Der Schrei der schwarzen Wölfe
★★★ ++
- Jahr: 1972
- Regie: Harald Reinl
- Darsteller: Ron Ely, Raimund Harmstorf, Arthur Brauss, Gila von Weitershausen, Jean-Claude Hoffmann, Angelika Ott, Hans Terofal, Catharina Conti, Carl Lange...
Story
Trapper Bill Robinson (Ron Ely) will im Alaska des Jahres 1903 eigentlich nur ganz in Ruhe in der Wildnis leben und Felle erbeuten. Als er jedoch des Mordes bezichtigt wird und der fiese Bandit Tornado Kid (Arthur Brauss) seinen kindlichen Freund Jimmy (Jean-Claude Hoffmann) gefangen nimmt, muss er von seinen Bergen herunterkommen…
Worte zum Film
sehr coole, unverbrauchte Kulissen und Locations; ordentliche Darsteller; storytechnisch eher Stückwerk; nette, wenngleich redundante Musik; sucht die Nähe zum Italowestern
Bewertung
Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht unlogisch erscheint: „100 Fäuste und ein Vaterunser“ ist Schuld daran, dass ich mir „Der Schrei der schwarzen Wölfe“ unbedingt angucken wollte. Ja. Und beim zweiten Blick erschließt sich das vielleicht auch ganz schnell. Schließlich teilen sich beide Filme nicht nur den Drehbuchautor Kurt Nachmann, sondern zusätzlich auch noch drei Schauspieler (Hauptdarsteller Ron Ely sowie Angelika Ott und Dan van Husen). Im Gegensatz zu der unfassbaren Graupe „Alleluja E Sartana Figli Di… Dio“ ließ in diesem Fall jedoch Regisseur Harald Reinl auf einen deutlich besseren Ausgang hoffen.
Tatsächlich sieht man „Der Schrei der schwarzen Wölfe“ seine deutsche Herkunft sehr an, auch wenn die ganze Produktion eindeutig in Richtung Italowestern schielt. So hat man etwa die großartige Goldgräbersiedlung, die man – wie es scheint – extra hierfür hochgezogen hat, aber so was von schlammig gestaltet. Sieht toll und – ja! – durchaus realistisch aus. Ob der Rest der wahrlich auch nicht in jeder Szene verschneiten österreichischen Alpen ebenso realistisch als Alaska, das sie hier doubeln, durchgeht, weiß ich dagegen nicht so genau zu beurteilen. Das spielt aber auch überhaupt keine Rolle, da man ja jedes Mal, wenn ein Western in den Alpen gedreht wurde, feststellt, wie unverbraucht und dabei atemberaubend schön die dortigen Locations doch sind. Insofern ist „Der Schrei der schwarzen Wölfe“ optisch eine glatte Wucht!
Inhaltlich ist das, was Kurt Nachmann hier abliefert, eher Stückwerk. Die, wie sich im weiteren Verlauf herausstellen soll, geistig behinderte, junge Indianerin Akaena (Catharina Conti), die erst wichtig erscheint, spielt mit einem Male gar keine Rolle mehr und taucht erst ganz gegen Ende wieder auf (und ja, immerhin hat man eine solche Figur noch nie gesehen, wenngleich ich immer noch ein wenig bezweifle, dass sie von Nachmann tatsächlich so intendiert war – falls er sie jedoch als gesund verkaufen wollte, wäre ihr dann strohdoofes Verhalten schon eine Frechheit). Ein ähnliches Schicksal ereilt interessanterweise auch Hauptfigur Bill Robinson (Ron Ely), der zwischendurch ebenfalls lange abtauchen muss. Allerdings tut sich der Film, der sich in dieser Zeit auf Jack Harper und damit den wesentlich charismatischeren Raimund Harmstorf konzentriert, damit eindeutig einen Gefallen. Und als wäre es ein Muster von Nachmann, hat auch Bandenchef Tornado Kid (Arthur Brauss) mitunter einfach Wichtigeres zu tun und überlässt die Geschäfte in der Happy Camp betitelten Siedlung (auf so nen Namen konnte nur ein Deutscher kommen) einem Untergebenen…
Die so schon nicht soo originelle Geschichte um einen Mann, an dem sich gleich mehrere Parteien rächen wollen, wird dabei leider auch dem Italowestern angepasst, sprich mit ordentlich Kloppereien angereichert, und wird gen Ende gar ein wenig hanebüchen, wenn sich ein alter Kumpel von Bill erst auf lächerlichste Weise von Harper verarschen lässt, Tornado Kid Akaena den Kopf wegsprengen will und Carl Langes Charakter Nicholas Morse dann auch noch stirbt, obwohl er zuvor „nur“ einen Schlag auf den Kopf gekriegt hat. Und die letzten Bilder sind sowieso eine Sache für sich. Die kann man ja fast schon homoerotisch auslegen… Alles in allem und gerade unter der routinierten Regie von Harald Reinl kann „Der Schrei der schwarzen Wölfe“ jedoch ganz ordentlich unterhalten.
Dazu tragen auch seine Darsteller bei, unter denen Raimund Harmstorf – wie bereits angedeutet – eindeutig herausragt. Eigentlich hätte ihm und nicht Ex-Tarzan Ron Ely die Hauptrolle zugestanden, der hier sowieso aussieht wie ein Strauchdieb. Arthur Brauss, der im selben Jahr auch für Wim Wenders vor der Kamera stand, war tatsächlich auch schon mal besser und Gila von Weitershausen ist mir ein wenig zu ängstlich gewesen. Dafür überzeugen Angelika Ott, Dan van Husen und Co. – und sogar der kleine Jean-Claude Hoffmann nervt nicht.
Dazu gibt’s hier schöne Hunde zu sehen und nette Musik zu hören, die auf die Dauer allerdings ein wenig redundant ist. Zusammen mit den überragenden Bildern der wunderschönen Alpen, die hier eindeutig die Hauptattraktion sind, den insgesamt ordentlichen Darstellern und der – trotz der italienisch anmutenden „Erweiterungen per Faustkampf“ – ebenso einzuschätzenden Story macht das „Der Schrei der schwarzen Wölfe“ zu einem durchaus ansehbaren Vertreter, bei dem man allerdings das Gefühl nicht loswird, mit dieser tollen Goldgräbersiedlung und diesem Raimund Harmstorf im Rücken wäre durchaus auch noch etwas mehr drin gewesen.
Übrigens: Von wegen „schwarze Wölfe“ – Schäferhunde sind das (natürlich)…
Zitate
„Eine Stecknadel in einem Schneehaufen zu suchen – das ist kein Job für nen Mann aus dem Süden.“(Texaner Jack Harper (Raimund Harmstorf) steht nicht auf kalte Finger)
„Wer gegen Wölfe kämpft, hat nur aufrecht eine Chance!“(Bill Robinson braucht keine Sitzgelegenheit)
★★★ ++