Alleluja E Sartana Figli Di... Dio
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- Jahr: 1972
- Regie: Mario Siciliano
- Darsteller: Ron Ely, Alberto Dell’Acqua, Ezio Marano, Uschi Glas, Lars Bloch, Dan van Husen, Angelika Ott...
Story
Die beiden Kleinganoven Salto (im Original Sartana (Alberto Dell’Acqua)) und Mortale (im Original Alleluja (Ron Ely)) tun sich zusammen, um einer aufstrebenden, kleinen Gemeinde deren Gespartes für einen Kirchenbau abzuluchsen. Da die beiden aber eigentlich gar nicht so sind und das Örtchen gerade zusätzlich noch von dem Spekulanten Lupo (im Original Le Loup (Ezio Marano)) und dessen Leuten terrorisiert wird, stehen sie den Bürgern im Kampf gegen diese bei…
Worte zum Film
klamaukig, albern, dümmlich und infantil; schwache bis grottenschlechte Darsteller, schreckliche Drehorte, unterirdische bis nicht vorhandene Regie; (in der deutschen Fassung?) unerträgliche Musik; trägt seinen schlechten Ruf völlig zu Recht
Bewertung
Anmerkung: Die von mir bei Filmpalast begutachtete Fassung dieses Streifens entspricht der gängigen DVD-Länge von fast 80 Minuten. Ganz offensichtlich ist diese geschnitten worden. Und dafür kann man in diesem Falle nur dankbar sein. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, die ungeschnittene Fassung irgendwann mal nachholen zu „müssen“, die noch einmal geschlagene 20 Minuten länger sein soll…
Man soll es ja nicht für möglich halten, aber so sonnenklar, wie man vielleicht meinen sollte, ist die Einordnung von Demofilo Fidanis grausamen Werken unter Italowestern-Fans manchmal gar nicht. Da gibt’s echt einige darunter, die ihn ganz in Ordnung bis sogar gut finden… (Und tatsächlich muss man ja zugeben, dass er – soweit ich weiß – einen ordentlichen Film gemacht hat.) Wesentlich einiger scheint sich die Fan-Gemeinde bei Mario Sicilianos „100 Fäuste und ein Vaterunser“ zu sein. Der kriegt fast durch die Bank nur einen Stern, Punkt oder was auch immer zugesprochen. Und soll ich euch sagen, womit? Mit absolutem Recht! So eine Scheiße gibt es selbst in diesem, alles in allem meist ja doch recht billig produziertem Subgenre nur ganz selten…
Es muss in diesem Fall aber auch allen Ernstes die Frage gestattet sein, was sich Siciliano sowie seine beiden Drehbuchautoren Adriano Bolzoni und Kurt Nachmann hierbei gedacht haben – oder ob bei diesem Dreh überhaupt jemand nachgedacht hat. (Was Bolzoni, der ja doch auch den einen oder anderen ziemlich ordentlichen Film in seiner Vita zu stehen hat (u. a. soll er am Script von „Per Un Pugno Di Dollari“ beteiligt gewesen sein), angeht, sollte man hoffen, dass er nur einen kleinen Anteil an dieser Farce hat, allerdings hat er das Drehbuch zum „Nachfolger“ „Trinità E Sartana Figli Di…“ ganz allein verfasst…) Denn hier reiht sich ein zotiger Gag an den nächsten, eine schon hundertmal ausgelutschte Plattitüde folgt der anderen und alles ist so albern und strunzendumm, dass man eigentlich der Meinung gewesen sein müsste, selbst das hartgesottene Italo-Publikum sollte vor solch einem Abschaum schreiend Reißaus nehmen.
Da hätten wir beispielsweise einen nackten Pfarrer (hach, wie lustig!), einen (hoffentlich nur in der deutschen Fassung) sächselnden Antagonisten, der auf den sprechenden Namen Lupo (Ezio Marano) hört, und tatsächlich in schrecklichster Art und Weise den Mond anheult (wie originell!), weitere Antagonisten, die als Gespenster verkleidet nachts durch die Straßen ziehen (wie affig!), oder eine Wanda Vismara, bei der man sich größte Mühe gegeben hat, sie zur hässlichsten Witwe des Westens zu machen, damit man einen der Schurken (Lars Bloch mal recht prominent) zur Heirat mit ihr zwingen muss (wie gemein!)… Alles verpackt in eine sowieso kaum existente Story um eine kirchenbaufreudige Gemeinde, einen Spekulanten, der es auf deren Land abgesehen hat, sowie zwei schlagkräftige Halbzeitganoven, die eigentlich gar keine so schlechten Menschen sind und besagter Gemeinde daher mal mehr und mal weniger freiwillig zur Seite stehen (ein Dank an dieser Stelle an den-/diejenigen, die seinerzeit dafür gesorgt haben, dass in diesem Fall ausnahmsweise die so beliebten Protagonistennamen Sartana und Alleluja im Deutschen gegen Salto und Mortale ausgetauscht wurden).
Das ganz offensichtliche Vorbild dieses Unterfangens: „Lo Chiamavano Trinità…“. Daher wird sich hier dann auch bei jeder Gelegenheit minutenlang auf die Schnauze gehauen. Und man guckt echt die ganze Zeit auf die Uhr… Ja, „Alleluja E Sartana Figli Di… Dio“ ist einer dieser seltenen Fälle, bei denen man wirklich denkt, dass man über die – mitunter ganz offensichtlich gesetzten – Schnitte der deutschen Fassung noch dankbar sein sollte.
Regisseur Mario Siciliano gelingt es dann auch zu keiner Zeit, sein völlig freidrehendes Ensemble zu bremsen – oder er wollte dies einfach gar nicht. Schließlich wurde auch ansonsten überhaupt kein Wert auf Qualität gelegt: So fanden die Außenaufnahmen mal wieder auf bzw. vor irgendwelchen italienischen Wiesen und Kiesgruben statt (die eine Western-Stadt macht es auch nicht besser) oder wurde die an sich ganz hörbare Musik von Elvio Monti und Franco Zanli (hoffentlich nur in der deutschen Fassung) um die schreckliche „Popcorn“-Version von Hot Butter erweitert, die entsprechende Szenen selbst in einem normalen Film ungenießbar gemacht hätte.
Und die Schauspieler? Nun, Alberto Dell’Acqua (der hier unter dem Pseudonym Robert Widmark auftritt) und Ron Ely machen ihre Sache eigentlich gar nicht so schlecht. Aber gerade weil man sieht, wie viel Spaß sie bei ihrem Overacting hatten, kann man sie hier so gar nicht verknusen. Klar, Uschi Glas, sah damals noch ganz nett aus, aber mehr ist es bei ihr, wenn man ehrlich ist, dann auch nicht und der Rest macht sich einfach nur vollkommen zum Horst. Das tut bei eigentlich ordentlichen Darstellern wie Ezio Marano dann besonders weh.
Und so lässt sich konstatieren, dass „100 Fäuste und ein Vaterunser“ seinen grauenvollen Ruf völlig zu Recht weg hat. Auch wenn ich den Darstellern letztendlich wohl verzeihen kann, was Siciliano und seine Autoren hier verbrochen haben, ist kaum wiedergutzumachen. Das ist nicht nur albern, das ist grenzdebil! Und durch die Verwendung von „Popcorn“ ist der Score von „Alleluja E Sartana Figli Di… Dio“ wahrscheinlich sogar der schrecklichste aller italienischen Western. Von daher: Wenn es neben Fidanis Beiträgen (und vielleicht „Rita Nel West“) einen Italowestern gibt, den ihr komplett ruhigen Gewissens weglassen könnt, dann ist es dieser!
Übrigens: Ich hab jetzt nicht gezählt, aber ich würde mal meinen, auf 100 Fäuste kommt man hier nicht. ;)
Zitate
„Man muss das Wasser ja nicht trinken, aber zum Waschen geht’s eigentlich.“(ein Gemeindemitglied hat einen Geistesblitz)
„Die Typen stören doch immer.“(ein Gemeindemitglied überraschend geistesgegenwärtig über Pfarrer)
„Mir ist noch nie richtig klargeworden, wozu die eigentlich da sind.“(ein anderes Gemeindemitglied war auch noch nie in der Kirche)
„Hast du Familie?“ – „Ich nicht, aber meine Eltern…“(Mortale gibt das Niveau des Streifens vor)
„Wir haben gedacht, dass sich neben ner neuen Kirche auch n hübscher Friedhof ganz gut machen würde.“(Lupo denkt ganzheitlich)
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