Bonanza Folge 6 – „Eine Romanze für Little Joe“

„The Julia Bulette Story“

Zusammenfassen lässt sich diese 6. Bonanza-Folge leider mit der traurigen Erkenntnis: Es geht weiter abwärts. Ja, tatsächlich, denn auch wenn ich natürlich weiterhin die Hoffnung hege, irgendwann wieder guten Stoff vorgesetzt zu bekommen, so wird diese Hoffnung hier wie jedes Mal auf’s Neue mit Füßen getreten und verhallt ungehört im Raum. Ich weiß im Moment leider gar nicht mehr, was ich früher an der Serie so geil fand, wenn ich ehrlich bin… Gut, wir wollen mal noch nicht ganz resignieren. Sagen wir einfach mal, wir geben der Serie 20 Folgen Zeit, um sich zu etablieren. Schließlich haben selbst die Dukes bei mir 6 Folgen Anlaufzeit gebraucht, bevor es endlich richtig gescheppert hat und manchmal muss man sich ja einfach nur reinsehen, sozusagen. Dann muss es aber auch endlich mal vernünftigere Folgen geben. Und da wir da noch nicht angekommen sind, hoffen wir weiter, stellen für diese jetzt aber erstmal enttäuscht fest: „Eine Romanze für Little Joe“ ist erstmal so ziemlich der vorläufige Tiefpunkt (kann mich zwar nicht mehr erinnern, wie schlecht 2 und 3 jetzt wirklich waren, aber viel schlechter können die nicht gewesen sein).

Ich mein, man hätte es am Titel ja schon erahnen können, dass hier nichts Gutes bei rumkommen kann. Der jüngste und damit aufbrausendste der Cartwrights soll sich verlieben? Das kann ja mal wieder nur im Streit enden. Und genau so ist es natürlich auch, da sich Joe ausgerechnet in die stadtbekannte Spielhöllenbesitzerin verliebt: Julia Bulette. Selbstredend ist diese vorher auch noch nie aufgetaucht, was aber fix damit erklärt wird, dass Joe sich vorher tatsächlich noch nie in ihren Laden verirrt hat (das verwundert zwar zunächst, lässt sich im Laufe der Story aber nur allzugut nachvollziehen, doch dazu gleich mehr). So und wo ist dabei jetzt – bis auf den offensichtlichen, extremen Altersunterschied – das Problem, wird mancher sich zu Recht fragen. Es liegt natürlich wie so oft in der Vorgeschichte der Lady begründet, die ein unaussprechlich schlimmes Geheimins bergen muss, denn wir werden tatsächlich über die gesamte Länge der Episode darüber im Unklaren gelassen, warum sie von jedem (braven) Mitbürger der Stadt geächtet wird. Sicherlich, sie führt das wahrscheinlich bestgehendste Lokal der Stadt, das darüber hinaus auch noch dem Glücksspiel fröhnt, Alkohol verharmlost und in den Hinterzimmern sicherlich noch andere Freuden bereit hält (und das Ganze auch noch als Frau!) und ihr Leibwächter, der auch noch so tut, als wäre er so ne Art Ex-Geliebter von ihr, den man einfach nicht los wird (wird auch nie richtig erklärt, angeblich wären se nur „Partner“, is klar), ist ein absoluter Kotzbrocken, aber das kann doch nicht alles sein. Nein, wahrscheinlich ist sie einfach früher mal ne Hure gewesen, schätze ich, die sich irgendwann selbstständig gemacht hat, so sieht’s aus! Alles andere erklärt doch diesen Hass und diese Abgrenzung von ihr durch alle anderen hier in keinster Weise. Und dann bin ich sehr enttäuscht von dieser Serie, denn genau das hätte man doch in einer solchen schön ansprechen können: Dinge, die man im Kino seinerzeit vielleicht nicht gezeigt oder eben gesagt hätte. Aber wahrscheinlich musste Bonanza an dieser Stelle kindgerecht gehalten werden. Wenn ein Indianerstamm aufgrund einer Intrige in Folge 4 einfach abgeschlachtet wird, ist das ok für die Prime Time, aber das Wort Hure durfte da natürlich nicht fallen. Zum Kotzen! Wenn es ne andere Erklärung dafür geben sollte, erzählt sie mir, aber ich kann es mir nur so vorstellen und dann hab ich wie gesagt nen Hals. Na ja, weiter im Text.

Jedenfalls wird diese „Beziehung“ zwischen Little Joe und Julia, die sich eigentlich nur aus zwei Begegnungen und damit zwei Blicken in die Augen speist (und natürlich aus der Tatsache, dass Little Joe in ihr seine Mutter sieht), was natürlich auch wieder lächerlich ist, aber mehr Zeit ist in ner Serien-Folge eben nicht, das sehe sogar ich ein, diese Beziehung noch zusätzlich dadurch belastet, dass um die Dame so’n mysteriöser Schleier gelegt wird. Denn es wird behauptet, dass sie ein ManEater wäre (ich sag doch: ne Hure!) und man erwartet dann natürlich, dass sie mit Little Joe nur rumspielen würde (was sie zuerst auch tut), aber sie hat ihre Momente und scheint eigentlich einen guten Kern zu haben, sodass man hierüber nachgrübeln kann und sicherlich auch soll. Und das wäre auch alles so weit in Ordnung, wenn nicht, wie so oft in den Filmen dieser Zeit all ihre Handlungen komplett unlogisch und unnachvollziehbar wären, nicht zusammen passen würden und damit nicht erklärbar wären. (Spoiler) Beispiel: Während der Epidemie ist sie total nett und lässt Little Joe an sich ran, aber nur so weit, dass es nicht zum Äußersten kommen kann, sozusagen und gibt ein richtig gutes Bild ab, aber als Pa sich dann bei ihr entschuldigt für sein dämliches Verhalten, nimmt sie das wieder zum Anlass, Little Joe eins auszuwischen und lässt wieder die Hure raushängen, danach schmeißt sie ihn glaube ich sogar aus dem Lokal. Und dazwischen war noch irgendwas mit ihrem Bodyguard da, ich krieg das nicht mehr zusammen, war alles dämlich. (Spoilerende) Und insofern hab ich damit einfach ein Problem bzw. ich sehe das Problem nicht. Sie scheint zwar ganz ok zu sein, ist aber wohl mit sich selbst nicht ganz im Reinen, also lass ich die doch links liegen… Little Joe aber natürlich nicht.

Das geht dann soweit, dass Pa einschreiten muss (wer auch sonst soll so was lösen?). Und weil ein Gespräch mit Joe natürlich keinen Sinn hat, reitet er flugs zur Quelle des Unheils und bittet Julia, die Beziehung zu beenden. Bitte? Wie blöd ist er denn? So was gehört sich erstens nicht und zweitens hätte er sich die Jetzt-erst-recht-Reaktion, die dann folgt, doch absolut denken können. Denn angeblich hätte Julia jetzt schon von Joe abgelassen, aber so führt sie ihn natürlich noch mal richtig an der Nase herum und lässt ihn sich für sie prügeln und Streit anzetteln, wo es nur geht. Und das wiederum missfällt Pa natürlich gewaltig, aber er kann nichts weiter tun. Selber schuld, kann ich da nur sagen.

Und dann kommt wieder der Unglaubwürdigkeitsfaktor ins Spiel: (Spoiler) Denn dann bricht natürlich mit mal ne Fieber-Epidemie (gelbes, meine) im nahe gelegenen Silber-Bergwerk aus und auf die Frage, wer denn bereit wäre zu helfen, ist es natürlich nur Julia, die ihr Lokal als Krankenstation und sich selbst als Krankenschwester anbietet. Hat se also doch wieder nen guten Kern, das geht da hin und her, man kommt gar nicht mehr hinterher. Na ja, jedenfalls wird die Epidemie vom Doc fachgerecht abgewandt, es wird alles mal wieder nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Wird halt nur für die Story grad kurz gebraucht, lächerlich so was. Und wenn Joe dann so richtig am Boden am Ende in den Saal geht, wo alle das Ende der Epidemie feiern und immer noch für seine Julia einsteht, dann ist das schon mehr als merkwürdig… Allerdings ist die Art und Weise sehr gut, denn er geht richtig schön dazwischen zwischen die ganzen Spießer und haut mal mit der Faust auf den Tisch. Das passiert in dieser Serie weiterhin einfach viel zu wenig. Und dann passiert doch endlich mal was. Schwuppsdiwupps ist sie doch Ehrenmitglied der örtlichen Feuerwehr (einen lächerlicheren Titel kann man sich gar nicht vorstellen), lehnt aber Joes Antrag (einen lächerlicheren Moment kann man sich wohl kaum vorstellen) natürlich ab. Der ist beleidigt, aber nicht geheilt, also muss es weiter gehen. Und natürlich ahnt man das Ende dann schon. Wie schon einmal öfter mittlerweile in dieser Serie geschehen, muss es natürlich zum Äußersten kommen und die Geliebte muss erst sterben, bevor Ruhe ist. Dank ihres ekligen Bodyguards, der sie einfach mal niedersticht und mit ihren Klunkern verduftet, passiert das dann auch und auf dem Sterbebett gesteht sie Joe dann endlich auch, dass auch sie ihn lieben würde. Den nimmt das zwar mit, aber er hat offensichtlich endlich seinen Frieden mit ihr geschlossen (ich hab keine Lust mehr, zu betonen, wie unglaublich dämlich und unglaubwürdig das ist), sodass danach endlich Schluss sein kann. Ein Glück, sag ich da nur. (Spoilerende) Und ich weiß jetzt nicht, wem das nun gefallen soll, ich fand das alles einfach nur daneben.

Daneben find ich mittlerweile leider auch viel zu oft die Cartwrights selber. Und das ist schon ziemlich blöde, weil die ja nun mal die Sympathieträger hier sein müssen bzw. müssten. Aber es tut mir leid, so spießige Sympathieträger wie hier gab es selten. Pa macht den Anfang. Der lebt das alles vor und hat die weißeste Weste von allen. Die strahlt so doll, dass es echt weh tut in den Augen. Er hat seinen Jungs dann auch beigebracht, dass man enthaltsam leben und den Alkohol so gut es geht weglassen soll. Deswegen trinken die hier auch nicht wirklich. Joe besäuft sich am Ende zwar aus Liebeskummer, wirkt aber nie besoffen, viel kann er also nicht gehabt haben und lehnt außerdem vorher einen Drink ab, genauso wie Pa. Und Hoss und Adam bestellen sich im Mittelteil n Bier, trinken da aber nur zwei Schluck von. Adam nimmt wenigstens vor dem unvermeidlichen Gehen noch nen großen Hieb, damit das nicht ganz umsonst gekauft wurde, wenigstens was. Der ist sowieso mittlerweile mein Liebling, muss ich sagen, er ist der einzige, dessen Handlungen meist nachvollziehbar und realistisch sind und der das ganze seltsame Treiben da mit Humor sieht. Mal schauen, wird auch für ihn bestimmt noch n dickes Ende geben. Die Scriptautoren hier sind ja ziemlich hart. Ansonsten geht mir diese ganze Spießer-Bande mit ihrem ewigen „Wir mischen uns überall ein, weil wir immer recht haben und klären alles, so gut es geht, mir Worten.“-Getue (so schießt Joe dem blöden Bodyguard z. B. auch nur in den Arm) mittlerweile leicht auf den Sack. Mal schauen, wie sich das entwickeln wird.

Schauspielerisch bleibt alles beim Alten. Greene ruht in sich und Landon überzieht total. Die anderen beiden haben ja kaum Screentime hier. Und bei Special Guest Jane Greer (komisch, ich kannte vor nur Pam Grier) bin ich mir nicht sicher, ob dieser seltsam nichtssagende Ausdruck auf ihrem Gesicht zur Rolle gehörte oder ob sie einfach nichts drauf hatte. Na ja, werde es wohl nie erfahren.

Hätte am Ende auch alles sowieso nix, aber auch gar nix geholfen, weil die Folge einfach so dermaßen dämlich ist, dass es weh tut. Und das Schlimmste: Das alles ist auch kein Western, sondern das ist eine Geschichte für ne Daily Soap und genau da könnte die Folge wegen mir auch hin. Ich bin durch damit, Tiefpunkt erreicht, fertig, nächste bitte!

(★★★ --)

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