas von saucool, wie er sich erst ungerührt in den Himmel lobt, um dann ebenso ungerührt Taten folgen zu lassen, sich schlussendlich aber genauso ungerührt aus dem Staub machen möchte. Einfach nur herrlich ihm bei der Arbeit zuzuschauen; vor allem, weil man richtig meint fühlen zu können, wie viel Spaß er dabei hatte.
Es ist nun aber nicht so, dass Garner hieraus eine One-Man-Show machen würde oder überhaupt könnte. Nicht bei diesem fast schon traumhaft zu nennenden Supporting Cast, aus dem ein Mann jedoch noch einmal heraussticht: Jack Elam, der sich hiermit und mit seinem herrlich schrägen Blick ebenfalls ein weiteres Denkmal setzt. Aber auch Harry Morgan, für dessen Rolle man ebenso wohl keine bessere Besetzung hätte finden können, Henry Jones, Willis Bouchey und Walter Burke sind großartig aufgelegt. Dazu kommt ein Walter Brennan, dem ich die Bösewicht-Rolle im Vorhinein kaum zugetraut hätte, der einen aber mal wieder eines Besseren belehrt. Nur Bruce Dern mochte ich halt noch nie besonders und daran kann auch diese vernünftige Leistung seinerseits nichts ändern.
Eine Sonderstellung nimmt leider Joan Hackett ein. Leider deswegen, weil sie ihre Rolle genauso gut interpretiert, wie ihre männlichen Kollegen es tun, nur ist diese Prudy Perkins, die sie spielt, wirklich der undankbarste Charakter hier. Die wird nämlich komplett tollpatschig dargestellt, daher von den Männern gerne rumgeschubst und weiß sich dagegen auch nur mit entweder Weglaufen oder Festbinden zu „erwehren“. (Spoiler) Zwar ist sie am Ende neben Elams Jake die einzige, die die Eier in der Hose hat, McCullough bei der Verteidigung der Stadt zu helfen, aber schlussendlich muss der sie in der letzten Szene doch wieder vor bösen Buben bewahren und darf ihr danach als angehender Erzeuger ihrer Nachkommenschaft natürlich ordentlich sagen, wo’s die nächsten Jahre und in ihrer Beziehung langgehen wird. (Spoilerende) Ist glaube ich nicht das Frauenbild, das eine Frau sich erhoffen würde, und von einer „aufgeklärten“ Western-Komödie würde ich mir heutzutage etwas anderes erwarten. Sicherlich muss man das Ganze mit Blick auf die Entstehungszeit dieses Streifens nicht überbewerten, aber ich wollte das jetzt auch nicht unter den Tisch fallen lassen.
Am Ende ist dieses fragwürdige Frauenbild (außer Prudy gibt’s in der ganzen Stadt nur? – Huren, richtig!) aber auch das einzige Haar, das ich in Bowers Suppe finden konnte. Ansonsten ist diese nämlich äußerst schmackhaft, weil unglaublich ideenreich und vor allem lustig. Für eine Komödie meiner Meinung nach die höchste Auszeichnung, die es gibt. Das Ganze wurde von Burt Kennedy dann gewohnt kompetent in Szene gesetzt und von einem wahrhaft großartigen Ensemble überragend vorgetragen. Ich kann nur noch einmal betonen, wie gut Garner hier ist. Dementsprechend eine tolle amerikanische Western-Komödie, die nicht umsonst ihren Kult-Status besitzt und die jeder mal gesehen haben sollte – auch wenn ich über den „Halt die Klappe und zieh Leine!“-Gag heute wohl gar nicht mehr gestolpert wäre…
Zitate
[über die heftige Inflation der Lebensmittel vor Ort] „Was man im Bauch hat, kann nicht mehr teurer werden.“(ein Ortsansässiger hat wohl noch nie Durchfall gehabt)
„Bisher hat bei uns noch kein Sheriff den Tag der Gehaltszahlung erlebt.“(der ortsansässige Sheriffs-Biograf plaudert aus dem Nähkästchen)
[Jason McCullough betrachtet fasziniert die Beule in dem Blechstern, den er sich an die Brust heften darf] „Der Stern muss seinem Besitzer mal das Leben gerettet haben.“ – „Ja, das hätte er bestimmt, wenn die Kugeln nicht in dem Moment aus allen Richtungen gekommen wären.“(Olly Perkins (Harry Morgan) hat ebenfalls alte Geschichten auf Lager)
„Reden Sie mit mir?“ – „Ja, sind Sie vielleicht taub?“ – „Ich soll in den Saloon gehen und Joe Danby sagen, dass er gleich wegen Mordes verhaftet wird? Und was machen Sie, wenn er mich umlegt?“ – „Dann verhafte ich ihn wegen Doppelmordes!“(Jason McCullough gibt sich Jake gegenüber pragmatisch)
„Er ist schon schlimm genug, wenn man einen Mann erschießen muss. Auf das dumme Gequatsche vorher würde ich gerne verzichten.“(Jason McCullough ist ein Mann der Tat)
„Wenn man einen Stall ausfegen muss, dann soll man’s sofort machen und nicht warten, bis man durch den Mist gar nicht mehr durchkommt.“(Jason McCullough weiß als alter Haustierhalter Bescheid)
„Um ne Meinung zu haben, braucht man Grips und der fehlt dir.“(Pa Danby weiß, welche Gene er an seinen Sohn Tom (Gene Evans) weitergegeben hat und welche nicht)
„Ich beobachte Ihren Sohn jetzt einen halben Tag und bisher hat er mit nichts bewiesen, dass er besonders schlau ist.“(Jason McCullough beweist Pa Danby, dass er bei Joe ganz genau hingeschaut hat)
„Was kann er gegen uns Drei schon machen?“ – „Er kann zwei von uns umlegen.“(Pa Danby beweist seinem Sohn Tom, dass er jede Eventualität bedenkt)
[nachdem Jake mit einer Stange Dynamit ein paar Fische getötet hat, um sie sich und dem Sheriff zu braten] „Sie sind ein sehr fantasievoller Angler, mein Freund.“(Jason McCullough entdeckt Jakes verborgene Talente)
[über das Sheriffsamt] „Sagt, was ihr wollt; ich finde, es ist n alberner Beruf für einen erwachsenen Mann.“(Jason McCullough wäre lieber Pferdehalter vorm Hurenhaus)
„Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich im Grunde genommen auf dem Weg nach Australien bin.“(Jason McCullough lässt jeden an seinem Fernweh teilhaben)
★★★★
